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Gundermann, Gundelrebe, Glechoma hederacea

Gundermann pflanzen – Wirkung und Kultur

9 Minuten Lesezeit

Der auch als Erdefeu oder Gundelrebe bekannte Gundermann (Glechoma) ist schon seit dem Altertum als Heilkraut und Zauberpflanze bekannt. Umso verwunderlicher ist es da, dass er durch alle Zeitalter hinweg nur selten in Kräutergärten gepflanzt wurde. Stattdessen handelt sich bei ihm um einen klassischen Vertreter der Wildkräuter, die man traditionell eher sammelt denn kultiviert. Gegen eine private Kultur spricht aber dennoch nichts, wenn man weiß, worauf es bei der Pflanzung ankommt.

 

Gundelrebe als Heilkraut, Gewürz und Zauberpflanze

Gundermann ist schon seit der Antike als Heilkraut bekannt. Früheste Erwähnung findet die Heilpflanze bei Dioskurides. In seiner „Materia Medica“ noch Chamaikissos genannt, beschrieb der griechische Mediziner die Pflanze zunächst als Heilmittel gegen Ischiasleiden und Gelbsucht. Allerdings sollten sich die Verwendungszwecke von Glechoma schon im frühen Mittelalter deutlich wandeln und erweitern.

 

Gundermann als Küchenkraut

Obgleich Glechoma im Altertum deutlich seltener kultiviert wurde als andere Heil- und Gewürzpflanzen, war die Anwendung des Krautes in der Küche doch schon damals recht umfangreich. In der Volksküche des Mittelalters ist Gundermann als Blattgemüse und Spinatersatz bekannt. Hildegard von Bingen schrieb in ihrer „Physica“ über die Anwendung der von ihr „gunde rebe“ genannten Pflanze außerdem:

„Sie ist trocken und hat gewisse Kräfte der Farbstoffe, weil ihr Grün nützlich ist, sodass ein Mensch, der matt ist und dem die Vernunft entschwindet, mit erwärmtem Wasser baden und die Gundelrebe in Mus oder in Suppen kochen soll. Er esse sie entweder mit Fleisch oder mit Kucheln, und sie wird ihm helfen.“

Der harzig-minzige bis lakritzartige Geschmack der Gundermannblätter ist übrigens ein äußerst interessantes Aroma für erlesene Kräutergerichte. Rezepte wie die Gründonnerstagssuppe setzen noch heute auf das Wildkraut als wichtige Zutat. Und auch im Wildkräutersalat kommt der einzigartige Geschmack von Gundermann perfekt zur Geltung.

Ebenfalls eine wichtige Rolle spielte Glechoma in der frühen Bierherstellung, wo die Pflanze vor der kommerziellen Kultur von Hopfen als Konservierungsmittel Verwendung fand. Und in der Käserei galt Gundermann lange als pflanzlicher Labersatz.

 

Gundermann, Gundelrebe, Glechoma hederacea
Die Gundelrebe wirkt dank ihrer Lippenblüten nicht nur äußerst dekorativ, sondern lässt sich in der Küche und Medizin auch sehr vielseitig anwenden.

Ein Zauberkraut der Germanen und Kelten

Bei der Gundelrebe handelt es sich um eine historisch belegte Zauberpflanze. Als Schutzkraut sollte es einst sogar vor der Pest schützen. Eine besondere Rolle spielte das Kraut zudem im Rahmen der Walpurgisnacht. Gebundene Kränze aus Gundelrebe sollten hier vor üblem Hexenzauber schützen und helfen, etwaige Hexen zu enttarnen.

Die Bedeutung von Glechoma als Zauber- und Schutzkraut reicht jedoch noch viel weiter zurück. Bei den Germanen war die Kräuterpflanze dem Donnergott Donar geweiht. Es konnte demnach Blitz und Donner abwehren. Mehr noch, war man im germanischen Volksglauben der Überzeugung, ein aus Gundelrebe geflochtener Kranz schütze die Seele davor, ins Jenseits gezogen zu werden, weil der Erdefeu besagte Seele fest mit Mutter Erde verband.

Eine ähnliche Legende gab es auch bei den Kelten. Sie verweist auf das Fest Beltane, den Vorläufer der Walpurgisnacht, an dem die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits besonders dünn sein sollen. Die Legende besagt, dass einst ein Mädchen auf dem Weg zu einem Brunnen ähnlich wie Alice im Wunderland in ein großes Loch fiel, das sich plötzlich im Boden auftat. Auf magische Weise in die Anderswelt gezogen, fand sich das Mädchen im Reich der Elfen und Feen wieder. Diese tanzten und feierten ausgelassen und nahmen die junge Maid in ihren Reigen auf.

Vor Ort gab es reichlich zu essen und die Köstlichkeiten wirkten auf das Mädchen sehr verlockend. Doch eine Elfe warnte die junge Dame, nichts von den Leckerbissen zu kosten. Ansonsten könne sie nie wieder in das Reich der Lebenden zurückkehren. Zum Schutze schenkte die Elfe dem Mädchen einen aus blühender Gundelrebe geflochtenen Armreif. Er sollte der Maid eine wohlbehaltene Rückkehr nach Hause ermöglichen. Und selbst nach ihrer Rückkehr verlieh ihr der Armreif noch den heiligen Schutz der Elfe.

 

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Ein magisches Schutzkraut mit dem Segen der Elfen: Glechoma hederacea ist ein Paradebeispiel für altertümliche Zauberpflanzen.

Gundermann erkennen – Von Erdefeu, Mondkraut und Minze

Die Gattung Glechoma umfasst nur etwa acht verschiedene Arten, wobei der in Europa und Asien heimische Echte Gundermann (Glechoma hederacea) die primär zu Heilzwecken genutzte Art darstellt. Dabei besaß die Pflanze in der Vergangenheit zahlreiche Beinamen. Schon Dioskurides erwähnte volkstümliche Bezeichnungen wie Erdkranz oder Selenitis (Mondkraut). Letzterer lässt vermuten, dass das Kraut der griechischen Mondgöttin Selene geweiht war.

Beinamen wie Erdkranz oder das später gebräuchliche Erdefeu beziehen sich wiederum auf den bodennahen Wuchs der Heilpflanze, deren Ausläufer altertümliche Betrachter offenbar an den Efeu erinnerten. Darauf verweist auch der Artenzusatz von Glechoma hederacea, der aus dem Lateinischen übersetzt „efeuartig“ oder „efeublättrig“ bedeutet.

Nachvollziehen lässt sich gerade die Assoziation mit efeuartigen Blättern heute aber nicht mehr. Vielmehr erinnern die herz- bis nierenförmigen Blätter der Gundelrebe an die Familienzugehörigkeit der Pflanze zu den Lippenblütlern, ähneln sie doch sehr denen der Minze oder Katzenminze. Diese Beobachtung machte später auch Carl von Linné, der den Gattungsnamen Glechoma aufstellte. Er leitet sich vom griechischen Begriff glechon ab, der ursprünglich die artverwandte Polei-Minze benannte. Ein leicht minzartiges Aroma lässt sich diesbezüglich auch bei Gundermann feststellen.

Tipp: Gut unterscheiden kann man die Gundelrebe von Minz-Arten anhand ihrer Lippenblüten. Diese blühen im Unterschied zu den weiß- bis rosablütigen Minzen nämlich in einem markanten Blau-Violett.

Wenngleich der heutige Name des Gundermanns bzw. der Gundelrebe ebenfalls sehr wohlklingend anmutet, ist die Wortherkunft hier doch eher gewöhnungsbedürftig.  Beide Begriffe gehen nämlich auf das althochdeutsche bzw. gotische Wort gund für „Eiter“ oder „Geschwür“ zurück. Ein Verweis auf die ursprüngliche Anwendung des Krautes zur Behandlung von eitrigen Wunden und Geschwüren.

 

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Die Verwandtschaft zu Lippenblütlern wie der Minze oder Katzenminze sieht man der Gundelrebe deutlich an

Inhaltsstoffe und Wirkung von Gundermann

Gundermann ist äußerst reich an Bitterstoffen, Flavonoiden und Gerbstoffen. Die Wirkstoffgruppen sind für ihr antioxidatives, antimikrobielles, entzündungshemmendes und sekretförderndes Profil bekannt. So erklärt sich auch die Anwendung des Krautes bei entzündlichen Harnwegsinfekten, Abszessen, Verdauungsbeschwerden, Erkältungssymptomen wie Husten oder Schnupfen, Hautentzündungen und Gicht. Ebenso ist die Pflanze ein gutes Frauenheilkraut, das bei Kinderwunsch eine reinigende Funktion auf den Uterus hat.

Wichtig: Es sei darauf hingewiesen, dass Gundermann speziell für Huftiere wie Pferde und Rinder giftig ist. Auf Weideflächen sollte man das Kraut daher nicht pflanzen.

Als Hauptwirkstoffe gelten die Terpene und Terpenoide von Glechoma herderacea. Die Bestandteile des pflanzeneigenen ätherischen Öls wurden in Studien mehrfach untersucht, wobei sich für manche bioaktiven Verbindungen sogar krebshemmende Eigenschaften feststellen ließen. Und auch die Polyphenole der Gundelrebe besitzen äußerst heilsame Eigenschaften. Insgesamt sind folgende Inhaltsstoffe nennenswert:

  • Camphon
  • Cymen
  • Ferulasäure
  • Hyperosid
  • Kaffeesäure
  • Lektine
  • Linalool
  • Luteolin
  • Menthol
  • Pinen
  • Quercetin
  • Rosmarinsäure
  • ß-Sitosterol
  • Terpineol
  • Saponine
  • Ursolsäure

 

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Tipp: Gundermann macht sich auch als Tee wunderbar.

Gundermann pflanzen – Standort und Aussaat

Glechoma hederacea besitzt einen äußerst wuchsfreudigen Charakter, weshalb die Pflanze ähnlich wie Giersch und Brennnessel oftmals zum Unkraut degradiert wird. Allerdings besitzt die Pflanze neben ihrer Heilwirkung auch einen besonderen ökologischen Wert. Wegen seiner nektarreichen Blüten ist Gundermann nämlich eine wertvolle Bienenweide und kann für die Bienenpopulation im Garten daher eine wahre Bereicherung sein.

 

Standort und Boden für Gundelrebe

Trotz der Tatsache, dass Glechoma hederacea in Europa heimisch ist, gilt er nach manchen Autoren als zumindest leicht frostempfindlich. Zwar weisen Sorten wie ‚Variegata‘ eine Winterhärte bis mindestens -15 °C auf, im Zweifelsfall sollte aber ein leichter Winterschutz erfolgen.

Alternativ kann man die Pflanze auch im Topf kultivieren und dann während der Wintermonate kühl und hell im Haus überwintern. Das beugt auch gleich einem unkontrollierten Wuchern der Pflanze im Garten vor.

Insgesamt wünscht sich Gundermann einen sonnigen bis halbschattigen Standort. Der Boden sollte frisch-feucht, gut durchlässig und nährstoffreich sein. Das Substrat darf ruhig einen leichten Kalkgehalt aufweisen. Sandig-lehmige Böden sind zu bevorzugen. Der ideale pH-Wert des Bodens liegt für die Bedürfnisse von Glechoma hederacea im schwach sauren bis neutralen Bereich, zwischen 5,5 und 7,5 Punkten.

Einzelheiten zum Standort für Gundermann:

  • sonniger bis halbschattiger Standort
  • frisch-feuchter, durchlässiger und nährstoffreicher Boden
  • sandig-lehmiges Substrat
  • Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral, von 5,5 bis 7,5
  • Gundermann ist bis -15 °C winterhart
  • in sehr kalten Regionen ggf. leichter Winterschutz nötig
  • Topfkultur ist möglich

 

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Gundermann ‚Variegata‘ mit weißen Blattspitzen

Pflanzung und Aussaat von Gundermann

Glechoma hederacea kann man entweder pflanzen oder säen. Eine Direktpflanzung vorgezogener Exemplare ins Freiland ist bereits im Frühling, zwischen März und April möglich. Die Aussaat muss dagegen etwas früher oder aber im Herbst erfolgen. Denn Gundelreben gehören zu den Kaltkeimern, weshalb ihre Samen einen gewissen Kältereiz zur Keimung benötigen.

Denkbar ist für die Aussaat einerseits eine Vorzucht im Februar, die dann unter Glas in vorbereitete Frühbeete oder indoor in Anzuchtschalen erfolgt. Wählt man letztere Methode, stellt man die Anzuchttöpfe nach dem Säen für ein paar Tage in den Kühlschrank. Andererseits kann zwischen September und Oktober auch eine Direktaussaat ins Freiland erfolgen. Bei Herbstausbringung keimt die Pflanze dann etwas langsamer und treibt erst im folgenden Frühjahr richtig aus.

Nach der Aussaat ist der Anzuchtboden gleichmäßig feucht zu halten. Sobald die Keimlinge eine Wuchshöhe von ca. 10 cm erreicht haben, kann man sie vereinzeln. Da die Gundelrebe mit nur 15 bis 30 cm Wuchshöhe nicht sonderlich groß wird, reicht ein finaler Pflanzabstand von etwa 15 cm.

Achtung: Obgleich die oberirdischen Pflanzenteile von Glechoma hederacea nicht besonders hoch wachsen, bildet die flachwurzelnde Pflanze recht schnell ziemlich lange Ausläufer, die eine Länge von bis zu 2 m erreichen können. Wer eine unkontrollierte Ausbreitung im Freiland verhindern möchte, sollte daher eine Wurzelsperre in den Boden einbringen.

 

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Die malerischen, blau-violetten Lippenblüten von Glechoma hederacea

Gundermann gießen und düngen

Gundelreben sind äußerst anspruchslose Kräuterpflanzen. Kurzfristige Trockenperioden überstehen sie in der Regel problemlos, sodass manuelle Bewässerung im Freiland nur an besonders heißen Tagen notwendig ist. Im Topf könnte dagegen öfter mal ein Gießgang vonnöten sein, da Topferde schneller austrocknet als Freilandsubstrate. Kalkhaltiges Gießwasser kann dabei ohne Bedenken zur Bewässerung genutzt werden.

Trotz leicht erhöhtem Nährstoffbedarf ist eine Düngung von Glechoma hederacea nur selten nötig. Eine gute Grunddüngung im Zuge der Pflanzung oder die Wahl nährstoffreicher Kräutererde kann den Düngeaufwand hier bereits für mehrere Jahre reduzieren. Sollten sich doch einmal Nährstoffmängel bemerkbar machen, kann man einmal Jährlich vor der Blütezeit zwischen April und Juli mit Kräuterdünger oder Komposterde nachhelfen.

 

Gundermann ernten und schneiden

Gundermann gehört zu den traditionellen Frühlingskräutern. Dementsprechend erstreckt sich die Haupterntezeit seiner frischen Blätter von März bis Mai. Grundsätzlich kann man bis Herbst aber durchgehend ernten.

Die Blätter eignen sich für Salate und als gegarte Gemüsebeilage ebenso gut wie für Kräutertee, Kräuterquark oder Kräuterbutter. Zupfen Sie die Blätter am besten einzeln von den Stängeln ab. So können Sie trotz Ernte ab April noch die dekorativen Blüten der Kräuterpflanze genießen.

Komplett zurückschneiden muss man die Gundelrebe eigentlich nicht. Allerdings kann es im Freiland ratsam sein, ab und an die langen Ausläufer der Pflanze etwas einzukürzen. Schneiden Sie zu diesem Zweck einfach mit einem scharfen Messer die wuchernen Seitentriebe der Pflanze ab.

 

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Wer die Gundelrebe munter wuchern lässt, erhält mit der Pfanze einen dekorativen Bodendecker. Allerdings ist für andere Pflanzen am Standort dann kaum mehr ein Durchkommen möglich.

Mögliche Krankheiten und Schädlinge

Glechoma hederacea ist äußerst robust und wird nur selten von Schadbildern heimgesucht. Gelegentlich treten zwischen Sommer und Herbst Rostpilze auf und Mehltau auf. Befallene Pflanzenteile sollten dann zeitnah abgeschnitten und im Restmüll entsorgt werden.


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