Wenn es um Kräuteröle geht, sind die Anwendungsmöglichkeiten bisweilen sehr verschieden. Während einige zum Verzehr und somit auch zur inneren Anwendung geeignet sind, sollte man andere lediglich äußerlich auftragen. Darüber hinaus kann je nach genutzten Kräutern auch die Wirkung stark variieren. Ein kleiner Überblick zu Arten, Anwendung und Herstellungsverfahren.
Inhaltsverzeichnis
ToggleWas sind Kräuteröle?
Als Kräuteröl bezeichnet man einen ölhaltigen Kräuterextrakt, in dem die Inhaltsstoffe verschiedener Kräuter gelöst sind. Die Geschichte entsprechender Herstellungsverfahren reicht weit zurück bis in die Antike. Schon damals kannten Hochkulturen weltweit spezielle Methoden, um kräuterbasierte Öle herzustellen.
Auch die verschiedenen Anwendungsbeispiele dieser Öle haben lange Tradition und reichen von der Verwendung als Speiseöle bis hin zur kosmetischen und therapeutischen Nutzung.
Unterschied zwischen Pflanzenölen und Kräuterölen
Als Pflanzenöle bezeichnet man grundsätzlich alle Öle, die sich aus pflanzlichen Bestandteilen gewinnen lassen. Je nach verwendeten Pflanzenteilen sowie Art der extrahierten Pflanzen lassen sich pflanzliche Öle grob wie folgt einteilen:
- Kernöle und Saatöl: Wird aus den Saaten bzw. Kernen verschiedener Pflanzen gewonnen. Beispiele sind Hanfsamenöl, Kürbiskernöl, Leinöl, Palmöl, Rapsöl, Sonnenblumenöl und Traubenkernöl.
- Keimöl: Gewonnen aus den Keimlingen von Pflanzen, gehören zu diesen Pflanzenölen Ölvarianten wie Weizenkeimöl und Maiskeimöl.
- Nussöl: Diese Öle werden typischerweise aus Nüssen gewonnen. Pflanzenöle wie Erdnussöl, Haselnussöl, Mandelöl oder Walnussöl gehören also zu dieser Gruppe.
- Fruchtöl: Namensgemäß werden Fruchtöle aus ölreichen Früchten verschiedener Pflanzen hergestellt. Bekannte Beispiele hierfür sind unter anderem Avocadoöl, Distelöl und Olivenöl.
Kräuteröle lassen sich streng genommen aus allen der oben genannten Pflanzenteilen und zusätzlich auch aus Blättern, Blüten und Wurzeln von Pflanzen gewinnen. Allerdings wird hier als Basisöl für die Extraktion oft ein externes Pflanzenöl gewählt.
Darüber hinaus unterscheiden sich Pflanzenöle aus Kräutern auch in ihrer Zusammensetzung. Bei reinen Pflanzenölen bilden häufig ungesättigte Fettsäuren und Aminosäuren die Hauptinhaltsstoffe.
Dagegen besitzt Kräuteröl zusätzlich auch einen hohen Gehalt gesundheitsrelevanter oder gar medizinische Wirkstoffe. Ebenso lassen sich für viele Öle aus Kräutern besondere Aromastoffe feststellen. Während alle Kräuteröle zu den Pflanzenölen gehören, sind nicht alle pflanzlichen Öle auch automatisch Kräuterextrakte.
Herstellungsverfahren für Kräuteröl
Ein entscheidender Unterschied zwischen herkömmlichen Pflanzenölen und Kräuterölen findet sich in der Herstellung. Gewöhnliche Pflanzenöle werden in der Regel durch Kaltpressung oder Warmpressung der Pflanzenteile hergestellt. Das so gewonnene Öl besteht dann ausschließlich aus pflanzeneigenen Fettsäuren.
Anders kann es bei der Gewinnung von ölhaltigen Kräuterextrakten aussehen. Nicht alle Kräuterpflanzen besitzen einen nennenswerten Eigengehalt an Öl. Zudem kommt es bei der Kräuterextraktion auch nicht primär auf die Gewinnung des Öls, sondern der Wirkstoffe an.
Zu diesem Zweck kann man die Inhaltsstoffe der Kräuter einerseits durch Wasserdampfdestillation aus den Pflanzenteilen lösen. Das Trennverfahren wird insbesondere für die Gewinnung ätherischer Öle häufig angewendet, wobei die erhaltene Ölmenge oft sehr gering ist.
Alternativ dazu kann man Kräuter auch in einem Lösungsmittel „auslösen“. Man spricht hier von der sogenannten Mazeration, wobei sich durch dieses Verfahren neben Ölauszügen auch Tinkturen (Mazerat auf Alkoholbasis) und Acetum (Mazerat auf Essigbasis) herstellen lassen. Selbst die Herstellung von Tee mit Wasser als Lösungsmittel ist streng genommen ein Mazerationsverfahren.
Inhaltsstoffe und Wirkung von Kräuteröl
Eine einheitliche Zusammensetzung lässt sich für Kräuteröle nicht definieren. Die individuellen Wirkstoffe hängen von den gewählten Kräutern sowie ggf. dem genutzten Basisöl ab.
Es gibt aber durchaus ein paar charakteristische Inhaltsstoffe, die sich besonders häufig in ölhaltigen Kräuterextrakten finden und klassische Bestandteile ätherischer Öle sind. Zu ihnen gehören allen voran Terpene und Aromate, darunter:
- Apiol
- Bisabolol
- Borneol
- Campher
- Carvacrol
- Caryophyllen
- Geraniol
- Limonen
- Linalool
- Menthon
- Myrcen
- Ocimen
- Pinen
- Thymol
In Abhängigkeit von ihrer genauen Zusammensetzung besitzen Kräuteröle verschiedene Wirkungen. Gängig sind beispielsweise antimikrobielle, antioxidative, beruhigende, entspannende, entzündungshemmende, haut- und haarpflegende Eigenschaften.
Hinzu kommen natürlich die besonderen Aromen von Kräuterölen, deretwegen sich einige sogar zum Kochen oder für aromatherapeutische Zwecke eignen.
Arten von Kräuterölen im Überblick
Kräuteröle lassen sich sehr vielseitig verwenden. Die jeweiligen Anwendungsbereiche entscheiden hierbei oft über die Artbezeichnung der Öle. Hier die wichtigsten Kategorien im Überblick:
Ätherische Öle
Ätherische Öle sind die am höchsten konzentrierten Kräuteröle. Sie stammen oftmals von Heilkräutern und enthalten neben charakteristischen Duftstoffen der Pflanzen oft auch und medizinisch wertvolle Komponenten. Dementsprechend finden sie in der Naturheilkunde rege Anwendung.
Gewonnen werden ätherische Öle bevorzugt aus Kräuterpflanzen, in denen sie besonders reichhaltig vorkommen. Dazu gehören zum Beispiel viele mediterrane Kräuter wie Lavendel, Thymian und Rosmarin, aber auch ein paar seltenere Exoten wie Eukalyptus und Teebaum.
Hinzu kommt, dass auch Kräuterharze und Dufthölzer wie Weihrauch, Myrrhe, Sandelholz, Styrax und Benzoe große Mengen an ätherischen Ölen enthalten. Sie aus dem Pflanzenharz zu lösen ist allerdings besonders aufwändig, weshalb entsprechende Harzöle oftmals sehr teuer sind.
Bedeutsam an ätherischen Kräuterölen ist ihre vielfältige Nutzung. Sie finden sowohl medizinische als auch kosmetische und kulinarische Anwendung. Des Weiteren sind ätherische Öle zunehmend als natürliche Lebensmittelzusatzstoffe in Gebrauch, etwa als Aroma- oder Konservierungsstoffe.1Beatriz Fernandes, M Conceição Oliveira, Ana C Marques, Rui Galhano Dos Santos, Carmo Serrano: Microencapsulation of Essential Oils and Oleoresins: Applications in Food Products; in: Foods, Volume 13, Issue 23, 2024; PMID: 39682947 MDPI
Wichtig: Bedingt durch ihre hochkonzentrierten Wirkstoffe können manche ätherischen Öle unverdünnt haut- und schleimhautreizend wirken. Sie sollten daher vor der Anwendung stets ausreichend mit einem neutralen Öl gestreckt werden. Eine Ausnahme bildet die Anwendung als reines Duftöl.
Duftöle
Viele ätherische Öle aus Kräutern sind gleichzeitig auch beliebte Duftöle. Das gilt insbesondere für solch wohlriechende Kräuteröle wie Lavendelöl oder Eukalyptusöl. Sie werden gerne zur Aromatherapie eingesetzt und zu diesem Zweck in Duftlampen, Kerzen oder Potpourris verwendet.
Die Wirkung der Duftkräuter sowie daraus gewonnener Duftöle reicht von einer entspannenden und beruhigenden Wirkung bis hin zu belebenden, konzentrationsfördernden und atemwegsbefreienden Eigenschaften.
Massageöle
In der Regel bestehen Massageöle aus pflegenden Basisölen, wie Mandel- oder Jojobaöl, die häufig mit ätherischen Ölen angereichert sind. Sie werden speziell für die Anwendung auf die Haut entwickelt, um Gleitfähigkeit zu gewährleisten und gleichzeitig die Haut zu nähren.
Je nach Zusammensetzung können sie entspannend, anregend oder schmerzlindernd wirken. Als medizinische Kräuteröle können sie außerdem gegen Muskelverspannungen vorgehen. Eine besondere Empfehlung ist diesbezüglich zum Beispiel Chiliöl, das gegen Muskelkater und Muskelschmerzen gleichermaßen wirkt.
Pflegeöle (Hautöl, Haaröl und Nagelöl)
Pflegeöle sind für die äußere Anwendung konzipiert. Denkbar ist eine Nutzung in der natürlichen Hautpflege ebenso wie in der Haarpflege oder Nagelpflege. Es handelt sich also um Kräuteröle, deren Wirkstoffe eine gesunde Haarstruktur sowie Haut- bzw. Hornhaut fördern.
Auffallend an Pflegeölen ist, dass es sich oft um eine Mischung aus Saatölen und Kräuterölen handelt. Beispiele sind Arganöl, Hagebuttenöl, Kokosöl, Retinolöl, Rizinusöl, Rosenöl oder Rosmarinöl.
Hautöle, Haaröle und Nagelöle spenden Feuchtigkeit, fördern die Regeneration und schützen vor äußeren Einflüssen. Die Pflegeöle eignen sich besonders für trockene oder empfindliche Haar-, Haut und Nagelpartien und werden oft in Naturkosmetik verwendet.
Speiseöle und Gewürzöle
Anders als herkömmliche Speiseöle, die gerne zum Braten und Kochen genutzt werden, dienen für den Verzehr geeignete Kräuteröle oft der Aromatisierung und dem Verfeinern von Speisen. Hergestellt werden sie also überwiegend aus Gewürzkräutern, die den Ölen einen besonderen Geschmack verleihen.
Wohl bekannt sind neben Chiliöl auch Basilikumöl, Estragonöl, Knoblauchöl, Kümmelöl, Minzöl und Zitronenöl. Weitere Gewürzöle wie Rosmarinöl oder Oreganoöl werden ähnlich wie Chiliöl sowohl in der Küche als auch zu Pflegezwecken oder als Naturarznei genutzt.
Vorteile von Kräuterölen
Kräuteröle sind in der Regel pflanzliche Naturprodukte und in vielerlei Hinsicht eine Alternative zu künstlichen Erzeugnissen wie synthetischen Aromastoffen.
Auch in der Kosmetik punkten Kräuteröle mit ihren haut- und haarpflegenden Eigenschaften. Sie fördern die Hautregeneration, verbessern ihre Elastizität, stärken die Haarwurzeln, nähren die Kopfhaut und verleihen dem Haar neuen Glanz.
Dank ihres hohen Gehalts an Antioxidantien wirken viele Kräuteröle zudem als natürliche Anti-Aging-Mittel, die freie Radikale bekämpfen und den Alterungsprozess der Haut verlangsamen.
Besonders im gesundheitlichen Bereich überzeugen Kräuteröle ferner durch ihre entzündungshemmenden und heilenden Eigenschaften. Einige kräuterbasierte Öle sind sogar für ihre schmerzlindernden Effekte bekannt. Gleichzeitig haben zahlreiche Ölextrakte aus Kräutern eine starke antimikrobielle Wirkung, die Bakterien, Viren und Pilze bekämpfen kann. Diesbezüglich scheinen gerade ätherische Öle äußerst wirksam gegen multiresistente Keime zu sein.2Gabriel Sousa Brito, Richard Pereira Dutra, Ana Lúcia Fernandes Pereira, Adriana Gomes Nogueira Ferreira, Marcelino Santos Neto, Carlos Alexandre Holanda, Queli Cristina Fidelis: Nanoemulsions of essential oils against multi-resistant microorganisms: An integrative review; in: Microbial Pathologenesis; Volume 195, 2024; PMID: 39103128 Elsevier
Häufige Fragen zu Kräuterölen
Wie stellt man Kräuteröl her?
Für ein selbstgemachtes Kräuteröl benötigen Sie frische oder getrocknete Kräuter, hochwertiges Pflanzenöl und ein steriles Glas. Geben Sie die Kräuter in das Glas und füllen es vollständig mit Öl auf, sodass keine Luft eingeschlossen bleibt. Verschließen Sie das Glas und lassen Sie den Ölauszug an einem kühlen, dunklen Ort zwei bis vier Wochen ziehen. Schütteln Sie es gelegentlich und filtern es anschließend ab.
Welche Kräuter eignen sich für Kräuteröl?
Man kann aus diversen Kräutern ein Kräuteröl herstellen. Beliebt sind zum Beispiel Basilikum, Rosmarin, Lavendel, Thymian, Oregano und Estragon. Sie können auch Knoblauch, Zitronenschale oder Chili hinzufügen, um das Aroma zu intensivieren. Frische Kräuter bringen ein kräftigeres Aroma, sollten aber vollständig trocken sein, um Schimmelbildung zu vermeiden.
Wie lange ist Kräuteröl haltbar?
Die Haltbarkeit hängt von der Frische der Zutaten und der Lagerung ab. Bei trockenen Kräutern und dunkler, kühler Lagerung hält sich Kräuteröl mehrere Monate. Kontrollieren Sie regelmäßig, ob sich Schimmel oder unangenehme Gerüche entwickeln, um die Qualität sicherzustellen.
Kann man Kräuteröl zum Kochen verwenden?
Viele Kräuteröle eignen sich hervorragend für kalte Speisen wie Salate, Marinaden oder Dips. Beim Kochen können die Aromen durch hohe Temperaturen teilweise verloren gehen, doch zum Verfeinern von Gemüse, Pasta oder Fleisch nach dem Garen ist es ideal. Vermeiden Sie starkes Erhitzen, um Geschmack und Nährstoffe zu bewahren.
Gibt es gesundheitliche Vorteile von Kräuteröl?
Je nach verwendeten Kräutern kann Kräuteröl antibakterielle, verdauungsfördernde oder entzündungshemmende Eigenschaften haben. Rosmarinöl regt beispielsweise die Durchblutung an, während Basilikumöl beruhigend auf die Verdauung wirkt. Hochwertige Öle wie Olivenöl tragen zusätzlich durch gesunde Fettsäuren zur Ernährung bei.
Studienbelege:
- 1Beatriz Fernandes, M Conceição Oliveira, Ana C Marques, Rui Galhano Dos Santos, Carmo Serrano: Microencapsulation of Essential Oils and Oleoresins: Applications in Food Products; in: Foods, Volume 13, Issue 23, 2024; PMID: 39682947 MDPI
- 2Gabriel Sousa Brito, Richard Pereira Dutra, Ana Lúcia Fernandes Pereira, Adriana Gomes Nogueira Ferreira, Marcelino Santos Neto, Carlos Alexandre Holanda, Queli Cristina Fidelis: Nanoemulsions of essential oils against multi-resistant microorganisms: An integrative review; in: Microbial Pathologenesis; Volume 195, 2024; PMID: 39103128 Elsevier
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