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Planetary Health Diet

Planetary Health Diet – Das Ernährungssystem der Zukunft

7 Minuten Lesezeit

Seit die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) im März 2024 erstmals auch Umweltfaktoren in ihren neuen Ernährungsempfehlungen berücksichtigt, ist die Planetary Health Diet in aller Munde.

Der Name hört sich etwas nach verträumter Science Fiction an. Allerdings gibt es dieses Ernährungsmodell nicht erst seit gestern und sie hat durchaus das Zeug zum Ernährungskonzept der Zukunft.

Ein Diätmodell der planetaren Gesundheit

Die Planetary Health Diet ist ein Diätmodell der EAT-Lancet-Kommission, das erstmals 2019 als Ernährungskonzept zur Förderung eines nachhaltigen Lebensmittelkonsums vorgestellt wurde. Es hat die Gesundheit des Menschen ebenso im Sinn, wie die des Planeten.

Eigentlich ein logischer Ansatz. Denn nur wenn es der Erde gut geht, bleibt auch der Mensch als Teil dieser Welt dauerhaft gesund. Mehr noch, ist es Ziel der Planetary Health Diet, die Grenzen der planetaren Belastungsgrenzen einzuhalten.

Soll heißen, das Konzept sorgt dafür, dass wir im Bereich der Ernährung jährlich nicht mehr Ressourcen verbrauchen, als der Planet im selben Zeitraum nachproduzieren kann. Nach Angaben des Umweltbundesamtes erzielt die Diät zur planetaren Gesundheit in Sachen Ressourcenschonung auch gute Ergebnisse. Zumindest in der Theorie.

 

Ein erster Schritt in die richtige Richtung

Die DGE bewertet das Diätmodell insgesamt als wichtigen Schritt zur Realisierung eines globalen Referenzmodells der Zukunft. Dennoch übt sie in ihrer Stellungnahme zur Einordnung der Planetary Health Diet auch Kritik.

Nicht in allen Fällen realisierbar, für einkommensschwache Personen zu teuer und mit Blick auf Mengenangaben nicht ausreichend durch Studien belegt, sei das Konzept. Nichtsdestotrotz gereichte die Diät der DGE 2024 zum Anlass, Nachhaltigkeitsaspekte in künftigen Empfehlungen mehr in den Vordergrund zu stellen.

Aus gutem Grund, denn die Planetary Health Diet ist bislang das einzige, halbwegs zielführende und verlässliche Ernährungsmodell, das Institutionen eine Orientierungshilfe bei der Ausgestaltung eines nachhaltigeren Lebensmittelversorgungssystems bietet.

 

Feinheiten und individuelle Anpassungen sind erforderlich

Ein Hauptkritikpunkt der DGE ist, dass die Planetary Health Diet in Sachen Ernährung von einem Idealzustand ausgeht, der sich nicht auf alle Teile der Welt und auch nicht alle Personengruppen übertragen lässt.

Da wäre zunächst einmal die Schwierigkeit der Lebensmittelbeschaffung in ärmeren und von Hungersnöten geplagten Weltregionen. Selbst in Industrienationen stehen nicht jedem die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung, um sich ausschließlich von hochwertigen Lebensmitteln zu ernähren.

Auch spezielle diätische Anforderungen von Personen mit limitierenden Erkrankungen (z.B. Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten) müssen berücksichtigt werden. Hier bescheinigt die DGE der Planetary Health Diet jedoch einen ausreichenden Spielraum zur individuellen Anpassung.

 

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Die Planetary Health Diet erfüllt die Anforderungen einer umweltfreundlichen und gesunden Diät. Damit sie sich aber global realisieren lässt, sind individuelle Anpassungen nötig.

Grundlagen der Planetary Health Diet

Es lässt sich festhalten, dass die Ernährungsphilosophie zur planetaren Gesundheit viele gute Ansätze besitzt, die sich, mit einigen individuellen Modifikationen, durchaus umsetzen lassen. Doch wie sieht er nun eigentlich aus, der planetare Ernährungsplan der Zukunft? Eine Grundlagendefinition:

 

Pflanzliche Produkte aus nachhaltigem Anbau haben Priorität

Im Fokus der Planetary Health Diet steht eine nachhaltige Landwirtschaft, die durch entsprechendes Konsumverhalten der Verbraucher gestützt wird.

Aktuell sind die globalen Landwirtschafts- und Ernährungssysteme noch für gut ein Drittel aller Treibhausgase verantwortlich. Landwirtschaftliche Flächen nehmen zudem gut ein Drittel der gesamten Landfläche ein und verbrauchen dort ganze zwei Drittel des zur Verfügung stehenden Frischwassers.

All das soll mit der Diät zur planetaren Gesundheit umweltfreundlich optimiert werden, und zwar bei gleichzeitiger Verbesserung des Gesundheitswertes zukünftiger Ernährungsangebote.

Volkskrankheiten wie Übergewicht, Herz- und Gefäßkrankheiten, die überwiegend auf einer ungesunden Ernährung fußen, sollen durch das neue Ernährungssystem reduziert werden.

Die Studienanalysen der für das planetare Ernährungsmodell zuständigen Forscher decken sich dabei mit einigen längst bekannten Gesundheitsfakten:

  • Verarbeitetes und rotes Fleisch erhöht das Risiko von Krebs, Schlaganfällen, Diabetes Typ 2 und insbesondere Koronarer Herzkrankheit
  • Der übermäßige Konsum von Milchprodukten kann Darmkrebs befördern
  • Nüsse, Leguminosen, Vollkorngetreide, Obst und Gemüse sind die gesünderen Lebensmittel

 

Es fällt auf, dass die größten Umweltsünder unter den landwirtschaftlichen Erzeugnissen, nämlich tierische Lebensmittel wie Milch und Fleisch, gleichzeitig auch die größten Gesundheitsrisiken aufweisen. Eine Ausnahme bildet Fisch, wobei auch der Fischfang mit Blick auf die Umwelt seine Probleme birgt.

 

Bio-Lebensmittel
Die wichtigste Säule der Planetary Health Diet: pflanzliche Lebensmittel aus nachhaltigem Anbau

Die Blue Zones als Ernährungsvorbild

Ergänzend dazu verweist die EAT-Lancet-Kommission auch auf die sogenannten globalen Blue Zones als Maßstab für ihre Ernährungsempfehlungen. Bei den Blue Zones handelt es sich um Weltregionen, deren Einwohner durch besondere Langlebigkeit auffallen, was Ernährungsexperten mit einer besonders gesunden Ernährung in Verbindung bringen.

Kenner gesunder Diäten werden nun sofort an die mediterrane Diät denken. Und tatsächlich gehören einige Regionen mediterraner Länder auch zu den Langlebigkeits-Hot-Spots der Blue Zones. Hier die Zonen im Überblick:

  • Ikaria (Griechenland)
  • Loma Linda (Kalifornien)
  • Nicoya (Costa Rica)
  • Okinawa (Japan)
  • Sardinien (Italien)

 

Gerade Griechenland, Italien und Japan sind diesbezüglich für ihre sehr ursprüngliche Traditionsküche bekannt. Es heißt also Back to the Roots bei der Planetary Health Diet.

 

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Neben der mediterranen Küche die wichtigste Inspirationsquelle der Planetary Health Diet: die Asia-Küche

Der Planetary Health Ernährungsplan

Die Planetary Health Diet stuft Lebensmittel nach ihren Hauptnährwerten, also Kohlenhydrate, Proteine und Fette ein. Dabei soll der Bedarf an Kohlenhydraten maßgeblich über Getreide, Obst und Gemüse, der Proteinbedarf über Milchprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse, und der Bedarf an gesunden Fetten über Pflanzenöle erfolgen.

 

Nährstoffbezug nach Lebensmittelgruppe

Dabei sollten Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe aus Obst und Gemüse den Großteil der täglichen Ernährung ausmachen, gefolgt von pflanzlichen Proteinen aus Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten und Nüssen. Fette sollten primär über ungesättigte Fettsäuren bezogen werden.

Recht gering ist in der Planetary Health Diet der Gehalt an tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Geflügel und Fisch. Mit einer Ausnahme: Milchprodukte. Sie bleiben auch im Speiseplan zur planetaren Gesundheit eine wichtige Proteinquelle.

Rotes Fleisch sollte dagegen laut Empfehlungen maximal einmal pro Woche, Geflügel und Fisch bis zu zweimal pro Woche verzehrt werden.

 

Spielräume und Spannbreiten

Der EAT-Lancet-Kommission ist bewusst, dass es bei einem globalen Ernährungsmodell keine allgemeingültigen Mengenangaben geben kann. Sowohl das Alter, als auch das Geschlecht und der Gesundheitszustand erfordern hier individuelle Abweichungen.

Gleichwohl haben körperlich hochaktive Menschen wie Sportler oder Bauarbeiter einen höheren Nährstoffbedarf als Büroangestellte, die sehr viel sitzen. Personen, die an Unterernährung leiden, müssen wiederum mehr Kalorien zu sich nehmen als Menschen mit Übergewicht.

Aus diesem Grund räumt die Planetary Health Diet einen Spielraum von 25 bis 100 Prozent ein. Allerdings nur bei bestimmten Lebensmittelgruppen. So darf bei Milchprodukten, Gemüse und Obst je nach individuellem Bedarf zum Beispiel die doppelte Menge verzehrt werden. Bei Fleisch, Nüssen und ungesättigten Fettsäuren gibt es dagegen nur einen Spielraum von maximal 50 Prozent.

Kein Spielraum ist bei gesättigten Fettsäuren gegeben. Die Angaben im Speiseplan sind hier also fix. Gleiches gilt für kohlenhydratreiche Süßungsmittel, von denen insgesamt maximal 31 g pro Tag á 120 kcal konsumiert werden sollen.

 

Der Ernährungsplan im Detail

Insgesamt berechnet sich der Ernährungsplan dieser Diät mit einer täglichen Kalorienaufnahme von durchschnittlich 2.500 kcal. Hier der Planetary Health Speiseplan gemäß EAT-Lancet-Kommission im Überblick:

LebensmittelgruppeMengenempfehlung pro Tag in gKalorien pro Tag in kcal
Kohlenhydrate
Gemüse300 g78 kcal
Vollkorngetreide232 g811 kcal
Obst200 g126 kcal
Stärkehaltiges Gemüse
(z.B. Kartoffeln)
50 g39 kcal
Proteine
Milchprodukte
(z.B. Milch, Quark oder Molkeprodukte)
250 g153 kcal
Nüsse50 g291 kcal
Geflügel29 g62 kcal
Fisch28 g40 kcal
Fleisch14 g30 kcal
Eier13 g19 kcal
Fettsäuren
Ungesättigte Fettsäuren
(z.B. aus Olivenöl, Rapsöl, Sonnenblumenöl oder Traubenkernöl)
40 g354 kcal
Gesättigte Fettsäuren
(z.B. aus Schmalz)
11,8 g96 kcal

 

FAQ – Häufige Fragen zur Planetary Health Diet

Was ist die Planetary Health Diet?

Die Planetary Health Diet ist ein Ernährungskonzept, das sowohl die Gesundheit der Menschen als auch die des Planeten fördert. Entwickelt von der EAT-Lancet-Kommission, betont sie den Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen und Hülsenfrüchten und reduziert den Konsum von Fleisch und tierischen Produkten.

Welche Lebensmittel stehen im Mittelpunkt der Planetary Health Diet?

Im Mittelpunkt stehen pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse und Hülsenfrüchte. Tierische Produkte wie Fleisch, Fisch und Milchprodukte werden in geringen Mengen konsumiert. Es geht darum, eine ausgewogene Ernährung zu schaffen, die sowohl nahrhaft als auch umweltfreundlich ist.

Warum ist die Planetary Health Diet wichtig für die Umwelt?

Die Planetary Health Diet reduziert die Umweltbelastung durch Landwirtschaft, insbesondere die Treibhausgasemissionen, den Wasserverbrauch und die Landnutzung. Durch den geringeren Fleischkonsum und die Betonung pflanzlicher Lebensmittel aus kontrolliertem Anbau trägt diese Ernährungsweise enorm dazu bei, die Nachhaltigkeit der globalen Nahrungsmittelproduktion zu erhöhen.

Kann die Planetary Health Diet gesundheitliche Vorteile bieten?

Ja, die Planetary Health Diet fördert eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung, die das Risiko chronischer Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs senken kann. Durch den hohen Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln erhält der Körper viele notwendige Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe.

Wie lässt sich die Planetary Health Diet in den Alltag integrieren?

Sie können die Planetary Health Diet ganz einfach in Ihren Alltag integrieren, indem Sie mehr pflanzliche Lebensmittel aus biologischem Anbau essen und den Fleischkonsum reduzieren. Beginnen Sie mit kleinen Schritten, wie dem Einführen von fleischfreien Tagen oder dem Ersetzen von Fleisch durch Hülsenfrüchte oder Tofu in Ihren Mahlzeiten. Achten Sie auch darauf, saisonale und regionale Produkte zu wählen, um die Umweltbelastung weiter zu minimieren.


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