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Nutzgarten, Ziergarten, Kräutergarten, Kräutergarten anlegen

Ziergarten oder Nutzgarten – Welches Gartenkonzept ist besser?

7 Minuten Lesezeit

In früheren Zeiten gehörte ein Nutzgarten bei Familien, die ein eigenes Haus und damit einen Garten besaßen, fast zum Standard. Dies lag zum Teil daran, dass Obst und Gemüse in den Geschäften nicht in einer solch großen Auswahl angeboten wurde und dieses im Vergleich zum eigenen Anbau recht teuer war. Der Gemüseanbau lohnte sich daher schon allein in finanzieller Hinsicht und war ein wichtiger Aspekt in der Gartengestaltung.

Heute werden Gärten jedoch auch häufig als Ort genutzt, wo sich die Freizeit auf angenehme Weise verbringen lässt. Diese Gärten werden daher mit Gehölzen und Blumen bepflanzt, die vor allem optisch attraktiv sind. Darüber hinaus gibt es aber auch Gartenarten, die einen Ziergarten und einen Nutzgarten vereinen. Auf diese Weise ist für frisches Obst und Gemüse und gleichzeitig für einen privaten Rückzugsort im Freien gesorgt.

 

Von Zierpflanzen und Nutzpflanzen

Pflanzenliebhaber würden behaupten, dass grundsätzlich alle Pflanzen einen zierenden Aspekt besitzen. Allerdings gibt es in der Kultur von Zierpflanzen und Nutzpflanzen doch einige Unterschiede. Das fängt beim Standort an und hört bei der Pflege der Pflanzen auf.

 

Nutzpflanzen sind pflegeintensiver

Die wichtigste Besonderheit von Nutzpflanzen im Garten besteht natürlich darin, dass sie in erster Linie als Bezugsquelle für pflanzliche Lebensmittel dienen. Aus diesem Grund müssen die Pflanzen ökologisch kultiviert werden.

Chemische Düngemittel sind hier ebenso tabu wie künstliche Pflanzenschutzmittel, denn beides kann über den Kulturboden und auch über Schale und Blätter von Gemüse, Obst und Kräutern in die Lebensmittel einziehen. Für die Gesundheit ist das äußerst schädlich, wie Studien zur Schadstoffbelastung von Lebensmitteln immer wieder aufzeigen.

Anstatt chemischen Keulen müssen im Nutzgarten daher natürliche Pflanzenschutz- und Düngemittel wie Ackerschachtelhalm-Sud, Brennnesselsud und Brennnesseljauche zum Einsatz kommen. Speziell mit Blick auf den Pflanzenschutz können zudem Nützlinge wie Gartenvögel, Bienen, Hummeln und Florfliegen gute Dienste leisten. Gerade Hummeln und Bienen sind hier auch für die Bestäubung von Obstgehölzen unerlässlich, weshalb ein guter Nutzgarten auf Spezialkulturen wie die Bienenweide setzen sollte.

Gleichwohl ist es in Nutzgärten wichtig, Pflanzen nach Möglichkeit strategisch klug zu pflanzen. Einerseits ist es sinnvoll, Pflanzen wie Schnittlauch oder Tagetes zwischen Gemüseflanzen zu platzieren. Denn Schädlinge mögen den Geruch dieser Pflanzen nicht und bleiben folglich fern. Andererseits gelten allen voran Gemüsepflanzen wie Kohlgemüse als Starkzehrer. Sie dürfen daher nicht dauerhaft am gleichen Beetstandort angepflanzt werden und müssen meist jährlich einen Standortwechsel vollziehen.

Bei Obstgehölzen kommen wiederum alljährliche Schnitt- und Pflegemaßnahmen wie das Veredeln von Obstbäumen oder der Baumschnitt für höheren Ertragsreichtum hinzu. Und auch die Ernte von Gemüse und Obst selbst fügt dem Arbeitsaufwand im Nutzgarten noch einige Zusatzschritte hinzu.

 

Zierpflanzen sind kostspielig

Während man zahlreiche Nutzpflanzen kostengünstig per Aussaat und Gewinnung von Samen aus den Früchten der Gewächse ziehen kann, muss man bei Zierpflanzen häufig tiefer in die Tasche greifen. Zum einen tummeln sich unter ihnen viele exotische Gewächse, die schwer zu bekommen sind, und bei mangelnder Winterhärte auch jedes Jahr neu nachgekauft werden müssen.

Zum anderen gehören zu den Zierpflanzen auch viele Ziergehölze, die schon allein aufgrund ihrer Größe eine kostspielige Anschaffung sind. Will man dann noch prächtige Farb- und Formverläufe in den Ziergarten zaubern, kommt man als Gärtner nicht gerade billig davon.

Was die Pflege anbelangt, sind die meisten Zierpflanzen aber genügsam. Ziergehölze erhalten hin und wieder einen Formschnitt, wachsen ansonsten bei guter Winterhärte aber unbedarft wie in freier Wildbahn.  Zierstauden und Blumen kommen meist gar gänzlich ohne besondere Pflege aus.

 

Vor- und Nachteile des Nutzgartens

Nachdem in den letzten Jahren und Jahrzehnten der eigene Obst- und Gemüseanbau nicht mehr ganz so attraktiv erschien, haben einige Skandale in der Lebensmittelbranche und auch ein verändertes Gesundheitsbewusstsein dafür gesorgt, dass der Anbau von eigenem Obst und Gemüse inzwischen wieder recht beliebt geworden ist. Selbst Menschen, die nur über einen Balkon verfügen, bauen dort in Töpfen Gemüse, Obst und Kräuter an.

Ein wichtiger Grund hierfür ist sicherlich die Tatsache, dass auf diese Weise gesichert ist, dass im Bio-Obst und Bio-Gemüse aus eigenem Anbau keine gesundheitsschädigenden Düngemittel oder Insektizide enthalten sind. Stattdessen können die Pflanzen durch Kompost oder natürliche Dünger aus dem Handel mit allen Nährstoffen, die sie für ein gutes Wachstum und die Fruchtbildung benötigen, versorgt werden.

 

Nutzgarten, Ziergarten, Kräutergarten, Gemüsegarten
Übrigens: Viele Nutzpflanzen besitzen ebenfalls einen hohen Zierwert. Das gilt insbesondere für Kräuterpflanzen wie Ringelblumen oder Schnittlauch, aber auch für zahlreiche Gemüsestauden und Obststräucher

Der Nachteil eines großen Nutzgartens liegt allerdings darin, dass Sie den ganzen Sommer über viel zu tun haben. Jeden Monat reifen unterschiedliche Gemüsearten, die Sie kaum allesamt frisch essen können. Schon bei der Planung eines Nutzgartens sollten Sie sich deshalb darüber im Klaren sein, dass Sie in dieser Zeit mit dem Pflücken und dem anschließenden Waschen, Zerkleinern und dem Einfrieren oder Einkochen beschäftigt sein werden.

Wenn Sie berufstätig sind, bedeutet dies, dass Sie einen mehr oder weniger großen Teil Ihrer Freizeit für diese Arbeiten opfern müssen. Anders als bei einem Ziergarten, bei dem Sie Ihre Nachbarn bitten können, in Ihrem Urlaub für die nötige Bewässerung der Pflanzen zu sorgen, wird die Ernte Ihres Obstes und Gemüses kaum jemand übernehmen. Eine längere Abwesenheit ist daher im Prinzip nur außerhalb der Sommersaison möglich.

Vorteile am Nutzgarten:

  • Frisches Obst und Gemüse aus eigener Produktion
  • Auch bei kleinem Platzangebot realisierbar
  • Obst und Gemüse lässt sich aus Restgut preiswert selbst ziehen

 

Nachteile am Nutzgarten:

  • Obst und Gemüse nimmt aus der Luft trotzdem Schadstoffe auf (gerade in der Innenstadt)
  • selbstangebaute Nutzpflanzen sind sehr pflegeintensiv
  • Je nach Größe des Gartens droht Überproduktion

 

Vor- und Nachteile eines Ziergartens

Ob ein Ziergarten mehr oder weniger Arbeit als ein Nutzgarten verursacht, ist vor allem davon abhängig, welche Pflanzen Sie dort setzen. Einige Gewächse sind äußerst pflegeleicht und können fast sich selbst überlassen werden, andere brauchen dagegen sehr viel Aufmerksamkeit. Generell empfinden viele Hobbygärtner die Arbeit im Garten jedoch als angenehm und betrachten sie als schönen Ausgleich zum Berufsalltag.

Wenn Sie zu dieser Gruppe gehören, können Sie ruhig Pflanzen wählen, die ein wenig Pflege benötigen. Andernfalls entscheiden Sie sich am besten für besonders robuste Pflanzen wie die Stauden oder die Steingartenpflanzen, die oftmals sogar ohne Bewässerung auskommen. Doch auch hochwachsende Prachtstauden sind in der Regel sehr pflegeleicht, sobald sie am Standort etabliert sind.

 

Ziergarten, Staudengarten
Hoher Blütenreichtum für wenig Arbeit: der Ziergarten verspricht maximalen Zierwert bei oftmals geringen Pflanzenansprüchen

Abgesehen von der Versorgung mit ausreichend Wasser haben Sie im Sommer in einem Ziergarten nur relativ wenig zu tun. Die meisten Arbeiten wie den Rückschnitt von Sträuchern oder das Düngen der Pflanzen erledigen Sie am besten im Frühling und im Herbst. Im Hochsommer können Sie daher das schöne Wetter genießen und es sich in Ihrem Garten bequem machen.

Ein weiterer Vorteil eines Ziergartens gegenüber einem Nutzgarten besteht darin, dass er auch im Winter gut aussieht, soweit er geschickt bepflanzt wurde. In den Beeten im Gemüsegarten stehen zu dieser Zeit beispielsweise nur noch einige Gemüsearten wie der Grünkohl, die erst im Winter geerntet werden. Ansonsten liegt der Garten brach und ist dadurch nicht wirklich dekorativ.

Ein Ziergarten kann dagegen mit immergrünen Gehölzen und Bodendeckern bepflanzt werden. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Pflanzen, die sehr spät oder sehr früh im Jahr oder sogar im Winter blühen. Wenn Sie beim Einkauf der Pflanzen für Ihren Ziergarten ein wenig auf die Blütezeit achten, können Sie sich das ganze Jahr über an Blüten erfreuen.

Vorteile des Ziergartens:

  • Ziergarten ist prachtvoller als ein Gemüsegarten
  • Unterschiedlich gestaltbar
  • Je nach Pflanzen sehr pflegeleicht
  • Teils wintertauglich

 

Nachteile des Ziergartens:

  • Kein Nutzen für Selbstversorger
  • Teuer in der Zusammenstellung

 

Der Kompromiss zwischen Zier- und Nutzgarten

Nun folgen noch einmal die Vor- und Nachteile der beiden Beetformen zusammengefasst. Dennoch gilt: Lassen Sie sich die beiden Beete durch den Kopf gehen und entscheiden Sie in aller Ruhe.

Beim Anlegen Ihres Gartens müssen Sie sich aber natürlich nicht unbedingt zwischen einem Gemüsegarten und einem auf Zierpflanzen ausgerichteten Garten entscheiden. Beide Varianten lassen sich hervorragend miteinander kombinieren. Auch eine Trennung zwischen Nutz- und Ziergarten ist nicht nötig.

In alten Bauerngärten wurden Zier- und Nutzpflanzen zum Beispiels nebeneinander in die Beete gesetzt und sorgten auf diese Weise für eine schöne Optik des Gartens und eine reichliche Ernte von frischem Obst und Gemüse.

Der Kräutergarten kann mit etwas Geschick ebenfalls zu einem Gartenkonzept mit hohem Zierwert werden. Blütenreiche Kräuterstauden und Kräutersträucher bringen hier sogar eine aromatische Note in das ziervolle Ambiente mit ein. Und selbst in gehobenen Ziergartenkonzepten wie dem Englischen Garten oder Cottage Garten ist neben prunkvollen Zierpflanzen wie Rosen für Nutzpflanzen immer Platz.


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