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Quinoa, Chenopodium quinoa

Quinoa als Superfood – Nährwerte und Kultur

7 Minuten Lesezeit

Es gibt nicht viele Lebensmittel, die sich den Status als Lösungsansatz zur Beendigung des Welthungers verdient haben. Die auch als Reismelde, Inka-Korn und Andenhirse bekannte Quinoa (Chenopodium quinoa) ist eines davon.

Weil sie sich relativ leicht kultivieren lässt und dabei außergewöhnlich nahrhaft ist, steht sie als Lebensmittel der Zukunft ganz oben auf der Liste. Dabei wurden die Vorzüge dieser Nutzpflanze aber nicht erst gestern entdeckt. Tatsächlich wussten die indigenen Völker Amerikas die Reismelde schon vor Jahrtausenden zu schätzen.

Herkunft und Kulturgeschichte

Die Reismelde ist eine besondere Art aus der Gattung der Gänsefüße (Chenopodium) und gehört wie der Amaranth, Brandschopf und die Melde zur Familie der Fuchsschwanzgewächse. Gerade mit der Stammhaltung dieser Pflanzenfamilie, dem Amaranth alias Fuchsschwanz verbindet die Pflanze dabei sehr viel.

Das gilt nicht nur für ihr Aussehen und ihre Kulturgeschichte, sondern auch für ihre Verwendung. Denn sowohl Amaranth als auch Quinoa sind beliebte Getreidealternativen mit hohem Nährstoffgehalt. Sie werden deshalb bevorzugt zur Herstellung von Mehl genutzt. Man kann aber noch ganz andere Dinge aus den beiden Fuchsschwanzgewächsen herstellen.

 

Die Mutter aller Körner

Quinoa stammt ursprünglich aus Amerika und hier insbesondere aus den Bergregionen der Anden. Dort wurde sie von den Indigenen gemeinsam mit Amaranth schon vor schätzungsweise 5.000 Jahren als bedeutsames Hauptnahrungsmittel kultiviert.

Im Unterschied zu amerikanischen Getreidearten wie dem Mais ließ sich die Reismelde nämlich selbst in großer Höhe noch hervorragend anbauen ließ. Der Name von Quinoa leitet sich diesbezüglich vom Quechua-Wort kinwa ab, das übersetzt so viel wie „Mutter aller Körner“ bedeutet.

Auf diese Bezeichnung geht im Übrigen auch der Quechua-Name des Amaranths, Kiwicha, zurück, der übersetzt „Kleine Quinoa“ bedeutet. Er verweist darauf, dass die Körner der beiden Fuchsschwanzgewächse für die Andenbevölkerung eins unverzichtbare Grundnahrungsmittel waren.

Wie bedeutsam dieses „Urkorn“ für die Anden-Völker war, zeigt auch ein tragisches, historisches Ereignis. Im 16. Jahrhundert versuchten spanische Besatzer nämlich, die indigene Bevölkerung der Anden dadurch zu schwächen, dass sie den Anbau von Quinoa und Amaranth unter fadenscheinigen Gründen verboten.

Lange hielt sich das Verbot jedoch nicht, denn es wurde bereits im 17. Jahrhundert wieder aufgehoben.

 

Quinoa, Chenopodium quinoa
Verboten, weil zu nahrhaft: Quinoa garantierte den indigenen Völkern der Andenregion eine gewisse wirtschaftliche Unabhängigkeit gegenüber den Spanieren. Die wollten die Urbevölkerung Amerikas jedoch zum Import eigener Lebensmittel bewegen und verboten deshalb kurzerhand eines der hiesigen Grundnahrungsmittel. | © Das Grüne Archiv

Ein neues Getreide aus alter Zeit

Wenngleich das Anbauverbot der Spanier für Quinoa und Amaranth nur von kurzer Dauer war, hatte es doch großen Einfluss auf die regionale Bevölkerung und behinderte auch den Export der beiden Lebensmittel. Erst im 20. Jahrhundert begann allmählich der Export des Pseudogetreides, wodurch es auch in Europa populärer wurde.

Ein schwerer Verlust für die Lebensmittelversorgung in Krisengebieten, wenn man einem Statement des ehemaligen UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon glaubt. Er erklärte die Pflanze 2013 zu einem wichtigen Nahrungsmittel in der Bekämpfung von Welthunger und das gerade mit Blick auf eine nachhaltige Landwirtschaft.

Alleine stand er damals mit seiner Überzeugung nicht. Bereits 1993 wurde die Reismelde nämlich schon von der NASA als „neues Getreide“ wiederentdeckt.1David Bubenheim, Greg Schlick: Quinoa: An emerging new crop with potential for CELSS; in: Man/System Technology and Life Support, NASA Ames Research Center Moffett Field, 1993 NASA Technical Reports Forscher des NASA Ames Research Center Moffett Field in Kalifornien verweisen hierzu seinerzeit auf den besonders hohen Gehalt an Proteinen in der Reismelde, weshalb sie als Zutat für Astronautennahrung äußerst interessant ist.

 

Nährwerte von Quinoa

Dass die Reismelde so nahrhaft ist, liegt nicht nur an ihrem hohen Proteingehalt. Daneben besitzt sie auch eine gesunde Portion an Mineralstoffen und reichlich Kohlenhydrate. Letztere machen einen stolzen Anteil von 62,4 g pro 100 g aus.

Was beim Abnehmen einen Genuss in Maßen bedeutet, ist für Personen, die Schwierigkeiten beim Ansetzen von Gewicht haben, ein echter Geheimtipp. Und auch Menschen, die in Armut leben, kann das Pseudogetreide im Kampf gegen Unterernährung helfen.

Da sich Quinoa außerdem vergleichsweise kostengünstig anbauen lässt, verspricht sie trotz hohem Nährstoffgehalt einen Vertrieb zu niedrigen Preisen. Ein Überblick zu den Nährwerten der Reismelde:

NährwertGehalt pro 100 g
Kalorien
Fett
Proteine
Ballaststoffe
Kohlenhydrate
1488 kJ / 355 kcal
5,9 g
12,2 g
62,4 g
6,9 g
Mineralstoffe:

Calcium
Chlorid
Eisen
Fluorid
Kalium
Kupfer
Magnesium
Mangan
Phosphor
Schwefel
Zink


25 mg
105 mg
2,9 mg
20 μg
562 mg
0,5 mg
198 mg
1,5 mg
592 mg
64 mg
2,3 mg
Vitamine:

Vitamin B1
Vitamin B2
Vitamin B6
Vitamin C
Vitamin E


460 μg
50 μg
140 μg
2 mg
100 μg
Aminosäuren:

Histidin
Isoleucin
Leucin
Lysin
Methionin
Phenylalanin
Threonin
Tryptophan
Valin


150 mg
300 mg
600 mg
700 mg
250 mg
400 mg
400 mg
100 mg
500 mg

 

Verwendung in der Küche

Auch wenn Quinoa nicht zu den echten Getreidesorten gehört, lässt sie sich wie diese zu Mehl verarbeiten. Außerdem gibt es noch ein paar weitere interessante Verwendungsmöglichkeiten für das Pseudogetreide.

 

Quinoa als glutenfreie Mehlalternative

Da es sich bei Quinoa nicht um ein Getreide im eigentlichen Sinne handelt, sind die Körner der Pflanze frei von Gluten. Ein wichtiger Aspekt für die diätische Ernährung bei verschiedenen Lebensmittelunverträglichkeiten.

Dazu gehört natürlich allen voran die Zöliakie alias Glutenunverträglichkeit, die bei Betroffenen nach dem Verzehr von Klebereiweiß enorme Verdauungsbeschwerden und andere Autoimmunreaktionen auslösen kann, die einer allergischen Reaktion gleichkommen.

Unter ähnlichen Beschwerden leiden auch Menschen mit Histaminintoleranz. Ihnen wird Quinoa ebenfalls oft als Alternative zu problematischen Getreidearten und ihren Erzeugnissen empfohlen.

 

Reismelde ist mehr als ein Mehlersatz

Ihren Namen trägt die Reismelde nicht ohne Grund. Die Körner lassen sich nämlich ähnlich wie Puffreis aufpuffen und werden so zu einer beliebten Zutat für Müsli, Müsliriegel, Proteinriegel, Proteinbällchen oder auch Süßgebäck.

Gleichwohl lässt sich aus den Körnern der Reismelde glutenfreies Bier herstellen. Die Blätter können wie der artverwandte Spinat als Blattgemüse für Salate oder als gedämpfte Gemüsebeilage zubereitet werden.

 

gepuffte Quinoa
Tipp: Gepuffte Quinoasamen machen sich super in Müsliriegeln und Gebäck | © Das Grüne Archiv

Quinoa pflanzen

Bedingt durch ihre Herkunft aus den überwiegend tropischen bis subtropischen Anden ist Quinoa leider nicht winterhart. Man kann sie aber als einjährige Zwischenfrucht kultivieren. Die Pflanze dient dann auch als Gründüngung für Folgepflanzungen. Für die Kultur sind dabei folgende Punkte zu beachten:

Standort und Boden

Als Standort für die Reismelde sind sonnige und warme Lagen empfehlenswert. Der Boden sollte gut durchlässig, locker und nährstoffreich sein, wobei leicht sandige bis lehmige Böden ideal sind.

Grundsätzlich toleriert Quinoa aber eine Vielzahl von Bodenarten, solange sie nur keine Staunässe aufweisen. Ein neutraler bis leicht saurer pH-Wert zwischen 6 und 7 Punkten gilt als optimal für das Wachstum der Pflanze.

Pflanztermin und Aussaat

Die Aussaat von Quinoa erfolgt am besten ab Mitte April bis Mai, sobald die Temperaturen stabil über 10 °C liegen und keine Frostgefahr mehr besteht. Quinoa kann direkt ins Freiland gesät oder vorgezogen und später ausgepflanzt werden.

Zu schwere und nährstoffarme Substrate können Sie vor der Aussaat mit Sand und Kompost anreichern. Anschließend säen Sie die Samen in einem Saatabstand von 25 bis 30 cm aus. Die Saattiefe beträgt etwa 1 bis 2 cm

Bei günstigen Bodentemperaturen dauert es bis zur Keimung der Reismelde etwa 4 bis 7 Tage. Die Pflanzen erreichen bei guter Pflege eine Wuchshöhe von 1 bis 2,5 m sowie eine Wuchsbreite von 40 bis 50 cm, weshalb Jungpflanzen auf einen finalen Pflanzabstand von mindestens 30 bis 40 cm zu vereinzeln sind.

Gießen und Düngen

Quinoa ist relativ trockenheitstolerant und verträgt deshalb auch Phasen, in denen Niederschläge vorübergehend ausbleiben. Jedoch benötigt die Pflanze zumindest in der Keim- und Wachstumsphase regelmäßige Bodenfeuchtigkeit, um sich gut zu entwickeln.

Halten Sie den Boden deshalb in den ersten Wochen gleichmäßig feucht, ohne dabei Staunässe zu erzeugen. In den trockenen Sommermonaten ist es wichtig, den Boden regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf zu bewässern.

Reismelden haben einen mäßigen Nährstoffbedarf. Eine Kompostgabe vor der Aussaat oder Pflanzung liefert ausreichend Nährstoffe für die anfängliche Wachstumsphase. Im Laufe der Wachstumsperiode können Sie die Pflanzen ergänzend ein- bis zweimal mit einem stickstoffarmen Dünger versorgen, um ein gesundes Wachstum zu unterstützen.

Schneiden und Ernten

Die Blätter der Quinoa-Pflanze können während der Wachstumsphase geerntet und ähnlich wie Spinat verwendet werden. Sie sollten frühzeitig geerntet werden, solange sie noch zart sind.

Die Samen werden im Spätsommer bis Frühherbst geerntet, wenn die Pflanzen eine Höhe von 1 bis 2 Metern erreicht haben und die Samenstände beginnen, ihre Farbe zu verändern und trockener zu werden.

Schneiden Sie die Blütenstände ab, wenn die Samen leicht herausfallen, und lassen Sie sie an einem trockenen Ort nachreifen. Anschließend können die Samen durch Schütteln oder Dreschen geerntet und gereinigt werden.

FAQ – Häufige Fragen zu Quinoa

Was ist Quinoa?

Quinoa ist ein nährstoffreiches Pseudogetreide, das ursprünglich aus den Andenregionen Südamerikas stammt. Es gehört zur Familie der Fuchsschwanzgewächse und ist für seine essbaren Samen bekannt. Diese Samen sind besonders proteinreich und enthalten alle neun essentiellen Aminosäuren, was sie zu einer wertvollen Nahrungsquelle macht. Zudem ist Quinoa glutenfrei und eignet sich daher gut für Menschen mit Glutenunverträglichkeit.

Wie wird Quinoa angebaut?

Quinoa bevorzugt ein trockenes, sonniges Klima und kann auf verschiedenen Bodenarten gedeihen, solange diese gut durchlässig sind. Die Aussaat erfolgt in der Regel im Frühjahr, und die Pflanzen benötigen eine Wachstumsperiode von etwa 90 bis 120 Tagen. Die Erntezeit ist, wenn die Samen in den Blütenständen trocken und fest sind. In gemäßigten Klimazonen kann es notwendig sein, die Pflanzen vor dem ersten Frost zu ernten.

Welche gesundheitlichen Vorteile bietet Quinoa?

Quinoa ist besonders nährstoffreich und bietet zahlreiche gesundheitliche Vorteile. Es enthält hochwertiges Eiweiß, das alle neun essentiellen Aminosäuren umfasst, was es zu einer hervorragenden Proteinquelle für Vegetarier und Veganer macht. Zudem ist Quinoa reich an Ballaststoffen, Vitaminen (wie B-Vitamine und Vitamin E) und Mineralstoffen (wie Magnesium, Eisen und Zink). Die enthaltenen Antioxidantien können dazu beitragen, Entzündungen zu reduzieren und das Risiko chronischer Krankheiten zu senken. Quinoa unterstützt auch die Verdauung und kann helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.

Eignet sich Quinoa für spezielle Diäten?

Ja, Quinoa eignet sich gut für verschiedene spezielle Diäten. Aufgrund seines hohen Eiweißgehalts und der vollständigen Aminosäurenprofil ist es ideal für Vegetarier und Veganer. Da Quinoa glutenfrei ist, ist es auch eine gute Wahl für Menschen mit Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit. Zudem hat es einen niedrigen glykämischen Index, was es zu einer guten Wahl für Diabetiker macht. Seine vielseitige Verwendung macht es einfach, die Reismelde in unterschiedliche Ernährungspläne zu integrieren.

Wie bereitet man Quinoa zu?

Quinoa wird vor dem Kochen gründlich abgespült, um Bitterstoffe zu entfernen. Dazu geben Sie die Samen in ein Sieb und spülen sie unter fließendem Wasser ab. Für eine flauschige Konsistenz kochen Sie Quinoa in der Regel im Verhältnis 1 Teil Quinoa zu 2 Teilen Wasser oder Brühe. Lassen Sie es aufkochen, reduzieren Sie die Hitze und lassen Sie es etwa 15 Minuten köcheln, bis das Wasser aufgenommen und die Samen weich sind. Alternativ kann man die Samen auch wie Popcorn und Puffreis in heißem Öl aufpuffen.

Studienbelege:

  • 1
    David Bubenheim, Greg Schlick: Quinoa: An emerging new crop with potential for CELSS; in: Man/System Technology and Life Support, NASA Ames Research Center Moffett Field, 1993 NASA Technical Reports

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