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Scharbockskraut, Ficaria, Ficaria verna, Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae

Scharbockskraut pflanzen – Wirkung, Aussaat und Pflege

6 Minuten Lesezeit

Mit seinen kräftig gelben Sternblüten zaubert das Scharbockskraut (Ficaria verna) schon zeitig im März farbige Akzente im heimischen Grün. Dabei ist die Pflanze nicht nur einer der ersten Frühblüher im Garten, sondern war einst auch eine traditionelle Heil- und Gemüsepflanze. Verwendet wurden in erster Linie die jungen Blätter des Krautes, die man vor der Blüte erntete.

Nach der Blütezeit entwickeln sich in den Blättern des Scharbockskrautes allerdings zunehmend giftige Inhaltsstoffe, wodurch sie ungenießbar werden. Und auch der falsche Standort kann den Giftstoffgehalt von Ficaria verna erhöhen. Aus diesem Grund, hier ein ausführlicher Guide zur Wirkung, Anwendung und Kultur von Scharbockskraut.

 

Scharbockskraut Inhaltsstoffe und Wirkung

Scharbockskraut gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse, die unverkennbar nach dem schönen, aber auch sehr giftigen Hahnenfuß benannt ist. Ficaria verna ist in Teilen ebenfalls giftig, wobei vor allem die Rhizome der Pflanze größere Mengen an sogenanntem Protoanemonin enthalten. Das Lacton sorgt bei Hautkontakt für Hautreizungen und Verätzungen. Beim Verzehr kann es außerdem zu Durchfall, Erbrechen, Krämpfen und Lähmungserscheinungen kommen. Leichtfertig sollte man mit der Pflanze daher nicht umgehen.

 

Eine Heilpflanze unter Vorbehalt

Protoanemonin ist in zahlreichen Hahnenfußgewächsen zu finden und lässt sich nur durch ausreichende Trocknung der Pflanzen neutralisieren. Hier wird Protoanemonin in das ungiftige Anemonin sowie Anemoninsäure umgewandelt, wodurch die betroffenen Pflanzenteile ungefährlich werden. Alternativ dazu kann man Hahnenfußgewächse wie Scharbockskraut auch vor der Ausbildung größerer Mengen des Giftstoffes während der Blütezeit ernten.

Vorsicht, Verwechslungsgefahr: Beim Sammeln von Scharbockskraut kommt es immer wieder zu Verwechslungen mit anderen Hahnenfußgewächsen wie der Dotterblume. Diese ist zu jeder Zeit giftig und muss deshalb sehr sorgfältig von Ficaria verna unterschieden werden.

 

Scharbockskraut, Ficaria, Ficaria verna, Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae
Heilsam, aber in Teilen giftig: das Scharbockskraut | © Das Grüne Archiv

Der schmale Grat zwischen Giftigkeit und Heilwirkung

Wenngleich aufgrund der zeitweisen Giftigkeit von Scharbockskraut Vorsicht in Sachen Anwendung und Dosierung geboten ist, kann man der Pflanze ihre heilsamen und aromatischen Eigenschaften dennoch nicht absprechen.

Wohlbekannt war Ficaria verna früher unter Seefahrern, denen das Kraut ähnlich wie
Sauerkraut eine wertvolle Vitamin-C-Quelle zur Prävention gegen Skorbut war. Von dieser Anwendung gegen Skorbut rührt im Übrigen auch der Name des Scharbockskrautes her. Denn Scharbock war seinerzeit die umgangssprachliche Bezeichnung für Skorbut.

Auch heute noch kann man das Hahnenfußgewächs bei maßvoller Dosierung als Wildkraut in der Küche
nutzen. Vor allem für die Zubereitung von Kräuterrezepten wie Kräuterbutter, Kräuterquark oder
Brotaufstrich ist Ficaria verna interessant. Zudem macht sich der leicht herb-würzige Geschmack des
auch als Frühsalat bekannten Scharbockskrautes auch in Wildpflanzen- und Gartensalaten
hervorragend.

Die geschlossenen Blütenknospen von Ficaria verna bilden in Essig eingelegt einen originellen Ersatz
für Kapern. Die Brutknospen der Pflanze wiederum waren früher gemeinsam mit den Wurzelknollen
eine kostbare Zutat für Mehlersatz in schweren Zeiten.

Mit dem ätzenden Wurzelsaft von Scharbockskraut behandelt man in der Volksheilkunde gerne
Warzen. Diese reagieren auf das Sekret ähnlich wie auf Teebaumöl und sterben in Folge der
Anwendung ab. Auch andere dermale Beschwerden wie Hautunreinheiten oder Hämorrhoiden
reagieren positiv auf Sitzbäder und Waschungen mit Scharbockskraut-Tee.

Neben Vitamin C stecken in Ficaria verna auch medizinisch relevante Saponine und Gerbstoffe .
Sie spielen einerseits für die desinfizierende Wirkung des Krautes auf die Haut, aber auch für seine
blutreinigenden Eigenschaften eine bedeutende Rolle. Volksnamen wie Gichtkraut weisen bereits darauf hin, dass Scharbockskraut früher auch in der Behandlung von Gicht und anderen, das Blut
betreffenden Stoffwechselerkrankungen zum Einsatz kam.

 

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Scharbockskraut im Garten | © Das Grüne Archiv

Scharbockskraut pflanzen – Standort und Aussaat

Heimisch ist Scharbockskraut in ganz Nord- und Mitteleuropa. Die Pflanze ist also vollständig winterhart und verträgt Minusgrade bis -29 °C. Darüber hinaus ist sie ideal für Schattengärten geeignet, bevorzugt sie doch halbschattige und feuchte Standorte.

Da die Stauden des Krautes mit einer Wuchshöhe von nur 2 bis 5 cm relativ kleinwüchsig sind, eignen sie sich außerdem als Bodendecker für Wildblumenbeete. Mit Blick auf die Giftigkeit der Pflanzenteile ist jedoch eine Pflanzung außer Reichweite von Kindern und Haustieren ratsam.

 

Boden für Ficaria verna

Der Standortboden sollte für die Bedürfnisse von Ficaria verna lehmig und nährstoffreich sein. Mit Blick auf den pH-Wert wird ein schwach saures bis neutrales Substrat empfohlen, das Werte zwischen 6,5 bis 7,5 Punkten nicht unterschreitet.

Zwar gedeiht Scharbockskraut auch auf stark sauren Böden, breitet sich dann aber oft unkontrolliert im Garten aus. Dies gilt es mit einem moderaten Boden-pH-Wert zu unterbinden.
Tipp: Um den Standortboden zu neutralisieren, bietet sich die Einbringung von Kalk an.

Einzelheiten zum Standort für Ficaria verna:

  • halbschattigen Standort wählen
  • außer Reichweite von Kindern und Haustieren pflanzen
  • Boden sollte frisch-feucht, lehmig und nährstoffreich sein
  • Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral, von 6,5 bis 7,5
  • zu saure Böden lassen die Pflanze unkontrolliert wuchern
  • ggf. zur pH-Wert-Neutralisierung Boden kalken
  • Ficaria verna ist bis -29 °C winterhart

 

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Scharbockskraut wird am besten direkt ins Freiland gesät

Aussaat von Ficaria verna Schritt für Schritt

1. Schritt – Aussaattermin wählen: Die Aussaat von Scharbockskraut erfolgt im Herbst, zwischen September und Oktober. Die kaltkeimenden Samen benötigen den winterlichen Frost um zu keimen. Eine Direktaussaat ins Freiland ist daher die beste Wahl. Alternativ ist auch eine Aussaat in Freilandkübel oder Blumenkästen möglich.

2. Schritt – Boden vorbereiten: Lockern Sie den Boden vor der Pflanzung von Scharbockskraut gut auf und reichern Sie das Substrat bei Bedarf mit gut verrottetem Kompost oder organischem Dünger an. Achten Sie hierbei auf ein ausgewogenes N-P-K Verhältnis der Düngemittel zum Boden.

3. Schritt – Scharbockskraut aussäen: Säen Sie das Saatgut von Ficaria verna in Pflanzabständen von 20 bis 25 cm aus. Anschließend sollten die Samen gut angegossen werden. Sofern der herbstliche Niederschlag nicht ausreicht, um das Saatgut frisch-feucht zu halten, muss bis zum Winter eventuell nachgegossen werden.

Kurzschritte zur Aussaat im Überblick:

  • Aussaattermin: September bis Oktober
  • Bodenoptimierung mit organischem Dünger
  • auf N-P-K-Verhältnis achten
  • Pflanzabstand: 20 – 25 cm

 

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Ficaria verna ist pflegeleicht, aber wasserhungrig

Scharbockskraut pflegen – gießen und düngen

Da Scharbockskraut frisch-feuchte Böden liebt, muss während der Wachstumsphase unter Umständen öfter manuell bewässert werden, sofern natürliche Niederschläge ausbleiben. Das gilt insbesondere für Trockenperioden im Frühling und Sommer.

Ansonsten ist Ficaria verna aber relativ pflegeleicht und benötigt weder aufwändige Schnittmaßnahmen noch intensive Düngung. Ein wenig N-P-K-Dünger, der jährlich einmal während der Blütezeit ausgegeben wird, ist völlig ausreichend.

 

Vermehrung des Scharbockskrauts

Die Vermehrung von Ficaria verna kann einerseits durch Absammeln und Aussäen von Saatgut erfolgen. Andererseits lässt sich die wuchsfreundige Blütenstaude auch durch Wurzelteilung vermehren. Hierfür graben Sie die Pflanze im Frühling oder Herbst einfach aus und teilen dann den Wurzelballen mit einem scharfen Messer in zwei Teile. Die Teilstücke können anschließend direkt zurück ins Freiland gepflanzt werden.
Wichtig: Tragen Sie bei Arbeiten an den giftigen Pflanzenwurzeln von Scharbockskraut bitte immer Schutzhandschuhe, um unerwünschte Hautreaktionen zu vermeiden.

 

Ernte des Scharbockskrauts

Die Ernte von Scharbockskraut muss unbedingt vor der Blüte im März erfolgen. Hier können neben Blättern für Salate und Kräuterrezepte auch die Knospen der Pflanze geerntet werden.

Ist eine Pflanze für die Ernte bestimmt, muss vorab natürlich auf chemische Düngemittel verzichtet werden. Sie könnten ansonsten nicht nur allergische Reaktionen beim Anwender hervorrufen, sondern auch den Giftstoffgehalt vor der Blütezeit erhöhen.

Um sicherzugehen, dass kein Protoanemonin in den geernteten Pflanzenteilen verbleibt, ist es ratsam, das Scharbockskraut vor der Anwendung gut zu trocknen und dann beispielsweise zu Tee oder Salbe weiterzuberarbeiten. Ein Frischverzehr ist allenfalls in geringen Mengen, etwa zum Garnieren von Wildkräutersalat oder zum Verfeinern von Kräuterrezepten empfehlenswert.

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass eine Ernte von Scharbockskraut nur erfahrenen Kräuterkundigen vorbehalten sein sollte. Eine falsche Pflege sowie eine zu späte Ernte des Krautes können lebensbedrohliche Folgen für den Anwender haben, weshalb von Experimenten dringend abgeraten wird. Bei Unsicherheiten im Umgang mit der Pflanze ist es darum besser, auf Präparate aus der Apotheke, dem Reformhaus oder Kräuterhandel zu setzen.

 

Mögliche Krankheiten und Schädlinge

Dank einer Fülle von abwehrenden Scharfstoffen und Alkaloiden entstehen an Hahnenfußgewächsen wie dem Scharbockskraut nur selten bedenkliche Schadbilder. Einzig anhaltende Bodentrockenheit im Frühling könnte zur Entstehung von Rostpilzen führen. Dem kann aber durch eine gewissenhafte Pflege zuverlässig vorgebeugt werden.


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