Der Ginseng (Panax ginseng) ist gemeinhin auch als Kraftwurzel bekannt. Tatsächlich besitzt die Ginsengwurzel auch eine äußerst vitalisierende und somit kraftspendende Wirkung. Obwohl er aber eher als asiatisches Heilkraut bekannt ist, kann man auch bei uns im Freiland problemlos Ginseng pflanzen.
Inhaltsverzeichnis
ToggleEin Kultkraut aus der TCM
In Asien gehört die Ginsengwurzel zu den ältesten Heilkräutern überhaupt, das schon vor Jahrtausenden zu medizinischen Zwecken angebaut wurde. Entdeckt worden sein soll sie erstmals vor rund 5.000 Jahren in den Bergen der Mandschurei.
Bekannt ist die Kraftwurzel seither vor allem als Stärkungsmittel aus dem Bereich der TCM Kräuter. Allerdings kennt ihn neben der chinesischen auch die koreanische Medizin schon ewig. Zudem ist er nicht nur als Arznei-, sondern auch als Lebensmittel in Gebrauch.
Ginsengwurzel als Nahrungsmittel
Wie viele asiatischen Heilkräuter dient auch die Ginsengwurzel nicht nur als Arzneimittel. Neben dem berühmten Ginsengtee nutzt man ihn dabei auch als Zutat für Suppen, Süßigkeiten (z.B. Bonbons oder Kekse) und Kaffee. Ebenfalls gängig ist die Herstellung von Ginsenghonig Ginsengschnaps und frittierter Ginsengwurzel.
Man sagt der Ginsengwurzel gerne Ähnlichkeiten zur Alraunenwurzel nach, besitzen beide Pflanzenwurzeln doch ein menschenähnliches Aussehen. Darauf verweist auch der chinesische Name des Ginsengs rénshēn (人參), der übersetzt „menschenförmige Ginsengwurzel“ bedeutet.
Inhaltsstoffe und Wirkung von Ginseng
In der Traditionellen Chinesischen Medizin gilt Ginsengwurzel als sogenanntes Yang-Kraut. Damit sind TCM Kräuter gemeint, die eine wärmende, belebende und anregende Wirkung besitzen. Speziell wegen ihrer anregenden Wirkung wird die Ginsengwurzel traditionell als pflanzliches Aphrodisiakum genutzt.
Gleichwohl wird die Ginsengwurzel in der TCM dem Feuer zugeordnet.Ginseng ist somit gemäß der Fünf-Elemente-Lehre ein Kraut, das das Herz-Qi stärken soll. Tatsächlich weisen zahlreiche Studien darauf hin, dass die antioxidativen Ginsenoside der Ginsengwurzel gegen Herzerkrankungen wirksam sind. Doch die Ginsengwurzel kann noch mehr.
So wird die Kraftwurzel inzwischen zum Beispiel als vielversprechendes Naturheilmittel gegen Erschöpfung und Müdigkeit empfohlen. Ebenso soll das Wurzelkraut eine immunstärkende Wirkung besitzen. Dabei spielen neben Ginsenosiden auch medizinisch wirksame Polysaccharide des Ginsengs eine wichtige Rolle.
Wichtig: Ginsengpräparate können die Blutgerinnung verzögern. Es ist deshalb entschieden davon abzuraten Ginseng vor operativen Eingriffen mit hohem Blutungsrisiko einzunehmen.
Ginseng pflanzen – Standort und Ablauf
Der Legende nach soll der Berggott des koreanischen Berges Jinaksan vor etwa 1.500 Jahren einem jungen Mann im Traum den Weg zu einer Ginseng-Pflanze gezeigt haben. Dessen Mutter war todkrank und die Behandlung mit Ginsengwurzel soll ihr das Leben gerettet haben. Darauf hin begann der junge Mann, Ginseng erstmals gezielt zu kultivieren.
Eine Kultur, die mit viel Geduld verbunden ist. Denn Ginseng keimt gemeinhin erst nach zwei Jahren, weshalb man sich bei einer Aussaat auf einen langwierigen Kulturprozess mit umsichtiger Pflege der Saat einstellen muss. Deutlich unkomplizierter ist es da, eine vorgezogene Ginsengwurzel zu pflanzen.
Der richtige Standort für Ginseng
Wenngleich Vertreter aus der Familie der Araliengewächse, zu der die Gattung Panax gehört, eher in den Tropen anzutreffen sind, zeigt sich doch gerade Panax ginseng diesbezüglich recht untypisch. Sein Verbreitungsgebiet reicht von Nordkorea über den Südosten Russlands bis nach China. Dort bevorzugt er schattige Standorte in Laub-, Misch- und Bergwäldern und ist bis -20 °C winterhart.
Idealerweise sollte der Standort für Ginseng nicht mehr als 10 Prozent des täglichen Sonnenlichts abbekommen. Ansonsten könnten Wachstumsstörungen und Unkrautwuchs drohen. Wählen Sie also besser einen sonnenarmen Standort unter großen Laubbäumen bzw. mit Lage auf der Nord- oder Nordostseite.
Mit Blick auf die Substratwahl wünscht sich die Ginsengwurzel einen tiefgründigen, durchlässigen, nährstoff- und humusreichen Boden. Mit Komposterde, Kies und Sand angereicherte Gartenerde sollte hier aber ausreichen. Der passende pH-Wert des Bodens liegt für die Bedürfnisse von Panax ginseng im sauren Bereich, zwischen 4,5 und 6,5 Punkten.
Einzelheiten zum Standort für Ginseng:
- geschützter und schattiger Standort
- idealerweise unter großen Laubbäumen pflanzen
- durchlässiger, nährstoffreicher und humoser Boden
- sandig-kiesige Substrate am besten geeignet
- pH-Wert des Bodens: sauer, bei 4,5 bis 6,5
- Panax ginseng ist bis -20 °C winterhart
Aussaat von Ginseng
Wer im Urlaub oder bei anderer Gelegenheit ein paar der nierenförmigen Samen des Ginseng ergattern konnte, kann es durchaus auf eine Aussaat ankommen lassen. Der richtige Zeitpunkt für die Aussaat liegt dann im Herbst oder Frühwinter.
Will man sich beim Aussäen von Ginseng eine lange Keimzeit ersparen, ist es ratsam, auf stratifiziertes Saatgut zu setzen. Alternativ dazu kann man die Stratifizierung auch selbst durchführen.
Dazu muss man die Ginsengsamen etwa 7 bis 10 Monate vor der Aussaat in einen mit Sand gefüllten Behälter geben und dann kühl (zum Beispiel im Kühlschrank) lagern. Zum Schutz kann man die Samen auf dem Sand mit etwas Stroh abdecken.
Die Kältebehandlung verkürzt die Keimzeit von Ginseng erheblich, wobei sich bei einer Herbstaussaat schon im Frühling des Folgejahres erste Keimblätter zeigen können. Säen Sie die Ginsengsamen dabei immer in frisch-feuchte Erde (z.B. nach einem Herbstregenschauer) und halten Sie einen Saatabstand von ca. 35 cm ein.
Die Saattiefe für Ginsengsamen beträgt etwa 0,5 cm bei einer Bodentiefe von mindestens 5 cm. Nach der Aussaat deckt man die Samen abschließend mit Laub oder Mulch ab.
Pflanzung von Ginsengwurzel
Eine unbeschädigte und ungetrocknete Ginsengwurzel aus dem Handel lässt sich durchaus im Garten pflanzen. Alternativ dazu gibt es natürlich auch vorgezogene Jungpflanzen. Beide Varianten des Ginseng pflanzen Sie entweder im zeitigen Frühjahr zwischen März und April oder aber im Herbst.
Lockern Sie das Standortsubstrat vorab gut auf und reichern Sie es mit Sand für eine bessere Bodendurchlässigkeit an. Ergänzend ist eine Kiesdrainage im Pflanzloch ratsam, das einen Durchmesser von ca. 40 bis 50 cm haben sollte. Wer die Ginsengwurzel im Topf pflanzen möchte, wählt ein Pflanzgefäß des selben Durchmessers.
Achten Sie unbedingt auf einen ausreichend tiefgründigen Boden, wenn Sie vorgezogene Exemplare des Ginseng pflanzen möchten. Denn die Ginsengwurzel wächst äußerst lang. Pro Quadratmeter sollten später nicht mehr als 10 bis 15 Pflanzen wachsen.
Dieser Kulturschritt gilt auch für das Vereinzeln vorgezogener Ginsengwurzeln.
Ginseng gießen und düngen
Bei guter Pflege werden Ginseng-Pflanzen bis zu 80 cm hoch. Dazu ist aber eine maßvolle Bewässerung notwendig, denn neben zu viel Licht verträgt die Ginsengwurzel auch keine Staunässe. Trockenheit macht der Pflanze hingegen deutlich weniger aus, weshalb man im Freiland allenfalls moderat wässern sollte, wenn natürliche Niederschläge ausbleiben. Im Topf ist mehr Augenmaß bei der Bewässerung gefragt
Bei Panax ginseng handelt es sich um einen Starkzehrer. Er muss folglich regelmäßig gedüngt werden. Das ist etwa alle 4 bis 8 Wochen der Fall, wobei reifer Kompost am besten zur Düngung geeignet ist. Um den sauren pH-Wert langfristig zu erhalten und Unkrautbildung vorzubeugen, kann es außerdem sinnvoll sein, im Wurzelbereich Rindenmulch aus Nadelgehölz auszubringen.
Das schützt die Ginsengwurzel auch gleich vor überschüssigem Niederschlag, der vor allem in den Wintermonaten tunlichst zu vermeiden ist. Trotz sehr guter Winterhärte kann Schmelzwasser dem Wurzelkraut nämlich schnell gefährlich werden. Eine zusätzliche Abdeckung mit Reisig oder Gartenvlies kann hier helfen.
Ginseng ernten und vermehren
Bis zur ersten Ginseng-Ernte können 3 (bei vorgezogenen Pflanzen) bis 7 Jahre (bei Aussaat) vergehen. Erst dann ist die Ginsengwurzel mit einer Länge von ca. 15 cm kräftig genug und reich an heilsamen Inhaltsstoffen. Graben Sie die Pflanze zur Ernte im Herbst aus und schneiden Sie die Wurzel mit einem scharfen Messer ab.
Die Wurzeln werden im Anschluss getrocknet und können dann beispielsweise für die Zubereitung von Ginsengtee oder als Gemüsebeilage verwendet werden.
Teilsstücke der Ginsengwurzel können danach auch zur Vermehrung genutzt werden. Alternativ dazu ist es auch möglich, Saatgut von der Pflanze abzusammeln, die nach etwa 3 bis 4 Jahren zum ersten Mal ihre markanten, kräftig roten Beerenfrüchte ausbildet.
Echte und vermeintliche Panax-Arten
Die Gattung Panax gibt es in bis zu 13 verschiedenen Arten, wobei es neben dem auch als Asiatischer Ginseng oder Koreanischem Ginseng bekannten Echten Ginseng (Panax ginseng) noch andere, heilpflanzlich genutzte Ginseng-Arten gibt. Hierzu gehören:
- Amerikanischer Ginseng (Panax quinquefolius)
- Chinesischer Ginseng (Panax notoginseng)
- Japanischer Ginseng (Panax japonicus)
- Tibetischer Ginseng (Panax pseudoginseng)
Weißer Ginseng und Roter Ginseng
Weiße und Rote Ginsengwurzel werden oft fälschlicherweise für Sorten des Panax ginseng gehalten. Allerdings handelt es sich hierbei lediglich um zwei verschiedene Trockungsmethoden für das Wurzelkraut. Je nach Variante kann dabei der Wirkstoffgehalt der Ginsengwurzel variieren:
- Roter Ginseng: Die ältere der beiden Ginsengvarianten. Frisch geerntete Ginsengwurzeln werden vor dem Trocknen mit Wasserdampf behandelt. Dadurch erhalten sie eine rötlich-braune Färbung, die beim Marinieren sogar in eine tiefes schwarz-rot übergehen kann.
- Weißer Ginseng: Wird die Ginsengwurzel nach der Ernte geschält und im Zuge der Trocknung gebleicht, spricht man vom weißen Ginseng. Modernere Trocknungsverfahren sind dazu in der Lage, weiße Ginsengwurzel schonender ohne Schälen und Bleichen herzustellen, wodurch die heilsamen Inhaltsstoffe besser erhalten bleiben.
Falsche Ginseng-Arten
Während Amerikanischer, Chinesischer, Japanischer und Tibetischer Ginseng tatsächlich zur Gattung Panax gehören, gibt es auch einige falsche Ginseng-Arten. Hierzu gehören:
- Brasilianischer Ginseng (Pfaffia paniculata)
- Indischer Ginseng (Wilthania somnifera)
- Peru-Ginseng (Lepidium peruvianum)
- Sibirischer Ginseng (Eleutherococcus senticosus)
Darüber hinaus ist im Handel häufig ein Ginsengbaum alias Ficus ‚Ginseng‘ erhältlich. Es handelt sich hierbei um eine Sorte der Feige, genauer gesagt der Chinesischen Feige oder Lorbeer-Feige (Ficus microcarpa), die gerne als Bonsai kultiviert wird.
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