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Mädesüß, Echtes Mädesüß, Filipendula ulmaria

Mädesüß pflanzen – Wirkung, Standort und Kultur

6 Minuten Lesezeit

Das auch als Wiesenkönigin bekannte Mädesüß (Filipendula) ist ein echtes Wildkraut und hier insbesondere auf Wildblumenwiesen bzw. Feuchtwiesen anzutreffen. Weil es während seiner Blütezeit zwischen Juni und August äußerst pollenreiche Blütenrispen ausbildet, gilt die Kräuterpflanze zudem als traditionelle Bienenweide. Als Gewürz- und Heilpflanze wurde die Wiesenkönigin früher sehr umfangreich genutzt. Einer Wiederentdeckung des alten Kräuterklassikers soll mit diesem Beitrag Genüge getan werden.

 

Mädesüß in der Küche und Medizin

Den süßlichen Geruch der Wiesenkönigin nahmen Landwirte seiner Zeit schon bei der Mahd von Weideflächen wahr. Hier entfalten die abgeschnittenen Stängel der Pflanze nämlich bereits ihr süßliches Aroma. Wenig verwunderlich ist es da, dass der englische Name von Mädesüß, Meadowsweet, auf Deutsch „Weidesüß“ bedeutet und das Kraut als Duftpflanze recht beliebt ist. Doch auch als Gewürzpflanze und Heilkraut hat Filipendula einiges zu bieten.

 

Das süße Metkraut

Das Wort Mädesüß hat nichts mit süßen Mädchen zu tun. Vielmehr stellt es eine veraltete Form des Begriffs „Metsüße“ dar. Darauf verweist auch der norwegische Name der Kräuterpflanze „Mjødurt“. Tatsächlich nutzte man Filipendula früher als Süßungsmittel in der Metherstellung.

Auch in der Küche war die Wiesenkönigin früher als natürlicher Süßstoff bekannt. Vor allem die traditionelle französische Küche ist mit dem süßlich-herben Geschmack von Filipendula bestens vertraut. Sowohl Met, als auch Bier oder Wein aromatisierte man hier früher mithilfe der Blüten dieser Gewürzpflanze.

Wissenswertes: Das süße Aroma von Mädesüß ist in dem Kraut enthaltenen Aromastoffen wie Vanillin und Heliotropin zu verdanken. Beide Duftstoffe werden neben Räucherwerk auch in Parfüm verwendet.

Zubereitet werden aus den Blüten von Mädesüß unter anderem Sirup und Marmelade. Ebenso sind die Wurzelknollen und Blätter in der Volksküche eine traditionelle Zutat für Wildkräutersalat. Die heilsamen Eigenschaften der Wiesenkönigin werden weiterhin durch ein ganz besonderes Dessert aus dem französischsprachigen Raum verdeutlicht. Mädesüß-Sorbet heißt es, und wird nach dem Essen als verdauungsfördernder Nachtisch gereicht. Doch die Heilwirkung von Filipendula reicht noch weiter.

 

Mädesüß, Echtes Mädesüß, Filipendula ulmaria
Auch die Blätter von Mädesüß sind essbar | © Das Grüne Archiv

Inhaltsstoffe und Wirkung von Mädesüß

Die medizinisch vorrangig genutzte Filipendula-Art ist das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria). Erste schriftliche Erwähnung zu diesem finden sich bereits im um das 12. Jahrhundert veröffentlichten „Circa instans“, einem medizinischen Lehrbuch der Schule von Salerno. Besonders ausführlich beschrieb die Kräuterpflanze außerdem der berühmte deutsche Botaniker und Kräuterkundige Lonicerus. In seinem Kräuterbuch steht zur Wirkung von Filipendula folgendes geschrieben:

„Dieses Kraut Wurzel ist gut für den Stein, desgleichen denjenigen, die mit Mühe harnen und die Lendensucht haben. Das Pulver der Wurzel dient denjenigen, die einen kalten Magen haben und nicht gut verdauen können. Gegen Asthma nimm das Pulver und Enzian im gleichen Gewicht und gebrauche es in der Speise, es hilft ohne Zweifel.“

Alles in allem ist die Heilwirkung von Filipendula recht vielseitig. Die Blüten von Mädesüß sind reich an Salicylsäure, Gerbstoffen und Flavonoiden. Eine Wirkstoffmischung, die gemeinhin als schmerzlindernd, entzündungshemmend, antioxidativ und antimikrobiell bekannt ist. Darüber hinaus wirkt Filipendula verdauungsfördernd, ausleitend und anti-rheumatisch. Dementsprechend wird das Kraut vor allem bei Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden wie Sodbrennen, Stoffwechselbeschwerden, Gicht, Rheuma, Harnsteinen und Problemen beim Wasserlassen sowie gegen Entzündungen und Infektionen eingesetzt.

Besonders interessant an der medizinischen Anwendungsgeschichte von Filipendula ist, dass das Schmerzmittel Aspirin seinen Namen von der Wiesenkönigin erhielt. Diese wurde früher noch zu den Spiersträuchern alias Spiraea gezählt. Ihr wichtigster Wirkstoff, Salicylaldehyd, war deshalb auch als Spiraeasäure bekannt, die den Vorläufer der heutigen Acetylsalicylsäure alias Aspirin lieferte.

Wegen dieser medizinischen Geschichte werden die Blüten von Mädesüß gemäß Deutschem Arzneimittelkodex noch heute als eigenständige Droge mit Namen Spiraea flos bezeichnet. Hier die wichtigsten Inhaltsstoffe von Filipendula im Überblick:

  • Ellagitannine
  • Kieselsäure
  • Methylsalicytat
  • Monotropidin
  • Salicylaldehyd
  • Salicylsäure
  • Spiraenin
  • Spiraeosid
  • Vanillin
  • Zitronensäure

 

Mädesüß-Tee, Wirkung
Zu Heilzwecken bereitet man am besten einen Tee aus Filipendula zu.

Mädesüß pflanzen – Standort und Ablauf

Mädesüß gehört zur Familie der Rosengewächse und ist sowohl in Europa als auch in Asien und Nordamerika heimisch. Das Kraut ist bis -45 °C winterhart und lässt sich daher selbst im hohen Norden noch problemlos ganzjährig im Freiland kultivieren. Unter geeigneten Standortbedingungen versteht sich.

Der richtige Standort für die Wiesenkönigin

Die wissenschaftliche Bezeichnung des Filipendula leitet sich von den lateinischen Worten filum für „Faden“ und pendulus für „herabhängend“ ab. Sie verweist auf die Wurzelknollen des Kleinen Mädesüß (Filipendula vulgaris), die an schmalen Wurzelfäden von der Pflanze hängen. Die Filipendula-Art ist neben Filipendula ulmaria die am häufigsten gepflanzte Variante der Wiesenkönigin und wünscht sich wie ihre Artgenossen einen sonnigen bis halbschattigen Standort.

Mit Blick auf den Boden sei an die natürlichen Standorte von Filipendula erinnert. Das Kraut wächst bevorzugt auf feuchten bis frisch-feuchten Standorten wie Feuchtwiesen, Sumpfwiesen und an Uferstandorten. Sandig-lehmige sowie nährstoffreiche und leicht kalkhaltige Substrate sind diesbezüglich die beste Wahl für eine Kultur und sorgen trotz großzügiger Bodenfeuchte für gute Durchlässigkeit und einen optimalen Wasserablauf. Der pH-Wert des Bodens sollte im schwach sauren Bereich, zwischen 5 und 6,5 Punkten liegen.

Pflanztipp: Dank seinem feuchtigkeitsliebenden Charakter kann Filipendula auch im Sumpfbeet oder am Teichufer stehen.

 

Mädesüß, Echtes Mädesüß, Filipendula ulmaria
Auf Feuchtwiesen und am Gewässerrand fühlt sich die Wiesenkönigin besonders wohl.

Mädesüß säen

Filipendula ist ein Lichtkeimer, aber gleichzeitig auch ein Kaltkeimer. Die Pflanze benötigt im Zuge der Aussaat also einen gewissen Kältereiz. Ein passender Aussaattermin findet sich somit entweder im Herbst oder zeitigen Frühjahr bei einer Keimtemperatur von maximal 10 bis 15 °C.

Bedecken Sie das Saatgut nicht mit Erde, sondern drücken Sie es lediglich leicht an. Danach sollte die Aussaat leicht feucht gehalten werden. Die Keimdauer beträgt im Anschluss etwa 14 bis 21 Tage.

 

Filipendula vereinzeln oder auspflanzen

Ab einer Wuchshöhe von ca. 10 bis 15 cm können Sie die Jungpflanzen von Filipendula vereinzeln. Alternativ ist im Frühling natürlich auch die Direktpflanzung vorgezogener Exemplare aus dem Handel möglich.

Achten Sie bei der Pflanzung auf einen ausreichenden Pflanzabstand von ca. 40 bis 50 cm. Wer die Pflanze auf der Blumenwiese oder Bienenweide sät, kann etwas dichter pflanzen.

 

Mädesüß, Echtes Mädesüß, Filipendula ulmaria
Blatt- und Blütenaustrieb an Filipendula ulmaria | © Das Grüne Archiv

Mädesüß gießen und düngen

Bedingt durch seine Liebe zu feuchten Standorten sollte der Boden für Filipendula stets gleichmäßig feucht gehalten werden. Sofern kein Teich- oder Sumpfstandort gewählt wurde, muss hier insbesondere während der trockenen Sommermonate ggf. manuell bewässert werden. Kalkhaltiges Leitungswasser macht der kalkliebenden Pflanze dabei nichts aus.

Eine besondere Empfehlung ist es diesbezüglich, im Wurzelbereich eine Mulchschicht auszubringen, die vor übermäßiger Verdunstung der Bodenfeuchtigkeit schützt. Zusätzliche Düngung ist in der Regel nicht notwendig, kann einmal jährlich aber mit Komposterde oder Kräuterdünger erfolgen.

Mädesüß ernten und schneiden

Ein Rückschnitt ist an Filipendula in der Regel nicht notwendig. Vertrocknete Pflanzenteile werden im Herbst als natürlicher Winterschutz an der Pflanze belassen und erst im nächsten Frühling kurz nach dem Austrieb abgeschnitten.

Die Ernte von Blüten und frischen Blättern des Mädesüß ist zwischen Spätfrühling und Sommer möglich. Wer die nahrhaften Wurzeln der Pflanze ernten möchte, wartet damit am besten ein paar Jahre, bis die Pflanze kräftig genug ist. Dann nämlich kann man sie im Herbst auch gleich durch Wurzelteilung vermehren und dabei einige gut entwickelte Wurzelknollen abnehmen.

 

Rosa Mädesüß, Filipendula rubra
Seltene rosa Blüten an Filipendula rubra

Schöne Arten der Gattung Filipendula

Filipendula ist eine recht kleine Pflanzengattung mit nur 15 Arten. Davon werden vor allem sechs gerne kultiviert:

  • Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)
  • Japanisches Mädesüß (Filipendula purpurea)
  • Kleines / Knolliges Mädesüß (Filipendula vulgaris)
  • Kamtschatka-Mädesüß (Filipendula kamtschatica)
  • Prärie-Mädesüß (Filipendula rubra)
  • Rosa Mädesüß (Filipendula palmata)

 

Filipendula ulmara und Filipendulum vulgaris besitzen reinweiße Blüten. Die übrigen Filipendula-Arten fallen durch orange-rosa bis rosarote Blüten auf. Alle Arten lassen sich gleichermaßen gut im Garten kultivieren.

 

Mögliche Krankheiten und Schädlinge

Filipendula ist recht schädlingsresistent, was neben ihren antimikrobiellen Wirkstoffen auch an der Tatsache liegt, dass Nützlinge wie Bienen und Hummeln die süß duftende Pflanze gerne aufsuchen. Einzig Echter Mehltau könnte der Pflanze an zu trockenen Standorten gefährlich werden. Stellen Sie daher sicher, dass der Boden von Mädesüß immer ausreichend feucht ist.


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