Beim Mutterkraut (Tanacetum parthenium) ist das Verwechslungspotential im Vergleich zu anderen Blumen besonders hoch. Sowohl sein Erscheinungsbild als auch sein Name lassen vielfach an andere Gewächse denken. Allerdings sollte man gerade mit Blick auf Wirkung und Inhaltsstoffe des Frauenheilkrautes sehr sicher das richtige Kraut bestimmen können, wenn man Mutterkraut pflanzen und ernten möchte.
Inhaltsverzeichnis
ToggleVon falschen Kamillen und Wucherblumen
Das Mutterkraut stammt aus der Gattung der sogenannten Wucherblumen (Tanacetum), zu deren über 150 Arten im Übrigen auch die Frauenminze und der Rainfarn gehören. Charakteristisch für die Pflanzengattung ist ein recht vielseitiges Erscheinungsbild der dazugehörigen Arten.
Während Rainfarn und Frauenminze beispielsweise durch stark reduzierte, gelbe Blüten auffallen, erinnern die weißen, wohl ausdefinierten Blüten von Mutterkraut sehr an die der Kamille. Das ist auch nicht weiter verwunderlich. Immerhin gehören sowohl Kamillen als auch Wucherblumen zur Familie der Korbblütler, denen ihre charakteristischen Radblüten gemein sind. Der Beiname Falsche Kamille erklärt sich somit von selbst.
Allerdings erschwert die Ähnlichkeit des Mutterkrauts zur Kamille oftmals eine sichere Bestimmung der Pflanze. Die Tatsache, dass auch Korbblütler wie die Römische Kamille und Margerite nahezu identische Blüten aufweisen, macht die Angelegenheit auch nicht besser. Erschwerend hinzu kommt, dass der Name Mutterkraut auch für das Herzgespann gebräuchlich ist.
Während sich Herzgespann als Lippenblütler mit markant rot-violetten Blüten aber recht zuverlässig vom Mutterkraut unterscheiden lässt, muss man bei der Unterscheidung von Kamille, Margerite und Mutterkraut schon etwas genauer hinsehen. Ein signifikantes Unterscheidungsmerkmal sind hier die Blätter der Blumen. Diese sind bei der Margerite spatelförmig, bei der Kamille fein gefiedert und beim Mutterkraut fiederlappig ausdefiniert. Außerdem sind die weißen Radblüten des Mutterkrauts etwas gedrungener als bei Kamille und Margerite.
Mehr als nur ein Frauenheilkraut
Der Name von Mutterkraut kommt nicht von ungefähr. Bereits im Mittelalter fand Tanacetum parthenium als Frauenheilkraut bei Schwangerschaftsbeschwerden und zur Einleitung der Wehen Anwendung. Dabei sei aber erwähnt, dass die Einnahme von Mutterkraut heute zumindest im Frühstadium einer Schwangerschaft nicht mehr empfohlen wird.
Das vermeintliche Schwangerschaftskraut
Schon der wissenschaftliche Artenzusatz parthenium, der aus dem Altgriechischen übersetzt in etwa „jungfräuliche Göttin“ bedeutet, weist auf eine Anwendung in der Frauenheilkunde hin. Weitere Beinamen wie Mutterwurz, Jungfernkraut oder Matronenkraut unterstreichen diese Nutzung.
Doch gerade die traditionelle Anwendung von Mutterkraut während der Schwangerschaft ist hier äußerst tückisch. Zwar wird dem Kraut eine wehenfördernde und geburtseinleitende Wirkung nachgesagt, diese kann aber insbesondere im ersten Schwangerschaftsdrittel zu einer vorzeitigen Ablösung der Plazenta beitragen und so zu einem Schwangerschaftsabbruch führen.
Nützlicher ist das Frauenheilkraut hingegen zur Einleitung der Menstruation. Ebenso kann es Menstruationsbeschwerden wie Krämpfe und Gereiztheit lindern. Überhaupt lässt sich Mutterkraut eine sehr beruhigende und nervenstärkende Wirkung zuschreiben, die das Kraut entgegen seiner Berühmtheit als Schwangerschaftskraut für ganz andere Anwendungsbereiche prädestiniert.
Mutterkraut-Tee gegen Migräne und Nervenbeschwerden
Das Behandlungsspektrum von Tanacetum parthenium hat sich im Laufe der Jahrhunderte stark verändert. Heute vorherrschende Anwendungsgebiete von Extrakten wie Mutterkraut-Tee umfassen vor allem Verdauungsbeschwerden, Entzündungen, Fiebersymptome und Migräne.
Besonders interessant für die Forschung ist hier die Heilwirkung von Mutterkraut bei Migräne sowie seine neuroprotektiven und nervenregenerierenden Eigenschaften. Speziell die nervenstärkende Wirkung von Tanacetum parthenium ist laut aktuellen Studienergebnissen so gut, dass die Pflanze selbst Nervenschäden reparieren kann.
Auch eine zytotoxische Wirkung wurde für die Heilpflanze ermittelt, weshalb sie inzwischen auch in der Behandlung von Krebserkrankungen wie Leukämie zum Einsatz kommt.
Inhaltsstoffe und Wirkung von Mutterkraut
Der Hauptwirkstoff von Mutterkraut ist Parthenolid. Sowohl die krebshemmenden als auch entzündungshemmenden, antimikrobiellen und nervenregenerierenden Eigenschaften der Heilpflanze sind auf dieses Sesquiterpen zurückzuführen. Folglich beschäftigt dieser pflanzeneigene Wirkstoff von Tanacetum parthenium die Wissenschaftlergemeinde derzeit sehr.
Gerne zubereitet wird Mutterkraut als Tee oder Extrakt. Es sei aber darauf hingewiesen, dass Pathenolide nicht nur positive Effekte auf den Körper haben können. Für Allergiker kann Parthenolid nämlich auch ein Kontaktallergen sein, das bei Hautkontakt zu Kontaktdermatitis führen kann. Auch Kreuzallergien werden gelegentlich von Korbblütlern wie Wucherblumen ausgelöst, weshalb bei Vorliegen einer Allergie Vorsicht geboten ist.
Mutterkraut pflanzen – Standort und Ablauf
Neben seiner Verwendung als Frauenheilkraut ist Mutterkraut auch eine dekorative Zierpflanze. Als kleinwüchsige Schein-Kamille mit einer Wuchshöhe von 30 bis 60 cm macht sich der Korbblütler gut als Vordergrundbepflanzung im Blumenbeet. Allerdings ist die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Pflanze nur bis -12 °C winterhart und benötigt daher im Freiland ggf. einen leichten Winterschutz.
Der richtige Standort für Mutterkraut
Tanacetum parthenium wünscht sich einen sonnigen Standort auf der Südseite eines Hauses. Der Boden sollte mäßig feucht, nährstoff- und humusreich sein. Lockere und gut durchlässige, sandig-lehmige oder kiesig-lehmige Böden sind zu bevorzugen. Der pH-Wert des Bodens liegt für die Bedürfnisse von Mutterkraut idealerweise im neutralen Bereich zwischen 6,5 und 7 Punkten.
Mutterkraut ist eine Bienenweide und bietet sich daher neben Blumenbeeten auch für Blumenwiesen und Nützlingsweiden an. Auch im Bauerngarten kommt die Pflanze schön zur Geltung.
Einzelheiten zum Standort für Mutterkraut:
- sonniger Standort
- mäßig feuchter, nährstoffreicher und humoser Boden
- sandig-lehmiges oder sandig-kiesiges Substrat
- pH-Wert des Bodens: neutral, von 6,5 bis 7
- Mutterkraut ist bis -12 °C winterhart
- leichter Winterschutz ggf. erforderlich
Aussaat von Mutterkraut
Samen des Mutterkrauts können Sie bereits ab März auf einer lichtreichen und warmen Fensterbank vorziehen. Säen Sie das Saatgut hierfür einfach in einen Topf mit Anzuchterde. Die Saattiefe beträgt lediglich 3 bis 5 mm, da es sich bei Tanacetum parthenium um einen Lichtkeimer handelt.
Halten Sie die Anzucht bei angenehmen Keimtemperaturen von 15 °C gleichmäßig feucht, ohne dabei Staunässe zu erzeugen. Nach einer Keimdauer von ca. 14 bis 21 Tagen sollten sich dann erste Keimlinge zeigen.
Mutterkraut pikieren und pflanzen
Ins Freiland pflanzen bzw. vereinzeln sollten sie Jungpflanzen des Tanacetum parthenium erst nach den letzten Spätfrösten, also von Ende April bis Mai. Reichern Sie den Boden bei Bedarf mit etwas Humus, Kompost, Sand oder Kies an. Eine Kiesdrainage im Pflanzloch garantiert ergänzend einen guten Wasserablauf.
Achten Sie darauf, einen finalen Pflanzabstand von mindestens 10 bis 15 cm einzuhalten, damit die Pflanzen später genug Platz zur freien Entfaltung haben. Auch zahlreichen Schadbildern kann durch einen gebührenden Pflanzabstand gut vorgebeugt werden.
Mutterkraut gießen und düngen
Die Blütezeit von Mutterkraut reicht von Juni bis September. Ein klassischer Sommerblüher also, der bedingt durch seine mediterrane Herkunft auch gut mit sommerlicher Trockenheit zurechtkommt. Nur in sehr lange anhaltenden Trockenphasen ist ein großzügiger Gießgang angezeigt. Staunässe ist bei Tanacetum parthenium hingegen zu jeder Zeit tunlichst zu vermeiden.
Bei guter Vordüngung des Standortes ist im ersten Standjahr keine Düngung für Mutterkraut erforderlich. In den Folgejahren reicht es aus, im Frühling etwas Kompost oder organischen Kräuterdünger an die Pflanze abzugeben.
Mutterkraut schneiden und vermehren
Neben der Ernte frischer Blüten und Blätter zur heilpflanzlichen Anwendung kann man Mutterkraut auch zur Entnahme von Schnittblumen schneiden. Außerdem sollte man welke Blüten zeitnah vor der Samenreife entfernen, um eine unkontrollierte Selbstaussaat zu vermeiden.
Wer natürlich sicherstellen möchte, dass die etwas kälteempfindliche Blume auch nach dem Winter wieder kräftig austreibt, kann die Samenstände selbstverständlich auch stehen lassen. Besser für den Vermehrungserfolg ist es jedoch, das Saatgut abzusammeln und im nächsten Jahr manuell auszusäen. Alternativ ist bei Tanacetum parthenium auch die Vermehrung durch Stecklinge möglich.
Mutterkraut – Krankheiten und Schädlinge
Die Parthenolide in Mutterkraut wirken nicht nur gegen Bakterien, Viren und Pilze, sondern auch gegen Parasiten äußerst effizient. Bei richtigen Standortbedingungen und angemessener Pflege ist die Pflanze daher äußerst resistent gegenüber Schadbildern
Ähnliche Beiträge
Entdecke mehr von Das Grüne Archiv
Subscribe to get the latest posts sent to your email.