Weil viele den Rhabarber (Rheum) gerne als Zutat für süße Kuchen und Marmeladen verwenden, wird er gerne für ein Obst gehalten. Aus botanischer Sicht handelt es sich bei der Kult-Nutzpflanze mit dem markant sauren Geschmack aber um ein Gemüse. Und das kann noch deutlich mehr als nur lecker schmecken. Nützliche Infos zur Wirkung und Tipps dazu, wie Sie Rhabarber pflanzen sollten, gibt es im nachstehnden Pflanzenratgeber.
Inhaltsverzeichnis
ToggleArten und Sorten der Gattung Rheum
Die Rhabarberpflanze verdankt ihren Namen dem lateinischen Begriff rhabarbarum, der sich wiederum von dem antiken Namen Rha für die Wolga ableitet. Denn an der Wolgamündung im Kaspischen Meer soll die damals häufig als Kulturpflanze genutzte Rhabarber-Art Rhapontik-Rhabarber (Rheum rhaponticum) ihren Ursprung haben.
Es gibt allerdings noch weitere Arten der Gattung Rheum, die sowohl in der Küche als auch in der Medizin eine wichtige Rolle spielen. Der Arznei-Rhabarber (Rheum officinale) ist beispielsweise bereits seit ca. 2000 v. Chr. ein wichtiges TCM-Kraut in der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Die arabische und persische Volksheilkunde kannte den Handförmigen Rhabarber (Rheum palmatum) als wichtige Heilpflanze. Und auch der Syrische Rhabarber (Rheum ribes), der im Übrigen den als Ribiseln bekannten Johannisbeeren ihren wissenschaftlichen Namen verlieh, war auf der Arabischen Halbinsel schon früh als Heilkraut bekannt.
Ab dem 11. Jahrhundert gelangte der aus dem Himalaya stammende Gemeine Rhabarber (Rheum rhabarbarum) in den Mittelmeerraum und wurde sowohl in der arabischen als auch südeuropäischen Volksmedizin verwendet. In Indien ist der Indische Rhabarber (Rheum emodi) zudem wichtiger Bestandteil für Revand Chini Pulver, das in der Ayurveda Medizin als verdauungsförderndes Mittel und Laxativum Anwendung findet.
Deutlich jüngeren Datums ist hingegen die Nutzung von Garten-Rhabarber (Rheum x hybridum). Er wurde erst im 18. Jahrhundert als Kultivare aus dem Gemeinen Rhabarber gezüchtet, nachdem der Zuckerpreis deutlich sank und das Nachsüßen des äußerst sauren Rhabarbergeschmacks erlaubte. Wichtige Sorten des Garten-Rhabarbers für die Verwendung in der Küche sind dabei:
- ‚Amerikanische Riesen‘
- ‚Canada Red‘
- ‚Elmsblitz‘
- ‚Frambozen Rood‘
- ‚Glaskin’s Perpetual‘
- ‚Holsteiner Blut‘
- ‚Livingstone‘
- ‚Rote Delikatess‘
- ‚The Sutton‘
- ‚Timerley Early‘
- ‚Victoria‘
- ‚Vierländer Blut‘
Rhabarber in der Küche und Medizin
Rhabarberpflanzen werden ob ihrer großen gelappten Blätter gelegentlich mit Kürbisgewächsen verwechselt. Tatsächlich gehört der Rhabarber aber zur Familie der Knöterichgewächse. Hier befindet er sich mit Artverwandten wie dem Knöterich und Sauerampfer in passender Gesellschaft, schmecken die Pflanzen doch ähnlich sauer und werden wie der Rhabarber kulinarisch sowie medizinisch genutzt.
Rhabarber fällt im Garten, ebenso wie im Freiland sofort durch seine riesigen Blätter auf. Diese können artabhängig übrigens einen Durchmesser von bis 1,5 m oder mehr erreichen. Für die Verwendung in der Küche und Medizin sind allerdings die Wurzeln sowie die meist auffällig rot gefärbten Blattstängel der Rhabarberpflanze bedeutsamer.
Ein vermeintliches Obst, das eigentlich ein Gemüse ist
Obwohl es sich beim Rhabarber streng genommen um eine Gemüsepflanze handelt, passt der säuerliche Geschmack seiner Stiele doch hervorragend zu klassischen Obstrezepten. Abgesehen von Kuchen macht er sich gerade in Säften und Eingemachtem wunderbar, da sich sein Sauergeschmack hier mit reichlich Zucker verfeinert besonders gut abmildern lässt. Rhabarber-Kuchen, Rhabarber-Kompott und Rhabarber-Marmelade gehören diesbezüglich zu den beliebtesten Rhabarber-Rezepten.
Grundsätzlich kann man Rhabarberstiele auch roh essen. Neben dem extrem sauren Geschmack wird allerdings auch das faserige Gewebe vieler Rhabarber-Sorten im Rohzustand als unangenehm empfunden. Da sie leicht im Hals kleben bleiben, bereitet der Verzehr roher Rhabarberstangen vielen Unbehagen. Die Fasern lassen sich manchmal durch sorgfältiges Schälen entfernen, häufig aber nur durch ausreichendes Zerkleinern und Einkochen vollständig auflösen.
Das Kochen von Rhabarber ist aber auch aus einem anderen Grund empfehlenswert. Denn neben Apfelsäure und Citronensäure kommt der saure Geschmack von Rhabarberpflanzen wie beim artverwandten Sauerampfer vor allem durch einen hohen Gehalt an Oxalsäure zustande. Diese kann in zu hohen Dosen Nierenschäden verursachen und die Nährstoffaufnahme im Darm beeinträchtigen. Da Oxalsäure aber hitzeempfindlich ist, zerfällt sie beim Kochen fast vollständig.
Nährwerte von Rhabarber
Rhabarberstiele sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen, die bereits einen großen Anteil seines Gesundheitswertes ausmachen. Gleichwohl enthalten die Stiele nur wenig Kohlenhydrate und sind reich an Wasser und Ballaststoffen. Als entschlackendes und kalorienarmes Gemüse eignet sich Rhabarber deshalb wunderbar zum Abnehmen und für Detox-Diäten, etwa im Rahmen einer Frühjahrskur. Hier die Nährwerte des Rhabarbers im Überblick:
Nährwert | Gehalt pro 100 g |
---|---|
Kalorien Eiweiß Fett Kohlenhydrate Ballaststoffe Wasser | 13 kcal 0,6 g 0,1 g 1,3 g 3,2 g 94,5 g |
Mineralstoffe Calcium Eisen Kalium Magnesium Phosphor | 25 mg 0,5 mg 270 mg 13 mg 25 mg |
Vitamine Vitamin A B-Vitamine Vitamin C | 0,07 mg 0,31 mg 10 mg |
Inhaltsstoffe und Wirkung von Rhabarber
Rhabarberwurzel (Radix rhei) wird bereits seit dem Altertum heilpflanzlich gegen Verdauungsbeschwerden und Verstopfung genutzt. Die abführende Wirkung der Rhabarberwurzel ist dabei hauptsächlich auf folgende Wirkstoffe zurück zu führen:
- Flavonoide (v.a. Anthrachinone)
- Gerbstoffe
- Phenolcarbonsäuren
Speziell für Rhapontik-Rhabarber ist neben einer abführenden Wirkung auch eine östrogenähnliche Wirkung bekannt, die insbesondere für die Hormonersatztherapie zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden während der Menopause eingesetzt wird. Verantwortlich für diese Heilwirkung sind die rhabarbereigenen Phytoöstrogene aus der Gruppe der Aglykone und Hydroxystilbene.
Ebenfalls interessant sind neuere Forschungsergebnisse zur Wirkung von Rhabarberextrakt gegen Autoimmunkrankheiten sowie Herz-, Haut- und Gehirnerkrankungen. Der Verzehr von Rhabarber kann also zahlreiche gesundheitlichen Vorteile haben, und das nicht nur als Frauenheilkraut.
Wissenswertes: Dioskurides empfahl den „Rhapontik“ gerne in Kombination mit Honig. Sauerhonig und Honigwein gehörten hierbei zu seinen bevorzugten Rhabarberextrakten.
Rhabarber pflanzen – Standort und Ablauf
Rhabarberpflanzen sind sowohl in den gemäßigten Breitengraden der Nordhalbkugel als auch in den Subtropen heimisch. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Skandinavien und Sibirien bis in den Mittelmeerraum. Mit einer Winterhärte von bis zu -40 °C kann Rhabarber dabei problemlos auch mehrjährig im Gemüsegarten kultiviert werden.
Der richtige Standort für Rhabarber
Rheum wünscht sich im Gemüsebeet ein sonniges bis halbschattiges Plätzchen. Der Standortboden sollte stets etwas feucht und nährstoffreich sein. Sandig-lehmige oder kiesig-lehmige Substrate sind zu bevorzugen. Der passende Boden-pH-Wert für Rhabarber liegt im neutralen Bereich, zwischen 6,5 und 7,5 Punkten.
Bedenken Sie, dass Rhabarberpflanzen bis zu 2 m groß werden können und halten Sie für die Pflanzung ausreichend Platz im Gemüsebeet frei. Ein Standortwechsel wird für Rhabarber etwa alle zehn Jahre empfohlen. Bei dieser Gelegenheit kann man auch gleich eine Wurzelteilung durchführen, um die Rhabarberpflanze zu verjüngen.
Einzelheiten zum Standort für Rhabarber:
- sonniger bis halbschattiger Standort
- feuchte, nährstoffreiche Böden
- sandig-lehmiges oder kiesig-lehmiges Substrat
- pH-Wert des Bodens: neutral, von 6,5 bis 7,5
- Rhabarberpflanzen benötigen ausreichend Platz im Beet
- Rheum-Arten sind bis -40 °C winterhart
Die Yorkshire Forced Rhubarb Methode
In Großbritannien ist die Region rund um das nordenglische Yorkshire auch als Rhubarb Triangle (Rhabarber Dreieck) bekannt. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Rhabarberkultur im Norden Englands eine besondere Bedeutung hat.
Bereits im 19. Jahrhundert entwickelte sich hier die sogenannte Yorkshire-Forced-Rhubarb-Kultur. Darunter versteht man den Anbau von gebleichtem Rhabarber im Winter. Der Rhabarber wird hierzu in geheizten Hallen bei dauerhafter Dunkelheit ausgetrieben. Und selbst die Ernte der Rhababerpflanzen erfolgt in völliger Dunkelheit bei Kerzenlicht. Dadurch erhalten die Rhabarberstiele einen deutlich intensiveren Geschmack und auch eine zartere, faserfreie Struktur.
Durchführen kann man die Forced Rhubarb Methode auch im heimischen Garten. Dazu deckt man die jungen Rhabarberpflanzen im Spätwinter einfach mit einem Tontopf ab. Alternativ kann man den Rhabarber auch im Topf kultivieren und in einem lichtarmen Raum austreiben lassen.
Pflanzanleitung für Rhabarberpflanzen
1. Schritt – Pflanztermin wählen: Im Unterschied zu den meisten anderen Gemüsesorten wird Rhabarber nicht im Frühling, sondern im Herbst, zwischen September und Oktober gepflanzt. So hat er bis zum Folgejahr genügend Zeit, sich gut zu entwickeln, was eine reiche Ernte garantiert.
2. Schritt – Boden vorbereiten: Lockern Sie das Standortsubstrat vor der Pflanzung des Rhabarbers tiefgründig auf und reichern Sie es bei Bedarf mit etwas Komposterde und Humus an. Zusätzliche Sand- oder Kiesbeimengungen erhöhen ergänzend die Durchlässigkeit des Bodens.
3. Schritt – Rhabarber pflanzen: Setzen Sie den Rhabarber so in das Pflanzloch ein, dass etwaige Überwinterungsknospen knapp über der Erdoberfläche liegen. Der Pflanzabstand zu Nachbarpflanzen sollte mindestens 1 m betragen. Nach der Pflanzung wird der Rhabarber dann großzügig erstbewässert.
Rhabarber gießen und düngen
Wie bereits erwähnt, sind Rhabarberpflanzen sehr wasserhungrig. Idealerweise stehen sie stets in frisch-feuchtem Boden. Dazu muss man die Pflanzen insbesondere in den Sommermonaten öfter manuell bewässern. Da Rhabarber nicht kalktolerant ist, sollten Sie zur Bewässerung nur kalkfreies Regenwasser nutzen.
Gedüngt werden Rhabarberpflanzen zweimal jährlich. Im Frühling erhalten Sie eine organische Düngung, zum Beispiel mit Kompost, Pferdemist oder Vogelguano. Im Herbst wird dann nochmals mit Hornspänen gedüngt.
Rhabarber ernten und schneiden
Die Rhabarberernte ist von Frühling bis Sommer möglich. Die Erntezeit beginnt für gewöhnlich im Mai und endet um den Johannistag, also am 24. Juni. Allerdings lassen sich zahlreiche Sorten auch nach Ende der offiziellen Rhabarbersaison noch bis in den Juli oder bis Anfang August ernten.
Schneiden Sie zur Ernte einfach die reifen Rhabarberstiele von der Pflanze ab. Dabei sei jedoch darauf hingewiesen, dass man im ersten Jahr nach der Pflanzung noch auf eine Ernte der jungen Rhabarberpflanzen verzichten sollte. Geben Sie der Gemüsepflanze also am besten ein Jahr Zeit, um sich gut zu entwickeln.
Tipp: Es hat sich bewährt, die Blütenstände der Rhabarberpflanzen frühzeitig abzuschneiden, um den Ernteertrag zu erhöhen.