Thymian ist ein verkanntes Erkältungskraut. Dabei gibt es pflanzliche Präparate wie Thymian-Hustensaft sogar in der Apotheke zu kaufen. Man kann diesen Hustensaft allerdings auch ganz einfach selber machen.
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ToggleEin heilsames Mediterrankraut
Der auch als Quendel bekannte Thymian dürfte den meisten als mediterrane Kräuterpflanze ein Begriff sein. Zum Würzen mediterraner Gerichte darf er ähnlich wie Rosmarin und Oregano nicht fehlen.
Allerdings ist Quendel weit mehr als nur ein Gewürz und Küchenkraut. Seine medizinischen Eigenschaften machen ihn seit Jahrtausenden zu einer der wirkungsvollsten Heilpflanzen gegen Atemwegserkrankungen und andere Gesundheitsbeschwerden.
Pflanzliches Antibiotikum seit der Antike
Die heilende Wirkung von Thymian ist keine Entdeckung der Moderne. Bereits im Alten Ägypten fand Thymian Verwendung – damals vor allem zur Desinfektion und Einbalsamierung von Mumien, was seine antibakteriellen Eigenschaften unterstreicht.
In der Antike priesen griechische Ärzte wie Hippokrates und Dioskurides die Pflanze als Mittel gegen Atemwegserkrankungen. Dioskurides empfahl Thymian als Inhalation bei Husten und Bronchitis, eine Anwendung, die sich bis heute bewährt hat.
Im Mittelalter wurde Thymian in Klostergärten kultiviert und in hustenstillenden Tränken verarbeitet. Die antiseptische Wirkung wurde im Altertum zudem genutzt, um die Raumluft während Epidemien zu reinigen, wodurch der Thymian eine doppelte Funktion erfüllte: Heilung und Vorbeugung.
Thymian als Bronchicum und Hustenlöser
Die legendäre Klosterfrau Hildegard von Bingen beschrieb Quendel ihrerzeit als „wärmend und gemäßigt“, wobei sie ihn neben Atemwegserkrankungen auch bei Gewebserkrakungen, Hautbeschwerden und sogar Erkrankungen des Gehirns empfahl.
Dazu mischte sie Thymian entweder einem Mus bei oder kochte ihn in Wein aus. Letztere Anwendung gilt als frühe Form der Kräuterextraktion im Sinne der Tinkturenherstellung. So entstand auch der Thymian-Hustensaft.
Der Urvater der Pharmakologie, Pedanios Dioskurides, schrieb einst über den Thymian:
„Mit Honig als Leckmittel ist er ein Expectorans“
Als Expektorans werden gemeinhin Arzneimittel mit schleimlösender und auswurffördernder Wirkung bezeichnet. Thymian-Hustensaft gegen verschleimte Atemwege, wie sie für Erkältung oder Bronchitis typisch sind, war also bereits in der Antike bekannt.
Rezept für Thymian-Hustensaft
Thymian-Hustensaft ist ein ähnlich geniales pflanzliches Hausmittel gegen Husten und Erkältung wie Schwarzrettich Hustensirup und Erkältungstopfen mit Oregano. Zur Herstellung werden die heilenden Inhaltsstoffe durch sanftes Kochen in Wasser oder Alkohol und Honig gelöst, wodurch ein natürliches, wohlschmeckendes Heilmittel entsteht.
Hustensaft aus Thymian: Kombinationsmöglichkeiten
Es gibt diverse Varianten von Thymian-Hustensaft, so zum Beispiel Hustensaft mit Thymian und Spitzwegerich oder Hustensaft mit Thymian und Efeu. Thymian-Efeu-Hustensaft ist mitunter sehr beliebt, wobei man privat auf keinen Fall mit dem giftigen Efeu herumexperimentieren sollte.
Besser ist es hier auf unbedenkliche Kräuterkombinationen zu setzen. Als Mischkräuter bieten sich hier zum Beispiel folgende Erkältungskräuter an:
Ein besonderer Tipp ist es, Manuka-Honig mit in den Hustensaft zu geben. Der Honig der Südseemyrte ist ebenfalls dafür bekannt, besonders gut gegen Erkältungskrankheiten zu wirken. Hier je ein Rezept für Honig-Thymian-Sirup mit und ohne Alkohol:
Thymian-Hustensaft auf Alkoholbasis
Alkohol als Basis für einen Thymian-Hustenlöser kann bei Erkältungen zusätzlich desinfizierend wirken. Allerdings ist diese Variante von Thymian-Hustensaft nicht für Kinder geeignet. Und auch Menschen mit Alkoholsucht sollten von diesem Rezept Abstand nehmen.
Zutaten:
- 50 g frischer Thymian (oder 25 g getrockneter Thymian)
- 250 ml Alkohol (z. B. Wodka oder Korn mit 40% Vol.)
- 200 g Manuka-Honig
- 1 TL Zitronensaft (optional)
Zubereitung:
Wascht den frischen Thymian gründlich und hackt ihn ggf. vorab etwas klein, damit die heilsamen Wirkstoffe leichter in das Lösungsmittel übergehen. Getrockneter Thymian lässt sich dagegen einfach zerbröseln
Gebt den Thymian in ein steriles Glasgefäß oder eine Flasche und übergießt ihn mit Alkohol. Die Kräuter sollten danach vollständig mit dem Lösungsmittel bedeckt sein. Nun verschließt Ihr den Behälter und lasst ihn für etwa 7 bis 10 Tage an einem dunklen, warmen Ort ziehen.
Tipp: Gelegentliches Schütteln sorgt dafür, dass sich die Inhaltsstoffe gut vermischen.
Nach der Ziehzeit siebt Ihr den Thymian durch ein Leinentuch ab. Anschließend erwärmt Ihr den Honig in einer kleinen Schüssel (nicht kochen), damit er flüssig wird. Rührt nun die Tinktur ein, bis sich der Honig vollständig darin aufgelöst hat. Wer möchte, kann noch einen Teelöffel Zitronensaft hinzufügen, um den Geschmack zu verfeinern.
Den fertigen Thymian-Hustensirup füllt Ihr abschließend in eine dunkle Glasflasche. Bei richtiger Lagerung (kühl und dunkel) hält er sich bis zu einem Jahr.
Thymian-Hustensaft ohne Alkohol
Dieses Rezept eignet sich wunderbar für kindgerechten Thymian-Hustensaft und auch für Personen, die keinen Alkohol trinken bzw. vertragen. Er wird auf Wasserbasis hergestellt und gelingt wie folgt:
Zutaten:
- 50 g frischer Thymian (oder 25 g getrockneter Thymian)
- 200 ml Wasser
- 200 g Honig
- 1 TL Zitronensaft (optional)
Zubereitung:
Den Thymian in einem kleinen Topf mit dem Wasser zum Kochen bringen und dann bei niedriger Hitze für etwa 15 Minuten simmern lassen, bis sich ein kräftiger Thymianaufguss gebildet hat.
Im nächsten Schritt den Topf vom Herd nehmen und den Thymianaufguss durch ein feines Sieb oder ein Tuch abseihen. Der Honig wird jetzt in den noch heißen Thymianaufguss eingerührt, bis er sich vollständig aufgelöst hat.
Optional: Zitronensaft hinzufügen, um den Geschmack zu verfeinern und zusätzliche Vitamine zu integrieren.
Den fertigen Hustensaft in eine sterile Flasche oder ein Glasgefäß abfüllen und abkühlen lassen. Bei Bedarf täglich einen Teelöffel einnehmen. Der Saft ist im Kühlschrank etwa 1 bis 2 Wochen haltbar.
Inhaltsstoffe von Thymian-Hustensaft
Das heilsame Potential von Thymian beruht auf seiner reichen Palette bioaktiver Inhaltsstoffe. Die kleine Pflanze mit dem intensiven Duft birgt ein beeindruckendes Arsenal an Wirkstoffen, die gezielt gegen Krankheitserreger vorgehen und den Heilungsprozess unterstützen.
Das ätherische Öl, das in den Blättern und Blüten enthalten ist, spielt dabei die zentrale Rolle. Es besteht hauptsächlich aus folgenden Inhaltsstoffen:
- Thymol und Carvacrol: Diese beiden phenolischen Verbindungen besitzen starke auswurffördernde, antibakterielle und antivirale Eigenschaften. Sie hemmen das Wachstum von Krankheitserregern in den Atemwegen und können so die Ursache des Hustens bekämpfen.
- Linalool und Cineol (Eucalyptol): Die Monoterpene fördern die Schleimlösung in den Bronchien und erleichtern das Abhusten, was bei verschleimtem Husten besonders wichtig ist.
- Gerbstoffe und Flavonoide: Diese sekundären Pflanzenstoffe wirken entzündungshemmend und beruhigen gereizte Schleimhäute. Flavonoide wie Apigenin und Luteolin helfen zudem, die Kapillarwände zu stärken und Entzündungen im Gewebe zu reduzieren.
- Saponine: Saponine unterstützen den Auswurf von Schleim und erleichtern das Abhusten, indem sie die Bronchialsekretion fördern.
Die aufgezeigte Kombination aus Wirkstoffen macht Thymian zu einem idealen Heilkraut bei Husten und Erkältung. Die entzündungshemmenden und schleimlösenden Eigenschaften lindern die Beschwerden, während die antimikrobiellen Effekte dazu beitragen, die Infektion zu bekämpfen.
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Anwendung und Dosierung
Die Anwendung von Thymian-Hustentropfen eignet sich besonders bei Reizhusten und Erkältungen, da er hilft, die Schleimhäute der Atemwege zu beruhigen und den Hustenreiz zu lindern. Dabei gilt für Thymian-Bronchicum und Thymian-Hustensaft eine Dosierung gemäß der Schwere vorliegender Symptome.
Dosierungshinweise
Eingenommen wird der Thymian-Hustensaft in der Regel pur und mehrmals täglich, wobei für Erwachsene die Einnahme von etwa 3 bis 4 TL pro Tag üblich ist. Für Kinder ist die Dosis entsprechend geringer und liegt bei ca. 1 bis 3 TL pro Tag.
Wichtig: Die Verabreichung von Thymian-Hustensaft an Kinder sollte unbedingt mit einem Arzt oder Apotheker abgestimmt werden. In Frage kommen hier außerdem nur alkoholfreie Varianten Hustensafts.
Nebenwirkungen und Gegenindikationen
Trotz seiner vielen Vorteile als Bronchicum ist Thymian-Hustensaft nicht für jeden geeignet. In seltenen Fällen kann es bei Menschen mit empfindlichem Magen zu Reizungen kommen, insbesondere bei hoher Dosierung.
Schwangere sollten Thymianextrakt in konzentrierter Form wie ätherischen Ölen ebenfalls meiden, da diese Uteruskontraktionen auslösen können. Als Zutat in einem Hustensaft oder Tee gilt Thymian jedoch als sicher und gut verträglich.
Studien zur Wirksamkeit
Tatsächlich bescheinigen auch neuere Studien dem Quendel eine hervorragende Heilwirkung bei Erkältungssymptomen und Atemwegserkrankungen.
So kam eine iranische Studie der Ardabil University of Medical Sciences in einer klinischen Dreifachblindstudie 2024 zum Beispiel zu dem Ergebnis, dass Gewöhnlicher Thymian nützlich in der Behandlung von Husten und Asthma bei Kindern sein kann.1Elnaz Eskandarpour, Adel Ahadi, Arezoo Moini Jazani, Ramin Nasimi Doost Azgomi, Rasol Molatefi: Thymus vulgaris ameliorates cough in children with asthma exacerbation: a randomized, triple-blind, placebo-controlled clinical trial; in: Allergologia et Immunopathologia; Volume 52, Issue 1, 2024; PMID: 38186189 PubMed
Eine deutsche Studie des Department Phytopharm Research in Berlin aus dem Jahr 2006 zeigte eine signifikante Linderung von Bronchitis-Symptomen durch Thymianextrakt in Kombination mit Primelwurzel auf.2Joerg Gruenwald, Hans-Joachim Graubaum, Regina Busch:Evaluation of the non-inferiority of a fixed combination of thyme fluid- and primrose root extract in comparison to a fixed combination of thyme fluid extract and primrose root tincture in patients with acute bronchitis. A single-blind, randomized, bi-centric clinical trial; in: Arzneimittelforschung; Volume 56, Issue 8, 2006; PMID: 17009838 Thieme Die Hustenfrequenz ließ sich erfolgreich reduzieren und die Patienten berichteten von einer schnelleren Schleimlösung.
Und das ist noch nicht alles. Quendel scheint sich neben der Anwendung von Thymian-Hustensaft nämlich auch für eine Aromatherapie zu eignen.
Eine türkische Studie aus dem Jahr 2023 stellte diesbezüglich in einer Kontrollstudie fest, dass eine aromatherapeutische Behandlung mit Thymianöl erfolgreich gegen die Krankheitssymptome bei COVID-19 wirkt.3Uğur Öner, Zeliha Cengiz: The effects of aromatherapy with thyme oil on disease symptoms, vital findings, and hemodynamic parameters in COVID-19 patients; in: Explore, Volume 20, Issue 4, 2023; PMID: 38129231 Science Direct Die Symptome der Viruserkrankung sind jenen einer Erkältung oder Grippe oft sehr ähnlich.
Studienbelege:
- 1Elnaz Eskandarpour, Adel Ahadi, Arezoo Moini Jazani, Ramin Nasimi Doost Azgomi, Rasol Molatefi: Thymus vulgaris ameliorates cough in children with asthma exacerbation: a randomized, triple-blind, placebo-controlled clinical trial; in: Allergologia et Immunopathologia; Volume 52, Issue 1, 2024; PMID: 38186189 PubMed
- 2Joerg Gruenwald, Hans-Joachim Graubaum, Regina Busch:Evaluation of the non-inferiority of a fixed combination of thyme fluid- and primrose root extract in comparison to a fixed combination of thyme fluid extract and primrose root tincture in patients with acute bronchitis. A single-blind, randomized, bi-centric clinical trial; in: Arzneimittelforschung; Volume 56, Issue 8, 2006; PMID: 17009838 Thieme
- 3Uğur Öner, Zeliha Cengiz: The effects of aromatherapy with thyme oil on disease symptoms, vital findings, and hemodynamic parameters in COVID-19 patients; in: Explore, Volume 20, Issue 4, 2023; PMID: 38129231 Science Direct
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