Der Gattungsname der Skabiose (Scabiosa) sorgt bisweilen für einiges an Verwirrung. Denn der Name wird mitunter nicht nur für Arten der Skabiosa, sondern auch für Arten der als Witwenblume bekannte Knautie (Knautia) verwendet. Zu allem Überfluss gehören beide Pflanzen auch noch zur selben Pflanzenfamilie, werden gleichermaßen heilpflanzlich genutzt und haben auch sehr ähnliche Kulturbedingungen.
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Sowohl bei der Skabiose als auch bei der Knautie handelt es sich um alte Heil- und Küchenkräuter. Ihre Blüten und Blätter wurden früher gerne in Wildkräutersalat verarbeitet. Diesem wurde aufgrund der stoffwechselanregenden Wirkung de Skabiosen eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt. Aus Wurzeln und Blättern des Heilkrauts lassen sich zudem gesundheitsfördernde Tees, Tinkturen und Salben herstellen.
Als wichtigste Skabiosen-Art für Salate gilt diesbezüglich die Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria). Diese Pflanze ist eine wertvolle Bienenweide, die in Deutschland allerdings immer stärker gefährdet ist. Wildexemplare zu sammeln ist daher nicht empfohlen. Stattdessen bietet sich eine Kultur im Kräutergarten an.
Auch das Kraut der als Acker-Skabiose bekannten Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) ist als Heilkraut, Salatpflanze und antibiotische Futterpflanze für Nutzvieh bekannt. An ihr zeigt sich, wie leicht es aufgrund von Artennamen zu Verwechslungen zwischen echten Skabiosa und Knautia kommen kann.
Verwirrspiel der Pflanzennamen
Wenngleich die rosa bis lila und rotvioletten Blütenköpfe der Skabiose unglaublich ziervoll sind, ist ihre Name doch recht unschöner Natur. Er leitet sich nämlich vom lateinischen Wort scabies für „Krätze“ oder „Hautausschlag“ beziehungsweise scabere für „kratzen“ ab. Die Namensgebung nimmt Bezug auf einen der wichtigsten Anwendungsbereiche der Skabiosa, wurde sie früher doch traditionelle gegen Krätze eingesetzt.
Beinamen wie Krätzkraut oder Grindkraut gelten hierbei allerdings nicht nur für Skabiosa-Arten, sondern auch für Knautien. Die beiden Gattungen wurden von ihrem Erstbeschreiber, dem berühmten schwedischen Naturforscher Carl von Linné früher nur unscharf differenziert. Dabei ist die Zuordnung von Arten wie die Acker-Skabiose ist bis heute nicht eindeutig.
Geht es nun um den wissenschaftlichen Namen der Knautie, so ehrt dieser den deutschen Arzt und Botaniker Christian Knaut. Das nicht ganz ohne Grund, denn Knaut machte sich seinerzeit einen Namen als erster Botaniker, der eine umfassende Einteilung der Blütenpflanzen nach der Zahl und Anordnung ihrer Blütenblätter vornahm.
Wissenswertes: Speziell die Zahl der Kronblätter erlaubt hierbei auch eine konkrete Unterscheidung von Skabiosa und Knautia, besitzt die Skabiose doch fünf Randblüten, während die Knautie nur vier aufweist.
Inhaltsstoffe und Wirkung der Skabiose
Neben ihrer traditionellen Anwendung bei Krätze eignen sich Skabiosen auch zur Behandlung anderer Hauterkrankungen wie Ekzeme, Hautinfektionen, Akne oder Schuppenflechte. Verantwortlich für die dermale Heilwirkung sind antioxidative Phenole in der Skabiose. Sie regen die Zellregeneration an und stärken gleichzeitig die Zellabwehr. Des Weiteren sind Antioxidantien auch für den Stoffwechsel bedeutsam, da sie freie Radikale einfangen und so die Stoffwechselfunktion verbessern.
Ebenfalls reich sind Arten der Gattung Scabiosa auch an Metaboliten wie Iridoid, Flavonoiden und Triterpenen, die eine antibiotische und entzündungshemmende Wirkung entfalten. Die Inhaltsstoffe sind hauptverantwortlich für volksheilkundliche Anwendungen der Skabiose gegen Infektionskrankheiten und entzündliche Lebererkrankungen. Diesbezüglich ist das Heilkraut in Tee-, Tinktur- und Salbenform insbesondere im mediterranen, mongolischen und tibetanischen Volksheilkunde als alte Heilpflanze bekannt.
Mit Blick auf Knautien lassen sich für Arten wie die Acker-Witwenblume ebenfalls antibiotische, antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften Dabei gehören zu den wichtigsten Inhaltsstoffen der kleinen Schwester der Skabiosa vor allem Flavone und flavone Glykoside wie Isovitexin.
Skabiose pflanzen – Standort und Ablauf
Skabiosa und Knautia gehören beide zur Familie der Geißblattgewächse. Sie sind daher eng verwandt mit einem anderen berühmten Heilkraut, nämlich dem Baldrian. Mit diesem teilen sie sich nicht nur ein interessantes Wirkstoffprofil, sondern auch ein beachtliches Verbreitungsgebiet, das von Afrika bis in die gemäßigten und polaren Regionen Eurasiens reicht.
Ebenso schätzen die beiden Kräuter wie der Baldrian sonnige und mäßig feuchte Standorte. Ein gut durchlässiges, sandiges bis sandig-lehmiges Substrat ist den Skabiosen dabei am liebsten. Der pH-Wert des Bodens sollte schwach sauer bis neutral sein und somit zwischen 6 und 7 Punkten liegen.
Skabiosen wachsen zwischen 80 und 100 cm hoch. Es ist daher wichtig, ausreichend Platz im Kräuterbeet mit einzuplanen. Alternativ sind die Blütenpflanzen aber auch eine wunderbare Idee für eine Wildblumenwiese. Mit Blick auf Winterschutz sind keine besonderen Vorkehrungen zu treffen, denn die Kräuter sind bis -18 °C winterhart.
Einzelheiten zum Standort für Skabiosen:
- sonniger, mäßig feuchter Standort
- durchlässiges, sandiges bis sandig-lehmiges Substrat
- pH-Wert des Bodens: sauer bis neutral, von 6 bis 7
- sowohl Skabiosa als auch Knautia sind winterhart
Pflanzanleitung für Skabiosa und Knautia
1. Schritt – Pflanztermin wählen: Pflanzen Sie Skabiosa und Knautia entweder im Frühling oder Herbst ins Freiland. Stellen Sie dabei sicher, dass unmittelbar nach der Pflanzung kein Frost droht, um den Kräutern das Anwachsen im Boden zu erleichtern.
2. Schritt – Boden optimieren: Lockern Sie das Standortsubstrat für die Bedürfnisse von Scabiosa und Knautia tiefgründig auf. Zu schwere Böden lassen sich mit Sand nachoptimieren. Etwas Kompost oder organischer Dünger sorgt dann für eine gute Grunddüngung. Alternativ ist auch die Nutzung von Spezialerde für Kräuter möglich.
3. Schritt – Skabiose pflanzen. Ausgewachsene Skabiosen besitzen eine Wuchsbreite von 30 bis 40 cm, Witwenblumen von 50 bis 70 cm. Je nach Art ist daher ein Pflanzabstand von 35 bis 60 cm sinnvoll. Nach der Pflanzung werden die Kräuter abschließend gut gewässert.
Kurzschritte zur Pflanzung im Überblick:
- Pflanztermin: frostfrei im Frühjahr oder Frühherbst
- Boden tiefgründig auflockern
- Substrat ggf. mit Sand und organischem Dünger anreichern
- Pflanzabstand für Skabiose: 35 cm
- Pflanzabstand für Witwenblume: 60 cm
Skabiose gießen und düngen
Skabiosen wie auch Knautien vertragen kurze Trockenphasen problemlos, sollten aber insbesondere in heißen Sommermonaten nicht zu lange vor sich hin darben. Hier sind zusätzliche Gießgänge dringend erforderlich.
Zur Düngung der Kräuter reicht eine leichte Gabe von etwas Kompost oder Hornspänen im Frühling während der Blütezeit.
Skabiose schneiden und vermehren
Die Ernte der frischen Kräuterblätter ist von Frühling bis Herbst möglich. Die Blütezeit von Scabiosa und Knautia reicht von Juni bis Oktober, wobei neben der Entnahme von Blüten zur kulinarischen oder heilpflanzlichen Nutzung auch das Abschneiden welker Blütenköpfe ratsam ist. Auf diese Weise fördern Sie im Idealfall eine Zweitblüte.
Bodennahe Rückschnitte der Kräuterpflanzen sind dann vor dem Winter im Spätherbst angezeigt. Wer die Blütenpflanzen in der Blumenwiese kultiviert, kann hier zwischen Spätsommer und Herbst auch mähen.
Vermehrung durch Teilung
Eine Wurzelteilung der Scabiosa oder Knautia kann auf ältere Pflanzen einen verjüngenden Effekt haben und somit deren Langlebigkeit fördern. Zudem bietet die Vermehrung durch Teilung auch mit Blick auf die Kräuterernte einen Vorteil, lässt sich so doch die wirkstoffreich Wurzel der Pflanzen ernten.
Die Wurzelteilung der Kräuter erfolgt in der Regel im Frühling vor dem Austrieb. Graben Sie hierzu die Pflanzen behutsam aus und teilen sie den Wurzelstock mit einem Messer. Denkbar ist beispielsweise, eine Hälfte des Wurzelstocks zur Kräutergewinnung zu nutzen und die andere Hälfte wieder zurück ins Kräuterbeet zu setzen.
Interessante Arten der Scabiosa und Knautia
In der Gattung Scabiosa gibt es etwa 30, in der Gattung Knautia etwa 60 verschiedene Arten. Neben den heilpflanzlich genutzten Arten der Skabiosa und Knautia gibt es noch einige weitere Varianten, die insbesondere wegen ihrer originellen Blütenfärbung interessant sind. Hier ein paar Empfehlungen und eine Übersicht zu wichtigen Arten für den Garten:
- Acker-Skabiose / Acker-Witwenblume (Knautia arvensis): rosa Blüten
- Blaue Skabiose / Kaukasus-Skabiose (Scabiosa caucasia): blaue Blüten
- Duft-Skabiose (Scabiosa canescens): zartrosa Blüten
- Garten-Skabiose (Scabiosa atropurpurea): purpur-violette Blüten
- Gelbe Scabiose (Scabiosa ochroleuca): gelbe Blüten
- Mazedonische Witwenblume (Knautia macedonica): purpurrote Blüten
- Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria): zartrosa bis lila Blüten
Mögliche Krankheiten und Schädlinge
In der Regel werden Skabiosa und Knautia kaum von Schadbildern befallen. Allenfalls Blattläuse können auftreten, wenn der Standort zu schattig oder zu feucht gewählt wurde. Als Gegenmaßnahme ist der Standort folglich zu wechseln. Ergänzend sollte man mit Brennnesselsud gegen die Schädlinge vorgehen oder Nützlinge wie Marienkäfer einsetzen.
Fazit
Skabiosa, ebenso wie Knautia sind fast in Vergessenheit geratene Heilkräuter, die sowohl bei Haut- und Stoffwechselbeschwerden als auch bei Infektionen gute Hilfe leisten können. Zudem machen sich ihre außergewöhnlichen Kopfblüten neben dem Kräuterbeet auch hervorragend in einer Wildblumenwiese. Dabei zeigen sich die schönen Kräuterpflanzen gänzlich pflegeleicht und anspruchslos und bieten Kräuter- wie Zierpflanzengärtnern eine Fülle an herrlichen Blütenfarben.
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