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Hagebutten als Superfood – Wirkung und Anwendung

8 Minuten Lesezeit

Superfoods müssen nicht immer aus fernen, exotischen Ländern stammen. Die heimische Hagebutte beweist dies eindrucksvoll und lehrt uns, dass einige der besten Superfood-Lebensmittel direkt vor der eigenen Haustür zu finden sind. Die meisten kennen die kräftig roten Früchte als aromatische Teekräuter und Bezugsquelle für das Juckpulver von Spitzbuben. Doch Hagebutten können mehr als nur gut schmecken und jucken.

 

Ein Männlein steht im Walde
Ganz still und stumm,
Es hat von lauter Purpur
Ein Mäntlein um.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald’ allein
Mit dem purpurrothen Mäntelein?

 

– August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 1843

 

Hagebutten in der Mythologie

Bei der Hagebutte (Rosa fructus oder Cynosbati) handelt es sich um die Sammelnussfrüchte der Rose. Diese erscheinen im Herbst an den Rosenbüschen und funkeln dann wie kleine, scharlachrote Rubine am Waldrand, Wegesrand und auch in vielen Gärten. Damit ist bereits der Zierwert der Hagebutte belegt. Allerdings besitzen die Früchte der Rose auch einen äußerst hohen Gesundheitswert. Dieser wurde schon in Sagen und Legenden zur Hagebutte mehrfach behandelt.

 

Mystische Verwandtschaftsverhältnisse

Der Name der Hagebutte leitet sich von dem umgangssprachlichen altdeutschen Wort Butte bzw. Butzen für das Kerngehäuse von Äpfeln und dem althochdeutschen Wort hagan für „Dornstrauch“ ab. Tatsächlich erinnern die Rosenfrüchte sowohl äußerlich als auch innerlich an den frühen Fruchtstand von Äpfeln unmittelbar nach der Blüte.

Verwunderlich ist das nicht, denn wie Rosen stammen auch Äpfel aus der Familie der Rosengewächse. Optische Ähnlichkeiten in Blütenbau und Fruchtstand kommen daher nicht von Ungefähr. Auch ist der Apfel gleich der Rose und ihren Früchten Bestandteil zahlreicher Volksmythen und Bräuche, was beide Obstsorten zu einem gar mystischen Duo unter den Rosengewächsen macht.

Nun, eigentlich ist es ein mystisches Trio, denn: Früher wurde der Begriff „Hagebutte“ auch für die Früchte eines anderen Rosengewächses verwendet. Gemeint ist der auch als Hagedorn bekannte Weißdorn, dessen Früchte denen der Rose sehr ähneln und wie diese essbar sind. Dabei gilt der Weißdorn seit jeher als magischer Baum der Hexen, die unter ihm Rituale abhalten und Schutzzauber weben sollen.

 

Weißdorn, Hagedorn, Crataegus
Vorsicht, Verwechslungsgefahr: Die Früchte des artverwandten Weißdorns sind der echten Hagebutte sehr ähnlich und teilten sich früher mit dieser sogar ihren Namen. | © Das Grüne Archiv

Der Quell von Aphrodites Schönheit

In der griechischen Mythologie heißt es, dass die Göttin der Liebe und Schönheit, Aphrodite, ihr blendendes Aussehen der Hagebutte verdankt. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn die Rose selbst ist als Königin der Blumen bereits Inbegriff der Liebe. Da geziemt es sich natürlich, dass Rosen und Rosenfrüchte auch der Liebesgöttin geweiht sind.

Noch heute sind Rosenextrakte wie Rosenöl und Hagebuttenöl wertvolle Pflegestoffe in Naturkosmetik. Speziell im Öl der Hagebutte sorgt ein hoher Gehalt des auch als Retinol bekannten Vitamin A sowie dessen Abkömmling Tretinoin (Retinsäure) für eine zellregenerative und verjüngende Wirkung auf die Haut. Neben Retinolöl ist Hagebuttenöl deshalb eines der besten natürlichen Anti-Aging-Wirkstoffe.

 

Das Schutzkraut der Freyja und der Gottesmutter

Nun war Aphrodite nicht die einzige göttliche Gestalt, der die Hagebutte zugesprochen wurde. Die germanische und nordische Mythologie kennt die Rosenfrucht als heiliges Schutzkraut der Göttin Freyja, das insbesondere Schwangeren und Frauen mit Kinderwunsch Beistand leisten sollte.

Ein alter germanischer Brauch war es, bei Kinderwunsch in einer Vollmondnacht die Knospen der Heckenrose um Empfängnis zu bitten. Und auch für den Schutz und Segen der Gottesmutter Maria wurden die ihr geweihten Hagebutten als Opfergaben dargebracht.

Die Schutzfunktion von Hagebutte im Volksglauben sind letztendlich auch ein wichtiger Grund dafür, dass Rosenbüsche bis heute in vielen Gärten stehen. Ähnlich wie die Hauswurz sollten sie Unheil fernhalten, Glück bringen und den Garten in einen von den Göttern gesegneten Zustand überführen.

 

Hagebutten, Hagebutte
Das heilige Schutzkräuter der Göttinnen: Die Hagebutte ist mit göttlicher Schönheit und Haussegen assoziiert | © Das Grüne Archiv

Inhaltsstoffe und Wirkung der Hagebutte

Obwohl man theoretisch die Sammelnussfrüchte aller Rosen essen kann, werden Hagebutten als Superfood vor allem von drei verschiedenen Rosenarten gesammelt:

  • Apfelrose (Rosa villosa)
  • Hundsrose (Rosa canina)
  • Japanrose / Kartoffelrose (Rosa rugosa)

Die Fruchtform kann je nach Rosenart stark variieren. Während die Japanrose rundliche Hagebutten ausbildet, sind sie bei der Apfelrose eher oval. Die Früchte der Hundsrose haben gar einen phiolenförmigen Aufbau mit bisweilen sehr schmalem Hals. Für die Heilwirkung der Rosenfrüchte ist das aber unerheblich, denn sie alle sind gleichermaßen heilsam.

 

Warum jucken Hagebutten?

Manche Menschen scheuen sich davor, Hagebutten zu verarbeiten, weil sie die Früchte als Ursprung fieser Streiche im Kindes- und Jugendalter in Erinnerung haben. Denn aus den Samen der Früchte, das wissen alle Lausbuben, lässt sich erstklassiges Juckpulver herstellen! (Eine Rezeptempfehlung für Lausbuben sprechen wir hier natürlich nicht aus…)

Es sind aber auch wirklich nur die Hagebuttensamen, die da so jucken, vor allem, wenn man sie zuvor ordnungsgemäß trocknen lässt. An den Samen befinden sich nämlich kleine Widerhaken. Die verhindern, dass die Samen in freier Wildbahn von Tieren gefressen werden, da sie beim Schlucken sehr lästigen Juckreiz im Hals hinterlassen. Auf diese Weise stellen Rosen ihre Vermehrung sicher.

Entfernt man die Samen vor der Verarbeitung jedoch oder passiert sie nach dem Kochen durch ein feinmaschiges Sieb, bleibt der Juckreiz aus und man kann die heilsame Wirkung der Hagebutte ohne Risiken für sich nutzen.

 

Japanrose, Kartoffelrose, Hagebutten
Achtung: Die Japanrose alias Kartoffelrose wird oft als Apfel-Rose bezeichnet. Allerdings sind nur die Hagebutten der Japanrose apfelförmig, die der echten Apfelrose hingegen oval. | © Das Grüne Archiv

Anwendungsgebiete der Hagebutte

Hagebutten sind klassische Winterkräuter und ein echtes Stärkungsmittel. Sowohl für die Hautgesundheit als auch die Immunabwehr, den Stoffwechsel, die Verdauung und die Gelenkgesundheit stellen sie eine wahre Bereicherung dar. Ihre Wirkung lässt sich als zellschützend, entzündungshemmend, antioxidativ, immunstärkend, leberstärkend, stoffwechselanregend beschreiben.

Vor allem die gute Wirkung der Hagebutte gegen Entzündungen ist inzwischen gut erforscht. In diesem Zusammenhang kann die Rosenfrucht nicht nur bei entzündlichen Hautbeschwerden, sondern auch bei chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen wie Arthritis helfen.

Ebenfalls positive Ergebnisse ließen sich in Studien zur Wirksamkeit von Hagebuttenöl in der Wundheilung und Zellregeneration erzielen. Einige Forscher sprachen sogar eine Empfehlung für die Anwendung des Öls in der Behandlung von Hautkrankheiten aus.

Ebenfalls bekannt ist eine gute Heilwirkung der Hagebutte bei Rheuma und Cholesterin. Darüber hinaus lässt der hohe Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen in den Rosenfrüchten auf eine besondere Stärkung für Immunsystem und Organe schließen.

 

Hagebutte, Hagebutten, Apfelrose
Die Hagebutte der echten Apfelrose | © Das Grüne Archiv

Inhaltsstoffe der Hagebutte

Mit einem Gehalt von 1.250 mg Vitamin C pro 100 g ist die Hagebutte das vitamin-c-reichste Obst in ganz Deutschland. Sie besitzt fast 25 Mal mehr Vitamin C als eine Zitrone und schlägt auch an andere vitaminreichen Obstsorten um Längen. Für die Immunabwehr sind Erzeugnisse wie Hagebuttentee oder Hagebuttenmus daher gerade im Winter sehr nützlich.

Die Hautvitamine Provitamin A, B-Vitamine sowie Vitamin E und K sind ebenfalls reichlich in der Rosenfrucht enthalten. Ihre hautschützende und zellregenerative Wirkung wird dabei durch Kieselsäure perfekt unterstützt.

Auch an Mineralstoffen fehlt es der Hagebutte nicht. Von Eisen, Kalzium und Magnsium bis hin zu Kupfer und Zink finden sich viele wichtige Mineralien in der Frucht. Hinzu kommen antibiotische sowie antivirale und verdauungsfördernde sekundäre Pflanzenstoffe wie Gerbstoffe und Flavonoide. Insgesamt enthält die Hagebutte folgende gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe:

  • ätherische Öle
  • Eisen
  • Flavonoide
  • Gerbstoffe
  • Kalzium
  • Kieselsäure
  • Kupfer
  • Magnesium
  • Natrium
  • Phosphor
  • Provitamin A (ß-Carotin)
  • Vitamin B, C, E und K
  • Zink

 

Hagebutte, Hagebutten, Hundsrose
Hagebutten der Hundsrose | © Das Grüne Archiv

Anwendung und Dosierung von Hagebutte

Gesammelt werden Hagebutten traditionell erst nach dem ersten Frost. Der Kältereiz sorgt für ein vollendetes Aroma wodurch klassische Rezepte wie Hiffenmark ihren erlesenen Geschmack erhalten. Diese ist als Füllung praktisch Pflicht für Krapfen nach alten Traditionsrezept. Doch auch als Brotaufstrich macht sich Hiffenmark wunderbar.

Überhaupt eignet sich die Hagebutte hervorragend für Eingemachtes und auch für Säfte. Daneben sind natürlich Produkte wie Hagebuttentee, Hagebuttenmus und Hagebuttenöl denkbar. Es ist ratsam, nur die Früchte von Wildrosen zu sammeln. Die unzähligen Rosenzüchtungen besitzen oft nicht ganz so wirkungsvolle Früchte wie die Wildformen und sind daher für die Anwendung eher ungeeignet.

 

Zubereitung und Dosierung von Hagebuttentee

Die wohl berühmteste Zubereitungsart von Rosenfrüchten im heilpflanzlichen Bereich ist die als Kräutertee. Hierzu werden 1 bis 2 TL der getrockneten Hagebutten mit heißem Wasser übergossen und für etwa 5 bis 10 Minuten ziehen gelassen.

 

Der Klassiker unter den Früchtetees: Hagebuttentee

Der Tee kann mehrmals täglich getrunken werden und stärkt das Immunsystem. Auch hat der Tee aus Hagebutte harntreibende Eigenschaften, was für Detox-Kuren wie die Frühjahrskur interessant ist.

Wichtig ist, die Hagebutten für die Teezubereitung nicht allzu lange in heißem Wasser ziehen zu lassen. Denn die gesundheitsfördernden Vitamine der Rosenfrucht sind äußerst hitzeempfindlich.

 

Anwendng von Hagebuttenöl

Das Öl der Hagebutte wird oft äußerlich angewendet und kann für die natürliche Hautpflege sehr wertvoll sein. Man kann das Öl in kleinen Mengen entweder direkt auf die Haut auftragen oder es als hautpflegende Zutat für Naturkosmetik wie Anti-Aging-Cremes oder Wundsalben nutzen. Ein passendes Rezept mit Infos zur Herstellung und Anwendung von Hagebuttenöl finden Sie hier.

 

Hagebuttenöl, Hagebutten
Das kostbare Hagebuttenöl ist in der Naturkosmetik sehr begehrt und lässt sich auch ganz leicht selber machen.

Hagebutte als Nahrungsergänzung

Es gibt auch ein paar Präparate zur Nahrungsergänzung mit Hagebutte. Nährstoffkapseln und Tabletten enthalten das gemahlene Hagebuttenpulver, das aus den getrockneten Früchten hergestellt wird. Helfen kann ein solches Nahrungsergänzungsmittel unter anderem bei Vitamin-C-Mangel oder allgemeinen Mangelerscheinungen, zum Beispiel im Alter oder nach schwerer Krankheit. Die Dosierungsempfehlungen können je nach Hersteller variieren. Etwa ein Teelöffel des Pulvers pro Tag kann aber als Richtlinie dienen.

 

Nebenwirkungen und Gegenindikationen

Im Großen und Ganzen sind Präparate aus Hagebutte frei  von Nebenwirkungen. Schwangere Frauen sollten vor der regelmäßigen Einnahme aber einen Arzt konsultieren. Für Personen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, ist eine Absprache mit dem Arzt ebenfalls ratsam. Denn Hagebutte hat einen blutverdünnenden Effekt und kann zu bestehenden Blutgerinnungsstörungen beitragen.

 

Fazit

Die Hagebutte ist eine vitaminreiche und rundum gesunde Frucht, die ihren Titel als Superfood mehr als verdient. Sowohl die Hautgesundheit als auch die Immunabwer und verschiedene Organfunktionen profitieren von den entzündungshemmenden, antimikrobiellen und zellschützenden Eigenschaften der Rosenfrucht, wobei Tee und Öl aus Hagebutte zu den beliebtesten Präparaten gehören. Die Einnahme und äußerliche Anwendung von Hagebuttenpräparaten ist in der Regel risikofrei.


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