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Leinsamen, Leinsamengel

Leinsamengel selber machen – Rezept und Wirkung

4 Minuten Lesezeit

Leinsamengel kann nicht nur ein hervorragendes Hausmittel zur Förderung der Verdauung sein. Auch für Haut und Haare hält das feuchtigkeitsspendende Gel einige interessante Wirkungen bereit. Nützliche Infos zur Anwendung und Tipps zur Herstellung finden Sie nachstehend.

 

Der äußerst nützliche Lein und sein Gel

Eine der am häufigsten genutzten Leinarten, der auch als Flachs bekannte Gemeine Lein (Linum usitatissimum) trägt seine Bedeutung als wertvoller pflanzlicher Rohstoff bereits im Namen. Denn Linum usitatissimum bedeutet übersetzt „äußerst nützlicher Lein“.

Entsprechende Nützlichkeit wurde von der Menschheit bereits in der Steinzeit entdeckt. Denn Gemeiner Lein wird schon seit gut 5.000 v. Chr. als Nutzpflanze kultiviert, was die Leinart zu einer der ältesten Kulturpflanzen der Welt macht.

Ursprünglich für seine wertvollen Flachsfasern zur Herstellung von Textilien verwendet, galt Leinen bis ins 18. Jahrhundert als wichtigste Textilfaser. Allerdings entdeckte man auch die Vorzüge von Leinsamen und Leinöl bereits in der Antike.

 

Lein, Leinsamen
Ein kostbares Naturgut: Leisamen sind sowohl Nahrungsmitte als auch Heilmittel | © Das Grüne Archiv

Leinsamen als verdauungsförderndes Heilmittel

Schon der berühmte griechische Urvater der Pharmakologie, Pedanios Dioskurides, schrieb in seinem Werk De Materia Medica von der verdauungsfördernden und reizlindernden Wirkung der Leinsamen. Im 2. Buch des Werkes heißt es hier:

„Der Same hat dieselbe Kraft wie der des Bockshorns, er zerteilt und erweicht jede innere und äußere Geschwulst, wenn er mit Honig, Oel und wenig Wasser gekocht oder in gekochtem Honig aufgenommen wird.  […] Die Abkochung desselben dient als Klystier bei Verwundungen der Eingeweide und der Gebärmutter und zum Herausbefördern der Excremente; […]“

– De Materia Medica, II. Buch, Kapitel 125

Dioskurides berichtet davon, dass selbst die alten Ägypter die Samen als Arzneimittel nutzten. Er empfahl Aufkochungen der Leinsamen mit Honig als Rezeptur gegen Verdauungsbeschwerden, Gebärmutter- sowie Magen-Darm-Entzündungen und sogar gegen Sonnenbrand und Hautgeschwüre.

 

Wohltuende Schleimstoffe als Hauptwirkstoff

Auf den Grund für die gute Wirkung von Leinsamen gegen entsprechende Beschwerden kam etwa 200 Jahre später aber erst Theophrastos von Eresos zu sprechen. Der Naturforscher und wohlbekannte Schüler des Aristoteles beschrieb eine gewisse Schleimigkeit der Leinsamen. Gemeint waren damit deren Schleimstoffe, die eine

  • beruhigende,
  • entgiftendem,
  • entzündungshemmende,
  • feuchtigkeitsspendende,
  • immunstärkende
  • und verdauungsfördernde

Wirkung besitzen. Speziell mit Blick auf den Verdauungstrakt legen sich die Schleimstoffe wie ein schützender Film auf die Magen- und Darmschleimhäute. So werden wunde oder entzündete Stellen in den Magen- und Darmwänden vor Reizeinwirkung bewahrt und Schmerzen gelindert. Außerdem weichen die Schleimstoffe den Nahrungsbrei und Stuhl auf und erhöhen das Darmvolumen. Dies sorgt für eine erleichterte Verdauung und hilft gegen Verstopfung.

 

Leinsamen, Leinsamengel
Die wertvollen Schleimstoffe der Leinsamen | © Das Grüne Archiv

Gel aus Leinsamen als Naturkosmetik

Gerade der feuchtigkeitsspendende Effekt von Leinsamen macht sie auch für die Naturkosmetik interessant. Schleimstoffhaltiges Leinsamengel spendet hierbei nicht nur trockener Haut zusätzliche Feuchtigkeit, sondern macht auch sprödes und trockenes Haar wieder geschmeidig. Auch etwaige Kopfhautentzündungen, Juckreiz und Schuppen bekämpft das Gel aus Leinsamen dank seiner reizlindernden Wirkung hervorragend.

Bei den feuchtigkeitsspendenden Schleimstoffen in Leinsamen handelt es sich um Zuckerverbindungen aus der Gruppe Polysaccharide. Zu diesen Biopolymeren gehört auch die aus der Kosmetik wohlbekannte Hyaluronsäure. Dabei kann Leinsamengel als Feuchtigkeitsspender neben Aloe-vera-Gel durchaus eine gute pflanzliche Alternative zu Hyaluron aus tierischen Quellen sein.

 

Verwendung von Leinsamengel

In die Ernährung kann man sowohl Leinsamen als auch Leinsamengel sehr vielseitig einbinden. Beispielsweise werden die Samen unverarbeitet gerne in Müsli oder Joghurt gegeben. Auch als Zutat für Vollkorngebäck sind sie sehr beliebt.

Die gelartige Konsistenz von Leinsamengel eignet sich wiederum als Zutat für Soßen, Haferschleim, Gemüsebrei oder als Geliermittel für Süßgebäck. In der Naturkosmetik kann man das Gel einerseits direkt auf Haut und Haare anwenden oder aber als Zutat für Naturkosmetik wie Hautcreme, Gesichtsmasken, Haarmasken und Haarspülungen nutzen.

 

Rezept für Leinsamengel

Um die wertvollen Schleimstoffe von Leinsamen freizusetzen, müssen diese vorab aufgeweicht werden. Dazu bedarf es nicht mehr als Wasser oder Milch. Für die Herstellung von Leinsamengel als Naturkosmetik sollten Personen mit fettigen Haaren oder fettiger Haut diesbezüglich lieber auf Pflanzenmilch bzw. Getreidemilch setzen.

Im Vergleich zu Kuhmilch enthalten Produkte wie Hafermilch oder Sojamilch nämlich kaum Fettsäuren. Somit beugen sie fettigem Haaransatz und verstopften Poren vor. Außerdem ist die Getreidemilch reich an Proteinen, Vitamin B sowie den Mineralstoffen Eisen, Kalium und Magnesium, die für gesunde Haut und Haare unwahrscheinlich wichtig sind. Hier die Zutaten für das Leinsamengel:

  • 30 g Leinsamen
  • 250 ml Wasser oder Milch

Man gebe Leinsamen und Wasser einfach in einen kleinen Topf und lasse das Ganze ca. 5 Minuten bei schwacher Hitze köcheln, bis sich eine gelartige Masse herausgebildet hat. Anschließend wird das Leinsamengel noch heiß durch ein Sieb gefiltert.

Wichtig: Das Gel sollte wirklich noch sehr heiß abgeflitert werden. Denn sobald es auskühlt, wird es fest und lässt sich dann kaum noch durch das Sieb filtern.

Nach dem Abkühlen kann man es direkt auf Haut und Haare auftragen oder als Zutat für weitere Rezepturen nutzen. Zur Aufbewahrung sollte man das Gel in ein verschließbares Glas abfüllen und luftdicht sowie kühl lagern.


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