Nachdem der Besitz und Anbau von Cannabis seit 1. April 2024 nun auch in Deutschland legal ist, sieht sich das Grüne Archiv dazu veranlasst, doch mal einen ausführlichen Ratgeber zur Kultur von Hanf bereitzustellen.
Es sei aber gleich vorab erwähnt, dass die Verwendung von Cannabis als Rausch- und Genussmittel nicht der einzige Grund für eine Kultur sein kann. Denn fernab der Community von Liebhabern der weiblichen Hanfpflanze handelt es sich bei Cannabis auch um eine wertvolle Nutzpflanze.
Deren Erzeugnisse werden sowohl im Handwerksbereich als auch in der Ernährung hochgeschätzt. Und auch die moderne Schulmedizin hat Hanf inzwischen für sich entdeckt.
Inhaltsverzeichnis
ToggleSteckbrief zum Hanf
- Wissenschaftlicher Name: Cannabis
- Herkunft: Zentralasien
- Wuchshöhe: 1 bis 5 m
- Blütezeit: Juli bis Oktober
- männliche Blüten: gelbgrüne, rispige Trugdolden
- weibliche Blüten: weißlich- grüne Blütenknäuel
- Blätter: handförmig gefiederte Blattlanzetten
- Lichtverhältnisse: vollsonnig
- Wasserbedarf: mäßig, aber gleichmäßig
- Boden: sandig-lehmig
- Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral
- Winterhärte: nicht winterhart
- Verwendung: Nutzpflanze, Ölpflanze, Heilpflanze
- Wirkung: antioxidativ, appetitanregend, beruhigend, entspannend, entzündungshemmend, herz- und gefäßstärkend, immunstärkend, schlaffördernd, schmerzlindernd, zellregenerativ
Besonderheiten der Hanfpflanze
Der Hanf ist die Stammgattung innerhalb der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae). Diese ist mit nur etwa 9 Gattungen im Vergleich zu anderen Pflanzenfamilien relativ klein, wobei der Hopfen wohl als bekanntester Verwandter des Cannabis gelten dürfte.
Mit Blick auf die Wuchsbesonderheiten von Cannabis gibt es dabei einiges zu beachten. Dies insbesondere, wenn man selbst Hanf anbauen möchte.
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Herkunft
Die Geschichte von Cannabis ist äußerst faszinierend. Das Gewächs hat seine Ursprünge in den bergigen Regionen Zentralasiens, von wo aus es sich bereits in der Antike entlang der alten Handelsrouten nach Europa, Afrika und später auch nach Amerika verbreitete.
Historisch gesehen ist die Verbreitung von Hanf also eng mit dem Handel verknüpft. Schon früh wurde er sowohl als Faserpflanze für Seile und Textilien als auch für medizinische und rituelle Zwecke genutzt, und das weit über seine asiatische Heimat hinaus.
Aussehen und Wuchs
Cannabis ist eine krautige, schnellwüchsige Staude, die je nach Art, Sorte und Standortbedingungen Wuchshöhen zwischen 1 und 5 m erreicht. Die Pflanze besitzt handförmig gefiederte, meist gezähnte Blätter, die an jene des Rizinus oder des Japanischen Ahorns erinnern.
Hanf ist zweihäusig, was bedeutet, dass männliche und weibliche Blüten in der Regel auf separaten Pflanzen. Während männliche Pflanzen primär als Nutzpflanzen zur Fasergewinnung kultiviert werden, lassen sich aus der weiblichen Pflanze neben der Rauschdroge auch medizinische und ernährungsphysiologische Wirkstoffe gewinnen.
Die männlichen Blütenrispen von Cannabis wachsen als reich verzweigte Trugdolden in den Blattachseln der männlichen Pflanze. Dagegen bildet die weibliche Hanfpflanze dichte Blütenstände mit markanten, orange bis rot gefärbten Griffeln sowie weißlich-flaumigen Trichomen aus.
Als Früchte bildet Cannabis sogenannte Achänen aus. Darunter versteht man nussähnliche Schließfrüchte. Sie wachsen ausschließlich an der weiblichen Cannabispflanze, was für die Vermehrung der Pflanze von Bedeutung ist.
Verwendung von Hanf
Die Hanfpflanze ist seit Jahrtausenden eine der wichtigsten Bezugsquellen für pflanzliche Rohstoffe. Für die Ernährung ist weiterhin das Hanfprotein relevant. Aus diesem lassen sich mitunter die leckersten Rezepte kreiren. Gleichzeitig hat das Protein auch gesundheitliche Vorteile.
Als Ölpflanze dient Cannabis außerdem zur Ölgewinnung. Ihre Blüten und Samen sind reich an Fettsäuren und ätherischen Ölen, die auf verschiedene Weise genutzt werden. Wohl bekannt ist Hanföl als Kräuteröl bzw. Speiseöl. Das ätherische CBD-Öl ist dagegen für die Medizin und Naturkosmetik relevant.
Hanffaser als pflanzlicher Rohstoff
Hanffaser als Bau- und Textilstoff kannte man in China schon um 4.000 v. Chr. und noch heute findet das Fasermaterial der Hanfpflanze vielseitige Verwendung in der Industrie. Ganz nach altem Vorbild stellt man daraus Seile, Dämmmaterial und Textilien wie Kleidung, Taschen oder Decken her.
Eine besonders umweltfreundliche Lösung ist Hanffaser außerdem für die Papierherstellung. Der nachwachsende Rohstoff trägt in besonderem Maße zu einer nachhaltigen Produktion bei, die mittlerweile weltweit Schule macht.
Hanfprotein in der Ernährung
Hanfprotein stellt eine der wenigen pflanzlichen Eiweißquellen, die dem Körper alle essenziellen Aminosäuren liefern. Vor allem für die vegane Ernährung sind sie darum eigentlich unabdingbar. Auch die Fitness-Industrie hat das Pflanzenprotein als Superfood längst für sich entdeckt.
Hergestellt wird Hanfprotein aus den Samen der Cannabispflanze. Man kann das pflanzliche Protein inzwischen in jedem gut sortierten Lebensmittelladen oder Bio-Laden kaufen, und zwar als grünes Pulver.
Daraus zubereiten lassen sich neben Proteinshakes auch leckere Vitalsnacks wie Proteinbällchen oder Proteinriegel. Außerdem sind auch die ganzen Hanfsamen im Handel erhältlich. Sie werden gerne als Zutat für Müsli und Müsliriegel verwendet.
Anwendung von CBD in der Kosmetik und Medizin
CBD (Cannabidiol) ist eines von mehreren Cannabidoiden der weiblichen Cannabispflanze. Diese Cannabinoide sind neben Hanfprotein hauptverantwortlich für die Wirkung von Cannabis. Besagte Wirkung ist dabei laut aktueller Studienlage äußerst komplex.
So bestätigt eine spanische Studie der Universität von Zaragoza zum Bespiel eine schmerzlindernde Wirkung von CBD.1Guillermo Cásedas, Martín de Yarza-Sancho, Víctor López: Cannabidiol (CBD): A Systematic Review of Clinical and Preclinical Evidence in the Treatment of Pain; in: Pharmaceuticals, Volume 17, Issue 11, 2024; PMID: 39598350 MDPI Die Zuständigen Forscher empfehlen Cannabidiol dementsprechend zur Behandlung von Schmerzsymptomen.
Eine australische Studie hat wiederum die antibakterielle Wirkung von CBD gegen multiresistente Keime untersucht.2Dhakshila Niyangoda, Myat Lin Aung, Mallique Qader, Wubshet Tesfaye, Mary Bushell, Fabian Chiong, Danny Tsai 7 8 9, Danish Ahmad, Indira Samarawickrema, Mahipal Sinnollareddy, Jackson Thomas: Cannabinoids as Antibacterial Agents: A Systematic and Critical Review of In Vitro Efficacy Against Streptococcus and Staphylococcus; in: Antibiotics, Volume 13, Issue 11, 2024; PMID: 39596719 MDPI Mit eindrucksvollen Ergebnissen. Cannabidiol scheint gegen eine Reihe resistenter Bakterienstämme, darunter Staphylococcus aureus und Streptococcus pyogenes.
Ebenfalls interessant sind die Forschungsergebnisse einer portugiesischen Studie zu entzündungshemmenden und zellregenerativen Eigenschaften von Cannabidiol.3Mariana Luz-Veiga, Adélia Mendes, Diana Tavares-Valente, Manuela Amorim, António Conde, Manuela Estevez Pintado, Helena R Moreira, João Azevedo-Silva, João Fernandes: Exploring Cannabidiol (CBD) and Cannabigerol (CBG) Safety Profile and Skincare Potential; in: International Journal of Molecular Sciences, Volume 25, Issue 22, 2024; PMID: 39596290 MDPI Sie belegt die wundheilenden und hautstraffenden Effekte des Cannabinoids.
Speziell die regenerative Wirkung auf das Zellgewebe spielt bei Cannabis als Heilpflanze nicht nur für die kosmetische Produkte zur Hautpflege eine Rolle. Ebenso wird CBD inzwischen zur Behandlung von zelldegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer eingesetzt.
In diesem Zusammenhang sind noch weitere etablierte Therapiemethoden für Cannabidiol nennenswert. Dazu gehört zum Beispiel die Behandlung von ADHS, Depressionen, Essstörungen, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Epilepsie und Multiple Sklerose.
Wichtige Hinweise zum Hanfanbau
Selbstverständlich kommt das Grüne Archiv auch in Sachen Cannabiskultur seiner ratgebebenden Funktion nach. Dies aber mit der nötigen Sorgfalt und Hinweisen zu wichtigen gesetzlichen Bestimmungen.
Dahingehend gibt es auch einiges zu beachten. Das gilt vor allem für Bestimmungen zum Besitz von Cannabis sowie die Unterscheidung von männlichen und weiblichen Pflanzen.
Hanf anbauen – die gesetzlichen Regelungen
Wenngleich man inzwischen legal Cannabis anbauen darf, sind mit Blick auf das neue Konsumcannabisgesetz (KCanG) doch einige Richtlinien zu berücksichtigen.
Beispielsweise ist Privatpersonen aktuell nur der Besitz von 3 Cannabispflanzen sowie 50 g Trockengewicht der Cannabisblüten erlaubt. Darüber hinaus müssen die Pflanzen vor dem Zugriff durch Minderjährige geschützt sein. Dementsprechend ist für die Kultur ein gesicherter Standort zu wählen.
Der Gewerbliche Hanfanbau unterliegt je nach Bestimmungszweck ebenfalls strengen Auflagen. Das betrifft insbesondere die Zucht weiblicher Pflanzen.
Ein Anbau zu medizinischen Zwecken ist diesbezüglich durch das Medizinal-Cannabisgesetz (MedCanG) geregelt. Auf der Übersichtsseite zu medizinischem Cannabis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte finden Interessenten die nötigen Antragsformulare für eine Anbaugenehmigung.
Auch Landwirte, die Hanf zur Lebensmittelherstellung und Rohstoffgewinnung kultivieren möchten, müssen sich an gesetzliche Vorgaben halten. Hier ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zuständig. Das Merkblatt des BLE zum Anbau von Nutzhanf bietet hierzu entsprechende Informationen.
Wichtig: Bei landwirtschaftliche Cannabiskulturen müssen Besitzer regelmäßige Kontrollen auf Vorkommen weiblicher Pflanzen durchführenn.
Männliche und weibliche Pflanzen
Zunächst einmal sei gesagt, dass man männliche und weibliche Hanfsamen nicht wirklich voneinander unterschieden kann. Es gibt zwar feminisiertes Saatgut, doch auch hier tummeln sich bisweilen so manche männliche Samen.
Wichtig ist die Unterscheidung aber dennoch. Zum Beispiel sind Landwirte gesetzlich dazu verpflichtet, eine weibliche Blüte zu melden (Blühmeldung), um dem illegalen Großanbau von medizinischem Cannabis und nicht genehmigten Sorten vorzubeugen.
Der THC-Gehalt der Blüten wird nach der Blühmeldung ggf. behördlich geprüft.
Für medizinische Cannabiskulturen und private Marihuanakulturen im gesetzlichen Rahmen steht dagegen eine reiche weibliche Blüte im Fokus. Um eine gute Ernte zu erzielen, müssen männliche Pflanzen rechtzeitig vor der Blüte ausgesondert und vernichtet werden.
Ansonsten droht eine unerwünschte Bestäubung der weiblichen Jungblüten, wodurch diese ihre Blühkraft verlieren und in die Fruchtbildung übergehen. Das beeinträchtigt die Bildung eines hohen Wirkstoffgehalts.
Die eigentliche Trennung von männlichen und weiblichen Pflanzen erfolgt erst nach der Keimung, denn die zur sicheren Unterscheidung notwendigen Geschlechtsmerkmale der Pflanzen zeigen sich erst nach einigen Wochen.
Auswahl des Saatguts
Viele Grower sortieren das Saatgut vor der Pflanzung nach optischen Kriterien aus. Welche Samen die besten Eigenschaften für eine erfolgreiche Keimung und einen kräftigen Wuchs besitzen, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.
Die einen sind überzeugt, dass helle Samen schlechter keimen als dunkle. Andere sehen in zu leichten Samen ein Risiko für die erfolgreiche Keimung. Als Faustregel lassen sich folgende Punkte für die Auswahl des Saatguts festhalten:
Für die Auswahl des Saatguts sowie die Selektion der Cannabispflanzen nach der Keimung gibt es nachstehend noch ein paar Empfehlungen:
- Samengröße: Zu kleine und zu große Samen gehen oft gleichermaßen schlecht auf. Ideal sind also mittelgroße Samen.
- Hochwertiges Saatgut: Zu günstige Saatgut-Angebote zeugen meist von schlechter Qualität. Die Samen sind oft nur bedingt keimfähig oder besitzen einen hohen Anteil weiblicher Samen.
- Feminisierte Samen: Auch wenn feminisiertes Saatgut nach wie vor männliche Samen enthalten kann, sind entsprechende Angebote für Grower doch empfehlenswert. Es handelt sich hier um sekeltiv gezüchtete Samen, die auf die Produktion weiblicher Pflanzen optimiert sind.
Hanf pflanzen: Der große Grow-Guide
Der nachstehende Grow-Guide soll nicht nur Fans von Marihuana eine Hilfestellung geben. Auch Landwirten und Bio-Händlern, die sich gerne näher mit der Kultur von Cannabis beschäftigen möchten, finden hier nützliche Orientierungshilfen.
Standort und Boden
Die Kultur der perfekten Hanfpflanze wird von Growern oft als eine wahre Kunst beschrieben. Wie bei zahlreichen Kräuterpflanzen entscheiden auch bei Cannabis Licht- und Bodenverhältnisse über den Wirkstoffgehalt und somit die Qualität.
Dementsprechend ist bei der Standortwahl besonderes Fingerspitzengefühl gefragt. Das fängt schon bei der Lichtzufuhr an. Die Cannabispflanze sollte mindestens 5 bis 6 Stunden Licht pro Tag abbekommen, im Idealfall aber sogar 12 bis 18 Stunden.
Das kann gerade bei der Indoor-Kultur zum Problem werden, weshalb man hier in der Regel LED-Lampen für den Cannabis-Anbau verwendet. Die empfohlene Lichtmenge beträgt hier mindestens 30.000 Lumen pro m² der Indoor-Anbaufläche.
Cannabis ist anpassungsfähig, wächst aber am besten in nährstoffreichen, humosen und lockeren Böden, die gut durchlässig sind. Staunässe sollte unbedingt vermieden werden, da sie die Wurzeln schädigen kann. Empfohlen wird ein sandig-lehmiges Substrat, das man vor der Aussaat gerne mit organischer Komposterde anreichern darf.
Für die herkömmliche Nutzkultur ist ein schwach saurer bis neutraler Boden-pH-Wert von 6,0 bis 7,0 Punkten ideal. In Hydrokultur sowie zur gezielten Förderung einer üppigen Blüte sollten es dagegen pH-Werte zwischen 5,5 bis 6,5 Punkte sein.
Kulturtipp: Es hat sich bewährt, die Kulturerde für Cannabis mit einer Bodendrainage aus Kokosfasern, Perlit oder Tongranulat zu versehen. So wird ein optimaler Wasserablauf garantiert.
Pflanzzeit und Aussaat
Hanf wächst einjährig, was bedeutet, dass man ihn jährlich neu aussäen muss. Üblicherweise erfolgt die Aussaat von Hanf im späten Frühjahr, also ab Mai. Man kann die Samen entweder direkt ins Freiland säen (Outdoor-Kultur und landwirtschaftlicher Anbau) oder aber in kleinen Plastikbechern bzw. Anzuchttöpfen (primär Indoor-Kultur) kultivieren.
Die Sattiefe für Hanfsamen beträgt etwa 2 bis 3 Zentimeter. Bei Topfkultur sät man für gewöhnlich einen Samen pro Anzuchtbehälter. Nach der Aussaat benötigen die Samen eine gleichmäßige Feuchtigkeitsversorgung, wobei man das Saatgut aber nicht ertränken sollte.
Bis zur Keimung kommt es in der Regel innerhalb von 5 bis 10 Tagen. Freilandkulturen sollte man spätestens ab einer Größe von etwa 15 cm pikieren. Der finale Pflanzabstand liegt dann 30 bis 50 cm. Topfkulturen werden stattdessen einfach in ein größeres Pflanzgefäß umgetopft.
Pflege
Hanf ist eine relativ pflegeleichte Pflanze, die jedoch während der Wachstumsphase regelmäßige Wassergaben benötigt. Besonders in Trockenperioden sollte die Erde gleichmäßig feucht gehalten werden, ohne dass es zu Staunässe kommt.
Alle vier bis sechs Wochen kann ein stickstoffreicher organischer Dünger verabreicht werden, um das Wachstum der Pflanzen zu fördern. Zudem ist es ratsam, das Unkraut rund um die Pflanzen regelmäßig zu entfernen, um Konkurrenz um Nährstoffe zu vermeiden.
Ebenfalls wichtig ist eine regelmäßige Belüftung der Pflanzen. Das schützt vor Pilzbefall und stellt eine gute Luftzirkulation sicher.
Beleuchtung für Indoor-Kulturen
Der Einsatz von Tageslichtlampen ist zusätzlich für Indoor-Kulturen notwendig, um einen hohen Wirkstoffgehalt zu erzielen. Dafür gibt es verschiedene Methoden:
Beleuchtung | Besonderheiten |
---|---|
LED-Lampen (Light Emitting Diodes) | Vorteile: - energieeffizient - langlebig (bis zu 50.000 Stunden) - geringe Wärmeentwicklung - ideal für kleine / schlecht belüftete Räume - Kostenersparnis durch geringen Stromverbrauch - Vollspektrum-LEDs decken alle Wachstumsphasen ab Nachteile: - höhere Anschaffungskosten |
MH-Lampen (Metallhalogenid) | Vorteile: - starke Lichtintensität - ideal für die vegetative Wachstumsphase - fördern dichten und kräftigen Wuchs Nachteile: - hoher Energieverbrauch - entwickeln viel Wärme - erfordern gute Belüftungssysteme |
HPS-Lampen (Hochdruck-Natriumdampflampen) | Vorteile: - hohe Lichtintensität - warmes, rötliches Licht - fördert die Bildung von Blüten - effektiv in der Blühphase Nachteile: - hoher Stromverbrauch - starke Wärmeentwicklung - nicht ideal für die Wachstumsphase |
CFL-Lampen (Kompaktleuchtstofflampen) | Vorteile: - günstig in der Anschaffung - geringe Wärmeentwicklung - sicher für kleine Räume - gut für Keimlinge Nachteile: - geringe Lichtintensität - ungeeignet für Blütephase |
CMH-Lampen (Keramik-Metallhalogenid, auch LEC genannt) | Vorteile: - sehr effizient - ideal für alle Wachstumsphasen - sonnenlichtähnliches Farbspektrum - langlebiger als MH- oder HPS-Lampen Nachteile: - hohe Anschaffungskosten |
Für Einsteiger sind LED-Lampen die beliebteste Wahl, da sie alle Wachstumsphasen abdecken und sehr effizient arbeiten. Erfahrene Grower setzen allerdings oft auf spezifischere HPS-Lampen für die Blüte oder CMH-Lampen für das gesamte Wachstum.
Letztendlich entscheiden aber Budget und Anbaufläche über die richtige Beleuchtung.In diesem Zusammenhang sollte man außerdem die empfohlenen Beleuchtungsstärken in Sachen PPFD (Photosynthetische Photonendichte) beachten:
- Keimlinge und Stecklinge: 100 – 300 PPFD
- Vegetationsphase: 300 – 600 PPFD
- Blütephase: 600 – 1000 PPFD
Während der Vegetationsphase benötigen die Pflanzen für gewöhnlich eine höhere Lichtzufuhr (18 Stunden Licht, 6 Stunden Dunkelheit) als in der Blühphase (12 Stunden Licht, 12 Stunden Dunkelheit). Reflektoren (z. B. Mylar) maximieren dabei die Lichtausbeute.
Grundsätzlich sollten die Pflanzen auch im richtigen Abstand zu den Lampen stehen. Je nach Lampenleistung und Wärmeentwicklung gelten folgende Richtwerte:
- LED: 30–60 cm
- MH/HPS: 50–80 cm
Selektion der Cannabispflanzen
Dieser Punkt ist vor allem für Privatgärtner wichtig. Die Selektion weiblicher Pflanzen für die Weiterkultur muss unbedingt zum richtigen Zeitpunkt erfolgen, um eine Bestäubung durch männliche Pflanzen zu verhindern. Hier die wichtigsten Orientierungshilfen:
- Vorblüte und Frühblüte: Am besten lässt sich das Geschlecht der Hanfpflanzen unmittelbar vor der Blühphase bestimmen. Männliche Pflanzen blühen zudem oft früher als weibliche, was bei der Bestimmung helfen kann.
- Geschlechtsmerkmale der Pflanzen: Männliche Hanfpflanzen bilden in ihren Blattachseln markante Pollensäcke aus, deren Form an leicht ovale, grüne Knospen erinnert. Weibliche Hanfpflanzen erkennt man dagegen frühzeitig an der Ausbildung von weißlichen Pistillaten. Sie erscheinen ebenfals in den Blattachseln, muten aber eher an wie kleine, flaumige Antennen.
- Überleben des Stärkeren: Für die weitere Selektion ist im Growbereich entscheidend, wie kräftig eine Pflanze wächst. Nur die Harten kommen in den Garten bzw. sollten für die Gewinnung von Saatgut weiterkultiviert werden.
Ernten und Vermehren
Die Erntezeit für Hanf hängt von der Verwendung ab. Sollen die Fasern genutzt werden, erfolgt die Ernte bereits im Hochsommer, wenn die Pflanzen voll ausgewachsen sind. Für die Ernte der Samen oder Blüten wartet man bis zum Spätsommer oder frühen Herbst, wenn die Samen gereift und die Blütenstände ausgereift sind.
Die Vermehrung klappt am leichtesten durch Aussaat der Samen, die leicht geerntet und im nächsten Jahr wieder ausgesät werden können. Weibliche Pflanzen werden oft selektiv zur Saatgutproduktion verwendet, um die Qualität der nächsten Generation zu sichern.
Mögliche Krankheiten und Schädlinge
Hanf ist bekannt für seine Robustheit, dennoch können unter ungünstigen Bedingungen Krankheiten und Schädlinge auftreten.
Pilzkrankheiten wie Mehltau oder Grauschimmel treten vor allem bei zu hoher Luftfeuchtigkeit auf. Blattläuse und Spinnmilben sind die häufigsten Schädlinge, die Hanf befallen können, lassen sich jedoch durch natürliche Feinde oder biologische Schädlingsbekämpfungsmittel eindämmen.
Eine sorgfältige Standortwahl, regelmäßige Belüftung und Kontrolle der Pflanzen tragen wesentlich dazu bei, Schäden zu vermeiden.
Häufige Fragen zum Hanfanbau
Welche Voraussetzungen bestehen für den Hanfanbau?
Für den Hanfanbau sind sonnige Standorte und gut durchlässige Böden ideal. Der pH-Wert sollte zwischen 6 und 7 liegen. Auch die Luftfeuchtigkeit und Temperaturen spielen eine wichtige Rolle: Hanf wächst am besten bei gemäßigtem Klima und Temperaturen zwischen 20 und 30 °C. Zudem ist ausreichend Platz für eine gute Belüftung wichtig.
Wie lange dauert die Wachstumsphase von Hanf?
Die Wachstumsphase hängt von der Sorte und den Anbaubedingungen ab. Industriehanf benötigt in der Regel 3 bis 5 Monate von der Aussaat bis zur Ernte. Für Cannabissorten, die Blüten bilden, dauert es meist 8 bis 12 Wochen nach der Keimphase, bis die Pflanzen erntereif sind.
Welche rechtlichen Aspekte sind beim Hanfanbau zu beachten?
Die rechtlichen Rahmenbedingungen variieren je nach Land. In vielen Ländern ist der Anbau von Hanf mit einem THC-Gehalt unter 0,2 % legal, oft jedoch nur mit Genehmigung. Der private Anbau von Cannabispflanzen für andere Zwecke kann in vielen Regionen strafbar sein. Informieren Sie sich über die spezifischen Vorschriften.
Welche Sorten eignen sich für den Cannabisanbau?
Die Wahl der Sorte hängt vom Anbauzweck ab. Grundsätzlich werden Sorten des Nutzhanfs alias Industriehanf (Cannabis sativa) wird für Fasern, Samen und CBD-Produkte verwendet. Diese Sorten enthalten wenig THC. Für medizinische oder andere spezifische Zwecke stehen daneben auch spezielle Sativa-Sorten und Indica-Sorten des Indischen Hanfs (Cannabis indica) zur Verfügung, die je nach Bedarf unterschiedliche Wirkstoffprofile besitzen.
Wie wird Hanf richtig geerntet?
Die Erntezeit hängt vom Anbauzweck ab. Für Samen und Fasern werden die Pflanzen vor der vollständigen Reife geerntet, um die Qualität zu gewährleisten. Bei Cannabissorten für Blütenprodukte erfolgt die Ernte, sobald die Trichome eine milchig-weiße bis bernsteinfarbene Färbung zeigen. Trocknen Sie die Ernte langsam, um die Inhaltsstoffe zu bewahren.
Studienbelege:
- 1Guillermo Cásedas, Martín de Yarza-Sancho, Víctor López: Cannabidiol (CBD): A Systematic Review of Clinical and Preclinical Evidence in the Treatment of Pain; in: Pharmaceuticals, Volume 17, Issue 11, 2024; PMID: 39598350 MDPI
- 2Dhakshila Niyangoda, Myat Lin Aung, Mallique Qader, Wubshet Tesfaye, Mary Bushell, Fabian Chiong, Danny Tsai 7 8 9, Danish Ahmad, Indira Samarawickrema, Mahipal Sinnollareddy, Jackson Thomas: Cannabinoids as Antibacterial Agents: A Systematic and Critical Review of In Vitro Efficacy Against Streptococcus and Staphylococcus; in: Antibiotics, Volume 13, Issue 11, 2024; PMID: 39596719 MDPI
- 3Mariana Luz-Veiga, Adélia Mendes, Diana Tavares-Valente, Manuela Amorim, António Conde, Manuela Estevez Pintado, Helena R Moreira, João Azevedo-Silva, João Fernandes: Exploring Cannabidiol (CBD) and Cannabigerol (CBG) Safety Profile and Skincare Potential; in: International Journal of Molecular Sciences, Volume 25, Issue 22, 2024; PMID: 39596290 MDPI
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