Viele kennen Marshmallows als kultige Süßigkeit aus Amerika. Dabei handelt es sich eigentlich um ein altes französisches Rezept, das ursprünglich auch nicht allein dem Naschen diente.
In Wahrheit sind Marshmallows nämlich ein altes Hausmittel gegen Erkältung. Ihre heilsame Wirkung verdanken sie diesbezüglich einer Zutat, die man heute kaum noch in Marshmallowteig findet: Eibischwurzel.
Was Marshmallows mit Eibisch zu tun haben
Beim Eibisch handelt es sich um eine alte Heilpflanze, die bereits von den Neandertalern medizinisch genutzt wurde. Während hiervon heute lediglich noch archäologische Funde von Eibisch in Neandertalergräbern zeugen, ist die heilpflanzliche Anwendung von Eibisch in der Antike und im Mittelalter relativ gut belegt.
Dabei setzte sich speziell die Nutzung von Eibischwurzel als süße Nascherei mit medizinischen Qualitäten schon relativ früh durch. Erste schriftliche Erwähnungen von kandierter Eibischwurzel gegen Erkältung findet sich schon im 11. Jahrhundert.
Ab dem 19. Jahrhundert beschrieben diverse europäische Ärzte dann die Herstellung von Hustensirup und Lutschpastillen aus der Eibischwurzel. Diese wirkt wegen ihrem hohen Gehalt an klebrigen Schleimstoffen äußerst reizmildernd auf entzündete Schleimhäute und bietet somit bei Husten, Hals- und Rachenentzündungen ausgezeichnete Hilfe.
Allerdings kamen der klebrigen Substanz der Eibischwurzel nicht nur Mediziner auf die Schliche. Bis ins 20. Jahrhundert nutzten Konditoren anstatt Gelatine Eibischwurzelextrakt als Geliermittel zur Herstellung von Kuchenguss und Süßigkeiten.
Die Erfindung von Marshmallows geht hierbei auf französische Zuckerbäcker zurück, die aus dem klebfähigen Eibischwurzelextrakt die sogenannte Pâte de guimauve (französische für: Eibischteig) herstellten.
Pâte de Guimauve – Eibischteig als Urform der Marshmallows
Das Rezept für Guimauve oder Eibischteig hat sich bis heute kaum verändert. Aus Eibischwurzelpulver, Staubzucker, Honig und Wasser wird zunächst eine Baiser hergestellt, die dann mit aufgeschlagenem Eiweiß zu einer klebrigen Masse vermischt wird.
Das gelierfähige Pulver der Eibischwurzel ersetzt man heute in der Regel durch Gelatine. Ansonsten ist die Rezeptur von Eibischteig aber identisch mit der von Marshmallows und wer die süßen schaumigen Gebilde nach alter Art herstellen möchte, kann das problemlos tun.
Bei der in Guimauve ebenso wie zu Heilzwecken verwendeten Eibischart handelt es sich um den auch als Arznei-Eibisch bekannten Echten Eibisch (Althaea officinalis). Dieser heißt im Englischen „Marshmallow“, was sich ins Deutsche eins zu eins zu dem Beinamen des Arznei-Eibischs, Sumpf-Malve, übersetzt.
Die gleichnamige Süßigkeit erhielt ihren Namen also unmittelbar von der im Original-Rezept für Guimauve verwendeten Eibischart.
Rezept für Marshmallows
Die Zubereitung von Marshmallows ist leichter, als sich viele vorstellen. Empfehlenswert ist das Rezept unter anderem für Liebhaber heißer Schokolade, in der sich ein paar Marshmallowstücke hervorragend machen.
Auch zum Grillabend am Lagerfeuer oder für die private Halloweenküche sind die süßen Marshmallows wie geschaffen. Zu Halloween kann man dem Eibischteig nach Belieben ein paar Tropfen Lebensmittelfarbe beimischen und zum Beispiel gespenstisch leckere grüne oder blaue Marshmallows herstellen. Hier nun aber das Grundrezept für traditionelle Guimauve Marshmallows:
Klassische Guimauve Marshmallows alias Eibischteig
Marshmallows waren ursprünglich keine gewöhnlichen Süßigkeiten, sondern ein Hausmittel gegen Erkältungssymptome. Die Herstellung ist dabei äußerst interessant und für Naschkatzen definitiv empfehlenswert.
Rezept-Zutaten:
- 260 g Puderzucker
- 100 g Speisestärke
- 30 g Honig
- 10 g gemahlene Eibischwurzel oder Gelatinepulver
- 50 ml Wasser
- 2 Eier
Rezeptanweisungen:
Stellt zunächst die Baiser her, indem ihr 160 g Puderzucker, Honig und Wasser bei mittlerer Hitze langsam in einem Topf aufkocht. Unterdes könnt ihr das Eiweiß steif schlagen.
Sobald das Zuckergemisch heiß ist, gebt Ihr die gemahlene Eibischwurzel bzw. die Gelatine hinzu und verrührt alles zu einer glatten Masse. Diese wird nun noch heiß zum Eiweiß gegeben und für etwa 1 Minute mit dem Küchenquirl auf höchster Stufe weitergeschlagen, bis sich der Eibischteig abgekühlt hat und zäh wird.
Mischt den restlichen Puderzucker und die Speisestärke zusammen und siebt beides großflächig in eine Auflaufform oder auf ein flaches Brett. Nehmt nun einen Spritzbeutel mit einer Lochtülle (Ø 2 cm) und befüllt ihn mit dem zähflüssigen Eibischteig.
Spritzt gleichmäßige Bahnen auf das Puderzucker-Stärke-Gemisch und stellt dieses anschließend zum Aushärten für etwa 12 Stunden in den Kühlschrank. Danach wälzt ihr di Teigrollen vorsichtig etwas im Stärke-Zucker-Staub und schneidet sie in mundgerechte Stücke.
Tipp: Streift das Messer beim Schneiden hin und wieder im Puderzucker ab, damit die Stücke nicht daran kleben bleiben. Die Schnittenden der Marshmallows könnt ihr abschließend versiegeln, indem ihr sie ebenfalls von beiden Seiten ins Puderzuckergemisch tupft.
Die Marshmallows sind nun fertig und können direkt verzehrt werden. Aufheben lassen sich die süßen Leckereien im Kühlschrank etwa 5 Tage.
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One thought on “Marshmallows (Eibischteig)”
Toller Artikel!
War gerade auf der Suche nach dem Thema weil in der Bibel in Hiob 6:6 auf die Geschmacklosigkeit des Eibisch eingegangen wird.
Dass die Marshmallows so gut schmecken liegt also am Zucker.
Schade, dass die Marshmallows scheinbar heutzutage nicht mehr aus Eibisch hergestellt werden, sonst hätte diese Süßigkeit auch was gesundes an sich