Bei manchen Heilpflanzen scheiden sich wahrlich die Geister. Das Schöllkraut (Chelidonium majus) gehört hier gewiss mit dazu. Von einigen als traditionelles Heilkraut gelobt, warnen Experten inzwischen vor einer unbedachten Anwendung. Denn die lange Anwendungsgeschichte von Chelidonium majus täuscht gerne darüber hinweg, dass es sich bei diesem Gewächs eigentlich um eine Giftpflanze handelt.
Wissenswertes: Der wissenschaftliche Name von Chelidonia leitet sich vom griechischen Wort chelidon für „Schwalbe“ ab. Er ist dem Umstand geschuldet, dass die Blütezeit der Pflanze mit der jährlichen Rückkehr der Schwalben im Mai beginnt. Danach blüht Schöllkraut bis zum erneuten Wegflug der Schwalben im Oktober.
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ToggleSchöllkraut richtig bestimmen
Das Schöllkraut ist eine mehrjährige krautige Pflanze und erreicht eine Wuchshöhe von 40 bis 70 cm. Auffallend sind neben den gelben Blüten vor allem die gelappten und grob gezähnten Blätter des Krautes, die auf der Unterseite leicht behaart sind.
In der Signaturenlehre wurde den oft leberförmigen Blättern einst eine medizinische Wirkung gegen Lebererkrankungen wie die Gelbsucht zugesprochen. Zu diesem Zweck extrahierte man die Wurzel der Pflanze (Chelidonii radix) in Wein und verabreichte sie gemeinsam mit Anis. Empfehlenswert sind derartige Anwendungen heute aber nicht mehr, wenn man den Giftgehalt der Pflanze bedenkt.
In diesem Zusammenhang sei vor Verwechslungen mit dem harmlosen Johanniskraut gewarnt, das dem Schöllkraut optisch sehr ähnlich sieht. Beide Pflanzen besitzen vierzählige (beim Johanniskraut mitunter auch fünfzählige), gelbe Blüten mit markanten Griffeln.
Während man Johanniskraut aber ohne Bedenken in größeren Mengen konsumieren kann, wäre eine Überdosis beim Schöllkraut fatal. Bei innerer Anwendung von Chelidonium majus kann es nicht nur zu leichten Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen kommen. Eine starke Überdosis birgt darüber hinaus das Risiko von Kreislaufversagen, Leberschäden und führt im schlimmsten Fall sogar zum Tod.
Eine Heilpflanze mit Tücken
Das Schöllkraut ist die einzige Art in der monotypischen Gattung Chelidonium und gehört zur Familie der Mohngewächse. Diesen eilt ein bisweilen zweifelhafter Ruf voraus, tummeln sich unter ihnen doch zahlreiche Gewächse, die Eigenschaften einer Heilpflanze und Giftpflanze zugleich in sich vereinen. Beim Schöllkraut ist das nicht anders.
Ist Schöllkraut giftig?
Die Antwort hierauf lautet ganz klar: Ja. Das Problem sind wie bei vielen Mohngewächsen die Alkaloide im roten Milchsaft der Pflanze. Einige dieser Pflanzenstoffe besitzen durchaus heilsame Wirkung, wobei die Dosis wie so oft das Gift macht.
Die Inhaltsstoffe, die Chelidonium so gefährlich machen, sind teils medizinisch relevante, teils aber auch hochgiftige Alkaloide. Mehr als 20 Davon ließen sich im Schöllkrautextrakt bislang feststellen, darunter:
- Berberin
- Chelerythrin
- Chelidonin
- Chelidoxanthin
- Coptisin
- Sanguinarin
- Spartein
Außerdem sind im Milchsaft der Pflanze Apfelsäure, Chelidonsäure, Flavonoide, Kaffeesäure und Zitronensäure enthalten. Während die Pflanzensäuren und Flavonoide weitestgehend ohne Nebenwirkungen bleiben, wurde für einige Alkaloide in Chelidonium ein erhöhtes Risiko von lebensbedrohlichen Atembeschwerden, Herz-Kreislauf-Störungen, Leber- und Nierenschäden festgestellt.
Obwohl viele dieser Alkaloide in der Medizin immer wieder gegen Hautbeschwerden, Infektionen und Entzündungen zum Einsatz kommen, ist insbesondere von einer inneren Anwendung im Privaten ohne Absprache mit einem Arzt dringend abzuraten.
Äußerliche Anwendung von Schöllkraut gegen Warzen
In Anbetracht der gefährlichen Giftwirkung von Schöllkraut ist es erstaunlich, dass die Pflanze schon seit der Antike als Heilpflanze in Verwendung ist. Sowohl Dioskurides empfahl eine Abkochung der Wurzeln mit Honig vermengt gegen Leberbeschwerden wie Gelbsucht und auch zur Behandlung von Hautausschlag und Geschwüren.
Eine ausdrückliche Warnung zur Toxizität von Chelidonium erging erst im Mittelalter durch Hildegard von Bingen. Sie schrieb in ihrer „Physica“, dass der Pflanze ein „dunkles und herbes Gift“ innewohne und verwendete das Kraut deshalb ausschließlich als mit Schmalz vermengte Paste zur äußeren Anwendung gegen Geschwüre.
Diese eingeschränkte Verwendung setzte sich aber nicht überall durch. Noch bis ins 16. Jahrhundert war Schöllkraut zur innerlichen Anwendung in Gebrauch. Das unter anderem gegen Menstruationsbeschwerden, Bauchkrämpfe, Verstopfung, Leberentzündung und Milzbeschwerden.
Heute lassen sich derartige Anwendungen aus medizinischer Sicht nicht mehr vertreten. Auch wenn verschiedene Studien dem Schöllkrautextrakt in vitro antivirale, antimikrobielle und sogar krebshemmende Wirkung nachsagen, sollte man privat nicht mit dem Kraut herumexperimentieren. Ein Beurteilungsbericht der europäischen Arzneimittelagentur zu Schöllkraut aus dem Jahr 2011 äußert hierzu insbesondere Bedenken zur möglichen Lebertoxizität der Pflanze.
Trotz aktueller Forschung zu einem möglichen medizinischen Nutzen von Chelidonium major, ist also äußerste Vorsicht im Umgang mit der Pflanze geboten. Allenfalls eine äußerliche Anwendung zur Behandlung von Warzen oder Hautbeschwerden lässt sich bei ausreichender Verdünnung als unbedenklich bezeichnen. In dieser Funktion wird das Kraut auch gerne als Warzenkraut bezeichnet.
Schöllkraut pflanzen – Standort und Ablauf
Auch wenn Cheledonium major eine Giftpflanze ist, spricht zumindest gegen eine Kultur im Garten nichts, wenn man im Umgang mit der Pflanze ausreichende Vorsicht beweist. Als Zierstaude kann der Dauerblüher dank seiner schmuckvollen gelben Blüten von Frühling bis Herbst schöne Akzente im Staudenbeet setzen. Mit einer Frostresistenz bis -23 °C ist Schöllkraut auch gut winterhart und lässt sich als mehrjährige Pflanze kultivieren.
Der richtige Standort für Chelidonium major
Schöllkraut ist in ganz Europa und auch in Asien heimisch. Hier gedeiht die Pflanze bevorzugt an steinigen und trockenen Orten wie Geröllhalden, Wegesrändern oder auch in Gebirgsregionen. Selbst aus mancher Mauerspalte sprießt Chelidonium major recht üppig.
Als Standort im Garten empfehlen sich vor allem sonnige oder zumindest halbschattige Lagen. Der Standortboden sollte gut durchlässig, frisch und sandig-lehmig oder kiesig-lehmig sein. Als Zeigerpflanze für Stickstoff fühlt sich Schöllkraut außerdem auf nährstoffreichen Böden besonders wohl, auch wenn karge und trockene Standorte im Notfall toleriert werden. Die richtigen Boden-pH-Werte liegen für die Bedürfnisse von Chelidonium major im neutralen Bereich, zwischen 6,5 und 7,5 Punkten.
Einzelheiten zum Standort für Schöllkraut:
- sonniger bis halbschattiger Standort
- frisches, durchlässiges, nährstoffreiches Substrat
- sandig-lehmiger oder kiesig-lehmiger Boden
- pH-Wert des Bodens: neutral, von 6,5 bis 7,5
Aussaat und Pflanzung von Warzenkraut
Gepflanzt wird Schöllkraut im Frühling. Die beste Pflanzzeit liegt hier zwischen März und April. Gleiches gilt für die Aussaat von Samen der Pflanze.
Wer Saatgut aussäen möchte, muss sicherstellen, dass die Samen nach der Aussaat nicht zu dick mit Erde bedeckt sind. Denn Chelidonium majus ist ein Lichtkeimer. Eine Pflanztiefe von maximal 1 cm sollte daher nicht überschritten werden.
Wird die Ansaat gut feucht gehalten, beträgt die Keimdauer ungefähr 2 bis 3 Wochen. Danach werden die Keimlinge pikiert. Achten Sie hier auf einen Pflanzabstand von mindestens 30 cm.
Pflege des Schöllkrauts
Bei ausreichendem Niederschlag benötigt Chelidonium majus in der Regel keine manuelle Bewässerung. Nur in anhaltenden Trockenperioden sollten Sie hin und wieder gießen.
Wichtiger ist dagegen das regelmäßige Düngen. Ein guter organischer Stickstoffdünger wie Brennnesseljauche oder Kompost sind hierfür optimal. Die Düngung erfolgt vor der Blüte, gegen Mitte bis Ende April.
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