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Rispengras – Klimaresistenz, Kultur und Arten

8 Minuten Lesezeit

Das Rispengras (Poa) gilt als besonders filigranes und ziervolles Rasen- und Ziergras. Jedoch bereitet gerade der filigrane Wuchs dieser Grasart Rasenbesitzern mittlerweile Kopfzerbrechen.

Das Problem: Rispengras ist äußerst empfindlich gegenüber Hitze und Trockenheit. Besser aufgehoben wäre das Rispengras deshalb eigentlich in einer ganz anderen Naturlandschaft, nämlich dem Feuchtbiotop.

Steckbrief zum Rispengras

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  • Wissenschaftlicher Name: Poa
  • Herkunft: weltweit
  • Wuchshöhe: 10 bis 120 cm
  • Blütezeit: Mai bis August
  • Blüten: grünliche bis violette Blütenrispen
  • Blätter: Schmal, lang, dunkelgrün bis bläulich-grün
  • Lichtverhältnisse: Volle Sonne bis Halbschatten
  • Wasserbedarf: mäßig bis hoch
  • Boden: sandig-lehmig
  • Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral
  • Winterhärte: bis -30 °C winterhart
  • Verwendung: Rasenbelag, Ziergras, Futtergras, Renaturierung

 

Besonderheiten von Rispengras

Die Arten des Rispengrases sind weltweit in vorzugsweise gemäßigten Zonen heimisch. Mit einer guten Winterhärte bis -30 °C wäre das Süßgras damit eigentlich wie geschaffen für eine Verwendung als Rasenbelag, Ziergras und Futtergras.

Allerdings wird dabei nur allzu gerne vergessen, dass es sich bei Poa eigentlich um eine Grasart handelt, die ursprünglich auf Feuchtwiesen und in Feuchtbiotopen heimisch ist. Aus diesem Grund ist es ähnlich dem Straußgras deutlich weniger resistent gegen Trockenheit als beispielsweise das artverwandte Schwingelgras und hat einen noch höheren Feuchtigkeitsbedarf als Weidelgras oder Straußgras.

Aussehen und Wuchs

Dass Poa sehr schlecht mit heißem und trockenem Wetter zurechtkommt, liegt nicht zuletzt auch in seinem filigranen Wuchs begründet. Das Süßgras zeichnet sich durch seine sehr schmalen und langen Blätter aus, die in der Regel dunkelgrün bis bläulich-grün gefärbt sind.

Die Blätter wachsen in sehr dichten Horsten, was dem Rispengras eine teppichartige Struktur verleiht. Diese wird gerade in eleganten Rasenarten wie dem Englischen Rasen sehr geschätzt. Dabei variiert die Wuchshöhe je nach Art und Standortbedingungen zwischen 20 und 90 cm.

Ebenfalls Charakteristisch für Rispengras sind die feinen, rispenförmigen Blütenstände, die von Mai bis August erscheinen und in Farben von grünlich bis violett variieren können. Insbesondere violett blühende Arten sind diesbezüglich als Ziergräser ein echter Hingucker.

 

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Die filigranen Halme und Rispen von Poa sind ziervoll, aber auch empfindlich | © Das Grüne Archiv

Rispengras als Rasenbelag und Ziergras

Rispengras ist eine der bevorzugten Gräserarten für Rasenflächen. Besonders im Landschaftsbau und in öffentlichen Grünanlagen, die dem Englischen Garten nachempfunden sind, ist es als Rasenbelag praktisch Pflicht.

Trotz seinem eleganten Wuchs ist Poa nämlich äußerst trittfest und regenerationsfähig, was es ideal für stark beanspruchte Flächen wie Sportplätze und Parks macht. Durch seine dichte Wuchsform ist es auch eine beliebte Wahl für Zierrasen in Gärten und repräsentativen Grünflächen.

Zu den wichtigsten Arten im Bereich der Landschafts- und Gartengestaltung gehört hier das Wiesen-Rispengras (Poa pratensis). Es wird besonders häufig in Rasenmischungen verwendet.

Der Stolz und die Sorge im Englischen Rasen

In Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei vielen Rispengräsern um Sumpfpflanzen handelt, ist es nicht verwunderlich, dass die Grasart gerade im regenreichen Großbritannien bisher eine übergeordnete Rolle als Rasenbelag spielte.

Der Englische Rasen, bekannt für seine makellose, dichte Grasdecke, besteht zu etwa 50 bis 70 Prozent aus Rispengras, das der Rasenart seine charakteristische Struktur und Belastbarkeit. Doch gerade der hohe Feuchtigkeitsbedarf der Rispengräser wird ihnen in Großbritannien inzwischen immer öfter zum Verhängnis.

Denn der Klimawandel geht auch an den britischen Inseln nicht spurlos vorbei. Die Sommer werden zunehmend heißer und trockener. Das sorgt dafür, dass der Englische Rasen mit seinem hohen Anteil an Rispengras während der Sommermonate immer öfter braun wird und vertrocknet.

Zusätzlich erhöht sich der Pflegebedarf und Wasserverbrauch für Englischen Rasen, der immer öfter manuell bewässert werden muss. Als Klimarasen bietet sich Poa daher nicht an. Wohl aber für ein ganz anderes Konzept in Sachen Landschaftsbau.

Rispengras in der Renaturierung von Feuchtbiotopen

Spätestens seit dem Inkrafttreten des EU-Renaturierungsgesetzes ist die Bedeutung der Feuchtgebiete für das Klima wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Eine Wiederherstellung trockengelegter Sumpf- und Moorflächen ist wichtig, um wieder mehr CO₂ und Feuchtigkeit im Boden zu binden sowie den Erhalt seltener Arten zu fördern.

Auch das Rispengras ist in Mooren und Sümpfen deutlich besser aufgehoben, stellt es gemeinsam mit dem Schilf doch eines jener Süßgräser, die neben Sauergräsern wie dem Rohrkolben, Wollgras, der Segge, Simse und Binse essenziell für die Ökologie in Feuchtgebieten sind.

 

Rispengras, Poa
Mit Blick auf den Klimawandel sind zahlreiche Arten der Gattung Poa in Feuchtgebieten deutlich besser aufgehoben als im Rasen.

Rispengras pflanzen

Bedenkt man, dass Rispengras einen sehr hohen Feuchtigkeitsbedarf hat, gleichzeitig aber sehr trocknheits- und hitzeempfindlich ist, sollte man es eigentlich weniger zum Anlegen von Rasenflächen, als vielmehr zur Renaturierung von Feuchtgebieten oder als Bepflanzung im Sumpfgarten verwenden.

Auch im Schattengarten, Naturgarten oder als Uferbepflanzung am Gartenteich macht sich das Süßgras hervorragend. Vorzugehen ist bei der Pflanzung diesbezüglich wie folgt:

Standort und Boden

Poa bevorzugt vollsonnige bis halbschattige Standorte und gedeiht besonders gut in nährstoffreichen, gut durchlässigen Böden. Der Boden sollte humos und feucht sein, aber keine Staunässe aufweisen, da dies die Wurzeln schädigen könnte.

Das Süßgras ist sehr anpassungsfähig und kann auf unterschiedlichsten Böden wachsen, von sandigen bis lehmigen Böden. Diese sollten jedoch einen schwach sauren bis neutralen pH-Wert zwischen 6 uns 7 Punkten aufweisen.

Pflanzzeit

Die Pflanzzeit für Rispengras hängt davon ab, ob eine Direktpflanzung von oder eine Aussaat bevorzugt wird. Für die Aussaat ist der Spätfrühling oder Frühsommer, zwischen April bis Juni empfehlenswert. Die Bodentemperaturen liegen während dieser Jahreszeit konstant über 10 °C, was die Keimung fördert.

Alternativ kann auch im frühen Herbst (September) gesät werden, wenn die Temperaturen moderater sind und ausreichend Feuchtigkeit vorhanden ist. Für die Direktpflanzung von Soden eignet sich ebenfalls der Frühling, da die Pflanzen dann schnell anwachsen und sich etablieren können.

Bodenvorbereitung, Aussaat und Pflanzung

Befreien Sie den Standortboden vor der Pflanzung oder Aussaat von Unkraut und Bodenhindernissen. Anschließend wird der Boden tiefgründig aufgelockert und bei Bedarf mit einer organischen Grunddüngung (z.B. Kompost) angereichert.

Bei der Aussaat von Rispengras sollten etwa 20 bis 30 g Samen pro Quadratmeter gleichmäßig verteilt und leicht in den Boden eingeharkt werden. Nach der Aussaat walzen Sie die Saatfläche dann leicht an.

Für die Pflanzung, ebenso wie für die Aussaat von Ziergräsern empfiehlt sich ein finaler Pflanzabstand von 20 bis 30 cm. Ist das Rispengras dagegen als Rasenbelag gedacht, ist kein Vereinzeln notwendig.

Rispengras gießen und düngen

Rispengras hat einen mäßigen bis hohen Wasserbedarf und sollte während der Keim- und Anwachsphase regelmäßig gegossen werden, um eine gleichmäßige Feuchtigkeit im Boden zu gewährleisten. Besonders in trockenen Sommermonaten ist eine zusätzliche Bewässerung erforderlich, um das Austrocknen der Grasnarbe zu verhindern.

Gedüngt wird Rispengras im Frühjahr mit einem stickstoffreichen Langzeitdünger, um das Wachstum zu unterstützen und eine dichte Grasdecke zu fördern. Ein weiteres Mal kann im Spätsommer gedüngt werden, um die Widerstandsfähigkeit des Rasens vor dem Winter zu stärken.

Rispengras mähen und schneiden

Das regelmäßige Schneiden und Mähen von Rispengras ist wichtig, um einen gesunden und ansehnlichen Rasen zu erhalten. Während der Hauptwachstumsperiode, von Frühling bis Herbst, sollte der Rasen etwa einmal pro Woche gemäht werden, wobei die Schnitthöhe auf 4 bis 5 cm einzustellen ist.

In den heißen Sommermonaten kann die Schnitthöhe leicht auf 5 bis 6 cm erhöht werden, um das Gras vor übermäßiger Verdunstung und Austrocknung zu schützen. Achten Sie darauf, nachhaltig zu mähen und nie mehr als ein Drittel der Grashöhe auf einmal zu schneiden, um die Grasnarbe nicht zu schwächen.

Abgestorbene Blätter und Schnittgut können regelmäßig entfernt werden, um die Belüftung des Rasens zu verbessern und Krankheiten vorzubeugen. Weitere Pflegemaßnahmen, wie etwa das Ausbessern von Rasenflächen oder das Vertikutieren, führen Sie je nach Bedarf aus.

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Der Klassiker: das Wiesen-Rispengras | © Das Grüne Archiv

Wichtige Arten der Gattung Poa

Als eine der größten Gattungen in der Familie der Süßgräser umfasst die Gattung Poa rund 550 verschiedene Arten. Unter ihnen finden sich einige besondere Empfehlungen für Sumpfgärten und Feuchtbiotope, sowie einige hitzebeständigere Alternativen für Rasenflächen. Hier ein paar Vorschläge:

  • Alpen-Rispengras (Poa alpina): in der Alpenregion heimisch; Wuchshöhe beträgt 10 bis 30 cm; grünliche bis violette Blütenrispen; bis -30 °C winterhart; ideal für den alpinen Rasen, als Weidegras oder Bodendecker in Steingärten
  • Einjähriges Rispengras (Poa annua): weltweit heimisch; 10 bis 25 cm Wuchshöhe; grünliche Blütenrispen; nicht winterhart, da einjährig; Pionierpflanze und Futtergras
  • Gewöhnliches Rispengras (Poa trivialis): kommt in Europa und Asien natürlich vor; wird 30 bis 90 cm hoch; grünliche Blütenrispen; bis -20 °C winterhart; beliebt im Feuchtrasen, auf Feuchtwiesen und als Futtergras, optimales Ziergras für schattige und feuchte Standorte; gute Sorte ist ‚Sabre‘
  • Hain-Rispengras (Poa nemoralis): ebenfalls heimisch in Europa und Asien; 30 bis 60 cm Wuchshöhe; grünliche Blütenrispen; Winterhärte bis -25 °C; gut geeignet für den Schattenrasen, Waldgärten und als Böschungsbegrünung
  • Sumpf-Rispengras (Poa palustris): in Europa, Asien und Nordamerika heimisch; Wuchshöhe beträgt 60 bis 120 cm; grünliche Blütenrispen; bis -20 °C winterhart; beliebte Bepflanzung und Erosionsschutz für Uferbereiche, Feuchtwiesen, Sumpf- und Moorlandschaften
  • Wald-Rispengras (Poa chaixii): stammt aus Europa; wird 50 bis 100 cm hoch; grünlich-gelbe bis bräunlich-violette Blütenrispen; Winterhärte bis -20 °C; ideal für Waldgärten, Böschungen, Sumpfgärten und Naturwiesen
  • Wiesen-Rispengras (Poa pratensis): kommt in Europa, Asien und Nordamerika natürlich vor; 30 bis 90 cm Wuchshöhe; grünliche bis bläulich-grüne Blütenrispen; bis -30 °C winterhart; Standard-Grassorte für den Zierrasen, Sportrasen; auch als Futtergras und Weidegras in Verwendung; beliebte Sorten sind ‚Midnight‘ und ‚Compact‘

 

FAQs zum Rispengras

Wie lässt sich Rispengras am besten vermehren?

Rispengras vermehrt sich sowohl durch Samen als auch durch vegetative Ausläufer. Bei der Aussaat ist es wichtig, die Samen auf gut vorbereitetem Boden auszubringen und leicht einzuarbeiten. Alternativ können Ausläufer, die sich um die Mutterpflanze bilden, vorsichtig abgetrennt und an anderer Stelle eingepflanzt werden. Diese vegetative Vermehrung sorgt für eine rasche Ausbreitung und dichte Bestände.

Welche Rolle spielt Rispengras in der ökologischen Gestaltung?

Rispengras ist ein wertvolles Element in ökologischen Gärten und naturnahen Landschaften. Es bietet Lebensraum und Nahrungsquelle für zahlreiche Insekten und Vögel. Durch seine dichte Wuchsform stabilisiert es den Boden und beugt Erosion vor. Besonders in extensiven Wiesen oder als Unterpflanzung in naturnahen Gärten ist es ein wichtiger Bestandteil der ökologischen Vielfalt.

Ist Rispengras winterhart?

Ja, Rispengras ist in der Regel winterhart und verträgt Frost problemlos. Es benötigt keinen besonderen Winterschutz, auch in Regionen mit kälteren Wintern. Im Frühjahr treibt das Gras nach dem Winter wieder aus und bildet dichte Horste. Für eine bessere Winterhärte kann man das Rispengras im Herbst mäßig düngen, um es auf die kalte Jahreszeit vorzubereiten.


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