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Herbstzeitlose, Colchicum autumnale, Glasgow Botanic Garden

Herbstzeitlose – Bestimmung und Standort

8 Minuten Lesezeit

Der poetische Name der Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) darf nicht darüber hinwegtäuschen, wie gefährlich sie sein kann. Das schöne Blümchen ist nämlich hochgiftig und kann bisweilen tödliche Intoxikationen hervorrufen. Eine kleine Giftpflanzenkunde.

Wissenswertes: Ihren Namen verdankt die Herbstzeitlose der Tatsache, dass sie ihre dekorativen rosa Blüten im Herbst entfaltet. Das macht sie zu einer interessanten Herbstbepflanzung im Garten. Allerdings sollte man mit Blick auf den Giftgehalt der Blume sehr genau überlegen, ob und wo man sie pflanzt.

Steckbrief zur Herbstzeitlose

Leaf Divider

  • Wissenschaftlicher Name: Colchicum autumnale
  • Herkunft: Europa, Westasien
  • Wuchshöhe: 10 bis 30 cm
  • Blütezeit: August bis Oktober
  • Blüten: lila, rosa, seltener weiße Radblüten
  • Blätter: breit-lanzettliche Blätter
  • Frucht: eiförmige Kapselfrüchte
  • Boden: nährstoffreich, frisch-feucht
  • Winterhärte: bis -29 °C winterhart
  • Verwendung: Zierpflanze
  • Giftigkeit: sehr giftig

 

Besonderheiten von Colchicum autumnale

Herbstzeitlosen gehören zweifelsohne zu den schönsten Giftpflanzen der Welt. Und diese Schönheit kommt nicht von Ungefähr. Denn als Stammgattung der Zeitlosengewächse (Colchicaceae) gehört die Gattung der Zeitlosen (Colchicum) zur Ordnung Lilienartigen.

Colchicum autumnale ist also ein entfernter Verwandter der ziervollen Liliengewächse. Und auch innerhalb der Zeitlosengewächse tummeln sich ein paar gar malerische Blütenpflanzen. Solch lyrische Pflanzennamen wie Gloriosa oder Laternenlilie weisen bereits auf die einzigartigen Blütenformen und -farben hin, die sich in dieser Pflanzenfamilie tummeln.

 

Herbstzeitlose, Colchicum autumnale, Glasgow Botanic Garden
Die tödliche kleine Cousine der Lilie | © Das Grüne Archiv

Herkunft

Herbstzeitlosen sind in Europa und Westasien beheimatet, wo sie bevorzugt auf feuchten Wiesen, an Waldrändern und in lichten Wäldern gedeihen. Ursprünglich waren sie besonders in Mitteleuropa verbreitet. Heute finden sie sich jedoch aufgrund ihrer attraktiven Blüten auch häufig als Zierpflanze in Gärten außerhalb ihres Hauptverbreitungsgebietes.

 

Aussehen und Wuchs

Als spätblühende Blume ist Colchicum autumnale besonders für ihre ungewöhnliche Blütezeit bekannt, die sich bis in den Spätherbst erstreckt. Das Besondere daran: Die Kapselfrüchte der Pflanze erscheinen danach erst im zeitigen Frühling des Folgejahres und erreichen dann zwischen Mai und Juni ihre Samenreife.

So mutet es an, als würde die Herbstzeitlose auf wundersame Weise erst nach ihrer eigentlichen Fruchtreife blühen, was ihr mitunter zum Status als magische, wahrlich zeitlose Zauberpflanze verhalf. Die breiten, länglichen Blätter der Zeitlosen, welche im Frühjahr austreiben, sind zum Zeitpunkt der Blüte bereits verwelkt.

Die trichterförmigen Blüten von Colchicum autumnale sind meist in zartem Lila oder Rosa gefärbt, seltener auch Weiß. Sie wachsen einzeln oder in kleinen Gruppen und erreichen eine Höhe von etwa 10 bis 30 cm.

Robust und frosthart ist die Blume dabei allemal, sodass sie auch in kühleren Regionen problemlos gedeiht. Ihre besondere Winterhärte von -29 °C verdankt die Herbstzeitlose dabei ihren widerstandsfähigen Zwiebelknollen, die gleichzeitig aber auch Grund für so manche Verwechslung mit anderen Zwiebelpflanzen sind.

 

Herbstzeitlose, Colchicum autumnale, Glasgow Botanic Garden
Zierlich, aber frosthart: Die Herbstzeitlose übersteht selbst die kältesten Winter | © Das Grüne Archiv

Vorsicht, Verwechslungsgefahr

Wie erwähnt, wird die Herbstzeitlose leicht mit anderen niedrigwüchsigen Pflanzen verwechselt, die als Überdauerungsorgane eine Pflanzenzwiebel ausbilden. Das gilt allen voran für den Krokus und hier Herbstkrokusse wie Crocus sativus alias Safran oder den als Pracht-Herbst-Krokus bekannten Crocus speciosus.

Namensgemäß blühen Herbstkrokus-Arten wie die Herbstzeitlose im Herbst und bilden zu allem Überfluss oft auch ähnlich rosa-violett gefärbte Blüten aus. Ein zuverlässiges Unterscheidungsmerkmal sind aber die Staubblätter der Blumen. Krokusse besitzen nur drei Staubblätter, wohingegen die Herbstzeitlose sechs aufweist.

Ein weiterer Unterschied ist der Zeitpunkt des Blattaustriebs: Beim Krokus erscheinen Blätter und Blüten gleichzeitig, bei der Herbstzeitlosen hingegen erscheinen die Blätter im Frühjahr und die Blüten erst im Herbst.

 

Safran, Echter Safran, Crocus sativus, Krokus
Eine Verwechslung mit dem Safran könnte im Falle der Herbstzeitlosen tödlich enden, daher ist im Umgang mit der Pflanze äußerste Vorsicht geboten.

Ebenfalls gerne verwechselt wird die Herbstzeitlose mit dem Bärlauch, da ihre Blätter im Frühjahr ähnlich aussehen. Dieser Irrtum kann beim Sammeln essbarer Wildpflanzen tragisch enden, da die Herbstzeitlose hochgiftig ist.

Laien wird darum häufig davon abgeraten, Bärlauch zu sammeln, weist er neben den Zeitlosen doch auch Ähnlichkeit zu anderen Giftpflanzen, wie etwa dem Märzenbbecher auf. Ein wichtiges Hilfsmittel bei der Unterscheidung ist jedoch der markante Knoblauchgeruch des Bärlauchs.

 

Herbstzeitlose als Giftpflanze

Die Herbstzeitlose ist in jedweder Hinsicht ein Bote der dunklen Jahreshälfte. Ihr tödliches Gift, gepaart mit der insgesamt sehr späten Blüte um die Zeit von Gedenktagen der Toten wie Allerheiligen oder Samhain, machen sie zu einem Symbol für Vergänglichkeit und Tod.

Umso erstaunlicher ist es da, dass die Pflanze im Bereich der Heilkunde nicht ganz unbedeutend ist. Tatsächlich wurde Colchicum autumnalis in der Vergangenheit schön öfter zur Behandlung bestimmter Krankheiten eingesetzt.

 

Inhaltsstoffe und Giftigkeit

Noch im 21. Jahrhundert gibt es immer wieder Meldungen von tödlichen Vergiftungsfällen durch die Herbstzeitlose. Schuld an dem gefährlichen Giftgehalt der Pflanze ist dabei das Alkaloid Colchicin.

Das Toxin kommt in allen Teilen der Pflanze vor, wobei die Blüten mit einem Colchicin-Gehalt von bis zu 1,8 Prozent die höchste Giftkonzentration aufweisen. Allerdings reichen mitunter schon Konzentrationen von 0,2 bis 0,3 Prozent aus, um Vergiftungserscheinungen hervorzurufen.

Das betrifft im Übrigen nicht nur Menschen. Auch Vieh kann eine Colchicinvergiftung ereilen. Mehr noch, ist es durchaus möglich, dass der Giftstoff in die Milch von Nutztieren wie Kühen gelangt. Beim Verzehr einer colchicinbelasteten Milch besteht dann die Gefahr einer Krebserkrankung. Typische Symptome einer Colchicin-Vergiftung sind:

  • Atemlähmungen
  • blutiger Durchfall
  • Brennen im Mund
  • Kreislaufbeschwerden
  • Nierenbeschwerden
  • Schluckbeschwerden
  • Übelkeit und Erbrechen

Nun enthält Colchicum autumnalis aber noch andere Wirkstoffe, darunter medizinisch relevante Aminosäuren und Polysaccharide wie Asparagin und Inulin. Ihretwegen wird die Pflanze noch heute zur Herstellung bestimmter Medikamente verwendet.

Von Privatexperimenten mit selbstgemachter Zeitlosenarznei ist aber dennoch strengstens abzuraten. Im Falle einer Colchicin-Vergiftung ist umgehend der Notruf zu wählen.

 

Herbstzeitlose, Colchicum autumnale, Glasgow Botanic Garden
Das giftigste Blütenmeer im Herbst | © Das Grüne Archiv

Verwendung als Arzneipflanze

Belege für die Anwendung von Colchicum als Arzneidroge gibt es diverse. Verwendet werden hierfür die Samen der Herbstzeitlose (Semen Colchici). Das Trockenextrakt der Samen besitzt eine entzündungshemmende Wirkung und wird zum Beispiel zur Behandlung von Gicht, Rheuma oder Magen-Darm-Entzündungen eingesetzt.

In der Krebstherapie ist des Weiteren das Medikament Demecolcin bekannt. Ferner finden vereinzelt Behandlung von entzündlichen Krankheiten wie Herzbeutelentzündung (Perikarditis) und familiärem Mittelmeerfieber (FMF) mit Colchicum autumnale statt.

Es sei an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, dass Zeitlosen-Präparate verschreibungspflichtig sind und auf keinen Fall ohne ärztliche Aufsicht genutzt werden dürfen.

 

Herbstzeitlose pflanzen

Da es sich bei Colchicum autumnale um eine gefährliche Giftpflanze handelt, sollte die Kultur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. Kultivieren Sie die Pflanze ausschließlich außer Reichweite von Kindern, Haustieren und Nutzvieh. Bei Arbeiten an der Pflanze sind darüber hinaus Schutzhandschuhe zu tragen.

 

Standort und Boden

Die Herbstzeitlose bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte und wächst besonders gut auf feuchten, nährstoffreichen Böden. Die Pflanze liebt einen kalkhaltigen bis leicht sauren Boden mit einem pH-Wert zwischen 6 und 7,5 Punkten.

Staunässe sollte trotz Feuchtigkeitsliebe von Colchicum autumnale aber unbedingt vermieden werden, da die Knollen in zu nassem Boden leicht faulen können. Im Garten eignen sich am besten Stellen, die im Sommer ausreichend Sonne bekommen und im Herbst etwas kühler sind, was die Blütezeit der Herbstzeitlosen begünstigt.

 

Pflanzzeit und Ausbringung

Knollen der Herbstzeitlose bringen Sie idealerweise im Spätsommer oder Herbst (August bis Oktober) aus. Lockern Sie das Substrat vorab tiefgründig auf und reichern Sie es bei Bedarf mit etwas Komposterde an, um den Nährstoffgehalt zu erhöhen.

Setzen Sie Knollen etwa 10 bis 15 cm tief in den Boden ein. Dabei ist ein Pflanzabstand von 15 bis 20 cm ratsam, damit die Pflanzenknollen sich gut entwickeln können. Bedenken Sie außerdem, dass Herbstzeitlosen äußerst standorttreu sind. Sie sollten daher nach der Pflanzung nicht mehr umgesetzt werden.

 

Kultur und Pflege

Die Herbstzeitlose ist eine pflegeleichte Pflanze, die nach der Pflanzung nur wenig Pflege benötigt. Sie kommt gut mit kälteren Temperaturen zurecht und ist frosthart. Ein Winterschutz ist daher nicht nötig.

Wichtig ist jedoch, dass die Pflanze im Frühjahr, wenn ihre Blätter austreiben, nicht gestört wird. Schneiden Sie vertrocknete Blätter erst im Herbst ab, wenn sie vollständig verwelkt sind, da Colchicum autumnale aus den grünen Pflanzenteilen im Sommer noch wertvolle Energie für die Blüte zieht.

Während der Wachstumsperiode sollte der Boden der Herbstzeitlose gleichmäßig feucht gehalten werden, jedoch ohne dass Staunässe entsteht. Eine leichte Düngung im Frühjahr, zum Beispiel mit Kompost, kann das Wachstum der Pflanze unterstützen.

 

Vermehrung

Herbstzeitlosen vermehren sich über Samen und Tochterknollen. In naturnahen Gärten kann sich die Herbstzeitlose selbst aussäen und so über die Jahre ausbreiten. Die Samen keimen jedoch langsam und neue Pflanzen blühen erst nach mehreren Jahren, weshalb eine Vermehrung über Knollenteilung oft bevorzugt wird.

Graben Sie die Zwiebelknollen der Pflanze hierzu im Herbst vorsichtig aus und teilen Sie die Tochterknollen mit einem scharfen Messer ab. Die Knollenstücke können dann umgehend wieder verpflanzt werden.

 

Häufige Fragen zur Herbstzeitlose

Ist die Herbstzeitlose giftig?

Ja, die Herbstzeitlose gehört zu den stark giftigen Pflanzen. Alle Pflanzenteile enthalten das Alkaloid Colchicin, das in hohen Dosen tödlich sein kann. Besonders gefährlich ist die Pflanze für Kinder und Haustiere, da bereits geringe Mengen zu schweren Vergiftungen führen können.

Kann man die Herbstzeitlose im Garten pflanzen?

Trotz ihrer Giftigkeit wird die Herbstzeitlose wegen ihrer schönen Blüte häufig als Zierpflanze in Gärten eingesetzt. Besonders in Steingärten oder Naturgärten ist sie beliebt. Allerdings ist es wichtig, die Pflanze an Stellen zu setzen, die nicht von Haustieren oder Kindern erreicht werden können.

Wann blüht die Herbstzeitlose?

Die Herbstzeitlose blüht, wie der Name schon verrät, im Herbst. Von September bis Oktober entfalten sich die zarten, lilafarbenen Blüten, oft zu einer Zeit, wenn viele andere Blumen bereits verblüht sind. Die Blätter und Samen entwickeln sich jedoch erst im folgenden Frühjahr. Diese ungewöhnliche Wachstumsweise kann leicht dazu führen, dass die Pflanze mit dem Krokus verwechselt wird, der jedoch ungefährlich ist.

Wo fühlt sich die Herbstzeitlose besonders wohl?

In der freien Natur findet man sie häufig auf Wiesen und in lichten Wäldern. Wenn Sie die Pflanze in Ihrem Garten kultivieren möchten, sollten Sie einen sonnigen bis halbschattigen sowie frisch-feuchten Standort mit gutem Wasserabzug wählen. Achten Sie darauf, die Pflanze nicht in die Nähe von Gemüse- oder Kräuterbeeten zu setzen, um Verwechslungen zu vermeiden.

Gibt es Verwechslungen mit anderen Pflanzen?

Ja, die Herbstzeitlose wird oft mit dem Krokus verwechselt, da beide Pflanzen ähnliche lilafarbene Blüten haben. Im Unterschied zum Krokus blüht die Herbstzeitlose jedoch im Herbst, während der Krokus im Frühling blüht.


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