Der Storchschnabel (Geranium) ist nicht nur eine ziervolle Frühlingsblume, sondern auch ein altes Heilkraut. Es gibt also gleich zwei Gründe, das schöne Gewächs im Frühling mit in die Gartenbepflanzung einzubinden. Gerade mit Blick auf die Verwendung als Heilpflanze sollte man dabei die Arten und Sorten von Geranium aber sicher zu unterscheiden wissen.
Inhaltsverzeichnis
ToggleVon Störchen, Reihern und Kranichen
Die Gattung Geranium stellt die Stammgattung in der Familie der Storchschnabelgewächse (Geraniaceae). Eine relativ kleine Pflanzenfamilie mit nur fünf bis sechs Gattungen, was aber nicht heißt, dass es hier nicht regelmäßig zu Verwechslungen käme. Das gilt insbesondere für folgende drei Arten der Familie:
- Kranichschnabel / Pelargonie (Pelargonium)
- Reiherschnabel (Erodium)
- Storchschnabel / Geranie (Geranium)
Taxonomische Neuzuordnung innerhalb der Geraniaceae
Dass die drei genannten Arten nach langen Vogelschnäbeln benannt sind, liegt in der Fruchtform der Pflanzen begründet. Denn ihre langstieligen Spaltfrüchte besitzen einen schnabelartigen Fortsatz, der für die Früchte aller Storchschnabelgewächse charakteristisch ist.
Weil sie sich so ähnlich sehen, zählte man früher sogar viele Geraniaceae zur selben Gattung. Das gilt vor allem für Pelargonien, die bis ins 18. Jahrhundert noch zur Gattung Geranium gehörten. Hinzu kommt, dass auch Pelargonien als Kräuterpflanzen genutzt werden.
Das aus der Kap-Pelargonie gewonnene Pelargonienwurzelextrakt (Umckaloabo) ist zum Beispiel als naturheilkundliches Mittel gegen Erkältung in Gebrauch. Darüber hinaus wird das Geraniumöl, ein wertvolles Duftöl zur Herstellung von Parfüm, noch heute oft durch Wasserdampfdestillation aus Pelargonium gewonnen.
Unterschied zwischen Geranien und Pelargonien
An den eigentümlichen Früchten, deren Form an einen Vogelkopf mit langem Schnabel erinnert, erklärt sich auch der Gattungsname von Geranium. Er stammt vom griechischen Wort géranos für „Kranich“ ab. Ein Umstand, der gerne für Verwirrung sorgt, werden neben den eigentlichen Geranien doch auch die Arten der Pelargonie gerne als Geranien bezeichnet.
Es gibt jedoch einige signifikante Unterschiede zwischen beiden Gattungen. Beispielsweise sind die Stängel von Pelargonien meist markant mit leichtem Filz besetzt, während Geranium-Stängel bis auf wenige Ausnahmen überwiegend glatt erscheinen. Außerdem besitzt Pelargonium zygomorphe Blüten, wohingegen die von Geranium radiärsymmetrisch sind.
Storchschnabel als Heilpflanze
Geranium ist spätestens seit dem Mittelalter als Heilpflanze belegt. Beliebte Anwendungsformen sind neben Geraniumöl vor allem Storchschnabeltinktur und Storchschnabeltee. Dabei gibt es mehr als eine Geranium-Art mit heilpflanzlichen Qualitäten. Verwendet werden vorrangig die Blätter sowie der Wurzelstock der Pflanzen. Ausschlaggebend für eine Eignung als Naturheilmittel ist diesbezüglich der Wirkstoffgehalt verschiedener Arten.
Inhaltsstoffe und Wirkung von Storchschnabel
Geranium ist reich an pflanzlichen Gerbstoffen (Tanninen). Genauer gesagt, sind es Ellagitannine wie Geraniin, deren adstringierende Wirkung die Blutgefäße zusammenzieht und deshalb Blutungen stillen. Auch verhindern sie das Eindringen von Keimen in die Haut, weshalb sie Hautinfektionen (z.B. bei Verletzungen) vorbeugen können.
Weiterhin nennenswert sind unter den Inhaltsstoffen von Geranien verdauungsfördernde Bitterstoffe sowie Flavonoide und Terpene. Letztere beiden wirken antioxidativ, antimikrobiell und entzündungshemmend. Eines der wichtigsten Monoterpene ist hierbei Geraniol, das nach den Geranien benannt wurde.
Hinzu kommen bei Geranium immun-, stoffwechsel- und herz-kreislauf-stärkende Carbonsäuren wie Ascorbinsäure (Vitamin C), Apfelsäure und Zitronensäure. Insgesamt lassen sich folgende Inhaltsstoffe für die Heilpflanze festhalten:
- Carbonsäuren: Apfelsäure, Vitamin C, Zitronensäure
- Flavonoide: Hyperosid, Isoquercitrin, Rutosid
- Gerbstoffe: Castalagin, Geraniin, Isogeraniin, Vescalagin
- Terpene: Geraniol
Heilpflanzlich genutzte Arten
Als eine der Erstbeschreiberinnen von Geranium als Heilkraut gilt Hildegard von Bingen. Sie empfahl gemahlenes Ruprechtskraut (Geranium robertianum) als auswurfförderndes Mittel gegen Schnupfen und verschleimten Hals, aber auch zur Behandlung von Harnwegsbeschwerden wie Blasensteine oder blutige Blaseninfekte.
In Kombination mit Weinraute und Poleiminze sollte Ruprechtskraut zudem herzstärkend und antidepressiv wirken. Auch eine Nutzung gegen Durchfall, Gicht, Zahnschmerzen und Fieber ist bekannt. Ebenfalls Anwendung fand Geranium robertianum als blutstillendes sowie antiseptisches Mittel gegen Nasenbluten und zur Wundbehandlung. Zu den Wundleiden zählen hier auch wunde Brustwarzen nach dem Stillen sowie heftige Regelblutungen, weshalb Storchschnabel traditionell als Frauenheilkraut verwendet wird.
Speziell mit Blick auf die blutstillenden Eigenschaften von Geranium ist zudem auch der als Blutkraut oder Blutröschen bekannte Blutrote Storchschnabel (Geranium sanguineum) als altes Heilkraut bekannt. Sein Name rührt von seinem blutroten Herbstlaub sowie den kräftig rot gefärbten Blütennerven her, die an fein aderige Blutgefäße erinnern. In diesem Zusammenhang soll Blutkraut auch bei Herz- und Gefäßerkrankungen helfen. Drei weitere heilpflanzlich genutzte Arten mit hohem Wirkstoffgehalt sind außerdem:
- Gefleckter Storchschnabel / Wilde Geranie (Geranium maculatum)
- Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre)
- Wald-Storchschnabel / Wald-Geranie (Geranium sylvaticum)
Geranien pflanzen – Standort und Ablauf
Arten der Gattung Geranium sind weltweit verbreitet, wobei gerade die heilpflanzlich genutzten Varianten auch in Europa heimisch sind. Sie besitzen also eine sehr gute Winterhärte bis -29 °C und lassen sich problemlos ganzjährig im Garten pflanzen.
Geranien erreichen eine Wuchshöhe von bis zu 70 cm und eignen sich deshalb gut als Hintergrundbepflanzung im Blumen- oder Kräuterbeet. Beliebt ist die Pflanze vor allem im Naturgarten, Steingarten und Schattengarten sowie auf der Blumenwiese oder Futterwiese.
Doch auch auf der Bienenweide macht sich die Pflanze gut, da der Nektar ihrer ungefüllten Blüten leicht zugänglich für Nützlinge ist. Alternativ kann man Geranium auch im Balkonkasten oder Topf kultivieren.
Der richtige Standort für die Geranie
Die Geranie wünscht sich einen halbschattigen bis sonnigen Standort. Viele ihrer Arten stehen hier gerne etwas trockener. Es gibt aber auch feuchtigkeitsliebende Arten wie die Wald- oder Sumpf-Geranie. Letztere bevorzugt als klassische Sumpf- und Wasserpflanze feuchte bis nasse Uferstandorte oder Feuchtwiesen.
Als Standortsubstrat empfiehlt sich ein durchlässiger, humoser und nährstoffreicher Boden. Sandig-lehmige oder kiesig-lehmige Substrate sind demnach ideal. Mit Blick auf den pH-Wert des Bodens sind basische Substrate zwischen 8 und 10 Punkten ratsam.
Einzelheiten zum Standort für Storchschnabel:
- sonniger bis halbschattiger Standort
- sandig-lehmiges oder kiesig-lehmiges Substrat
- trockene, durchlässige, humose, nährstoffreiche Böden
- Arten wie palustre und sylvaticum stehen gerne etwas feuchter
- pH-Wert des Bodens: basisch, von 8 bis 10
- Storchschnabel ist bis -29 °C winterhart
Pflanzanleitung für Storchschnäbel
Ein geeigneter Pflanztermin für die Geranie findet sich im Frühling, zwischen März und April. Frühe Sorten beginnen ihre Blütezeit nämlich schon im Mai und blühen dann teilweise bis August oder September durch. Bei einer Pflanzung Mitte Frühling haben die ziervollen Blumen also noch ausreichend Zeit sich am Standort einzugewöhnen und dann eine reiche Blüte auszubilden.
Das Standortsubstrat ist vor der Pflanzung bei Bedarf mit etwas Sand oder Kies anzureichern. Auch eine leichte Grunddüngung mit Komposterde ist empfehlenswert. Bei Kultur feuchtigkeitsliebender Arten auf sehr nassem Ufergrund ist die Pflanzung in Pflanzkörben ratsam.
Storchschnäbel können eine Wuchsbreite zwischen 15 und 50 cm erreichen. Der Pflanzabstand beträgt deshalb artabhängig entweder 15 bis 30 cm oder 30 bis 50 cm. Als Faustregel gilt: Pro Quadratmeter sollten final nicht mehr als 10 Pflanzen stehen.
Geranie gießen und düngen
In den ersten Wochen nach der Pflanzung sollte man die Etablierung der Geranie am Standort durch konstante Bodenfeuchte unterstützen. Bleiben natürliche Niederschläge aus, ist deshalb manuell zu bewässern. Kalkhaltiges Leitungswasser können Sie hierfür problemlos verwenden, da Storchschnäbel recht kalktolerant sind.
Zur Düngung genügt die Gabe von etwas Kompost im Frühling vor der Blüte. Auf ein Mulchen mit Koniferenmulch (z.B. Pinienrinde) ist hingegen zu verzichten, da Koniferenholz den Boden schnell sauer macht und somit den Boden-pH-Wert empfindlich verändert.
Geranie schneiden und vermehren
Mit Blick auf den Rückschnitt reicht es aus, die Pflanzen im Herbst bodennah zurückzuschneiden, um im Frühjahr einen kräftigen Neuaustrieb zu fördern. Stauden, die sehr ausladend wachsen oder unkontrolliert Ausläufer bilden, kann man ergänzend an den Seiten etwas einkürzen.
Die Vermehrung gelingt bei horstig wachsenden Arten der Geranie am besten über Wurzelteilung. Arten, die Ausläufer bilden, kann man außerdem über Ableger oder Stecklinge vermehren.
Interessante Arten der Gattung Geranium
Geranium ist eine vergleichsweise große Pflanzengattung mit rund 430 verschiedenen Arten. Hinzu kommen zahlreiche Kulturhybride von denen die bunten Sorten folgender Hybride am beliebtesten sind:
- Cambridge-Storchschnabel (Geranium x cantabrigiense): ‚Berggarten‘, ‚Biokovo‘, ‚Cambridge‘, ‚Harz‘, ‚Karmina‘, ‚Lohfelden‘, ‚Saint Ola‘
- Garten-Geranie (Geranium x cultorum): ‚Confetti‘, ‚Coombland White‘, ‚Dreamland‘, ‚Elworthy Eyecather‘, ‚Rozanne‘, ‚Tanya Rendall‘
- Pracht-Storchschnabel (Geranium x magnificum): ‚Anemoniflorum‘, ‚Blue Blood‘, ‚Rosenmore‘, ‚Turco‘
- Oxford-Storchschnabel (Geranium x oxonianum): ‚Claridge Druce‘, ‚Katherine Adele‘, ‚Lady Moore‘, ‚Orkney Cherry‘, ‚Rebecca Moss‘, ‚Rose Clair‘, ‚Rosenlicht‘, ‚Wargrave Pink‘
Während manche Arten der Geranie in buschigen Horsten wachsen, bilden andere weitläufige Ausläufer aus, die sie ähnlich wie sehr kleinwüchsige Arten für eine Nutzung als Bodendecker prädestinieren. Darüber hinaus kann auch die Blütezeit der Geranie artabhängig stark variieren. Hier ein paar der schönsten Arten für die Kultur im Garten:
Art | Beschreibung |
---|---|
Balkan-Storchschnabel Geranium macrorrhizum | Blütezeit: Juli bis August Blütenfarbe: purpurrote Blüten Wuchshöhe: 20 bis 50 cm Herkunft: Balkan Besonderheiten: äußerst lange, rosarote Staubfäden; schattiger und trockener Standort Sorten: 'Bevan', 'Camce', 'Czakor', 'Ingwersen', 'Spessart', 'White Ness' |
Blutroter Storchschnabel Blutkraut / Blutblümchen Geranium sanguineum | Blütezeit: Mai bis September Blütenfarbe: purpurrote Blüten Wuchshöhe: 30 bis 40 cm Herkunft: Europa Besonderheiten: Dauerblüher, blutrotes Herbstlaub; sonniger und trockener Standort; es sind weiße Sorten erhältlich Sorten: 'Album', 'Apfelblüte', 'Cannon Miles', 'Dylis', 'Elke', 'Elsbeth' 'Max Frei', 'Shooting Star', 'Striatum', 'Tiny Monster' |
Brauner Storchschnabel Geranium phaeum | Blütezeit: Mai bis Juni Blütenfarbe: dunkelviolette Blüten Wuchshöhe: 30 bis 70 cm Herkunft: Europa Besonderheiten: graugrüne Blätter mit braunen Flecken; schattiger und trockener Standort Sorten: 'Lily Lovell', 'Hoan Baker', 'Samobor', 'Sirak', 'Summer Skies', 'Variegatum' |
Gefleckter Storchschnabel Wilde Geranie Geranium maculatum | Blütezeit: April bis Juni Blütenfarbe: rosa Blüten Wuchshöhe: 40 bis 60 cm Herkunft: Amerika Besonderheiten: heilpflanzlich genutzte Art; feuchte und halbschattige Standorte Sorten: 'Chatto', 'Elizabeth Ann', 'Espresso', 'Schokoprinz', 'Stormy Night', 'Vickie Lynn' |
Himalaya-Storchschnabel Geranium himalayense | Blütezeit: Mai bis Juni Blütenfarbe: blauviolette Blüten Wuchshöhe: 10 bis 30 cm Herkunft: Asien, Himalaya Besonderheiten: sehr gut winterhart; kleinwüchsige Geranie; guter Bodendecker; steht gerne halbschattig und feucht Sorten: 'Baby Blue', 'Gravetye' |
Kaukasus-Storchschnabel Geranium renardii | Blütezeit: Juni bis Juli Blütenfarbe: weiße bis blassrosa Blüten Wuchshöhe: 20 bis 30 cm Herkunft: Kaukasus Besonderheiten: horstbildende Geranie; wintergrüne, grüngraue Blätter; gut für Naturgärten; als Bienenweide zu empfehlen; sonniger und trockener Standort Sorten: 'Philippe Vapelle', 'Terre franche', 'Wintergroen' |
Ruprechtskraut Geranium robertianum | Blütezeit: April bis September Blütenfarbe: rosarote Blüten Wuchshöhe: 10 bis 50 cm Herkunft: Afrika, Asien, Europa Besonderheiten: Dauerblüher, alte Heilpflanze |
Sumpf-Storchschnabel Geranium palustre | Blütezeit: Juni bis September Blütenfarbe: purpurrote Blüten Wuchshöhe: 30 bis 80 cm Herkunft: Europa Besonderheiten: heilpflanzlich genutzte Geranie; feuchter Standort Sorten: 'Naturtalent' |
Wald-Storchschnabel Wald-Geranie Geranium sylvaticum | Blütezeit: Mai bis Juli Blütenfarbe: purpur-violette Blüten Wuchshöhe: 30 bis 60 cm Herkunft: Asien, Europa Besonderheiten: heilpflanzlich genutzte Art; gut für naturnahe Pflanzkonzepte und schattigere Standorte; es gibt Sorten mit weißen und dunkelblauen Blüten; halbschattiger und feuchter Standort Sorten: 'Album', 'Baker's Pink', 'Mayflower', 'Meran' |
Wiesen-Storchschnabel Blaues Schnabelkraut Geranium pratense | Blütezeit: Juni bis August Blütenfarbe: blauviolette Blüten Wuchshöhe: 20 bis 80 cm Herkunft: Asien, Europa Besonderheiten: ideal für Pflanzungen auf der Blumenwiese oder Bienenweide; es sind Sorten mit hellen und dunklen Blütentönen erhältlich Sorten: 'Black Beauty', 'Brookside', 'Dark Reiter', 'Johnson's Blue', 'Midnight Reiter', 'Mrs. Kendall Clark', 'Plenum', 'Splish Splash' |
Mögliche Krankheiten und Schädlinge
Geranien sind in der Regel recht robust und werden nur selten von Schadbildern befallen. Nur gelegentlich treten Krankheiten wie Mehltau oder ein Befall mit Stängelälchen an den Pflanzen auf.
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