Zur Zeit der Wintersonnwende findet man in jedem schwedischen Restaurant, das etwas auf sich hält, das sogenannte Julbord. Und auch private Weihnachtsfeierlichkeiten in Schweden kommen nicht ohne dieses ominöse „Bord“ aus. Doch was verbirgt sich überhaupt hinter dem Julbord und wie bereitet man es zu? Eine Exkursion in nordische Weihnachtsbräuche.
Übrigens: Julbords gibt es nicht nur in Schweden. Auch in Norwegen und Island kennt man diese Weihnachtsspezialität, natürlich mit einigen regionalen Abwandlungen.
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ToggleWas ist ein Julbord?
Das Julbord ist nach dem nordischen Wintersonnwendfest, Jul, benannt. Die Wintersonnwende ereignet sich jährlich zwischen dem 21. und 23. Dezember, wobei das Julfest als Ursprung des modernen Weihnachtsfests gilt.
Zahlreiche Traditionen dieses Festes wurden kurzerhand von den Christen übernommen, so zum Beispiel der geschmückte Weihnachtsbaum. Auch Elemente des Julbords finden sich am Heiligabend in so manchem christlichen Haushalt wieder, etwa als Brotzeitplatte oder Käseplatte.
Und da haben wir auch schon die grobe Definition dieser schwedischen Traditionsmahlzeit. Es handelt sich um einen reich gedeckten Tisch (schwedisch.: Bord) mit allerlei kalten und vereinzelt auch warmen Speisen. Im Grunde ein nordisches Buffet, auf dem man diverse kulinarische Highlights der skandinavischen Küche findet.
Klassische Zutaten für ein Julbord
Schwedens Traditionsküche ist bekannt für ihre einzigartigen, manchmal auch gewöhnungsbedürftigen Gerichte. Aushängeschild sind hier vor allem Fischgerichte und Getreideprodukte. Sie geben beim Julbord den Ton an. Jedoch findet man hier noch ganz andere Klassiker.
Traditionellerweise besteht ein Julbord aus fünf Gängen, wobei es regionale und familiäre Unterschiede geben kann. Die klassische Abfolge lautet aber wie folgt:
1. Gang: Vorspeisen mit Fisch
Beim ersten Gang des Julbords dreht sich einerseits alles um eingelegten Hering (sill) in verschiedenen Variationen. Denkbar sind zum Beispiel Heringsgerichte wie Matjes oder eingelegter Rollmops. Andererseits dürfen beim Fischgang auch Lachs (gravlax), Krabben und geräucherter Aal nicht fehlen.
In der Regel werden die Fischspezialitäten gemeinsam mit frischem Dill und leckeren Dips wie Meerrettich, Honig-Senf-Dip oder auch Cocktail-Sauce serviert.
2. Gang: Kalte Speisen
Vereinzelt findet man zum oder nach dem Fischgang auch Fleischgerichte und andere kalte Speisen mit auf dem Julbord. Hier werden Wurstaufschnitt und Wurstwaren wie geräucherter Schinken (julskinka), Pasteten und kalte Beilagen wie Käse oder schwedischer Gurkensalat gereicht.
Bei der Käseplatte kann man besonders kreativ werden. Im Grunde lassen sich hier allerlei Hart- und Weichekäsesorten wie Stilton, Emmentaler, Gouda oder Camembert servieren. Wer es aber besonders kultig mag, darf auch gerne auf ein paar schwedische Käseklassiker setzen. Hier ein paar Empfehlungen:
- Västerbottensost: Ein harter, würziger Käse aus der Region Västerbotten im Norden Schwedens. Er hat einen kräftigen, leicht nussigen Geschmack und wird oft als der „König der schwedischen Käse“ bezeichnet. Perfekt für Gratins, als Brotbelag oder für feierliche Anlässe wie das Julbord.
- Prästost: Wörtlich „Pfarrerkäse“, ein milder bis mittelkräftiger, halbfester Käse mit cremiger Konsistenz. Ursprünglich wurde er in Kirchen oder Pfarrhäusern produziert und ist ein Klassiker auf schwedischen Festtafeln.
- Svecia: Ein halbfester, leicht salziger Käse mit nussigem und säuerlichem Geschmack. Er ist eine beliebte Zutat für Sandwiches, wird aber auch gerne pur genossen.
- Hushållsost: Bedeutet „Haushaltskäse“ und ist einer der häufigsten Käse in Schweden. Ein milder, leicht cremiger Käse, der in vielen Haushalten täglich verwendet wird. Er eignet sich hervorragend für Brot oder als Allzweckkäse.
- Herrgårdsost: Ein milder, leicht süßlicher Käse mit glatter Textur. Der Name bedeutet „Herrenhaus-Käse“, und er ist ideal für Sandwiches, Salate oder einfach pur.
- Boxholmsost: Bekannt für seine verschiedenen Geschmacksrichtungen, wie mit Kümmel oder Schnittlauch. Dieser Käse stammt aus der Region Östergötland und ist besonders beliebt für seine aromatisierten Varianten.
- Åseda Gräddost: Ein weicher, cremiger Käse aus der Region Småland. Er hat einen leicht buttrigen Geschmack und wird oft in warmen Gerichten verwendet.
- Blåmögelost (Schimmelkäse): Schweden produziert auch Blauschimmelkäse wie Ädelost, der mild bis würzig ist und oft mit süßen Beilagen wie Marmelade oder Honig serviert wird.
3. Gang: Warme Speisen
Bei den warmen Speisen für das Julbord dominieren nordische Traditionsgerichte wie Hackbällchen (Köttbullar) oder Kartoffelgratin mit Anchovis (Janssons frestelse). Auch geräucherte Bratwürstchen (prinskorv), Kochschinken mit süßem Senf und Schweinerippchen (svineribbe) sind üblich.
Dazu gibt es Rosenkohl, Kraut und eine der wohl beliebtesten nordischen Beilagen – eine skandinavische Variante des Rote-Beete-Salats. Der sogenannte Rödbetssallad wird in Skandinavien nicht wie üblich mit klarem Essig- und Öl-Dressing zubereitet. Stattdessen fügt man dem Salat auch etwas Sahne oder Schmand hinzu, was ihn besonders cremig macht.
4. Gang: Brot und Beilagen
Der vierte Gang ist im Grunde ein Beilagen-Gang, der ergänzend zu den vorherigen Gängen serviert wird. Typisch sind hier natürlich skandinavische Gebäckklassiker wie das Knäckebrot (knäckebröd), aber auch weiches Brot (vörtbröd) und Kräcker aller Art. Butter als Brotaufstrich gehört ebenfalls zu diesem Gang.
5. Gang: Desserts und Süßspeisen
Süße Nachspeisen dürfen natürlich auch beim nordischen Julbord nicht fehlen. Der letzte Gang besteht daher aus Süßspeisen wie Reisbrei (risgrynsgröt), Nüssen, Trockenfrüchten, Schokoladenkonfekt und süßen Desserts.
Neben Lebkuchen (pepparkakor) wie Elisenlebkuchen oder Honiglebkuchen ist hier insbesondere der Yule Log ein echter Geheimtipp. Die skandinavische Biskuit-Rolle wird so mit Schokoladencreme verziert, dass sie einem Weihnachtsholzscheit ähnelt. Der nordische Weihnachtskuchen gewinnt daher schon rein optisch jeden ersten Platz.
Mini-Julbord für zu Hause – Ein paar Tipps
Ein Mini-Julbord für zu Hause ist eine großartige Möglichkeit, die schwedische Weihnachtstradition im kleinen Rahmen zu feiern. Hier sind einige Tipps, wie Sie ein einfaches, aber authentisches Julbord gestalten können:
Planung und Vorbereitung
Um sich etwas Aufwand zu sparen, können Sie Julbord-Zutaten wie eingelegten Hering, Lachs und Julskinka fertig einkaufen, um Zeit zu sparen. So bleibt der Fokus bei der Zubereitung auf hausgemachten Gerichten wie Gratins, Salaten oder Köttbullar.
Auf dem Julbord findet sich eine Fülle unterschiedlicher Gerichte, Snacks und Häppchen. Damit alles zur gleichen Zeit fertig wird, sollte man gut im Voraus planen.
Teilen Sie die Zubereitungsschritte nach Aufwand ein. Gerichte wie Kartoffelgratin oder Köttbullar, die etwas länger dauern, sollte man zuerst zubereiten. Danach kommen Salate, Dips, Fisch-, Wurst- und Käseplatten dran.
Tipp: Bei Kaltspeisen wie Fischmarinaden und Salaten ist eine Vorbereitung oft schon am Tag davor möglich. So haben insbesondere Salatdressings genügend Zeit, um gut durchzuziehen.
Minimalistisch anrichten
Ein Mini-Julbord lebt von Vielfalt, nicht von Masse. Außerdem sollte man an Weihnachten stets etwas Bescheidenheit üben. Schließlich geht es an diesem Fest auch darum, an all jene zu denken, die nichts zu Essen haben und hungern. Vermeiden Sie daher zu viel zuzubereiten und deshalb Essen wegwerfen zu müssen.
Verwenden Sie kleine Platten und Schalen, um die Speisen anzurichten, und portionieren Sie diese übersichtlich. So vermeiden Sie Überladung und schaffen Platz auf dem Tisch. Servieren Sie jede Zutat in kleinen Mengen, passend zur Gästeanzahl.
Buffet statt Gänge-Menü
Ein Julbord bleibt üblicherweise den ganzen Tag über am Tisch. Jeder kann daran vorbeigehen und sich von Zeit zu Zeit einen Happen nehmen. Dadurch eignet sich dieses Gänge-Menü optimal für ein Buffet.
Richten Sie am besten alle Speisen gleichzeitig auf einem kleinen Esstisch an, damit sich jeder nach Belieben bedienen kann. Ein Buffetstil spart Zeit und sorgt für eine entspannte Atmosphäre.
Getränkeauswahl
Klassische schwedische Getränke sollten als Ergänzung zum Julbord natürlich ebenfalls nicht fehlen. Drei Kultgetränke sind diesbezüglich:
- Glögg: Wärmen Sie schwedischen Glühwein (fertig erhältlich) und servieren Sie ihn mit Mandeln und Rosinen.
- Julmust: Ein typisch schwedisches Weihnachtsgetränk, ähnlich wie Malzbier, das sich besonders gut für Kinder eignet.
- Akvavit: Ein nordischer Branntwein, der sich gut als Alternative zum Verdauungsschnaps eignet.
Passende Atmosphäre schaffen
Dekorieren Sie den Julbord-Tisch mit traditioneller und vor allem naturbelassener Deko. Äpfel, Nüsse, Zimtstangen und Co. machen sich hier ebenso gut wie Tannenzapfen, Nadelzweige, Mistelzweige und Stechpalmengeäst.
Es sei aber darauf hingewiesen, dass sich gerade bei letzteren Beiden um giftige Weihnachtspflanzen handelt. Sofern sich Kinder am Julbord bedienen, sollte man daher vorsichtshalber auf ungiftige Deko setzen.
Ergänzend zur Tischdeko machen sich für eine schöne Jul-Atmosphäre auch nordische Klänge wunderbar. Das Ganze abgerundet mit Weihnachtsdüften aus Zimt und Orange und schon ist das nordische Jul-Buffet komplett. In diesem Sinne
God Jul!
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