Wer Süßes liebt, weiß um die Kalorien, die in zuckerreichen Leckereien stecken. Dabei gibt es aber durchaus kalorienfreie Alternativen. Als zuckerfreier Süßstoff weltberühmt ist hierbei das als Süßkraut bekannte Honigkraut (Stevia rebaudiana). Für gewöhnlich schlichtweg als Stevia bekannt, ist es nicht nur für Menschen empfehlenswert, die auf eine schlanke Linie achten wollen. Auch Diabetiker finden in Honigkraut eine wunderbare Zuckeralternative. Mehr noch, handelt es sich bei der Pflanze um ein altes Heilkraut der indigenen Völker Amerikas.
Inhaltsverzeichnis
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Süßkraut stammt ursprünglich aus südamerikanischen Ländern wie Paraguay und Brasilien. Dort wird es schon seit Jahrhunderten durch Volksstämme wie die Guaraní als natürlicher Süßstoff und auch als Heilpflanze genutzt. Aus dem lateinamerikanischen Kulturkreis stammt auch der Beiname „Süßkraut“, der sich vom Guaraní-Wort ka’a he’ẽ ableitet. Das indigene Volk Amerikas nutzt die Pflanze als Süßstoff bevorzugt zum Süßen von Mate und anderen Kräutertees.
Ein altes Heilkraut der amerikanischen Ureinwohner
Es ist bekannt, dass sowohl das Volk der Guaraní als auch andere indigene Völker Lateinamerikas Stevia umfangreich in ihrer traditionellen Volksheilkunde nutzen. Zur Familie der Korbblütler gehörend, befindet sich Süßkraut mit Blick auf traditionelle Heilkräuter taxonomisch auch in guter Gesellschaft. Denn als Korbblütengewächs ist die Pflanze eng verwandt mit Heilkräutern wie der Ringelblume, Kamille, Echinacea sowie mit Beifuß, Wermut und Estragon.
Überliefert ist eine traditionelle Anwendung von Süßkraut gegen Herzbeschwerden, Bluthochdruck und Verdauungsbeschwerden wie Sodbrennen. Darüber hinaus nutzen die südamerikanischen Urvölker die Pflanze auch zum Abnehmen.
Stevia als Zuckerersatz und kalorienarmer Süßstoff
Das Honigkraut hat als Zuckerersatz zahlreiche Vorteile. Beispielsweise enthält die Steviapflanze weniger als 5 Prozent Kohlenhydrate. Das aus ihr gewonnene Süßstoffpulver ist darüber hinaus meist noch kohlenhydratärmer und besitzt nicht mehr als 1 Kalorie pro 100 g.
Zum Vergleich: Haushaltszucker besteht als Disaccharid zu fast 100 Prozent (99,8 g pro 100 g) aus Kohlenhydraten und weist an die 405 kcal pro 100 g auf.
Dabei sind bereits Steviablätter rund 30-mal süßer als herkömmlicher Zucker. Das reine Süßstoffgranulat der Pflanze erreicht sogar eine bis zu 300-mal höhere Süße. Man benötigt bei der Verwendung von Süßkraut also deutlich geringere Mengen, um eine vergleichbare Süßkraft wie Zucker zu erreichen.
Mit Blick auf seinen schwindend geringen Kaloriengehalt ist Süßkraut ein hervorragender Süßstoff für eine gesunde Diät. Belege hierfür lieferten in der Vergangenheit zahlreiche Studien. So bestätigte eine indische Studie des Zydus Wellness Instituts in Ahmedabad aus 2023 Stevia als Zuckerersatz beispielsweise eine gute Wirkung gegen Übergewicht. Wer beim Abnehmen nicht auf Süßgeschmack verzichten möchte, sollte daher zu Honigkraut greifen.
Stevia ist für Diabetiker geeignet
Im Unterschied zu Zucker rührt die Süße des Honigkrauts nicht von Kohlenhydraten her. Stattdessen handelt es sich bei den süß schmeckenden Inhaltsstoffen von Stevia um sogenannte Glykoside. Genauer gesagt, sind es etwa zwölf verschiedene Diterpenoidglykoside, die dem Kraut seine Süßwirkung verleihen und die bis zur Erforschung von Honigkraut noch gänzlich unbekannt waren. Zu diesen Diterpenoidglykosiden gehören vor allem die Steviolglykoside Dulcosid, Rebaudiosid, Steviolbiosid und Steviosid.
Nun enthalten zwar auch Glykoside ein Zuckerteil, das über eine glykosidische Verbindung mit einem Alkoholteil verbunden ist, ihre Auswirkung auf die Herz- und Gefäßgesundheit gestaltet sich in vielen Fällen jedoch bei Weitem weniger schädlich. Im Gegenteil, können sie Herz und Gefäße sogar stärken. Ein gutes Beispiel sind hier die sogenannten Herzglykoside, wie man sie in Heilkräutern wie dem Weißdorn findet. Sie werden seit langer Zeit zur Behandlung von Herzerkrankungen eingesetzt.
Die Steviolglykoside in Süßkraut scheinen wiederum eine äußerst positive Wirkung gegen Diabetes-Erkrankungen zu zeigen. Eine Patientenstudie des Pennington Biomedical Research Centers in Los Angeles aus dem Jahr 2010 konnte diesbezüglich nachweisen, dass Stevia die Blutzuckerwerte von Probanden signifikant senken kann. Der antidiabetische Effekt ist also durchaus belegt.
Inhaltsstoffe und Wirkung der Steviapflanze
Die Steviolglykoside in Süßkraut mit der größten Süßkraft sind Steviosid sowie Rebaudiosid A, B und D. Neben diesen Süßstoffen enthält Honigkraut aber noch andere Wirkstoffe, die für die traditionelle Nutzung als Heilkraut relevant sind. In Kombination gestalten sie die antidiabetische, antioxidative, blutdrucksenkende, entzündungshemmende und verdauungsfördernde Wirkung der Pflanze. Zudem lässt sich auch Naturkosmetik aus Stevia herstellen.
Die wichtigsten Inhaltsstoffe im Überblick
Neben süß schmeckenden Glykosiden enthält Honigkraut auch nennenswerte Mengen an Mineralstoffen. Vor allem herzwirksame Mineralien wie Eisen, Kalium, Kalzium, Magnesium und Phosphor sowie die Spurenelemente Selen und Zink lassen sich in der Pflanze finden. Unter den Vitaminen dominieren in Süßkraut die Vitamine B1, B9 und C sowie Provitamin A.
Ebenfalls interessant sind Inhaltsstoffe wie Flavonoide und Terpene. Insbesondere das enthaltene Flavonoid Rutin ist für seine durchblutungsfördernden Eigenschaften bekannt, was die herz- und gefäßstärkende Wirkung von Honigkraut unterstützt. Gleiches gilt für antioxidative Inhaltsstoffe wie Vitamin C, Carotinoide und Polyphenole.
Erwähnenswert ist des Weiteren, dass Stevia mit Ausnahme von Tryptophan alle essenziellen Aminosäuren enthält, die der Körper täglich braucht. Hier ein Überblick zu den wichtigsten Inhaltsstoffen:
- Carotinoide
- Chlorophyll
- essenzielle Aminosäuren
- Flavonoide
- Mineralstoffe
- Polyphenole
- Sesquiterpenlactone
- Terpene
- Vitamine
Hinweise zur Anwendung und Dosierung von Honigkraut
Honigkraut eignet sich als Zuckerersatz hervorragend zum Süßen von Tees, Limonaden, Smoothies, Desserts und Gebäck. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass getrocknete Steviablätter hier einen leicht bitteren Beigeschmack besitzen. Um diesen zu neutralisieren, werden die eigentlichen Süßstoffe der Pflanze in der Regel durch ein chemisches Trennverfahren aus den Blättern extrahiert. Und hierbei tun sich manche Probleme auf.
Zunächst einmal sind industriell gefertigte Produkte keine echten Naturprodukte mehr. Hinzu kommt, dass Süßungsmitteln wie Streusüße häufig Füllstoffe wie Maltodextrin oder gar herkömmlichen Zucker zugesetzt werden, die den Süßstoff dann längst nicht mehr so kalorienarm machen wie die unbehandelten Blätter der Pflanze.
Grundsätzlich handelt es sich bei Süßkraut-Extrakten um hoch konzentrierte Auszüge der Pflanze, die dementsprechend maßvoll zu dosieren sind. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit gibt hier aber eine empfohlene Tagesdosis von maximal 4 mg pro kg Körpergewicht vor. Bei unbehandelten Steviablättern darf man etwas großzügiger dosieren. Wer zum Beispiel Tees mit Honigkraut süßen möchte, kann hier bis zu 1 TL des geschnittenen oder gemahlenen Krautes verwenden.
Zulassung von Stevia als Lebensmittel
Obgleich Stevia-Samen inzwischen problemlos in jedem gut sortierten Kräuterhandel erhältlich sind, sind die Blätter der Pflanze in der EU aktuell nur unter bestimmten Kriterien als Lebensmittel zugelassen. Das liegt mitunter an der Novel-Food-Verordnung aus dem Jahr 1997. Damals wurde beschlossen, dass alle neuartigen Lebensmittel, die vor Inkrafttreten der Verordnung noch nicht auf dem Markt waren, künftig einer sehr strengen Überprüfung bedürfen.
Entsprechende Prüfungen sind im Falle von Süßkraut noch nicht abschließend durchgeführt. Allerdings ist Steviolglykosid inzwischen als Süßstoff gesetzlich erlaubt und getrocknete Steviablätter dürfen zumindest als Zutat für Tees gehandelt und verwendet werden.
Honigkraut pflanzen – Standort und Aussaat
Bedingt durch ihre Herkunft aus den Tropen Südamerikas ist Stevia nicht winterhart. Man kann sie aber dennoch im Freiland ausbringen und dann zum Überwintern ins Haus holen. Alternativ ist es möglich, das Kraut indoor im Topf zu pflanzen. Hier gedeiht Süßkraut auch gut, wenn man in der Kultur ein paar Dinge beachtet. Gute Sorten für die Kultur sind:
- ‚Bertoni‘
- ‚Criolla‘
- ‚Stepa‘
- ‚Zuckerhut‘
Der richtige Standort für Süßkraut
Herkunftsbedingt bevorzugt Honigkraut sonnige Standorte. Es wird empfohlen, gut durchlässige, sandig-lehmige oder sandig-tonige Standortsubstrate zu wählen. Ein leichter Kalkgehalt des Bodens macht der Pflanze nichts aus, da sie kalktolerant ist.
Der Boden sollte für die Bedürfnisse von Süßkraut mäßig nährstoffreich, dafür aber humusreich sein. Der richtige pH-Wert des Bodens liegt für diese Pflanze im neutralen Bereich zwischen 6,5 und 7,5 Punkten. Wer Stevia im Topf pflanzen möchte, sollte ergänzend auf eine ausreichende Topfgröße mit einem Durchmesser von 18 bis 20 cm achten.
Einzelheiten zum Standort für Süßkraut:
- sonnige und windgeschützte Standorte
- durchlässiger, humusreicher Boden
- Boden darf nicht zu nährstoffreich sein
- sandig-lehmiges oder sandig-toniges Substrat
- pH-Wert des Bodens: neutral, von 6,5 bis 7,5
- Süßkraut ist nicht winterhart
- Topfdurchmesser für Indoor-Kultur: 18 – 20 cm
Stevia rebaudiana säen
Samen des Süßkrauts benötigen eine Keimtemperatur von mindestens 22 °C. Dementsprechend sollte der Aussaattermin für Freilandpflanzungen nicht vor Spätfrühling und damit im Mai, besser noch im Frühsommer zwischen Juni und Anfang Juli liegen. Bei einer Indoor-Kultur kann die Aussaat ganzjährig erfolgen.
Da es sich bei Stevia-Samen um Lichtkeimer handelt, sollte das Saatgut nach der Aussaat nicht mit Erde bedeckt werden, Drücken Sie die Samen lediglich leicht an und stellen Sie dann bis zur Keimung eine konstante Bodenfeuchte sicher. Die Keimdauer beträgt bei optimalen Keimtemperaturen üblicherweise 10 bis 14 Tage.
Sobald die Keimlinge eine Wuchshöhe von ca. 15 cm erreicht haben, werden sie pikiert. Die Pflanzen werden später zwischen 70 und 100 cm hoch sowie 30 bis 60 cm breit. Es sollte daher ein finaler Pflanzabstand von mindestens 20 bis 30 cm eingehalten werden. Bei Topfkultur in einem Gefäß mit 20 cm Umfang sollte man demnach nicht mehr als eine Pflanze pro Topf ziehen.
Stevia gießen und düngen
Als Flachwurzler reichen die Rhizome von Süßkraut nicht allzu tief. Die Wasserversorgung über den Grundwasserspiegel ist für die Kräuterpflanze daher nur bedingt möglich. Das ist insbesondere in trockenen Sommermonaten ein Problem, wenn der Grundwasserspiegel etwas niedriger liegt als üblich.
Im Topf trocknet die Kulturerde wiederum deutlich schneller aus als im Freiland. Ungeachtet des Standortes sollte man deshalb wann immer notwendig auf eine ausreichende manuelle Bewässerung der trockenheitsempfindlichen Pflanze achten. Das Substrat darf nie vollständig austrocknen. Dank einer guten Kalktoleranz der Pflanze kann man zum Gießen aber problemlos kalkhaltiges Leitungswasser nutzen.
Bei der Düngung von Honigkraut ist Augenmaß gefragt. Ein organischer Dünger (z.B. Kompost, Hornspäne oder Kräuterdünger) ist bei geplantem Verzehr des Krautes die einzige Option. Dabei muss einer Überdüngung gewissenhaft vorgebeugt werden, denn vor allem zu hohe Stickstoffwerte im Boden hemmen die Ausbildung von Steviosid. Geben Sie daher wenn überhaupt nur einmal jährlich eine handvoll Dünger an die Pflanze ab.
Honigkraut ernten und schneiden
Die Ernte von Steviablättern ist ganzjährig möglich. Zwicken Sie hierfür entweder ein paar Blätter mit den Fingern ab oder nutzen Sie eine kleine Kräuterschere.
Für einen üppigen Wuchs kann ein regelmäßiger Rückschnitt des Süßkrauts sinnvoll sein. Führen Sie diesen am besten nach der Blütezeit durch, die zwischen Juni und September erfolgt. Danach ziehen die oberirdischen Pflanzenteile des Krautes ein und können bodennah abgeschnitten werden, bevor es in die Winterruhe geht.
Süßkraut überwintern
Die Überwinterung von Süßkraut erfolgt an einem hellen Zimmerstandort, zum Beispiel im Wintergarten oder im beheizten Gewächshaus. Die Raumtemperaturen am Winterstandort sollten nicht unter 13 °C fallen.
Gedüngt wird die Pflanze während dem Überwintern nicht und gegossen wird nur, um den Wurzelballen vor der Austrocknung zu schützen. In diesem Zusammenhang ist es für gewöhnlich ausreichend, das Honigkraut im Winter alle vier Wochen moderat zu bewässern.
Wichtig: Überprüfen Sie vor dem Gießen im Winter unbedingt, ob die Erde noch feucht ist. Je schattiger die Pflanze steht, desto schlechter trocknet das Substrat ab. Wird dann zu früh nachgegossen, steigt das Risiko von Staunässe und Wurzelfäule.
Mögliche Krankheiten und Schädlinge
Bei geeigneten Standortbedingungen und guter Pflege ist Süßkraut recht robust und wird nur selten von Schadbildern heimgesucht. Eine Überdüngung kann allerdings das Risiko von Blattläusen erhöhen. In diesem Fall ist es ratsam, biologische Pflanzenschutzmittel wie Brennnesselsud oder Nützlinge wie Marienkäfer einzusetzen, um den Plagegeistern Einhalt zu gebieten.
Auch Pilzkrankheiten wie die Schwarzfleckenkrankheit, Kragenfäule, Mehltau oder Blattrost machen sich bei einem Überangebot an Nährstoffen im Boden gern breit. Da sich entsprechende Schadbilder nicht immer ganz so leicht behandeln lassen, sollte man vor allem auf die Erfüllung erforderlicher Standortbedingungen achten.
Sofern Sie Süßkraut im Freiland kultivieren, sei außerdem vor Insektenraupen, dem Drahtwurm und Schnecken gewarnt. Ihnen schmecken die Pflanzenteile der Stevia sehr gut.
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