Grüne Terrassen sind für Umwelt und Klima von unschätzbarem Wert. Nicht nur, dass die richtige Grünbepflanzung hier einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, ist eine grüne Terrasse oder Veranda auch für Nützlinge ein beliebter Zufluchtsort. Doch wie sieht ein ökologisches Terrasenkonzept eigentlich aus und wie realisiert man es?
Übrigens: Viele der nachstehend vorgestellten Konzepte lassen sich auch für Balkone realisieren.
Inhaltsverzeichnis
ToggleEin historischer Hochsitz mit ökologischem Potential
Mit ihrem herrschaftlichen Charakter verleiht eine Terrasse (von lat.: terra für „Erde“ oder „Erdboden“) ihrer Umgebung stets einen Hauch von Erhabenheit. Sie markiert im Garten einen Bereich, der durch vielfältige Nutzungsmöglichkeiten gekennzeichnet ist. Dabei besitzt der Gartenhochsitz ein hohes Individualisierungspotential.
Ökologische Baumaterialien
Die Geschichte der Terrasse reicht bis in die Antike, wenn nicht sogar noch weiter zurück. Sowohl die alten Ägypter als auch asiatische Hochkulturen pflegten ihre Tempel, Paläste und Kultstätten auf Terrassen zu errichten.
Das häufig in Kombination mit imposanten Säulen als Stützpfeiler für die überdachten Terrassenflächen. Die Römer nutzten den Terrassenbau später auch für ihre Villen. Im Mittelalter entstanden dann ergänzend die Terrassen adeliger Landgüter sowie die Dachterrassen mittelalterlicher Palastbauten.
Schon damals war die Veranda eine der bevorzugten Formen. Während Terrassen grundsätzlich auch flach sein und auf einer Ebene mit dem Erdboden liegen können, ist die Verandafläche leicht erhöht und hebt sich stufig vom Boden ab.
In der Regel ist sie auch zumindest teilweise überdacht, um Schutz vor extremer Witterung wie Regen, Schnee oder extremer Sonneneinstrahlung zu bieten. Ein Vorteil für etwaige Pflanzkonzepte, die deshalb einen verbesserten Wind- und Wetterschutz genießen.
Veranden können entweder auf Pfeilern bzw. Pflöcken oder aber auf massiven Steinblöcken und Betonplatten errichtet sein. Pfeiler und Pflöcke aus Holz waren früher allgemein üblich, haben jedoch den Nachteil, dass sie schneller verschleißen als Stein und Beton.
Beide Konzepte sind ökologisch, da sie natürliche Materialien verwenden. Allerdings müssen Holzkonstruktionen ggf. nach einer gewissen Zeit ausgetauscht werden, um ein Absacken der Veranda durch morsche Holzstützen zu vermeiden.
Somit ist Holz als Baumaterial, wenn auch natürlichen Ursprungs, etwas weniger nachhaltig als Stein, der auch nach mehreren Jahrzehnten noch massiv und robust genug ist, um der Witterung standzuhalten.
Grüne Kulturflächen mit Stufencharakter
Terrassen müssen nicht zwangsläufig ein rein architektonisches Element im Gebäudebau sein. Wohl bekannt sind die Hängenden Gärten der Semiramis oder die Terrassenfelder Asiens als Anbauflächen für Reis und andere Kulturpflanzen. In dieser Funktion versteht man unter Veranden und Co. eine treppenartige Abstufung im Landschaftsgelände.
Auch viele traditionelle Weingärten und Obsthaine nutzen ein abgestuftes Landschaftsrelief als Gestaltungskonzept für ihre Kulturfläche. Der Höhenunterschied einzelner Kulturterrassen spielt dabei eine wichtige Rolle für die Sonnenexposition von Nutzpflanzen sowie den Wasserablauf der Kulturfläche.
Noch heute machen sich viele Pflanzenliebhaber und Gärtner die erhöhte und geschützte Position von Terrassen zunutze, um darauf Nutz- und Zierpflanzen zu kultivieren. Gerade für Pflanzen, die nicht winterhart sind oder im Freiland empfindlich auf kalte Winde und Bodenfröste reagieren, bietet die erhöhte Fläche einen gut geschützten Außenstandort.
Gleichwohl verschönern Pflanzen auch das Außenambiente und ermöglichen einzigartige Gestaltungskonzepte. Sind diese obendrein noch ökologisch ausgestaltet, werden sie zu einem grünen Hort der Erholung, der einen echten Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet.
Grüne Dachterrassen als ökologische Lösung für den urbanen Raum
Wenngleich man Veranden primär als eine bodennahe Konstruktionen kennt, hat sich in den letzten Jahrzehnten doch eine eher höhenlastige, moderne Form daraus entwickelt: die Dachterrasse.
Gemeinsam mit der Kulturfläche von Balkonen spielt sie eine zentrale Rolle im Urban Gardening. Im Unterschied zum Balkon ist sie aber kein erhöhter Vorbau eines Gebäudes, sondern ein größerer, flacher Außenbereich, der ein Dach entweder komplett ersetzt oder daran anschließt.
Dessen ungeachtet, gelten für die Dachterrasse und den Balkon nahezu die gleichen Gestaltungsstrategien, die denen von Veranden oft sehr ähnlich sind.
Nachhaltige Elemente für terrassierte Außenbereiche
Vom grundlegenden Baumaterial terrassierter Außenbereiche einmal abgesehen, gibt es in Sachen Materialwahl auch bei der Ausstattung der Flächen nachhaltige Aspekte zu bedenken. In diesem Zusammenhang gelten oftmals die Prinzipien des umweltfreundlichen Gartens.
Nachhaltige Möbel und Pflanzgefäße
Pflanzgefäße, Gartenmöbel und Aufbewahrungselemente für terrassierte Flächen sollten nicht aus Plastik bestehen, wenn man die Außenbereiche wirklich nachhaltig gestalten möchte. Und selbst bei Holzmöbeln ist eine sorgfältige Auswahl wichtig.
Zahlreiche Gartenmöbel aus Holz stammen nämlich nicht aus nachhaltigem Anbau. Vielfach werden gefährdete Tropenhölzer verarbeitet, die oft nicht unter ökologischen Bedingungen erzeugt werden. Dazu gehören unter anderem:
- Ebenholz (Diospyros)
- Mahagoni (Swietenia macrophylla)
- Rosenholz (Dalbergia)
- Teakholz (Tectona grandis)
Holzmöbel sollten deshalb immer aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen und im Idealfall aus FSC zertifiziertem Holz bestehen. Alternativ sind auch Rattanmöbel ein guter Tipp. Bambus als nachhaltiger Rohstoff ist ebenfalls eine Überlegung wert.
Effiziente Bewässerung
Pflanzen, die auf der grünen Terrasse nicht überdacht sind, können sich mitunter selbst über Niederschläge mit Wasser versorgen. Für alle anderen Gewächse sind effiziente Bewässerungssysteme wichtig.
Nachhaltig gesammeltes Wasser muss hierbei übrigens nicht zwangsläufig aus der Regentonne stammen. Es gibt eine Fülle an Pflanzkübeln und Pflanzkästen mit integriertem Wasserspeicher.
Große Pflanztröge sind zudem oft mit einem Abflussrohr ausgestattet, durch dass überschüssiges Regenwasser in einen Eimer oder eine Tonne abfließen und dann wiederverwendet werden kann.
Dauerbepflanzung statt Wegwerfpflanzen
Ein ökologisches Pflanzkonzept für die Terrasse muss von einer „One-Hit-Wonder-Bepflanzung“ Abstand nehmen. Was ist damit gemeint? Nun, einjährige Zierstauden und Blumen wie Petunien oder Phlox sehen zwar äußerst dekorativ aus, haben für die Ökologie aber nur einen geringen Nutzen.
Häufig werden sie nach der Blüte entsorgt und bedeuten somit einen wenig nachhaltigen Verschleiß an Wegwerfpflanzen. Ihr CO2-Umsatz ist meist ebenfalls nicht besonders hoch, weshalb sie keine ökologisch wertvolle Bepflanzung darstellen.
Empfehlenswerter ist deshalb eine Dauerbepflanzung, wie sie in der Permakultur gängig ist. Die mehrjährige Bepflanzung ist darauf ausgelegt, dauerhaft am Standort zu verbleiben und so ein nachhaltiges, bleibendes Pflanzkonzept etablieren.
Selbst tropische Zimmerpflanzen, die auf der Veranda im Sommer vorübergehend etwas Sonne tanken dürfen, eignen sich deutlich besser als Einjährige.
Bienenweiden statt Zierpflanzen
Einjährige Zierpflanzen besitzen noch einen weiteren, entscheidenden Nachteil: Sie weisen in der Regel einen sehr geringen Nektargehalt auf. Das wird vor allem dann relevant, wenn eine grüne Terrasse zum Arterhalt von Nützlingen wie Bienen oder Hummeln beitragen soll.
Gerade Bienen sind inzwischen bekanntermaßen stark gefährdet. Dementsprechend sollte eine grüne Terrasse auch zum Bienenschutz beitragen. Das lässt sich am besten mit einer kleinen Bienenweide umsetzen.
Dabei muss es nicht zwangsläufig eine riesige Wiesenfläche sein. Ein paar nektarreiche Kräuter und Blütenstauden im Topf, Kübel oder Balkonkasten reichen schon aus, um Bienen und Co. ein exklusives Nektarbankett bereitzustellen.
Etagenbepflanzung und vertikaler Aufbau
Für ein ökologisches Pflanzkonzept sollten terrassierte Bereiche und auch Balkone so grün wie möglich sein. Das bedeutet, dass man kann nach abgestuftem Vorbild der Terrasse nicht nur in die Breite, sondern auch in die Höhe pflanzen sollte.
Sowohl Kletterpflanzen als auch Pflanzampeln und Fassadenbegrünung sind auf der grünen Terrasse also praktisch Pflicht. Gleiches gilt für hoch wachsende Sträucher oder auch kleine Bäume. Ein besonderer Tipp sind hier Bonsaibäume für ambitionierte Verandengärtner.
Bepflanzung für die grüne Terrasse
Die Einteilung der Pflanzenarten erfolgt auf der grünen Terrasse etwas anders als im herkömmlichen Sinne. Im Vordergrund steht hier der individuelle Nutzen der Pflanzen in Sachen Ökologie. Drei Pflanzengruppen haben hier besondere Priorität: Grünpflanzen, Kräuter und Sukkulenten.
CO2-aktive Pflanzen
Ein besonderes Hauptaugenmerk liegt bei der Bepflanzung grüner Veranden auf dem Klimaschutz. Wann immer möglich sollte Pflanzen mit einer hohen CO2-Speicherkapazität hier der Vorzug gegeben werden.
Neben blattreichen Kletterpflanzen, Sträuchern und Bäumen sind heimische Sukkulenten diesbezüglich einige der besten Pflanzbeispiele. Ihre fleischigen Blätter absorbieren besonders viel CO2 weshalb sie als klimafreundliche Bepflanzung auf der grünen Terrasse nicht fehlen sollten.
Die Gestaltungsmöglichkeiten mit besagten Pflanzen sind vielseitig. Viele Sträucher und Bäume lassen sich als Kübelpflanzen auf terrassierten Flächen interessieren. Kletterpflanzen und Sukkulenten dienen als hervorragende Fassadenbegründung und Bodendecker. Insgesamt sind folgende CO2-aktiven Pflanzen für grüne Veranden und Co. empfehlenswert:
- Ahorn
- Buchsbaum
- Efeu
- Hauswurz
- Holunder
- Mauerpfeffer
- Passionsblume
- Rosen
- Rosenwurz
- Weißdorn
- Wilder Wein
Klimaresistente Pflanzen
Speziell Sukkulenten gelten auch als äußerst robust, wenn es um Hitze und Trockenheit geht. Sie benötigen von Haus aus wenig Wasser und sind somit unwahrscheinlich pflegeleicht.
Das kommt ihnen mit Blick auf den Klimawandel zugute, denn dank ihres ausgeklügelten Wasserhaushalts überstehen sie selbst länger anhaltende Trockenperioden problemlos.
Konkurrenz machen den Sukkulenten hier mediterrane Kräuter. Auch sie sind an sehr karge, heiße und trockene Standorte gewöhnt, weshalb sie als Freilandbepflanzung immer interessanter werden.
Darüber hinaus bieten Mediterrankräuter auch gesundheitliche Vorteile und spielen für die Bienenweide eine bedeutende Rolle, da sie nektarreiche Blüten ausbilden.
Nektarreiche Blütenkräuter
Mediterrane Kräuter sind nicht die einzigen Nektarproduzenten unter den Kräuterpflanzen. Grundsätzlich gilt ein Großteil aller Kräuter als außerordentlich nektarreich. Das gilt insbesondere für Duftkräuter, die Bienen, Hummeln und Co. auch mit einem erlesenen Aroma locken.
Auf der grünen Terrasse sorgen die Kräuterpflanzen außerdem für ein bezauberndes Ambiente und dank Blütenreichtum auch vielfach für ziervolle Akzente. Einige der besten Kräuter für das Nektarbankett der Nüzlinge sind hierbei:
- Blauraute
- Betonie
- Eisenkraut
- Gundermann
- Günsel
- Johanniskraut
- Königskerze
- Lavendel
- Malve
- Ringelblume
- Rosmarin
- Sonnenhut
- Taubnessel
- Thymian
FAQ – Häufige Fragen zur grünen Terrasse
Was versteht man unter einer grünen Terrasse im ökologischen Sinne?
Eine grüne Terrasse im ökologischen Sinne umfasst eine nachhaltige Gestaltung und Bepflanzung, die die Umwelt schont und die Biodiversität fördert. Dies beinhaltet die Nutzung natürlicher Materialien, das Anpflanzen einheimischer Pflanzenarten und die Implementierung von Wassersparmaßnahmen.
Welche Pflanzen eignen sich besonders für eine ökologische Terrasse?
Einheimische Pflanzenarten sind ideal, da sie gut an die lokalen Bedingungen angepasst sind und wenig Pflege benötigen. Kräuter, Sukkulenten und Sträucher, die Nützlinge anziehen und viel CO2 absorbieren, sind ebenfalls vorteilhaft. Denken Sie an Lavendel, Salbei, Thymian und verschiedene Wildblume
Wie lässt sich Wasser auf einer grünen Terrasse effizient nutzen?
Durch das Sammeln von Regenwasser in Tonnen und das Einsetzen von Tropfbewässerungssystemen kann der Wasserverbrauch minimiert werden. Auch das Mulchen der Pflanzflächen hilft, die Feuchtigkeit im Boden zu halten und die Bewässerungshäufigkeit zu reduzieren.
Welche Materialien sind für die Gestaltung einer umweltfreundlichen Terrasse geeignet?
Nachhaltige Materialien wie recyceltes Holz, Bambus und Stein sind ideal für die Terrassengestaltung. Vermeiden Sie Plastik und andere umweltschädliche Stoffe. Stattdessen können Sie auf langlebige, wiederverwendbare und umweltfreundliche Alternativen setzen.
Welche Vorteile bietet eine grüne Terrasse für die Umwelt?
Eine ökologische Terrasse verbessert die Luftqualität, fördert die Biodiversität und bietet Lebensraum für Insekten und Vögel. Sie trägt zur Verringerung des städtischen Wärmeinseleffekts bei und schafft eine nachhaltige und ästhetisch ansprechende Umgebung.
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