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Teufelskralle, Afrikanische Teufelskralle, Harpagophytum precumbens

Teufelskralle – Inhaltsstoffe und Wirkung

7 Minuten Lesezeit

Mit der Afrikanischen Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) tauchen wir ein in die mysteriöse Welt der afrikanischen Volksheilkunde. Berühmt für ihre einzigartige Kombination aus rituellen Zaubern und naturheilkundlichen Anwendungen werden den hier genutzten Heilpflanzen oft auch magische Wirkungen nachgesagt.

Dabei sollte man die Afrikanische Teufelskralle aber sicher von anderen Gewächsen mit ähnlichem Namen zu unterscheiden wissen. Dies insbesondere, wenn man sich ihre heilsamen Eigenschaften zunutze machen möchte.

Von Krallen und Kapselfrüchten 

Der Begriff „Teufelskralle“ stiftet im Bereich der Pflanzentaxonomie regelmäßig Verwirrung. Klar abzugrenzen ist die Afrikanische Teufelskralle dabei zunächst einmal von der in Europa heimischen Gattung der Teufelskrallen (Phyteuma). Ihre Arten gedeihen bevorzugt in europäischen Mittelgebirgen, besitzen allerdings keine nennenswerte Heilwirkung.

Bekannt ist hier unter anderem die Schwarze Teufelskralle (Phyteuma nigrum). Ihre schwarz-violetten Ährenblüten besitzen krallenförmige Kronblätter, daher auch ihr Name.

 

Schwarze Teufelskralle, Phyteuma nigrum
Schwarze Teufelskralle (Phyteuma nigrum)

Eines haben Arten der Gattung Phyteuma aber dennoch mit der Afrikanischen Teufelskralle gemeinsam, und das ist ihre Fruchtform. Beide Pflanzen bilden nämlich Kapselfrüchte aus. Bei Harpagophytum procumbens besitzen besagte Kapselfrüchte die namensgebende Krallenform.

Nun ist die Gattung Phyteuma aber nicht näher mit der Gattung Harpagophytum (von griech.: harpago für „Haken“ oder „Klaue“ und phytum für „Pflanze“) verwandt. Erstere gehört zur Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae), wohingegen letztere aus der Familie der Sesamgewächse (Pedaliaceae) stammt.

In diesem Zusammenhang seien auch einige amerikanische Gattungen der Gemsenhorngewächse (Martyniaceae) genannt, die im Volksmund ebenfalls als Teufelskrallen bezeichnet werden und gleichermaßen Kapselfrüchte ausbilden.

 

Einhornblume (Proboscidea)

Ein weiteres Gemsenhorngewächs mit einhorn- bis hufförmigen Blüten und Fruchtspitzen. Die Gattung ist hauptsächlich in Nord- und Mittelamerika heimisch, wo ihre Arten als Nutz- und Heilpflanzen in Verwendung sind.

Die Indigenen nutzen die Früchte der Pflanze als Gemüsebeilage. Den Früchten wird aufgrund ihrer doppelten Hornspitze nachgesagt, dass sie Zwillingsgeburten begünstigen. Fruchtbarkeitsamulette aus den getrockneten Kapselfrüchten sind bei indigenen Völkern wie den Navajo deshalb sehr beliebt.

 

Einjährige Martynie, Martynia annua,
Die berühmteste unter den amerikanischen Teufelskrallen: Martynia annua | © Firos AK

Einjährige Martynie (Martynia annua)

Auch als Teufels- oder Katzenkralle bekannt, weist diese aus Mittelamerika stammende Pflanze hufenförmige, rosa Glockenblüten auf. Deren Blütenschlund erinnert durch seine rundlichen, tief-violetten Flecken an den Pfotenabdruck einer Katze oder aber einen Hufabdruck.

Die Stammgattung der Gemsenhorngewächse wird von den indigenen Völkern Amerikas als Duft- und Heilpflanze verwendet. Ein Tee aus den Blättern der Pflanze soll gegen Rheuma und Hautbeschwerden wie Verbrennungen oder Juckreiz helfen. Ebenfalls gängig ist die Verwendung der gerösteten Pflanzensamen als Vogelfutter, Snack oder Zutat für Essiggurken.

 

Einjährige Martynie, Martynia annua,
Die teuflisch leckeren Früchte der einjährigen MartynieUsed as a medicine in India, ancient Ayurvedic therapies.

Gelbe Teufelskralle (Ibicella lutea)

Eine Kräuterpflanze aus Südamerika, deren wissenschaftlicher Name „Ibicella“ sich vom lateinischen Wort Ibex für „Steinbock“ oder „Gehörnter“ ableitet. Gedämpft, eingelegt oder geröstet gelten die Samenkapseln dieser gelbblütigen, fleischfressenden Pflanze in Südamerika als Delikatesse.

 

 

Eine dämonische Schutz- und Heilpflanze?

Auch wenn es der Name der Afrikanischen Teufelskralle anders vermuten lässt, handelt es sich bei ihr um eine traditionelle Schutz- und Heilpflanze aus der afrikanischen Volkstradition. Ursprünglich aus trockenen Regionen Südafrikas wie Namibia, Botswana und Südafrika stammend, wird sie dort seit Jahrhunderten zur Behandlung von verschiedenen Beschwerden eingesetzt.

Insbesondere das Volk der San wird häufig mit der traditionellen Nutzung von Harpagophytum procumbens assoziiert. Der Name des Volkes bedeutet übersetzt so viel wie „Jene, die etwas vom Boden auflesen“.

Ein indigenes Sammlervolk, wie es im Buche steht und möglicherweise die Erstentdecker von heilpflanzlichen Eigenschaften der Teufelskralle, die mit ihren 1 bis 2 m langen, dicht am Boden entlang kriechenden Trieben schön früh die Aufmerksamkeit der San geweckt haben dürfte.

 

Teufelskralle, Afrikanische Teufelskralle, Harpagophytum precumbens
Die echte: Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum precumbens) | © CITES Secretariat

Afrikanische Teufelskralle als Heilpflanze

In der San-Medizin wird die Teufelskralle für gewöhnlich in Form von Tees oder Pasten verwendet, um Gelenkschmerzen, Rheuma und Schmerzen nach der Geburt zu lindern. Zudem ist die Heilpflanze als Hausmittel bei Verdauungsstörungen und zur Fiebersenkung in Gebrauch.

Genutzt werden hierfür allerdings nicht die krallenförmigen Kapselfrüchte, sondern die Teufelskrallenwurzel (Harpagophyti radix). Diese wird zur weiteren Verarbeitung getrocknet, zerkleinert, getrocknet und dann durch Kräuterextraktion in das gewünschte Arzneimittel gewandelt.

Auch in Europa, Amerika und Asien ist Afrikanische Teufelskralle inzwischen als pflanzliches Schmerzmittel wohlbekannt.1Marcela González-Gross, Carlos Quesada-González, Javier Rueda, Manuel Sillero-Quintana, Nicolas Issaly, Angel Enrique Díaz, Eva Gesteiro, David Escobar-Toledo, Rafael Torres-Peralta, Marc Roller, Amelia Guadalupe-Grau: Analysis of Effectiveness of a Supplement Combining Harpagophytum procumbens, Zingiber officinale and Bixa orellana in Healthy Recreational Runners with Self-Reported Knee Pain: A Pilot, Randomized, Triple-Blind, Placebo-Controlled Trial; in: International Journal of Environmental Research and Public Health, Volume 18, Issue 11, 2021; PMID: 34067240 MDPI Die medizinischen Anwendungsgebiete umfassen hier:

  • Geburtsschmerzen
  • Hexenschuss
  • Kopfschmerzen
  • Neuralgien
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Rheuma
  • Rückenschmerzen
  • Sehnenscheitentzündung

 

Gerade schmerzhafte Gelenkentzündungen und entzündliche Knochenerkrankungen wie Arthritis und Osteoarthritis scheinen gut auf Extrakte der Teufelskrallenwurzel anzusprechen. In diesem Zusammenhang wurde 2022 in einer deutsch-italienischen In-vitro-Studie neben einer schmerzlindernden Wirkung auch ein guter entzündungshemmender Effekt von Teufelskrallenpräparaten bestätigt.2Stefano Quarta, Giuseppe Santarpino, Maria Annunziata Carluccio, Nadia Calabriso, Egeria Scoditti, Luisa Siculella, Fabrizio Damiano, Michele Maffia, Tiziano Verri, Raffaele De Caterina, Marika Massaro: Analysis of the Anti-Inflammatory and Anti-Osteoarthritic Potential of Flonat Fast®, a Combination of Harpagophytum Procumbens DC. ex Meisn., Boswellia Serrata Roxb., Curcuma longa L., Bromelain and Escin (Aesculus hippocastanum), Evaluated in In Vitro Models of Inflammation Relevant to Osteoarthritis; in: Pharmaceuticals, Volume 15, Issue 10, 2022; PMID: 36297375 MDPI

 

Teufelskralle als Zauberkraut

Die Afrikanische Teufelskralle spielt nicht nur eine Rolle in der medizinischen Tradition Südafrikas, sondern wird auch als schützende Zauberpflanze betrachtet. Im Kontext von Schutzritualen soll sie vor bösen Geistern schützen und als Abwehr gegen negative Einflüsse dienen.

Dieser Aspekt kommt insbesondere bei der rituellen Arbeit afrikanischer Medizinmänner zum Tagen. In traditionellen Heilzeremonien wird die Pflanze hier nicht nur zur physischen Heilung von Krankheiten verwendet, sondern sie spielt auch eine Rolle in der spirituellen Reinigung des Körpers. Medizinmänner setzen sie dementsprechend oft ein, um sowohl körperliche als auch geistige Gesundheit zu fördern.

Kein Wunder ist es da, dass die Teufelskralle in modernen Hexenbewegungen gerne als Zauberkraut für Schutzrituale und Bannzauber im Einsatz ist. Ob nun als ritueller Umtrunk während der magischen Zeremonie oder als Opfergabe auf dem Hexenaltar, versierte Hexen der Weißen Magie wissen um die Schutzfunktion der Zauberpflanze.

 

Teufelskralle, Afrikanische Teufelskralle, Harpagophytum precumbens, Teufelskrallenwurzel
Getrocknete Teufelskrallenwurzel

Inhaltsstoffe und Wirkung

Harpagophytum procumbens ist reich an einigen bewährten medizinischen Inhaltsstofen, darunter:

  • Bitterstoffe
  • Chlorogensäure
  • Flavonoide
  • Iridoidglycoside
  • Phytosterine
  • Terpene
  • Zimtsäure

Insbesondere das pflanzeneigene Iridoidglycosid Harpagosid gilt dabei als schmerzstillender und entzündungshemmender Hauptwirkstoff. Ein hoher Gehalt an Bitterstoffen verleiht der Pflanze zudem appetitanregende und verdauungsfördernde Eigenschaften. Letztere machen Afrikanische Teufelskralle zu einem Geheimtipp bei schweren Magen-Darm-Erkrankungen, wie zum Beispiel Morbus Crohn.

 

Anwendung und Dosierung

Es gibt verschiedene Anwendungsformen der Teufelskralle, die sich in ihrer Wirkweise und Dosierung unterscheiden. Dabei sollte man in Sachen Dosierung wie bei allen pflanzlichen Arzneimittel bestimmte Richtlinien befolgen.

 

Anwendungsformen

Am häufigsten ist Teufelskralle in Form von Tabletten oder Kapseln erhältlich. Diese Darreichungsform eignet sich zur Behandlung von chronischen Gelenkschmerzen, Arthritis und Rückenschmerzen.

Ebenso können die getrockneten Wurzelkräuter von Harpagophytum precumbens als Tee zubereitet werden. Ein Aufguss wird vor allem bei Verdauungsbeschwerden und leichteren Entzündungen eingenommen.

Schmerzsalben oder Gele mit Teufelskrallenextrakt sind zur äußerlichen Anwendung bei lokalen Gelenk- oder Muskelschmerzen gedacht. Das Gel bzw. die Salbe wird in die Haut einmassiert, um die Durchblutung zu fördern und die Entzündungen zu lindern.

Gelegentlich sind auch Tropfen oder Tinkturen aus Teufelskralle erhältlich. Eine weitere, hoch konzentrierte Anwendungsform des Heilkrautes, das sich zur Behandlung von Gelenkschmerzen oder Verdauungsbeschwerden eignet,

 

Dosierungshinweise

Die empfohlene Tagesdosis für Teufelskrallen-Tabletten und -Kapseln liegt je nach Präparat bei etwa 600 bis 1.200 mg Trockenextrakt der Wurzel, aufgeteilt in zwei bis drei Dosen pro Tag. Bei dieser Dosierung können bereits nach einigen Wochen deutliche Besserungen bei entzündlichen Erkrankungen beobachtet werden.

Die Dauer der Einnahme sollte in Rücksprache mit einem Arzt erfolgen, besonders bei längerfristiger Anwendung.

Für die Zubereitung von Teufelskrallen-Tee übergießt man etwa 1 TL der getrockneten Wurzel mit heißem Wasser und lässt den Aufguss für 10 bis 15 Minuten ziehen. Der Tee kann bis zu dreimal täglich getrunken werden, besonders bei Verdauungsproblemen oder leichtem Rheuma.

Diese Form der Anwendung ist mild und wird oft als unterstützende Maßnahme verwendet.

Teufelskrallensalbe kann man bei Bedarf, oft mehrmals täglich, auf die betroffenen Stellen auftragen. Diese Form eignet sich besonders für Menschen, die den systemischen Gebrauch von Tabletten oder Kapseln vermeiden möchten.

Bei Tropfen aus Harpagophytum precumbens werden häufig 20 bis 30 Tropfen in Wasser verdünnt und dann eingenommen. Diese Präparate bieten eine flexible Dosierung und können individuell angepasst werden.

 

Mögliche Nebenwirkungen

Obwohl die Teufelskralle als natürliches Heilmittel gilt, können auch hier Nebenwirkungen auftreten, insbesondere bei hohen Dosierungen oder empfindlichen Personen. Häufige Nebenwirkungen sind:

Magen-Darm-Beschwerden: Bei einigen Personen kann die Teufelskralle zu Übelkeit, Magenschmerzen oder Durchfall führen. Menschen mit einem empfindlichen Magen sollten daher vorsichtig sein und gegebenenfalls niedrigere Dosierungen wählen.

Allergische Reaktionen: In seltenen Fällen können allergische Reaktionen auftreten, insbesondere bei Menschen, die empfindlich auf Pflanzen der Familie der Sesamgewächse reagieren.

Wechselwirkungen: Da die Teufelskralle entzündungshemmend wirkt, kann sie die Wirkung bestimmter Medikamente, wie Blutverdünner oder Medikamente gegen Bluthochdruck, beeinflussen. Patienten, die solche Medikamente einnehmen, sollten die Einnahme der Teufelskralle mit ihrem Arzt besprechen.

Menschen mit Magengeschwüren oder Gallenblasenproblemen wird von der Einnahme abgeraten, da die Pflanze die Magensaftproduktion anregen kann. Ebenso sollten Schwangere und stillende Frauen auf die Anwendung verzichten, da es keine ausreichenden Daten zur Sicherheit gibt.

Studienbelege:

  • 1
    Marcela González-Gross, Carlos Quesada-González, Javier Rueda, Manuel Sillero-Quintana, Nicolas Issaly, Angel Enrique Díaz, Eva Gesteiro, David Escobar-Toledo, Rafael Torres-Peralta, Marc Roller, Amelia Guadalupe-Grau: Analysis of Effectiveness of a Supplement Combining Harpagophytum procumbens, Zingiber officinale and Bixa orellana in Healthy Recreational Runners with Self-Reported Knee Pain: A Pilot, Randomized, Triple-Blind, Placebo-Controlled Trial; in: International Journal of Environmental Research and Public Health, Volume 18, Issue 11, 2021; PMID: 34067240 MDPI
  • 2
    Stefano Quarta, Giuseppe Santarpino, Maria Annunziata Carluccio, Nadia Calabriso, Egeria Scoditti, Luisa Siculella, Fabrizio Damiano, Michele Maffia, Tiziano Verri, Raffaele De Caterina, Marika Massaro: Analysis of the Anti-Inflammatory and Anti-Osteoarthritic Potential of Flonat Fast®, a Combination of Harpagophytum Procumbens DC. ex Meisn., Boswellia Serrata Roxb., Curcuma longa L., Bromelain and Escin (Aesculus hippocastanum), Evaluated in In Vitro Models of Inflammation Relevant to Osteoarthritis; in: Pharmaceuticals, Volume 15, Issue 10, 2022; PMID: 36297375 MDPI

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