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Ysop, Hyssopus, Hysop, Hyssopus officinalis

Ysop pflanzen – Wirkung, Anwendung und Kultur

7 Minuten Lesezeit

Der  Hysop bzw. Ysop (Hyssopus) ist in jedweder Hinsicht ein außergewöhnliches Kraut. Nicht nur, dass die Pflanze mit den markant blau-violetten Blüten eine wichtige Färberpflanze darstellt, hat sie auch heilsame und aromatische Qualitäten. Dabei kommt es allerdings gerne zu Verwechslungen mit anderen Kräutern, die als Ysop bezeichnet werden. Wer echten Ysop pflanzen möchte, sollte daher zweimal hinsehen.

 

Ysop in der Küche und Medizin

Die wichtigste, kulinarisch und medizinisch genutzte Hysop-Art ist der Echte Ysop (Hyssopus officinalis). Der Name von Ysop ist diesbezüglich biblischen Ursprungs. Dort heißt es, dass der in Essig getränkte Schwamm, den man Jesus während der Kreuzigung reichte, um seinen Durst zu stillen, um einen Ysop-Zweig gewickelt war. Die Original-Bezeichnung des besagten Krautes in der Bibel lautet ēzōb bzw. esov. Der Begriff stammt aus dem Hebräischen und bedeutet übersetzt „Heiliges Kraut“. Ein weiterer Beiname des Hysops, der auf dieser biblischen Erwähnung beruht, ist Essigkraut.

 

Echter und falscher Hysop

Nun handelte es sich bei dem Ysop in der Bibel aber nicht um den echten Hyssopus, sondern um eine Art des Oregano, auch bekannt als Syrischer Ysop (Origanum syriacum). Dieser wird im Nahen Osten noch heute traditionell für die Zubereitung von Zaatar, einer Gewürzmischung aus mediterranen Kräutern verwendet und ist deshalb auch häufig als Zaatar-Oregano erhältlich.

Wissenswertes: Auch bei echtem Ysop handelt es sich um ein mediterranes Kraut, das von Südeuropa über den Nahen Osten bis hin zu Nordafrika heimisch ist. 

 

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Der Syrische Ysop ist zwar ebenfalls ein Gewürzkraut, gehört aber nicht zur Gattung Hyssopus

Interessanterweise trägt noch ein ganz anderes Zaatar-Kraut den Beinamen Ysop. Gemeint ist die Thymbra-Bergminze (Satureja thymbra). Zur Gattung der Bohnenkräuter gehörend, kennt man sie in ihrer kretischen Heimat auch als Römischer Ysop oder Europäischer Ysop.

Darüber hinaus ist auch die Anis-Duftnessel (Agastache foeniculum) unter dem Beinamen Anis-Ysop bekannt. Die Pflanze stammt aus Amerika und wird von den dort lebenden indigenen Völkern als Bienenweide und Heilpflanze gegen Verdauungsbeschwerden sowie Entzündungen, aber auch als Salatpflanze und Zutat für Kräuterliköre verwendet. Damit ähnelt Anis-Ysop in seiner Anwendung sehr dem echten Ysop.

Gewarnt sei an dieser Stelle vor einer folgenschweren Verwechslung des Ysops mit dem Natternkopf. Beide Pflanzen gibt es in Varianten mit blauen und rosa Blüten, die auffallend lange Griffeln besitzen. Letztere führen oft dazu, dass der Natternkopf für einen Ysop gehalten wird und umgekehrt. Allerdings handelt es sich beim Natternkopf um eine gefährliche Giftpflanze.

 

Natternkopf, Ysop
Gefährliche Verwechslung: der Natternkopf ist im Gegensatz zum Ysop eine hochgiftige Pflanze

Ysop als Gewürz- und Färberpflanze

Sowohl in der Küche als auch in der Heilkunde wird Ysop wegen seiner verdauungsfördernden Wirkung geschätzt. Ein wichtiger Hauptwirkstoff, der zu dieser Heilwirkung beiträgt, lässt sich bereits am würzig-bitteren Geschmack von Hyssopus herauslesen: Bitterstoffe.

Schon Dioskurides berichtet in seiner Materia Medica davon, dass Hysop mit fein gestoßenen grünen Feigen, Kresse, Schwertlilie oder Rauke vermengt oder mit Sauerhonig abgekocht den Bauch reinigt. Heutzutage verwendet man das Heilkraut gerne als Zutat für Verdauungsschnäpse, Magenbitter und Liköre. Hildegard von Bingen empfahl zudem einen Tee aus Hysop gegen Verdauungsbeschwerden.

Dabei verleiht Hysop etwaigen Elixieren nicht nur eine verdauungsfördernde Wirkung, sondern dank des pflanzeneigenen Farbstoffes Hyssopin auch eine einzigartige, laubgrüne Farbe. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Absinth. Die „Grüne Fee“ wurde früher hauptsächlich mit Waldmeister und Ysop grün eingefärbt. Und selbst zum Färben von Textilien ist Hysop seit dem Mittelalter bekannt, wurde er damals doch in Kombination mit Pottasche und Alaun zum Einfärben grüner Seide genutzt.

 

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Ohne Ysop wäre die charakteristische grüne Farbe des als Grüne Fee bekannten Absinths kaum denkbar

Inhaltsstoffe und Wirkung von Ysop

Abgesehen von verdauungsfördernden Eigenschaften enthält das ätherische Öl des Ysops auch entzündungshemmende, schleimlösende, nervenberuhigende Wirkstoffe. Neuere Studien förderten außerdem ein antimikrobielles, antivirales, antioxidatives und krampflösendes Wirkstoffprofil von Ysop zutage.

Die Studienergebnisse decken sich mit den von Dioskurides und anderen Heilkundigen des Altertums genannten Anwendungsbereichen für Hysop. Zu diesen gehören neben Verdauungsbeschwerden seit jeher auch Erkältungen, Grippe, Husten, Depressionen, Rachen- und Zahnfleischentzündungen. Einen großen Anteil machen hier Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, Pflanzensäuren und Terpene aus, darunter:

  • Apfelsäure
  • Cholin
  • Cineol
  • Diosmin
  • Diterpenoide
  • Flavonglykoside
  • Hesperidin
  • Isopinochamphon
  • Limiaceen
  • Limonen
  • Pinen
  • Pinocamphon
  • Pinocarvon
  • Rosmarinsäure

 

Achtung: Neben vielen heilsamen Inhaltsstoffen enthält Hysopus auch geringe Mengen Thujon. Dieses kann bei zu hoher Dosierung eine neurotoxische Wirkung entfalten und zu Krämpfen führen. Es wird daher empfohlen, das Heilkraut nur in schwacher Konzentration und nicht über einen längeren Zeitraum anzuwenden. In Kräutertees sollten nicht mehr als 5 Prozent der Teekräuter aus Ysopkraut bestehen.

 

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Übrigens: Über die nektarreichen Blüten des Ysops freuen sich im Garten auch Nützlinge wie Schmetterlinge, Hummeln und Bienen

Ysop pflanzen – Standort und Ablauf

Der Hysop ist nicht nur ein altes Mediterrankraut, sondern auch mit zahlreichen anderen mediterranen Kräutern verwandt. Wie Basilikum, Bohnenkraut, Gliedkräuter, Lavendel, Minze, Mönchspfeffer, Oregano, Salbei und Thymian gehört er nämlich zur Familie der Lippenblütler. Mit ihnen teilt sich Ysop nicht nur eine Pflanzenfamilie, sondern auch so manche Standortvorlieben.

 

Der richtige Standort für Ysop

Hysop ist ein kleinwüchsiger Halbstrauch, der Wuchshöhen von 30 bis 60 cm und eine Wuchsbreite von ca. 50 cm erreicht. Besonders viel Platz benötigt er also nicht. Wie für mediterrane Kräuter üblich, bevorzugt dabei auch Ysop sonnige und trockene Standorte.

Im Kräutergarten pflanzt man ihn deshalb am besten gemeinsam mit anderen Mediterrankräutern in der mediterranen Zone einer Kräuterspirale. Alternativ kann man ihn auch im Topf kultivieren. Auch Dachpflanzungen oder eine Kultur im Steingarten bzw. auf der Bienenweide sind möglich.

Erfreulicherweise ist Hysop trotz seiner Vorliebe für lichtreiche und warme Standorte aber bis -18 °C winterhart. Mit einem leichten Winterschutz kann man ihn also mehrjährig im Freiland kultivieren.

Als Standortsubstrat wünscht sich Ysop ein gut durchlässiges und nährstoffarmes, aber humusreiches Substrat. Eine Mischung aus Kokoserde und Sand oder aber sandig-lehmige bzw. kiesig-lehmige Gartenerde sind ideal. Der pH-Wert des Bodens sollte neutral bis leicht basisch sein und zwischen 7 und 8 Punkten liegen.

Einzelheiten zum Standort für Hysop:

  • sonniger und trockener Standort
  • durchlässiges, humoses, nährstoffarmes Substrat
  • sandig-lehmige oder kiesig-lehmige Böden wählen
  • pH-Wert des Bodens: neutral bis basisch, von 7 bis 8
  • ideal für: Kräuterspirale, Bienenweide, Dach- und Steingarten
  • Ysop ist bis -18 °C winterhart

 

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Eine Honigbiene labt sich am Nektar des Hysop

Ysop aussäen oder pflanzen

Wer eine Aussaat von Ysop anstrebt, kann das Saatgut ab April auf der warmen Fensterbank vorziehen. Da es sich bei Hyssopus um einen Lichtkeimer handelt, sollten Sie die Samen jedoch nur sehr dünn mit Erde bedecken. Eine Bodendicke von 0,5 cm ist hier völlig ausreichend.

Nach der Aussaat sind die Samen dann gleichmäßig feucht, aber nicht zu nass zu halten. Ab Mai können vorgezogene Jungpflanzen ins Freiland pikiert werden. Auch gekaufte Pflanzen dürfen Sie nun ins Beet setzen. Der finale Pflanzabstand beträgt 25 cm zu etwaigen Beetnachbarn.

 

Ysop gießen und düngen

Erhält Ysop ein geeignetes Standortsubstrat, zeigt sich die Pflanze unglaublich pflegeleicht. Mit Trockenheit kommt das Kraut sehr gut zurecht, sodass im Freiland kaum eine manuelle Bewässerung notwendig wird. Allenfalls im Topf sollten Sie gießen, sobald der Boden stark ausgetrocknet erscheint. Eine Düngung ist bei Hysop nicht erforderlich.

 

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Erntereifer Blütentrieb des Hysop

Ysop schneiden und vermehren

Blätter und Blüten des Ysops können sie ganzjährig ernten. Schneiden sie aber vorwiegend junge Kräutertriebe ab, da diese das beste Aroma besitzen. Der kampferartige Geschmack von Ysokräutern passt sehr gut zu Fischgerichten, aber auch zu Gemüsebeilagen und Salaten.

Zum Formerhalt können Sie den Ysopstrauch hin und wieder schneiden. Kürzen Sie vorrangig unverholzte Triebe, da das Altholz der Pflanze nach einem Schnitt nicht mehr austreibt. Führen Sie Schnittmaßnahmen am besten im Frühling vor dem Austrieb durch und behalten Sie beim Schnitt die finale Formgebung des Halbstrauches im Auge.

Zur Vermehrung können Sie entweder Samen des Hysops ernten und wie gewohnt aussäen oder aber eine Wurzelteilung durchführen. Letztere dient auch gleichzeitig der Verjüngung älterer Pflanzen.

Die Wurzelteilung erfolgt im Herbst, wenn das Gehölz seine Energie in die Wurzeln richtet. Das begünstigt nach der Teilung ein schnelles Anwachsen im Boden. Teilen Sie den Wurzelstock mit einem scharfen Messer in zwei gleich große Stücke. Diese können Sie anschließend gleich zurück ins Beet pflanzen.

 

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Rosa blühender Ysop ‚Roseus‘

Interessante Arten der Gattung Hyssopus

Die Gattung Hyssopus ist mit nur sechs bis sieben Arten relativ klein. Neben Hyssopus officinalis, der bevorzugt als Gewürz und Heilkraut Anwendung findet, gibt es hier noch folgende Arten:

  • Hyssopus ambiguus
  • Hyssopus cuspidatus
  • Hyssopus latilabiatus
  • Hyssopus marcanthus
  • Hyssopus seravaschanicus

Früher wurden noch einige weitere Arten zur Gattung Hyssopus gezählt, die inzwischen aber in andere Gattungen eingegliedert sind. Hierzu zählen unter anderem die Echte Kammminze (Elsholtzia ciliata / Hyssopus nepetoides) sowie verschiedene Arten der Duftnessel.

 

Ysop – Krankheiten und Schädlinge

Es sind keine nennenswerten Schadbilder für Ysop bekannt. Die Pflanze ist äußerst widerstandsfähig, was vor allem an ihrem reichen Gehalt an ätherischen Ölen liegt, die antimikrobiell und antiviral gegen Pflanzenkrankheiten wirken und außerdem auch als Fraßschutz gegen Schädlinge dienen.


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