Dass der Amazonas lichterloh brennt, hat vielen Menschen wieder einmal schmerzlich ins Gedächtnis gerufen, wie schlecht es um die Wälder unserer Erde und damit auch um uns selbst bestellt ist. Unser gedankenloser Raubbau am Wald und seinen Ressourcen gleicht einem kollektiven Suizid, denn was wir mit der Waldflora vernichten, sind nicht nur seltene Tier- und Pflanzenarten, sondern auch unsere einzige Aussicht auf Rettung, und das in mehr als einer Hinsicht.
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ToggleDie Bedeutung der waldeigenen Farnflächen
Es ist kein Geheimnis, dass Urwälder reiche Bestände an CO₂-effizienten Pflanzen beherbergen. Einige der wichtigsten Pflanzenarten werden diesbezüglich von Farnen gestellt. Sie gelten als älteste Pflanzen der Welt und waren einst in entscheidendem Maße an der Entstehung der Atmosphäre unserer Welt beteiligt. Innerhalb weniger Stunden absorbieren diese urzeitlichen Gewächse bis zu 90 % CO₂ aus der Umgebungsluft und können nebenbei sogar weitere Schadstoffe wie Formaldehyd oder Ammoniak neutralisieren.
Das Geheimnis dieser qualitativ hochwertigen Lufreinigung liegt in einer besonders kraftvollen Photosynthese der Farne, bei der mit Hilfe von Sonnenlicht energiearme Stoffe wie Kohlenstoffdioxid in für die Pflanzen verwertbare Bioenergie umgewandelt wird. Eine Form der Energiegewinnung, die der des Menschen weit voraus ist, möchte man meinen. Aus diesem Grund sollten wir Farne eigentlich als Lehrmeister der Natur betrachten, anstatt ihnen den Lebensraum zu nehmen, in dem sie gedeihen.
Eigentlich müssten wir alle Freiflächen unserer schadstoffbelasteten Städte regelrecht mit Farnen zupflastern. Aufwändig wäre das nicht, denn bei all ihrer CO₂-Effizienz sind Farne relativ pflegeleicht. Pflanzenliebhaber nutzen sie längst als Luftreiniger in geschlossenen Räumen und Gartenanlagen.
Der Schritt zur großflächigen Anwendung wäre damit eigentlich nicht weit. Gemeinsam mit Efeu, einer weiteren Waldpflanze mit hohem CO₂-Umsatz ließen sich Farnbegrünungen an Hausfassaden, auf Dächern und an Wegrändern anlegen, die unsere urbane Schadstoffbilanz beachtlich verbessern könnten. Und auch Moose sind als CO₂-bindende Grünpflanzen nicht zu unterschätzen.
Zunächst wäre es aber wichtig, bereits bestehende Farnflächen in Wäldern zu erhalten und gezielt zu schützen, um die Basis für einen weiteren Zuwachs zum bereits stark geschwächten Farnbestand zu schaffen.
Die Heilkraft der Bäume
Auch in Deutschland sorgt seit den Anfängen der Industrialisierung der Anbau von Monokulturen dafür, dass die natürliche Zusammensetzung der Wälder mehr und mehr verloren geht. Experten der Baumkunde blicken mit Besorgnis auf diesen Trend. Vor allem Nadelhölzer, wie etwa die Fichte genießen hierzulande bevorzugte Behandlung, ist sie aufgrund ihrer kerzengeraden Wuchsform doch ideal für die Weiterverarbeitung in der Holzindustrie.
So wächst der Anteil an künstlich geschaffenen Nadelwäldern stetig weiter und füllt ganze Landstriche, während Laubbäume, die ursprünglich in deutschen Wäldern heimisch waren, allmählich aussterben. Zu ihnen gehören unter anderem auch die Eiche und die Buche – zwei Baumarten, die Deutschlands Urwald wie kaum eine andere Baumart prägten.
Das Schlimme am Aussterben heimischer Laubbäume ist nicht nur, dass der deutsche Wald mit ihnen wunderschöne Gehölze verliert, die seit jeher ein fester Bestandteil von Volkstraditionen, Naturpoesie und Landschaftskunst sind. Darüber hinaus sind Laubbäume auch in Vergessenheit geratene Heilpflanzen mit teilweise beachtlicher Wirkung. Das gilt zwar auch für manche Nadelbäume, doch gerade der Laubbaum als heilpflanzliche Kräuterquelle erlangt heutzutage kaum noch Aufmerksamkeit.
Die Eiche, unter Baumkundigen auch als „König der Bäume“ bekannt, wird in der Volksmedizin beispielsweise zur Behandlung von Wunden, Ekzemen und Entzündungen eingesetzt. Zu diesem Zweck verwendet man neben der Eichenrinde auch die als Eicheln bekannten Nussfrüchte des Baumes, welche gemeinsam mit den markant gelappten Eichenblättern Sinnbild des Herbstes sind.
Des Waldes geheimnissvolle Pilze
Auch die Buche zeigt ähnliche Heilwirkung wie die Eiche und stellt mit ihrer Rinde außerdem den Wuchsgrund für seltene Heilpilze wie dem Austernpilz oder Zunderschwamm, wobei letzterer bis ins 19. Jahrhundert als wichtiges blutstillendes Antiseptikum in Apotheken vertrieben wurde. Der Austernpilz wiederum gilt als natürliches Antibiotikum und soll ferner cholesterinsenkende sowie krebshemmende Wirkung besitzen.
Um auf den Rückgang der traditionellen Laubbäume aufmerksam zu machen, organisierten einige Greenpeace Aktivisten schon 2012 ein Menschenbanner, das sich für die Rettung der deutschen Buchenwälder aussprach. Jedoch ist der Verlust von in Deutschland beheimateten Bäumen längst nicht die einzige Gefahr, die mit der monokulturellen Baumzucht der Forst- und Holzwirtschaft einhergeht.
Auch eine Vielzahl anderer, im Wald beheimateten Pflanzen geht durch den Einfluss des Menschen auf den Wald verloren. Die Wuchsbedingungen der Gewächse sind, ähnlich denen der Bäume, von regionalen Umgebungsfaktoren abhängig, wie eine Gegenüberstellung des Online-Portals Goruma deutlich macht. Dies lässt darauf schließen, dass bei anhaltender künstlicher Veränderung der Waldumgebung nicht nur heimische Bäume, sondern ebenso seltene Kleinpflanzen schon bald aus dem Dickicht verschwunden sein werden.
Des Waldes vergessene Gifte
Ebenfalls verschwunden scheint heutzutage neben dem Wissen um heilsame Waldkräuter auch das Wissen um die Vergiftungseffekte der Waldbotanik. Die Entfremdung des Menschen von Wald und Natur zeigt sich in diesem Zusammenhang besonders drastisch in einer Zunahme von Vergiftungen durch den Verzehr giftiger Pflanzen.
Insbesondere Kinder und Jugendliche sind hier die Leidtragenden der mangelhaften Pflanzenkunde. Bewiesen wird dies durch Schätzungen zu den jährlichen Vergiftungsfällen bei Kindern. Die Anzahl der von Vergiftung betroffenen Patienten im Kindesalter liegt hier zwischen etwa 150.000 und 200.000. Glaubt man darüber hinaus einem Beitrag des Naturschutzverbandes Nabu Sachsen, so sind gut 100.000 dieser Vergiftungen auf den Verzehr von Giftpflanzen zurückzuführen.
Einen aufmerksamen Beobachter verwundern diese Zahlen nicht. Kaum jemand lehrt Kinder heute noch den Unterschied zwischen harmlosen oder essbaren und gefährlichen Pflanzen. Wie auch? Die reiche Artenvielfalt, welche die Wälder einst ausmachte, reduziert sich stetig und so gerät auch die Tradition der Waldwanderungen mit den Eltern oder Großeltern in Vergessenheit, bei denen Kinder spielerisch die waldeigene Flora erkunden und nützliche Dinge über Pilze, Kräuter und Giftpflanzen erfahren.
Wie die Forstwirtschaft den Wald und seine Geheimnisse schützen kann
Viele Umwelt- und Naturschutzstudien weisen mittlerweile darauf hin, dass gerade Industrienationen einiges an Nachholbedarf haben, wenn es um einen vernünftigen Schutz der heimischen Wälder geht. Der FSC Deutschland trägt deshalb schon seit einigen Jahren dazu bei, vom Menschen unberührte Waldgebiete auch in der eigenen Region zu schützen. Mit Schulungsprogrammen für die Öffentlichkeit und Zertifizierungen für Holzhersteller stellt die Organisation sicher, dass die Artenvielfalt in den Wäldern, sowie das Wissen um Heil- und Giftpflanzen auch für die Nachwelt erhalten bleibt.
Auf der Homepage des Forest Stewardship Council erfahren Verbraucher darüber hinaus auch mehr über das am 03. März 2013 in Kraft getretene Gesetz zur Europäischen Holzhandelsverordnung. Diese legt fest, dass Holzimporteure künftig entsprechende Nachweise einzureichen haben, um die Herkunft des Holzes offenzulegen. Auf diese Weise soll der Import von illegalen Holzarten in Zukunft nicht nur reguliert werden. Ein erster Schritt auf dem Weg zum verbesserten Waldschutz.
Das Engagement der Bevölkerung ist jedoch ebenfalls wichtig, weshalb wir in diesem Beitrag ausdrücklich dazu auffordern möchten, mehr Waldpflanzen vor dem Aussterben zu retten. Dies gelingt zum Beispiel durch eine vermehrte Ansiedelung entsprechender Gewächse zu Hause. Und auch Bauunternehmer und Architekten sollten sich überlegen, ob „Waldsiedlungen“ nicht vielleicht ein guter Trend für die Zukunft wären.
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