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Kräuter der Provence, Herbes de Provence

Kräuter der Provence: Französische Mediterrankräuter

Kräuter der Provence oder Herbes de Provence, wie sie in ihrer französischen Heimat genannt werden, gelten häufig als die Edelkräuter aus dem Mediterraneum. Als Kräutermischung sind sie für zahlreiche Gerichte unerlässlich. Dabei stellt sich häufig die Frage, welche Kräuter in dieser Mischung eigentlich verarbeitet sind. Eine Kräuterexkursion in den Süden Frankreichs.

Die Mediterrankräuter Frankreichs

Wie der Name schon sagt, stammen Kräuter der Provence aus der gleichnamigen Kulturregion in Südfrankreich. Das Gebiet liegt im Südosten des Landes, direkt an der Küste des Mittelmeers, und beweist, dass Frankreich bedeutende Anteile am mediterranen Raum hat.

Dementsprechend ähnelt die Flora der Provence sehr anderen Ländern im Mediterraneum wie Italien oder Griechenland. Das gilt natürlich auch für heimische Nutzpflanzen wie Obst, Gemüse und Kräuter.

 

Klimatische Besonderheiten des provenzalischen Kräuteranbaus

Im Unterschied zum Norden Frankreichs, der noch zu Mitteleuropa gehört, ist Südfrankreich Teil des Mittelmeerraums. Das Klima der Provence ist dementsprechend typisch mediterran, gekennzeichnet durch heiße, trockene Sommer und milde, feuchte Winter.

Diese Bedingungen sind ideal für sonnenliebende Kräuter wie Thymian, Rosmarin und Lavendel. Es handelt sich bei diesen Kräutern handelt oftmals um trockenheitsliebende Sträucher oder Halbsträucher, die viel Licht und Wärme benötigen. Außerdem reagieren sie häufig empfindlich auf Starkfrost und Staunässe.

Der Boden in der Provence ist meist kalkhaltig und gut durchlässig, was ebenfalls den Bedürfnissen der meisten Provence-Kräuter entspricht. Diese Böden sind oft karg und steinig, mit einer natürlichen Neigung zu geringer Fruchtbarkeit.

Gerade die speziellen Bodenbedingungen in der Provence fördern die Entwicklung von tiefen Wurzelsystemen und konzentrierten, aromatischen Verbindungen in den Kräuterpflanzen. Da die Kräuter gezwungen sind, Nährstoffe effizient zu nutzen, bilden sie vermehrt ätherische Öle aus.

Die ätherischen Inhaltsstoffe entstehen nur unter einer gewissen Grundtrockenheit des Bodens. Dagegen wird die Konzentration der ätherischen Öle durch zu häufige Niederschläge und zu hohe Bodenfeuchtigkeit reduziert.

Die Kombination aus mediterranem Klima und speziellen Bodenbedingungen schafft also eine einzigartige Umgebung, in der Kräuter der Provence optimal gedeihen. Diese natürlichen Gegebenheiten sind wesentliche Faktoren, die zur hohen Qualität und dem intensiven Aroma der Herbes de Provence beitragen.

Ihre Anpassungsfähigkeit an diese speziellen Umweltbedingungen macht sie nicht nur robust, sondern auch besonders aromatisch und wirkstoffreich. Die klimatischen und edaphischen Besonderheiten der Provence sind daher nicht nur eine Herausforderung, sondern auch ein Segen für die Kräuterkultur der Region.

 

Lavendel, Lavendelfeld, Provence
Sonne, Wärme und trockener Boden: Lavendel gedeiht unter diesen Bedingungen in der Provence wunderbar

Wichtige Anbaugebiete für Kräuter der Provence

Als eines der bedeutendsten Anbaugebiete für Kräuter der Provence gilt die Region Vaucluse. Hier, in den sanften Hügeln rund um die Städte Carpentras und Sault, gedeihen Thymian, Rosmarin und Lavendel unter idealen Bedingungen.

Ein weiteres zentrales Anbaugebiet liegt im Departement Alpes-de-Haute-Provence. Die Hochplateaus dieser Region, insbesondere um die Stadt Digne-les-Bains, sind bekannt für ihre weiten Lavendelfelder, die nicht nur die Landschaft prägen, sondern auch die Wirtschaft der Region stark beeinflussen. Neben Lavendel wachsen hier auch Thymian und Oregano in hoher Qualität.

Das Departement Bouches-du-Rhône, insbesondere die Gegend um Aix-en-Provence und Marseille, ist ebenfalls ein wichtiger Standort für den Anbau von Kräutern der Provence. Die fruchtbaren Böden und die zahlreichen Sonnenstunden fördern das Wachstum von Basilikum, Majoran und Bohnenkraut.

Die Drôme Provençale, eine Region im Norden der Provence, trägt ebenfalls erheblich zur Produktion bei. Hier, in der Umgebung von Nyons und Montélimar, sind die klimatischen Bedingungen und die Bodenbeschaffenheit optimal für den Anbau von Estragon und Salbei.

 

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Ein weiteres wichtiges Kardinalkraut für Herbes de Provence: Oregano | © Das Grüne Archiv

 

Unterschied zwischen Kräutern der Provence und mediterranen Kräutern

Während sich Kräuter der Provence durchaus als mediterrane Kräuter beschreiben lassen, sind nicht alle Mediterrankräuter auch Kräuter der Provence. Allen voran unterscheiden sich Herbes de Provence von anderen mediterranen Kräutern durch ihre Herkunft.

Nur Kräuter, die natürlich in der Provence vorkommen, verdienen diesen Titel. Dabei sei jedoch erwähnt, dass die Provence-Kräuter-Mischungen aus dem Handel heutzutage häufig nur noch zu 10 Prozent aus tatsächlich in Südostfrankreich kultivierten Kräutern bestehen.

Die übrigen 90 Prozent an Kräuterzutaten stammen häufig aus anderen Mittelmeerländern wie Spanien oder Marokko. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Anbaufläche der Provence schlichtweg begrenzt und zu klein für die Nachfrage regionaler Kräuter auf dem internationalen Markt ist.

Geschmackliche Unterschiede zwischen Kräutern der Provence und anderen mediterranen Kräutermischungen wie der klassischen italienischen „Herbes de la Garrigue“  resultieren aus den spezifischen Zusammensetzungen und Proportionen der verwendeten Kräuter.

Der Geschmack von Kräutern der Provence wird üblicherweise als ausgewogen, sanft und blumig-erdig beschrieben. Das Aroma gilt als deutlich milder als das intensiv würzige Aroma von italienischen und auch griechischen Kräutermischungen.

Diese setzen oft auf einen hohen Anteil an schwer-würzigen Kräutern wie Basilikum, Majoran, Oregano oder Thymian. Zwar kommen besagte Kräuter auch in den Herbes de Provence vor, sind hier aber nicht so dominant.

 

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Sorgt in Herbes de Provence neben Lavendel für eine blumig-würzige Balance: Rosmarin | © Das Grüne Archiv

Zusammensetzung der Kräuter der Provence

Die französische Association Interprofessionelle des Herbes de Provence gibt mit dem Label Rouge für Herbes de Provence klare Qualitätsvorgaben. Demnach dürfen nur Provence-Kräutermischungen dieses Qualitätssiegel tragen, die sich wie folgt zusammensetzen:

 

Die übrigen 3 % werden in der Regel von Lavendel und / oder Majoran gestellt. Vereinzelt finden sich zudem folgende regionalen Provence-Kräuter in der Kräutermischung:

 

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Der intensiv würzige Thymian sollte in Kräutern der Provence stets ausreichend mit milden und blumigen Kräuteraromen kombiniert sein. | © Das Grüne Archiv

Verwendung in der Küche

Die Nutzungsgeschichte der Kräuter der Provence reicht bis in die Antike zurück. Schon die Römer kannten und schätzten die aromatischen Kräuter, die sie auf ihren Eroberungszügen durch Europa entdeckten.

Die berühmten Märkte der Provence, die seit dem 14. Jahrhundert existieren, wurden später zu Zentren des Kräuterhandels mit den Provence-Kräutern im mediterranen Raum. So fand die Kräutermischung auch ihren Weg in andere europäische Nationalküchen.

 

Herbes de Provence in der französischen Nationalküche 

Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich die Kräuter der Provence zu einem Symbol der französischen Gastronomie. Sie werden zum Würzen von Fleisch, Fisch, Gemüse und sogar Brot verwendet.

Ein klassisches provenzalisches Gericht, das die Aromen dieser Kräuter perfekt zur Geltung bringt, ist Poulet Provençal, ein geschmortes Hähnchen mit Tomaten, Oliven und den genannten Kräutern. Ebenfalls weltberühmt ist Ratatouille, ein geschmortes Gemüsegericht, das mit Thymian, Rosmarin und Basilikum verfeinert wird.

Bouillabaisse, eine traditionelle Fischsuppe aus Marseille, nutzt ebenfalls die Kräuter der Provence, um ihren komplexen Geschmack zu verstärken. Auch Tian de légumes, ein buntes Gemüsegratin, erhält durch die Zugabe dieser Kräuter eine besondere Note. Weitere Gerichte, die oft mit Herbes de Provence verfeinert werden, sind:

  • Agneau de Provence (ein Lammgericht)
  • Aïoli (eine Knoblauchmayonnaise)
  • Brandade de Morue (ein Kabeljaumousse)
  • Daube Provençale (ein kräftiger Rinderschmortopf)
  • Fougasse (ein aromatisches Fladenbrot)
  • Gratin dauphinois (ein Kartoffelauflauf)
  • Omelette Provençale (ein Omelette-Rezept der Provence)
  • Pissaladière (ein provenzalischer Zwiebelkuchen)
  • Tapenade (eine Olivenpaste)
  • Tian de courgettes (ein Zucchini-Gratin)

 

Eine einfache, aber exquisite Zubereitungsmethode besteht ferner darin, die Kräutermischung mit Olivenöl und Knoblauch zu kombinieren und als Marinade für Grillgemüse oder Fleisch zu verwenden. Und auch als Zutat für Kräuterbutter, Salate oder Saucen sind die Kräuter der Provence wie geschaffen.

 

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Passt nicht nur zu Bohnen: Bohnenkraut macht sich als Provence-Kraut wunderbar in französischen Nationalgerichten. | © Das Grüne Archiv

Gesund kochen mit Kräutern der Provence

Die Kräuter der Provence bieten nicht nur geschmackliche Vorteile, sondern auch gesundheitliche Vorzüge. Thymian wirkt beispielsweise entzündungshemmend und antiseptisch, während Rosmarin die Verdauung unterstützt und antioxidative Eigenschaften besitzt.

Basilikum fördert das Immunsystem und Oregano bietet starke antimikrobielle Effekte. Majoran beruhigt das Nervensystem und Bohnenkraut hilft bei Verdauungsstörungen. Und Lavendel, oft als überraschende Zutat in der Mischung, beruhigt und lindert Stress.

 

FAQs zu Kräutern der Provence

Was sind Kräuter der Provence?

Kräuter der Provence sind eine aromatische Mischung aus verschiedenen mediterranen Kräutern, die traditionell in der Provence in Südfrankreich verwendet werden. Typische Zutaten sind Thymian, Rosmarin, Oregano, Majoran, Bohnenkraut und manchmal auch Lavendel. Diese Mischung verleiht Gerichten einen charakteristischen Geschmack und ein intensives Aroma.

Wie verwende ich Kräuter der Provence in der Küche?

Kräuter der Provence eignen sich hervorragend für eine Vielzahl von Gerichten. Sie können Fleisch, Geflügel, Fisch, Gemüse und Eintöpfe würzen. Streuen Sie die Kräuter vor dem Kochen über das Essen oder mischen Sie sie in Marinaden und Saucen. Sie eignen sich auch gut für Grillgerichte und verleihen Salaten und Dressings ein besonderes Aroma.

Kann ich Kräuter der Provence selbst herstellen?

Ja, Sie können Ihre eigene Mischung aus Kräutern der Provence leicht selbst herstellen. Trocknen Sie hierfür einfach frische Kräuter wie Thymian, Rosmarin, Oregano, Majoran, Lavendel und Bohnenkraut. Danach mischen Sie einen Anteil von je 27 Prozent Bohnenkraut, Oregano und Rosmarin mit 19 Prozent Thymian und 3 Prozent Majoran oder Lavendel. Den Lavndel sollen sie besonders sparsam dosieren, da er ein äußerst starkes Aroma besitzt.

Wie lange sind Kräuter der Provence haltbar?

Getrocknete Kräuter der Provence sind bei richtiger Lagerung mindestens ein Jahr haltbar. Bewahren Sie die Mischung in einem luftdichten Behälter an einem kühlen, dunklen Ort auf, um die Frische und das Aroma zu bewahren. Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung und Feuchtigkeit, um die Haltbarkeit zu verlängern.

Welche gesundheitlichen Vorteile bieten Kräuter der Provence?

Kräuter der Provence enthalten zahlreiche Antioxidantien und haben entzündungshemmende Eigenschaften. Thymian und Rosmarin unterstützen das Immunsystem, Oregano wirkt antibakteriell und Majoran fördert die Verdauung. Die regelmäßige Verwendung dieser Kräuter kann zur allgemeinen Gesundheit und zum Wohlbefinden beitragen.

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