...
Patchouli, Patschuli, Pogostemon, Javanisches Patchouli, Pogostemon heyneanus

Patchouli (Patschuli) – Wirkung, Arten und Kultur

Patchouli, eingedeutscht Patschuli (Pogostemon) ist in jedweder Hinsicht eine außergewöhnliche Pflanze. Einerseits fasziniert das Gewächs durch seinen aromatischen Duft, eine äußerst vielseitige Heilwirkung sowie die ziervollen Blütenrispen, die artabhängig in Weiß oder Purpurviolett erscheinen.

Andererseits sind auch die Wuchsformen von Patchouli recht imposant. Unter den Pogostemon-Arten gibt es sowohl Gehölze als auch krautige Land- und Wasserpflanzen. Manche davon sind sogar als Unterwasserpflanzen im Aquarium sehr beliebt.

 

Steckbrief zu Patchouli

Leaf Divider

  • Wissenschaftlicher Name: Pogostemon
  • Herkunft: Asien, Afrika
  • Wuchshöhe: 30 bis 100 cm
  • Blütezeit: September bis Oktober
  • Blüten: ährige, rosa Scheinquirle
  • Blätter: elliptisch, leicht behaart
  • Lichtzufuhr: sonnig
  • Wasser: frisch-feucht bis feucht
  • Boden: durchlässig
  • Boden-pH-Wert: neutral
  • Winterhärte: nicht winterhart
  • Verwendung: Duftpflanze, Aquarienpflanze
  • Wirkung: antibiotisch, antioxidativ, beruhigend, stimmungsaufhellend, verdauungsfördernd

Leaf Divider

Patchouli als Heilkraut und Duftpflanze

Patchouli-Duft wird gerne als mystisch bis magisch beschrieben, weshalb er als erlesener Raumduft ebenso Anwendung findet, wie als rituelles Räucherwerk in Tempeln und bei Zeremonien. Vorrangig verwendet werden diesbezüglich drei Pogostemon-Arten:

  • Indischer Patchouli (Pogostemon cablin)
  • Javanischer Patchouli (Pogosteon heyneanus)
  • Schlangengift: Patchouli (Pogostemon parviflorus)

 

Ein mystisches Duftkraut

Der Name von Patchouli leitet sich aus dem Tamil ab, wo patchai „grün“ und ellai „Begrenzung“ oder „Blatt“ bedeutet. Besagte grüne Blätter der Pflanze galten im Buddhismus schon vor über 1.000 Jahren als heiliges Räucherwerk. Zu spirituellen Zeremonien wurde es dementsprechend in Form von Räucherstäbchen eingesetzt.

Der erlesene Duft vermag es, den Geist zu öffnen und Harmonie herzustellen. Als Räucherwerk zur Meditation oder Anti-Stress-Therapie ist er darum wie geschaffen. Und auch in so manchem magischen Ritual wird der mystische, süßlich-herbe Patchouli-Duft heute gerne verwendet.

 

Patchouli, Patschuli, Pogostemon, Javanisches Patchouli, Pogostemon heyneanus
Javanisches Patchouli duftet von allen Arten der Gattung Pogostemon am intensivsten

Patchouli in der Parfümerie und Kosmetik

Viele kennen Patchouli als hochwertigen Duft, der sowohl in Parfüm als auch in Duftöl und Räucherstäbchen ein einmaliges Geruchserlebnis verspricht. Als die Duftpflanze im 19. Jahrhundert während dem Viktorianischen Zeitalter ihren Weg aus Asien nach Großbritannien fand, etablierte sie sich rasch als Luxusduft der gut betuchten Oberschicht.

In seiner asiatischen Heimat galt das moschusartige bis schwer holzig-süßliche Aroma von Patchouli schon während dem Altertum als Aphrodisiakum. Weil ihm ein anregender bis betörender Effekt nachgesagt wurde, verwendete man die Kräuterpflanze gerne als Liebesstimulanz.

Sein stimulierender Effekt auf die Sinne macht Patchouli noch heute zu einem sehr begehrten Duft für Parfüms, aber auch für Haut- und Haarpflegeprodukte. In diesem Zusammenhang seien auch die entzündungshemmenden Eigenschaften der Kräuterpflanze erwähnt, die sich beruhigend auf Haut und Kopfhaut auswirken können.

 

Inhaltsstoffe und Wirkung von Patchouliöl

Zur Herstellung von Parfüm, ebenso wie von Räucherwerk und Heiltonikum wird das ätherische Öl von Pogostemon verwendet. Dieses gewinnt man durch Dampfdestillation aus den Blättern der Patschuli-Pflanze. Das heilsame Potenzial von Patchouliöl ist dabei nach aktuellem Forschungsstand recht beeindruckend.1Syaifullah Muhammad, Abdul Khalil, Shazlina Abd Hamid, Mohammed Danish, M. Marwan, Yunardi Yunardi, C. K. Abdullah, M. Faisal, Esam Bashir Yahya: Characterization of Bioactive Compounds from Patchouli Extracted via Supercritical Carbon Dioxide (SC-CO2) Extraction; in: Molecules, Volume 27, Issue 18, 2022; PMID: 36144760 MDPI

So fanden Forscher zum Beispiel Hinweise auf eine beruhigende, stimmungsaufhellende und antidepressive Wirkung von Patchouli. Die ätherischen Öle der Pflanze werden also nicht ohne Grund im Wellnessbereich zur Aromatherapie eingesetzt. Doch Pogostemon kann noch mehr.

Auch eine antibiotische, antioxidative, entzündungshemmende und verdauungsfördernde Wirkung sind für Patchouliöl inzwischen belegt. Verantwortlich für die Heilwirkung ist dabei der sogenannte Patchoulialkohol, der sich aus Flavonoiden, Glykosiden und Terpenen zusammensetzt.

 

Patchouli, Patschuli, Pogostemon, Patchouliöl
In der Kosmetik ebenso hochgeschätzt wie in der Aromatherapie: Patchouliöl

Anwendungshinweise und mögliche Nebenwirkungen

Äußerlich angewendet, wird Patchouli in der Regel gut vertragen. Für eine Aromatherapie gibt man einfach 10 bis 15 Tropfen des ätherischen Öls in eine Duftlampe. Wer das Öl in Haar- oder Hautpflegeprodukten verwenden möchte, sollte dagegen nicht mehr als 3 bis 5 Tropen verwenden.

Eine innerliche Anwendung von Pogostemon ist dagegen nur bedingt empfehlenswert. Mehr als 1 Tropfen des ätherischen Öls, beispielsweise zur Beruhigung, sollte es hier nicht sein. Das Öl ist dann auch ausreichend zu verdünnen, etwa indem man es in eine Tasse Tee oder auf einen TL Honig gibt.

Klare Gegenindikationen für die Anwendung von Patchouli ergeben sich durch seine gerinnungshemmenden Eigenschaften. Von einer Anwendung abzuraten ist in diesem Zusammenhang bei Einnahme blutverdünnender Medikamente, bestehenden OP-Wunden und auch bei Regelblutung.

Des Weiteren sei au mögliche Nebenwirkungen von Patchouli-Öl hingewiesen. Gelegentlich kann es hier bei äußerer Anwendung zu allergischen Hautreaktionen wie Rötungen oder Juckreiz kommen. Auch irritierte Schleimhäute können ein Hinweis auf Unverträglichkeit sein.

Im Zweifelsfall sollte man die ätherischen Öle der Pflanze deshalb vorab schwach dosiert ausprobieren.

 

Pogostemon als Aquarienpflanze –  Die wichtigsten Arten

Abgesehen von seiner aromatischen und heilpflanzlichen Wirkung spielt Patchouli auch für die Hydrokultur eine bedeutsame Rolle. Hier kommen die mitunter sehr individuellen Erscheinungsformen von Pogostemon zum Tragen. Denn Arten der Gattung, die als Wasserpflanzen wachsen, unterscheiden sich in ihrem Erscheinungsbild gänzlich von dem der Landarten.

Während krautige und verholzende Pogostemon-Arten mit ihrer gezähnten Blattform ein wenig an Artverwandte wie Minze oder Melisse aus der gemeinsamen Pflanzenfamilie der Lippenblütler erinnern, faszinieren die Wasserarten durch aloenartige bis nadelförmige Meristem-Triebe. Auch wachsen sie mit 10 bis 40 cm Wuchshöhe deutlich niedriger als die Landarten, die bis zu 3 m hoch werden können. Beliebte Pogostemon-Arten für das Aquarium sind unter anderem:

  • Dekkan Sternpflanze (Pogostemon deccanensis)
  • Echte Sternpflanze (Pogostemon stellatus)
  • Indisches Sternkraut (Pogostemon erectus)
  • Kleiner Wasserstern (Pogostemon helferi)

 

Patchouli, Patschuli, Pogostemon, Kleiner Wasserstern, Pogostemon helferi
Eine Kultpflanze im Aquarium: der Kleine Wasserstern

Der richtige Standort für Patchouli

Wie bereits aufgezeigt, lassen sich die geeigneten Standortbedingungen für Pogostemon nicht einheitlich festlegen. Landarten wachsen gerne in frisch feuchtem, aber gut durchlässigem Substrat. Empfohlen wird eine Substratmischung aus 40 Prozent humusreicher Kräutererde, 40 Prozent Perlit und 20 Prozent feinkörnigem Mulch. Der pH-Wert des Bodens sollte im schwach sauren bis neutralen Bereich, zwischen 6,5 und 7 Punkten liegen.

Die Wasserpflanzen unter den Pogostemon-Arten sind Süßwasserpflanzen. Sie können demnach nur in Süßwasser-Aquarien gepflanzt werden. Hartem Wasser gegenüber sind sie tolerant, der pH-Wert des Wassers sollte jedoch unbedingt im neutralen Bereich, zwischen 6,5 und 7,8 Punkten liegen.

Ungeachtet des Standortes haben Patchouli-Arten einen hohen Lichtbedarf. Die Pflanzen stammen ursprünglich aus den tropischen Gebieten Asiens und Afrikas, weshalb neben ausreichend Licht auch ganzjährig warme (Wasser-)Temperaturen zwischen 15 und 30 °C wichtig sind. Im Freiland überlebt die Pflanze den Winter daher nicht. Besser ist es, ihn im Topf in Zimmerkultur zu halten.

Einzelheiten zum Standort für Patchouli:

  • sonniger Standort mit konstant 15 bis 30 °C
  • frisch-feuchtes, durchlässiges Substrat für Land-Pogostemon
  • pH-Wert des Bodens: neutral, von 6,5 bis 7
  • Süßwasser für Wasser-Pogostemon
  • pH-Wert des Wassers: 6,5 bis 7,8
  • Pogostemon ist nicht winterhart
  • am besten indoor im Aquarium oder Topf halten

 

Patchouli, Patschuli, Pogostemon, Dekkan Sternpflanze, Pogostemon deccanensis
Ob an Land oder im Wasser: Pogostemon-Arten wie die Dekkan Sternpflanze benötigen stets ausreichend Licht, um ihre volle Schönheit zu entfalten

Patchouli im Topf kultivieren

Herkunftsbedingt ist Patchouli an Land Tropenklima mit hoher Luftfeuchtigkeit gewöhnt. Diese lässt sich bei Zimmerkultur nur schwer generieren, weshalb Sie die Blätter der Pflanze regelmäßig besprühen sollten. Das gilt insbesondere für die Sommer- und Wintermonate, wenn heißes Klima bzw. trockene Heizungsluft drohen.

Trotz Liebe zur Feuchtigkeit ist Staunässe im Topf bei Pogostemon tunlichst zu vermeiden. Gießen Sie also so, dass sich im Übertopf kein Wasser ansammelt und schütten Sie überschüssiges Gießwasser sofort aus.

Patchouli ist sehr nährstoffhungrig. Mindestens eine jährliche Düngung während der Hauptvegetationszeit zwischen Frühling und Sommer mit Vogelguano oder Kompost ist daher ratsam.

Geschnitten wird Patchouli im Topf zeitig im Frühjahr vor dem Austrieb. Schneiden Sie vorrangig blühfaule Triebe und vertrocknete Pflanzenteile ab, um einen kompakten Wuchs und eine üppige Blüte zu fördern. Zur Ernte der wohlriechenden Blätter können Sie zudem die Triebspitzen der Pflanze bis zu dreimal jährlich abschneiden.

Tipp: Wer Pogostemon vermehren möchte, tut dies am besten über Wurzelteilung. Der richtige Zeitpunkt hierfür ist gekommen, wenn es der Pflanze im angestammten Topf sichtlich zu unbequem wird. Nehmen Sie die Teilung im Frühling vor und achten Sie darauf, dass nach dem Entzweien des Wurzelstocks mit einem scharfen Messer beide Teilstücke gleich groß und ausreichend bewurzelt sind.

 

Patchouli, Patschuli, Indisches Patchouli, Pogostemon, Pogostemon cablin
Üppig sprießendes Indisches Patchouli

Pogostemon im Aquarium kultivieren

In kleinen Aquarien sollte Pogostemon primär vordergründig gepflanzt werden, damit es genügend Licht abbekommt. Bei größeren Aquarien, die genügend Licht auf voller Fläche erhalten, ist auch eine Pflanzung in der Mitte des Beckens denkbar.

Wasserpflanzen unter den Pogostemon-Arten sind recht empfindlich. Gehen Sie deshalb bei der Pflanzung behutsam vor und bedenken Sie auch, dass Pogostemon bis zum Anwachsen auf dem Aquariengrund eine Hafthilfe benötigt.

Sehr beliebt ist diesbezüglich die Kultur von Pogostemon als Aufsitzerpflanze auf einem größeren Aquarienstein. Zur Fixierung können Sie entweder Aquarienkleber verwenden, oder die Pflanze mit einer Nylonschnur aufbinden.

Wichtig: Bei Verwendung einer Nylonschnur darf Pogostemon während dem Fixieren auf keinen Fall beschädigt werden. Ansonsten droht ein verzögertes Anwachsen oder die Pflanze stirbt im schlimmsten Fall komplett ab.

 

Patchouli, Patschuli, Pogostemon, Indisches Steinkraut, Pogostemon erectus
Meristem-Arten der Gattung Pogostemon wie das Indische Steinkraut wirken im Aquarium nicht nur sehr filigran, sondern sind auch sehr berührungsempfindlich, daher bitte mit Samthandschuhen anfassen

 

Fazit

Patchouli ist eine vielseitige Kräuter- und Wasserpflanze, die sich sowohl als Duftkraut als auch Aquarienpflanze verwenden lässt. Für welchen Zweck Pogostemon im Detail geeignet ist, hängt von der jeweiligen Art ab. Dabei sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Pflanze nicht winterhart ist. Im Freiland kann man sie daher allenfalls während der warmen Frühlings- und Sommermonate kultivieren, wobei eine Topfkultur vorzuziehen ist.

Studienbelege:

  • 1
    Syaifullah Muhammad, Abdul Khalil, Shazlina Abd Hamid, Mohammed Danish, M. Marwan, Yunardi Yunardi, C. K. Abdullah, M. Faisal, Esam Bashir Yahya: Characterization of Bioactive Compounds from Patchouli Extracted via Supercritical Carbon Dioxide (SC-CO2) Extraction; in: Molecules, Volume 27, Issue 18, 2022; PMID: 36144760 MDPI

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Letzte Beiträge:

Rezepte aus der Frühlingsküche:

Die Archivgemäuer

Grüne eBooks:

Kräuterwelten, Verdauungskräuter, nach Hildegard von Bingen
Kräuterwelten: Verdauungskräuter
Kräuterwelten, Kräuter und Keime, mit Empfehlungen von Dioskurides
Kräuterwelten:
Kräuter und Keime

mehr…

Themen & Topics:

Translate