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Straußgras, Rotes Straußgras, Agrostis capillaris

Straußgras – Klimaresistenz, Kultur und Arten

7 Minuten Lesezeit

Das Straußgras (Agrostis) ist seit langem ein beliebter Rasenbelag, der vor allem für den Zierrasen immer wieder gerne gewählt wird. Leider geht dieser Zieraspekt aber auch mit einer besonderen Empfindlichkeit des Süßgrases einher.

Steckbrief zum Straußgras

Leaf Divider

  • Wissenschaftlicher Name: Agrostis
  • Herkunft: Europa, Asien, Nordamerika
  • Wuchshöhe: 20 bis 90 cm
  • Blütezeit: Juni bis September
  • Blüten: grünliche bis rötliche Rispenblüten
  • Blätter: schmale, lange Blätter
  • Lichtverhältnisse: vollsonnig bis halbschattig
  • Wasserbedarf: mäßig bis hoch
  • Boden: sandig-lehmig
  • Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral
  • Winterhärte: bis -30 °C winterhart
  • Verwendung: Rasenbelag, Ziergras, Futtergras, Renaturierung

 

Besonderheiten von Straußgras

Das Straußgras gehört zur Familie der Süßgräser und ist neben Schwingelgras, Weidelgras und Rispengras eines der vier wichtigsten Rasengräser. Seinen Namen verdankt es dabei seinen buschigen Rispenblüten, die an die Schwanzfedern eines Straußes erinnern.

Nun muss die Eignung von Agrostis als Rasenbelag mit Blick auf den Klimawandel künftig aber neu überdacht werden. Ähnlich wie bei Rispengras handelt es sich bei Arten des Straußgrases nämlich oft um Sumpfgräser, die den klimatischen Veränderungen nur bedingt standhalten.

Aussehen und Wuchs

Agrostis erreicht artabhänig eine Wuchshöhe zwischen 20 und 80 cm. Damit bleibt es deutlich kleiner als manch andere Gräser, besticht dafür aber durch seine filigranen, rispenförmigen Blütenstände und feinen, schmalen Blätter.

Die Blütenrispen haben eine elegante, fast schwebende Erscheinung. Dabei schimmern die Rispen entweder grünlich, rötlich oder sogar dunkel-violett, was der Grasart eine dekorative Note verleiht.

Gleiches gilt für die filigranen, hell- bis dunkelgrün gefärbten Blätter des Straußgrases. Die schmalen Blattspreiten wachsen in aufrechten Horsten und bilden eine dichte, teppichartige Grasdecke aus. Aufgrund seiner feinen Struktur und dem dichten Wuchs ist das Süßgras sowohl in der Landschaftsgestaltung als auch im Rasen sehr beliebt.

 

Straußgras, Rotes Straußgras, Agrostis capillaris
Die buschigen Blütenrispen von Agrostis besitzen einen besonderen Zierwert, der das Süßgras auch als Ziergras interessant macht.

Verwendung als Ziergras und Rasenbelag

Straußgras wird häufig in Zierrasenmischungen und als Rasengras für besonders feine, dichte Rasenflächen verwendet. Es eignet sich hervorragend für die Anlage von Rasenflächen, die eine gleichmäßige, saftig grüne Optik aufweisen sollen, wie beispielsweise Golfplätze, Zierrasen in repräsentativen Gärten oder Bowling-Greens.

Die dichte Wuchsform und die feinen Blätter machen es zu einer idealen Wahl für Rasenflächen, die regelmäßig und intensiv genutzt werden. Auch als Ziergras in Beeten und Rabatten findet Agrostis Verwendung, wo es mit seinen eleganten Blütenrispen für eine luftig-leichte Note sorgt.

 

Eingeschränkte Klimaresistenz

Wenngleich das Straußgras ein beliebter Rasenbelag ist, eignet es sich doch nicht für den Klimarasen. Zwar besitzt es seine gute Anpassungsfähigkeit an verschiedene Bodenarten und ist bis -30 °C äußerst winterhart, doch sein mäßiger bis hoher Wasserbedarf, lässt viele Arten nur in Regionen mit regelmäßigen Niederschlägen gut gedeihen.

Im Zuge des Klimawandels wird dies zunehmend problematisch für Rasenflächen mit einem hohen Anteil an Straußgras. Da das Süßgras eher kühle, gemäßigte Klimazonen bevorzugt und anfällig für längere Trockenperioden und extreme Hitze ist, werden entsprechende Rasenflächen im Sommer schnell braun.

Für die Kultur von Agrostis bedeutet das eine sehr sorgfältige Standortwahl. Außerdem sollte man bei der Artenwahl auf robustere Alternativen zum Klassiker im Rasen alias Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera) setzen.

 

Straußgras, Rotes Straußgras, Agrostis capillaris
Straußgras auf der Feuchtwiese

Straußgras pflanzen

 

Es sei erwähnt, dass es sich bei zahlreichen Arten der Gattung Agrostis um Sumpfgräser handelt. Feuchte Böden, wie sie im Sumpfgarten oder am Gartenteich anzutreffen sind, können daher ein optimaler Standort sein.

Damit hat das Sumpfgras einiges mit dem Rispengras gemeinsam. In beiden Fällen sollten Gartenbesitzer künftig mehr darüber nachdenken, die beiden Grasstauden anstatt im Rasen nicht lieber in garteneigenen Feuchtzonen zu verwenden.

Standort und Boden

Straußgras bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte und gedeiht am besten auf nährstoffreichen, gut durchlässigen Böden. Der Boden sollte leicht sauer bis neutral sein und einen pH-Wert zwischen 5,5 und 7 Punkten aufweisen.

Besonders gut geeignet sind humose, feuchte Böden, die ausreichend Wasser speichern, ohne dabei Staunässe zu entwickeln. Das ist vor allem bei sandig-lehmigen Substraten gegeben.

Pflanzzeit

Die beste Zeit für die Aussaat oder Pflanzung von Straußgras ist das Frühjahr, von April bis Juni. Alternativ können Sie das Süßgras auch im frühen Herbst, also im September aussäen bzw. pflanzen. In jedem Fall sollte Bodentemperatur zum Zeitpunkt der Aussaat aber nicht mehr unter 10 °C fallen.

Bodenvorbereitung, Aussaat und Pflanzung

Entfernen Sie zunächst Unkraut, Wurzelreste und andere Bodenhindernisse aus dem Standortboden und lockern Sie diesen tiefgründig auf. Bei Bedarf können Sie das Substrat mit Sand und Kompost optimieren, um die Nährstoffversorgung und Bodenstruktur zu verbessern.

Für die Aussaat als Rasenbelag verwenden Sie 10 bis 15 Gramm Saatgut pro m². Verteilen Sie das Saatgut gleichmäßig auf der vorbereiteten Fläche und harken Sie es leicht ein. Anschließend wird die Fläche vorsichtig angewalzt, um die Samen festzudrücken und die Keimung zu fördern.

Die Saattiefe für Straußgras beträgt ca. 0,5 bis 1 cm. Wer stattdessen vorgezogene Pflanzen ausbringen möchte (z.B. für die Nutzung als Ziergras), sollte auf einen Pflanzabstand von 20 bis 30 cm achten. Der Wurzelballen sollte hier genau mit der Bodenoberfläche abschließen.

Straußgras gießen und düngen

Straußgras benötigt während der Keim- und Anwachsphase eine regelmäßige Bewässerung, um eine gleichmäßige Feuchtigkeit im Boden sicherzustellen. Besonders bei trockenem Wetter sollte das Gras regelmäßig gegossen werden, um das Austrocknen zu verhindern.

Nachdem sich das Gras etabliert hat, reicht eine tiefere, aber weniger häufige Bewässerung aus. Eine Ausnahme bilden lange Trockenphasen ohne Niederschlag. Hier muss öfter gegossen werden, damit der Boden nicht austrocknet.

Düngen Sie das Agrostis im Frühjahr mit einem stickstoffreichen Langzeitdünger, um das Wachstum und die Farbe des Grases zu fördern. Eine zweite Düngung im Spätsommer kann die Widerstandsfähigkeit des Rasens vor dem Winter stärken.

Straußgras mähen und schneiden

Abgesehen von eventuellen Korrekturmaßnahmen, wie das Ausbessern des Rasens oder das Vertikutieren der Rasenfläche sollte Agrostis als Rasengras regelmäßig gemäht werden, um eine dichte und gesunde Grasnarbe zu fördern.

Während der Hauptwachstumsperiode, von Frühling bis Herbst, ist ein nachhaltiges Mähen empfehlenswert. Die Schnitthöhe sollte dabei nicht niedriger 5 cm eingestellt werden. In heißen Sommermonaten kann die Schnitthöhe leicht erhöht werden, um das Gras vor übermäßiger Verdunstung und Hitze zu schützen.

Es ist wichtig, nie mehr als ein Drittel der Grashöhe auf einmal zu schneiden, um die Pflanze nicht zu stressen. Regelmäßiges Entfernen des Schnittguts verhindert, dass die Grasnarbe erstickt und fördert die Belüftung des Bodens.

Straußgras, Rotes Straußgras, Agrostis capillaris
Rotes Straußgras (Agrostis capillaris)

Wichtige Arten der Gattung Agrostis

Von den rund 220 Arten der Gattung Agrostis sind vor allem 5 bis 9 für die Kultur relevant. Die Arten unterscheiden sich in Sachen Eignung für bestimmte Terrains, ebenso wie in ihrer Blütenfarbe. Gerade rötliche und violette Blütenvarianten besitzen dabei auch einen besonderen Zierwert. Hier ein paar Empfehlungen:

  • Alpen-Straußgras (Agrostis alpina): in den Alpen heimisch; Wuchshöhe beträgt 10 bis 30 cm; grünliche bis rötliche Blütenrispen; bis -30 °C winterhart; Zier- und Rasengras im Alpingarten und Steingarten, gut angepasst an kühle, feuchte Bedingungen; nicht hitze- oder trockenheitsresistent
  • Felsen-Straußgras (Agrostis rupestris): stammt aus den Gebirgsregionen Europas; 10 bis 25 cm Wuchshöhe; grünliche Blütenrispen; bis -30 °C winterhart; als Ziergras gut geeignet für alpine Steingärten, nicht hitze- oder trockenheitsresistent
  • Hunds-Straußgras / Sumpf-Straußgras (Agrostis canina): kommt in Europa und Asien natürlich vor; 20 bis 50 cm Wuchshöhe; grünliche bis rötliche Blütenrispen; bis -25 °C winterhart; guter Rasenbelag für feuchte, schattige Standorte; mäßig trockenheitsresistent
  • Riesen-Straußgras (Agrostis gigantea): in Europa, Asien und Nordamerika heimisch; wird 50 bis 90 cm hoch; grünliche bis rötlich-violette Blütenrispen; bis -25 °C winterhart; beliebtes Futtergras und Erosionsschutz, weniger geeignet für trockene und heiße Regionen
  • Rotes Straußgras (Agrostis capillaris): stammt aus Europa und Asien; Wuchshöhe beträgt 30 bis 60 cm; grünliche bis rötliche Blütenrispen; bis -20 °C winterhart; Verwendung als Ziergras oder Rasengras denkbar; mäßig trockenheitsresistent
  • Sand-Straußgras (Agrostis vinealis): ebenfalls in Europa und Asien heimisch; wird 20 bis 40 cm hoch; grünliche bis gelbliche Blütenrispen; bis -25 °C winterhart; gutes Ziergras für sandige und magere; mäßig hitze- und trockenheitsresistent
  • Schilf-Straußgras (Agrostis agrostiflora): heimisch in Europa und Asien; Wuchshöhe beträgt 40 bis 90 cm; grünliche Blütenrispen; bis -20 °C winterhart; Verwendung als Uferbepflanzung oder Ziergras in feuchten bis sumpfigen Gebieten, nicht hitze- oder trockenheitsresistent
  • Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera): stammt aus Europa, Asien und Nordamerika; Wuchshöhe: 10 bis 50 cm; grünliche bis rötliche Blütenrispen; bis -25 °C winterhart; klassische Agrostis-Art für Sportrasen, Zierrasen und Golfplätze, gut angepasst an feuchte; mäßig trockenheitsresistent

 

FAQs zu Straußgras

Wie robust ist Straußgras gegenüber Trittbelastung?

Straußgras gehört zu den Gräsern, die moderaten Trittbelastungen gut standhalten. Es bildet dichte Rasenflächen, die auch bei häufiger Nutzung stabil bleiben. Für stark beanspruchte Flächen wie Spielwiesen oder Sportplätze ist es jedoch weniger geeignet, da es sich unter starker Belastung langsamer regeneriert als andere Rasensorten.

Welche Pflege benötigt Straußgras?

Straußgras bevorzugt regelmäßige Bewässerung, besonders in trockenen Perioden. Es gedeiht am besten auf nährstoffreichen, gut durchlässigen Böden. Eine regelmäßige, aber moderate Düngung im Frühjahr und Herbst fördert das Wachstum und die Gesundheit des Grases. Zudem ist ein regelmäßiger Schnitt ratsam, um eine dichte und gleichmäßige Grasnarbe zu erhalten.

Kann Straußgras im Schatten wachsen?

Straußgras zeigt eine gute Toleranz gegenüber schattigen Standorten und eignet sich daher ideal für Gärten mit wechselnden Lichtverhältnissen. Es gedeiht sowohl in teilsonnigen als auch in vollständig schattigen Bereichen. Diese Anpassungsfähigkeit macht es zu einer beliebten Wahl für schattige Rasenflächen und Gärten mit vielen Bäumen oder Gebäuden.

Wie verbreitet sich Straußgras?

Straußgras bildet dichte Horste, die sich durch unterirdische Ausläufer ausbreiten. Diese Ausläufer ermöglichen es dem Gras, neue Pflanzungen zu bilden und Lücken im Rasen schnell zu schließen. Diese natürliche Ausbreitung hilft, eine gleichmäßige und widerstandsfähige Rasenfläche zu schaffen, ohne dass eine regelmäßige Nachsaat erforderlich ist.

Welche Vorteile bietet Straußgras für die Umwelt?

Agrostis trägt zur Verbesserung der Bodenstruktur bei, da seine Wurzeln den Boden auflockern und Erosion verhindern. Es bietet Lebensraum für verschiedene Insektenarten und fördert die Biodiversität im Garten. Außerdem speichert es Wasser gut und trägt so zur natürlichen Wasserversorgung des Bodens bei, was in ökologischen Gärten besonders wertvoll ist.


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