Neben Kohlgemüse stellt Wurzelgemüse wohl die wichtigsten Wintergemüse Arten überhaupt. Der Begriff umschreibt die Gesamtheit aller essbaren Wurzeln von Nutzpflanzen. Dabei sind Möhren und Rüben aber längst nicht die einzigen Vertreter des Wurzelgemüses.
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ToggleWas ist Wurzelgemüse?
Grob lassen sich bei einer Pflanze immer drei Grundorgane unterscheiden: Blätter, Sprossachsen und Wurzeln. Die Wurzel bildet hierbei das einzige unterirdisch wachsende Pflanzenorgan und bildet neben den filigranen Feinwurzeln auch Grobwurzeln aus.
Von diesen markanten Wurzelverdickungen ist die sogenannte Leit- oder Hauptwurzel gewiss die größte. Ihr Ansatz liegt oft nur knapp unter, manchmal sogar über dem Erdboden und dient als Basis für die Sprosstriebe einer Pflanze.
Als Wurzelgemüse bezeichnet man nun gemeinhin essbare Grobwurzel, wobei auch Teile der Sprossbasis gemeint sein können. Entsprechende Wuchsformen sind je nach Pflanzenart sehr vielseitig ausgeprägt und umfassen drei Haupttypen:
- Rüben
- Knollen
- Zwiebeln
Wurzelgemüse: Die Nährstoffquelle im Winter
Die Grobwurzeln einer Pflanze fungieren als wichtiger Wasser- und Nährstoffspeicher. Mineralstoffe, die Pflanzen über über ihre Feinwurzeln aus dem Boden aufnehmen, werden hier ebenso eingelagert wie Vitamine, die das Wurzelsystem dem Pflanzenorganismus bei einem Überangebot vorübergehend entzieht und als Notreserven zurückhält.
Die Pflanzenwurzeln dienen somit als pflanzeneigener Vorratsspeicher, was Wurzelgemüse deutlich nährstoffreicher macht als beispielsweise Blattgemüse. Vor allem
- Calcium,
- Eisen,
- Kalium,
- Magnesium,
- Natrium,
- Phosphor,
- Vitamin A,
- Vitamin B,
- und Vitamin C
sind reichlich in Wurzelgemüse vorhanden. Abgesehen von ihrer Funktion als Speicherorgane sind Wurzeln darüber hinaus auch Überwinterungssorgane. Bei vielen Staudenpflanzen bleiben sie nach dem Absterben oberirdischer Pflanzenteile im Winter sogar als einziger Pflanzenteil im Boden zurück und garantieren so das Überleben der Pflanzen.
Wegen ihrer außergewöhnlichen Kälteresistenz ebenso wie ihrem Status als seltene wie auch reichhaltige Nährstoffquelle im Winter gehörte Wurzelgemüse für unsere Vorfahren zu den winterlichen Grundnahrungsmitteln. Auch ist es wegen seiner überwiegend festen Konsistenz eine ideale Grundlage für gesunde Snacks wie Gemüsechips.
Rübengemüse – Von Möhren, Rüben, Rettich und Co.
Kultrepräsentant des Wurzelgemüses ist gewiss das Rübengemüse. Meist durch lange Pfahlwurzeln gekennzeichnet findet man hier von der Möhre über Petersilienwurzeln und Pastinaken bis hin zu Rettich und Radieschen essbares Wurzelwerk in allen Farben des Regenbogens. Interessanter Weise wächst aber gerade der Namenspatron des Rübengemüses eher rundlich statt länglich. Zudem es gibt noch eine Vielzahl weiterer Gemüserüben, die sich optisch von den Kultrüben unterscheiden. Insgesamt zählen zu den wichtigsten Arten des Rübengemüses:
- Haferwurzel
- Möhre
- Pastinake
- Petersilienwurzel
- Rettich
- Meerrettich
- Rüben
- Rübsen
- Schwarzwurzel
Rübe ist nicht gleich Rübe
Differenzieren muss man bei Rübengemüse zwischen Wurzelgemüse wie Möhren oder Pastinaken, die eine Rübe als Speicherorgan ausbilden und der eigentlichen Gattung der Rüben. Bekannteste Vertreter sind hier sicherlich die Futterrübe, Zuckerrübe und Rote Beete. Und auch verschiedene Arten des Rettichs wie etwa Radieschen besitzen eher eine rundliche bis zwiebelförmige Rübe.
Übrigens: Auch wenn es der Name anders vermuten lässt, gehört der Meerrettich nicht zu den Rettich Arten, sondern zur Gattung Armoracia. Ähnlich verhält es sich auch mit dem als Wasabi bekannten Japanischen Meerrettich aus der Gattung Eutrema.
Für noch mehr Verwirrung sorgt außerdem gerne die sogenannte Rübse. Sie gehört eigentlich zum Kohlgemüse, woran Unterarten wie Pak Choi und Chinakohl auch keinen Zweifel lassen. Allerdings gibt es mit Varianten wie der Speiserübe oder Herbstrübe auch Rübsen, die zum Wurzelgemüse zählen.
Ungeachtet der hohen Verwechslungsgefahr können sowohl Meerrettich als auch die Speiserübe als Wintergemüse sehr wertvoll sein. Denn ihre scharfen Inhaltsstoffe befreien die Atemwege im Falle von Husten und wirken schleimlösend. Dem Meerrettich im Speziellen wurden inzwischen sogar antibiotische und antivirale Eigenschaften nachgewiesen, die nicht nur gegen Erkältung und Grippeviren, sondern sogar gegen Harnwegsentzündung helfen.
Knollengemüse – Mehr als nur Kartoffeln
Sofern die Sprossbasis einen wichtigen Anteil am Wurzelgemüse hat, spricht man auch gerne von Knollengemüse. Das ist zum Beispiel beim Kohlrabi oder Fenchel der Fall, der wie die Steckrübe sowohl zum Kohl- als auch zum Wurzelgemüse gehört.
Daneben lassen sich aber auch zu Knollen verdickte Speicherwurzeln als Knollengemüse bezeichnen. Die berühmteste Knolle der Welt ist hier sicherlich die Kartoffel. Ein Exportschlager aus Südamerika, der trotz langer Kulturgeschichte von Wurzelgemüse in Europa eigentlich nicht bei uns heimisch ist.
Ganz anders sieht es da beim heimischen Sellerie aus. Zusätzlich zu Stauden- und Schnittsellerie, der aus Stängeln und Blättern der Selleriepflanze gewonnen wird, gibt es hier auch den sogenannten Knollensellerie. Die zur Knolle verdickte Wurzel des Selleries ist besonders wulstig und wegen ihrem würzigen Aroma eine wichtige Zutat für zahlreiche Traditionsgerichte in der deutschen Küche.
Übrigens: Knollensellerie ist ein traditioneller Bestandteil von Suppengrün, das zur Herstellung kräftiger Gemüsebrühe genutzt wird. Tatsächlich ist der Begriff Suppengrün etwas irreführend, denn abgesehen von grünem Blatt- und Sprossgemüse wie Petersilie und Lauch besteht es ansonsten eher aus nicht ganz so grünem Wurzelgemüse wie Möhren, Steckrüben oder Pastinaken.
Süßkartoffel, Yams und Co. – Exotisches Knollengemüse
Ein weiterer Vertreter des Knollengemüses, wenn auch eher nicht als Wintergemüse zu bezeichnen, ist die Yamswurzel. Die große Schwester der Kartoffel ist vor allem in Afrika ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Das südamerikanische äquivalent hierzu ist die Süßkartoffel, die ähnlich der Yamswurzel eine Mischform aus Rüben- und Knollengemüse darstellt.
Weitere Beispiele für Knollengemüse sind klassische Kräuterwurzeln wie Topinambur, Ingwer, Kurkuma und Galgant. Sie beweisen, dass in Wurzelgemüse oft nicht nur gesunde Nährstoffe sondern auch eine Fülle medizinischer Wirkstoffe der Extraklasse stecken kann.
Interessanterweise besitzen die Wurzelkräuter häufig immunstärkende, antibiotische und sogar antivirale Inhaltsstoffe, was sie im Winter zu einer hervorragenden Präventivmaßnahme gegen Erkältung und grippale Infekte macht. Das gilt insbesondere für Ingwer und Kurkuma, die als Immun-Boost schlechthin gelten.
Zwiebelgemüse
Zwiebelgemüse könnte man im Grunde auch einfach als Lauchgemüse bezeichnen. Denn die Mehrheit aller essbaren Pflanzenzwiebeln stammt aus der Gattung Lauch. Seien es nun
- Bärlauch
- Knoblauch,
- Schnittlauch,
- oder Zwiebeln,
sie alle sind Laucharten, bei denen anstelle der Stängel die Pflanzenzwiebeln als Gemüse genutzt werden. Gerade Winterzwiebeln zeigen dabei schon anhand ihres Namens einmal mehr, dass Wurzelgemüse als traditionelles Wintergemüse nicht auf dem Speiseplan fehlen darf.
Obendrein bringt Zwiebelgemüse ähnlich wie Wurzelkräuter eine Menge immunstärkender Nährstoffe mit und sind in der Volksheilkunde als Hausmittel gegen Erkältung bekannt.
Fazit
Im Winter regelmäßig Wurzelgemüse zu verzehren hat gleich mehrere Vorteile für die Gesundheit. Einerseits versorgen die nahrhaften Wurzeln den Körper mit gesunden Mineralstoffen und Vitaminen, was das Immunsystem gegen klassische Winterkrankheiten wie Erkältung oder Grippe stärkt. Andererseits dienen manche Arten des Wurzelgemüses sogar zur Symptombehandlung im Krankheitsfall. Ganz nebenbei lassen sich mit Wurzelgemüse außerdem eine Vielzahl leckerer Winterrezepte realisieren, wodurch die ernährungsbasierte Krankheitsvorsorge nicht nur gut tut, sondern auch gut schmeckt.