Wer einen eigenen Kräutergarten oder Topfkräuter besitzt, der muss zwangsläufig regelmäßig Kräuter ernten. Die frische Kräuterernte bringt auch viele Vorteile mit sich, sollte aber sowohl zum richtigen Zeitpunkt als auch nach geeigneter Vorgehensweise durchgeführt werden. Hierzu nachstehend ein paar nützliche Tipps und Informationen.
Inhaltsverzeichnis
ToggleVorteile einer privaten Kräuterernte
Ob nun die Ernte von Wildkräutern oder die Kräuterernte im eigenen Kräutergarten – frisch geerntete Kräuter sind noch immer die besten. Einerseits besitzen sie ein volleres Aroma, was gerade mit Blick auf Duftkräuter und Gewürzkräuter wünschenswert ist.
Selbst geerntete und frische Heilkräuter sind wiederum reicher an heilsamen Wirkstoffen und Vitaminen. Dabei kann man schon während der Kultur einiges tun, um einen optimalen Wirkstoffgehalt zu fördern, etwa indem man richtig düngt und ein gutes Bodensubstrat auswählt.
Ein weiterer Aspekt, der für den privaten Anbau und folglich auch die Selbsternte von Kräutern spricht, ist die Bio-Qualität. Denn wenn die Kräuterpflanzen aus eigenem Anbau stammen, sind Risiken wie chemische Spritzmittel nicht gegeben.
Wichtig: Wer essbare Kräuter ernten möchte, muss bei der Kultur auch auf chemische Düngemittel verzichten. Diese gehen ansonsten von dem Kulturboden in die Wurzeln der Kräuter und im weiteren Verlauf auch in die zu erntenden oberirdischen Pflanzenteile über.
Vorsicht beim Ernten von Wildkräutern
So mancher Kräuterliebhaber zieht bei schönem Wetter gerne mit einem Korb in die Natur aus, um in Wald und Wiesen Wildkräuter zu sammeln. Es sei aber darauf hingewiesen, dass sich Kräutersammler ihrer Sache sicher sein sollten.
Nur allzu oft werden Wildkräuter mit giftigen Doppelgängern verwechselt. Das ist zum Beispiel beim Bärlauch der Fall, der unter anderem häufig mit dem giftigen Maiglöckchen verwechselt wird.
Davon abgesehen, weisen Wildkräuter noch andere Risiken auf. Vor allem Verunreinigungen durch Tierurin, Infektionserreger oder Pflanzenkrankheiten lassen sich bei Kräutern in freier Wildbahn nicht ausschließen. Hinzu kommt, dass manche Böden durch Schadstoffe und Metall vorbelastet sind, was die Reinheit der pflanzeneigenen Inhaltsstoffe belastet.
Der richtige Zeitpunkt für die Kräuterernte
Neben der Jahreszeit gibt es noch weitere Kriterien, die über den besten Zeitpunkt für die Kräuterernte entscheiden. Sowohl der Blütenstand, als auch Tageszeit und Wetter spielen hier eine wichtige Rolle. Manche ziehen sogar den Mondstand mit in die Planung der Kräuterernte ein.
Kräuter ernten nach Jahreszeit
Grundsätzlich lassen sich Kräuter anhand ihrer Haupterntezeit und saisonalen Verwendung nach den vier Jahreszeiten einteilen. Dementsprechend gibt es folgende Kategorien:
Die Haupterntezeit für Kräuter liegt jedoch zwischen Frühling und Sommer. Zwar lassen sich viele Kräuter ganzjährig ernten und somit auch im Herbst und Winter, jedoch sollte man dann nur kleine Mengen Kräuter entnehmen.
Der Grund: Im Herbst stellen Pflanzen schon in Vorbereitung auf die Winterruhe ihr Wachstum. Eine Ausnahme bilden Fruchtkräuter wie Beerenkräuter, die primär während der Fruchternte im Herbst und manchmal sogar bis in den Winter hinein geerntet werden.
Einige Kräuter erntet man besser vor der Blütezeit. Denn mit ihr konzentrieren Pflanzen ihre Energie auf die Ausbildung von Blüten. Der Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen in den übrigen Pflanzenteilen nimmt im Zuge der Blütezeit deshalb ab. Insbesondere Gewürz- und Duftkräuter verlieren dann an Aroma. Bei Heilkräutern nimmt wiederum der Wirkstoffgehalt ab.
Speziell die Ernte von Blattkräutern und Wurzelkräutern ist also vor der Blütezeit am besten, obwohl wenn man sie grundsätzlich auch währenddessen und danach ernten kann. Optimal ist die Blütezeit dagegen natürlich für die Ernte von Blütenkräutern.
Tipp: Intensiv aromatische Blattkräuter wie Rosmarin, Thymian oder Basilikum besitzen auch während und nach der Blüte noch ein starkes Aroma. Von einer Ernte nach der Blütezeit absehen sollte man dagegen bei Kräutern wie Petersilie, da diese im Zuge der Blütenbildung vermehrt schwach giftiges Apiol in den Blättern einlagert.
Kräuter ernten nach Wetterlage
Es herrscht unter Kräuterliebhabern weitestgehend Einigkeit darüber, dass man Kräuter idealerweise ernten sollte, wenn sie zuvor ein paar Tage viel Sonne und etwas weniger Wasser abbekommen haben. Das Sonnenlicht lässt die Photosynthese der Kräuterpflanzen auf Hochtouren laufen, wodurch sie einen besonders hohen Gehalt an Inhaltsstoffen produzieren.
Eine reduzierte Wasserzufuhr sorgt gleichzeitig dafür, dass sich die Inhaltsstoffe in den oberirdischen Pflanzenteilen konzentrieren. Dabei sei erwähnt, dass eine reduzierte Wasserversorgung nicht mit völliger Trockenheit gleichzusetzen ist.
Dürreperioden und starke Hitze setzen Pflanzen enorm zu, wobei man extrem unter Stress stehende Kräuter nicht ernten sollte. Lang anhaltende Trockenphasen strapazieren den Pflanzenorganismus und die Gewächse benötigen hier deutlich länger, um sich von etwaigen Schnittmaßnahmen wieder zu erholen.
Gleiches gilt für Schnittmaßnahmen bei Frost und extremer Kälte. Sofern man im Winter Kräuter ernten möchte, sollte man daher auf frostfreie und sonnige Tage setzen.
Kräuter ernten nach Tageszeit
Wenngleich man den Morgentau vor einer Kräuterernte abwarten sollte, ist der Vormittag als idealer Zeitpunkt für die Kräuterernte gemeinhin empfohlen. Und selbst die Sache mit dem Tau ist nicht allgemein gültig.
Es gab Zeiten, da wurde den Guttationstropfen von Kräuterpflanzen außergewöhnliche Heilkraft zugeschrieben. Legendär sind in diesem Zusammenhang die Tautropfen des Frauenmantels, dessen schildförmige Blätter am Morgen wie eine grüne Auffangschale mit Tau gefüllt sind.
Weil der Frauenmantel so eifrig Guttationstropfen als Naturdestillat in seinen Blättern sammelt, erhielt er auch seinen wissenschaftlichen Namen Alchemilla, der übersetzt „kleine Alchemistin“ bedeutet. Und auch die Tautropfen von Moosen und anderen Gewächsen wurden in der Alchemie und Heilkunde früher als heilsam, wenn nicht sogar magisch betrachtet.
Kräuter ernten nach dem Mond
Die Anziehungskraft des Mondes und ihre Wirkung auf die Natur lassen sich nicht von der Hand weisen. Neben den Gezeiten der Ozeane reagieren auch Pflanzen auf die Mondphasen. Viele Gärtner ziehen deshalb den Mondkalender bei der Gartenarbeit und folglich auch bei der Ernte von Kräutern zurate. Dabei lässt sich der geeignete Mondstand für die Ernte verschiedener Kräuterarten sogar genau benennen:
- Zunehmender Mond und Vollmond: Mit der zunehmenden Mondphase steigt die Anziehungskraft des Mondes, bis sie zu Vollmond ihren Höhepunkt erreicht. Die Pflanzensäfte steigen in den Kräutern auf und bescheren Blattkräutern sowie Blütenkräutern einen besonders hohen Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen. Ihre Ernte ist während dieser Mondphase also besonders empfohlen.
- Abnehmender Mond und Neumond: In der abnehmenden Mondphase nimmt auch die Anziehungskraft des Mondes bis zum Neumond ab. Wasser, Sekrete und Inhaltsstoffe ziehen sich nun in die unterirdischen Pflanzenteile zurück. Die Mondphase ist darum wunderbar für die Ernte von Wurzelkräutern wie Meerrettich, Petersilienwurzel oder Schwarzwurzel und auch von Zwiebeln und Knoblauch geeignet.
Neben der Mondphase spielen gemäß Mondkalender auch die Sternbilder, die der Mond durchwandert, eine Rolle. Diesbezüglich werden alle Gemüse- und Kräuterpflanzen einem bestimmten Sternzeichen und Element zugeordnet:
- Element Erde: Die Sternzeichen Jungfrau, Steinbock und Stier werden von dem Element Erde regiert. Ihm entsprechen Knollen- und Wurzelkräuter wie Fenchel, Radieschen, Schwarzwurzeln, Sellerie und Zwiebeln.
- Element Wasser: Dem Wasser sind die Sternzeichen Fische, Krebs und Skorpion zugeordnet. Zu den Kräuterpflanzen dieses Elements gehören wasserreiche Blattkräuter wie Basilikum, Dost, Petersilie und Spinat.
- Element Feuer: Löwe, Schütze und Widder sind die drei Feuerzeichen. Durchläuft der Mond diese Sternbilder, ist die Ernte von intensiv würzigen Kräutern wie Kampfer, Kardamom, Kürbis, Thymian sinnvoll.
- Element Luft: Dem Element Luft werden im Tierkreis die Sternzeichen Waage, Wassermann und Zwillinge zugeschrieben. Liebliche Kräuter mit zartem Aroma wie Lavendel, Löwenzahn, Minze oder Mohn werden dabei am besten geerntet, wenn der Mond in einem Luftzeichen steht.
Die Kräuterernte – Werkzeuge und Ablauf
Verwenden Sie für die Kräuterernte bitte nur saubere und scharfe Messer oder Gartenscheren. Verunreinigungen und Quetschungen durch stumpfe Schneidwerkzeuge an den Schnittstellen erhöhen das Krankheitsrisiko.
Anleitung zur Kräuterernte
Der Schnitt sollte bei der Kräuterernte immer an der richtigen Stelle angesetzt werden. Bei verholzenden Kräutersträuchern wie Rosmarin oder Thymian schneidet man zur Ernte die Triebspitzen ab. Bei krautigen Blattkräutern wie Petersilie oder Schnittlauch setzt man den Ernteschnitt dagegen bodennah an.
Blütenkräuter kappen Sie zur Ernte unterhalb des Blütenansatzes. Für Beerenkräuter und andere Fruchtkräuter genügt es meist, diese per Hand zu ernten oder einen Obstpflücker zu verwenden.
Etwas mehr Fingerspitzengefühl ist bei Wurzelkräutern gefragt. Sie werden behutsam ausgegraben und dann gut entwickelte Wurzelstücke entnommen. Wer die Kräuterpflanze anschließend zurück ins Erdreich pflanzen möchte, muss sicherstellen, ausreichend kräftige Wurzeln an der Pflanze zu belassen.
Geerntete Kräuter lagern und verarbeiten
Nach der Ernte kann man die Kräuter entweder frisch weiterverarbeiten oder zur Aufbewahrung lagern. Für die Weiterverarbeitung frischer Kräuter bieten sich das Würzen von Gerichten, die Zubereitung von Kräutertee oder die Herstellung von Kräuterextrakten an.
Tipp: Eine Fülle interessanter Kräuterrezepte gibt es in der Kräuterküche nachzulesen.
Zur längeren Aufbewahrung sollte man geerntete Kräuter trocknen oder einfrieren. Getrocknete Kräuter lassen sich wie frische Kräuter zum Würzen, für die Teezubereitung oder für die Kräuterextraktion verwenden. Außerdem kann man sie als dekorativer Kräuterstrauß trocknen.
Die Trocknung ist nicht bei allen Kräuterarten sinnvoll. Zum Beispiel verlieren Basilikum, Dill, Petersilie und Schnittlauch durch das Trocknen schnell an Aroma. Hacken Sie diese Kräuter daher am besten klein und geben Sie sie in eine Tupperdose, um sie in der Gefriertruhe aufbewahren zu können.
FAQs zum Ernten von Kräutern
Wann ist der beste Zeitpunkt, um Kräuter zu ernten?
Der ideale Zeitpunkt für die Ernte von Kräutern ist am frühen Morgen nach dem Verdunsten des Taus, aber bevor die Sonne zu stark wird. Zu dieser Zeit sind die ätherischen Öle in den Blättern am konzentriertesten, was für ein intensives Aroma und maximale Wirksamkeit sorgt.
Wie schneide ich Kräuter richtig?
Verwenden Sie eine scharfe Schere oder ein Messer, um die Kräuter sauber zu schneiden. Schneiden Sie bei mehrjährigen Kräutern wie Rosmarin und Thymian die oberen paar Zentimeter ab, um neues Wachstum zu fördern. Bei einjährigen Kräutern wie Basilikum schneiden Sie oberhalb eines Blattknotens, um buschigeres Wachstum anzuregen.
Welche Teile der Kräuterpflanze ernte ich?
Ernten Sie hauptsächlich die Blätter und jungen Triebe, da diese die meisten ätherischen Öle enthalten. Bei einigen Kräutern wie Dill und Koriander können auch die Samen genutzt werden. Bei blühenden Kräutern wie Lavendel und Kamille ernten Sie die Blüten, sobald sie vollständig geöffnet sind.
Wie oft kann ich Kräuter ernten?
Die Häufigkeit der Ernte hängt von der Wachstumsrate des Krauts ab. Viele Kräuter wie Basilikum und Minze können alle paar Wochen geerntet werden, da regelmäßiges Schneiden das Wachstum fördert. Andere Kräuter wie Rosmarin und Salbei benötigen mehr Zeit zur Regeneration und sollten weniger häufig geerntet werden.
Was mache ich nach der Ernte mit den Kräutern?
Nach der Ernte sollten die Kräuter schnell verarbeitet oder konserviert werden, um ihre Frische zu bewahren. Sie können die Kräuter frisch verwenden, einfrieren, trocknen oder zu Tinkturen, Ölauszügen und Kräuteressig verarbeiten. Achten Sie darauf, die Kräuter gründlich zu waschen und gut abzutrocknen, bevor Sie sie weiterverarbeiten oder lagern.
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