Der Frauenmantel (Alchemilla) trägt seinen Namen nicht umsonst. Schon seit der Antike ist er als Frauenheilkraut in Verwendung und wird seither zur Behandlung der unterschiedlichsten Frauenleiden eingesetzt. Im Mittelalter berühmt war außerdem die Frauenmantelhändlerin. Sie zog vielerorts durch die Straßen und verkaufte den auch als „Allerfrauenheil“, „Mutterkraut“ und „Frauentrost“ bekannten Frauenmantel im ambulanten Straßenhandel.
Charakteristisch für Alchemilla sind die ausladenden Blattspreiten, deren handförmige Blattlappen die Blätter wie kleine Fächer oder eben einen Mantel erscheinen lassen. In deren Mitte sammelt sich am Morgen der Tau, was in der Vergangenheit für zahlreiche Mythen und Legenden sorgte.
So gilt Frauenmantel in der nordischen Mythologie beispielsweise als Lieblingskraut der Fruchtbarkeitsgöttin Freya. Die Tränen, die sie für ihren Gemahl Óðr vergoss, als dieser in die Schlacht zog, sollen sich als Tau- und Regentropfen in den Blattbechern des Frauenmantels gesammelt haben. Dementsprechend wurde Alchemilla im Altertum auch „Taubecher“ oder „Taukraut“ genannt und Heilkundige stellten aus dem Tauwasser der Pflanze heilsame Pflanzendestillate her.
Im christlichen Aberglauben galt Frauenmantel wiederum als Zauberpflanze, die der Gottesmutter Maria geweiht war. Frauen, die die Pflanze berührten oder ihre Auszüge tranken, wurde himmlischer Segen zu Teil der sich namensgemäß wie ein schützender Mantel um sie legte. Damit erklärt sich auch der Beiname „Muttergottesmantel“ für Alchemilla.
Und tatsächlich leistet die Heilpflanze in der Frauenheilkunde vielseitige Hilfe. Ob Zyklus-, Schwangerschafts- oder Wechseljahrsbeschwerden – der „Schutz der Muttergöttinnen“ in Alchemilla ist stark. Insbesondere Gärtnerinnen ist eine Kultur daher wärmstens empfohlen.
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ToggleFrauenmantel in der Küche und Medizin
Der fachbotanische Name Alchemilla für Frauenmantel leitet sich unverkennbar vom Wort „Alchemie“ ab und bedeutet so viel wie „kleine Alchemistin“. Die Bezeichnung entstammt dem Gart der Gesundheit, einem der bedeutendsten Kräuterbücher des 15. Jahrhunderts aus der Feder des deutschen Arztes und Botanikers Johann Wonnecke von Kaub. Darin beschrieb von Kaub unter anderem auch die Nutzung der Pflanze durch Alchemisten. Sie waren der Überzeugung, dass im Tauwasser, das sich in den trichterartigen Blatfächern des Frauenmantels sammelt, die konzentrierte Heilkraft des Krautes eingeschlossen ist.
Das Kräutlein treibt ein rundes Blatt
Wie keines ringsherum es hat.
Mit zierlich eingekerbtem Rand
Ist für den Tau es angespannt,
Recht als ein Schälchen hingestellt,
in welches Perl`auf Perle fällt.
So hebt es auf des Himmels tau,
der niedersinkt auf Flur und Au`,
Manch Elflein gegen Morgen kommt,
das dürstet, dem zu trinken frommt,
Schöpft aus dem Schüsselchen und spricht:
Ein bessres Labsal gibt es nicht
Johannes Trojan, deutscher Schriftsteller
Die Guttationstropfen, welche Alchemisten seiner Zeit aus dem Frauenmantel gewannen gelten heute als Grundlage für das Herstellungsprinzip von Globuli. Heilpflanzlich genutzt werden bis heute aber eher das blühende Kraut der Alchemilla selbst. Aus Ihnen wird unter anderem der wohltuende Frauenmanteltee hergestellt. Dessen Heilwirkung soll sowohl bei Zyklusbeschwerden wie PMS oder Östrogendominanz, als auch bei Wechseljahrsbeschwerden helfen. Auch stillende Mütter vertrauen auf die Heilwirkung des Frauenmantels, etwa zur Förderung der Muttermilch.
Ein wichtiger Wirkstoff in Alchemilla ist diesbezüglich Phytosterin. Der hormonähnliche Pflanzenstoff kann im weiblichen Körper die Funktion weiblicher Hormone nachahmen. Dabei ist die Wirkung von Frauenheilkraut auf die Frauengesundheit so gut, dass sie selbst bei Unfruchtbarkeit und tiefgreifenden Unterleibserkrankungen helfen soll. Der berühmte Schweizer Kräuterpfarrer, Johann Künzle, der sich eingehend mit dem Frauenmantel als Schutzpflanze der Gottesmutter beschäftigt hat, schreibt hierzu:
„Zwei Drittel aller Frauenoperationen würden bei frühzeitiger und längerer Verwendung von Frauenmantel gänzlich überflüssig, denn Frauenmantel heilt alle Unterleibsentzündungen, Fieber, Brand, Eiterung, Geschwüre und selbst Brüche. Jede Kindbetterin sollte 8 bis 10 Tage fleißig recht viel Frauenmanteltee trinken, manche Kinder hätten dann noch ihre Mutter und mancher geschlagene Witwer seine Frau, wenn sie diese Gottesgabe gekannt hätten. […]“
Zusätzlich zur Anwendung von Frauenmantel als Tee sind auch Salben und Sitzbäder mit Alchemilla gerne genutzte Naturheilmittel. Neben den frauenheilkundlichen Eigenschaften stecken in Frauenmantel dabei auch verdauungsfördernde, entzündungshemmende, adstringierende und blutstillende Inhaltsstoffe wie Bitter- und Gerbstoffe. Sie prädestinieren das Heilkraut für die Behandlung von
- Atemwegserkrankungen
z.B. Asthma, Erkältungskrankheiten oder Schnupfen
- Entzündungen
z.B. Bindehautentzündung, Mund- und Rachenentzündung oder Zahnfleischentzündung
- Hautprobleme und Wunden
z.B. Akne, eitrige Wunden, Ekzeme, Furunkel, Geschwüre oder trockene Haut
- Herz- und Gefäßerkrankungen
z.B. Arteriosklerose, Diabetes, Herzinsuffizienz oder Ödeme
- Verdauungsbeschwerden
z.B. Appetitlosigkeit, Blähungen, Durchfall, Magen- und Nierenschwäche oder Verstopfung
- sonstige Beschwerden
z.B. Fieber, Kopfschmerzen, Nachtschweiß oder Schlafprobleme
Frauenmantel pflanzen – Standort und Ablauf
Der Frauenmantel gehört zur berühmten Familie der Rosengewächse (Rosaceae). In ihr finden sich auch andere Heilkräuter wie Brombeeren oder Apfelbeeren, wobei von Alchemilla ausschließlich das blühende Kraut verwendet wird.
Heimisch sind die Arten des Frauenmantels sowohl in Europa, als auch in Afrika, Asien und Nordamerika. Dementsprechend ist die Pflanze sehr robust und besteht im heimischen Freiland ohne größere Probleme. Von sonnigen bis schattigen Standorten akzeptiert Alchemilla eigentlich alles. Allerdings ist ein nährstoffreicher, humoser sowie durchlässiger Boden empfehlenswert.
Der Kalkgehalt des Bodens sollte für Frauenmantel nicht allzu hoch sein. Da die Pflanze feuchte bis frisch-feuchte Substrate mag, sind Pflanzungen neben Gartengewässern eine gute Idee. Kommt dann noch ein neutraler Boden-pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5 Punkten dazu, fühlt sich Alchemilla rundum Wohl.
Einzelheiten zum Standort für Frauenmantel:
- Alchemilla verträgt sowohl sonnige als auch schattige Standorte
- Boden sollte nährstoffreich, humos und durchlässig sein
- mäßiger Kalkgehalt ist akzeptabel
- frisch-feuchte bis feuchte Substrate sind ideal
- pH-Wert des Bodens: neutral von 6,5 bis 7,5
1. Schritt – Wahl des Pflanztermins: Frauenmantel können Sie entweder im Herbst oder im Frühling pflanzen. Wichtig ist aber eine gute Bewässerung während der Etablierung am Standort.
2. Schritt – Bodenvorbereitung: Bringen Sie vor der Pflanzung eine gute Kiesdrainage in den Boden ein. Das ist umso wichtiger, wenn Alchemilla an einem sehr feuchten Standort steht.
3. Schritt – Pflanzung des Frauenmantels: Stauden der Alchemilla werden bis zu 50 cm breit. Wählen Sie daher einen angemessenen Pflanzabstand. Besonders schön zur Geltung kommt Frauenmantel als Bodendecker in Gruppen zu je 5 bis 10 Pflanzen.
Kurzschritte zur Pflanzung im Überblick:
- Pflanzzeit: Frühling bis Herbst
- Boden vorab mit Kies drainieren
- Pflanzabstand: 50 cm
- Gruppenpflanzungen mit 5 – 10 Stauden
Pflege der Alchemilla – gießen, düngen und ernten
Frauenmantel ist sehr wasserhungrig und muss regelmäßig gegossen werden. Insbesondere im Sommer, wenn es an natürlichen Niederschlägen fehlt, sollten wöchentliche Gießgänge erfolgen. Gegossen wird, sobald der Oberboden vollständig aufgetrocknet ist. Eine Mulchschicht aus Baumrinde im Wurzelbereich schützt ergänzend vor Feuchtigkeitsverlust.
Die Düngezeit für Alchemilla erstreckt sich von März bis Mai und liegt somit im Frühjahr. Zur Düngung ist bei Heilkräutern immer Naturdünger zu nutzen. Chemische Düngemittel machen eine Anwendung ansonsten unmöglich, da sich in der Heilfpflanze Giftstoffe anreichern. Verwenden Sie daher am besten Kompost, Hornspäne oder Vogelguano als Nährstoffgabe.
Kurztipps zum Gießen und Düngen:
- Alchemilla regelmäßig gießen
- in Trockenphasen wöchentlich bewässern
- gegen Feuchtigkeitsverlust Frauenmantel mulchen
- Düngung erfolgt im Frühjahr
- nur Naturdünger (z.B. Kompost, Hornspäne oder Guano) nutzen
Als Frühlingskraut wird Frauenmantel schon im Frühjahr geerntet. Am besten beraumt man die Erntezeit zu Beginn der Blütezeit im Mai an. Dann können neben den Blättern auch die Blüten der Alchemilla einsammeln. Da die Blüte bis in den Frühherbst dauert, ist die Ernte bis September möglich. Neben Blüten- und Blattkräutern ist auch die Nutzung der Pflanzenstängel und Wurzeln möglich.
Zur Vorbereitung auf den Winter empfiehlt sich am Frauenmantel ein bodennaher Rückschnitt im Herbst. Kombinieren Sie den Schnitt einfach mit der letzten Kräuterernte, um Arbeitsschritte zu sparen. Wer zusätzlich eine Selbstaussaat verhindern möchte, schneidet ergänzend nach der Blütezeit die welken Blütenköpfe ab, ehe die Fruchtbildung einsetzt. Der Blütenschnitt regt außerdem eine Zweitblüte im Spätsommer an, was eine reiche Ernte verspricht.
Vermehrung durch Wurzelteilung: Mit einem gekonnten Schnitt kann man Alchemilla auch ganz einfach kontrolliert vermehren. Hierzu graben Sie die Pflanze im Frühjahr einfach aus und teilen den Wurzelstock mit einem scharfen Messer in zwei gleich große Teile. Achten Sie hierbei darauf, die feinen Wurzelausläufer nicht zu beschädigen, damit es nach der Verpflanzung nicht zu Krankheiten oder Wuchsschwächen am Frauenmantel kommt.
Kurztipps zu Ernte und Schnitt:
- Erntezeit für Frauenmantel: Mai bis September
- man kann Blätter, Blüten, Stängel und Wurzeln ernten
- Vermehrung erfolgt durch Selbstaussaat oder Wurzelteilung
- um die Aussaat zu verhindern, vor Fruchtbildung schneiden
- zusätzlich bodennahen Rückschnitt im Herbst durchführen
Interessante Arten der Alchemilla
Mit bis zu 1000 Arten ist die Gattung Alchemilla relativ groß. Heilpflanzlich besonders intensiv genutzt werden dabei:
- Gewöhnlicher Frauenmantel (Alchemilla vulgaris)
- Weicher Frauenmantel (Alchemilla mollis)
- Gelbgrüner Frauenmantel (Alchemilla xanthochlora)
Als Zierpflanzen im Steingarten sowie in Blumenrabatten finden des Weiteren der Ansehnliche Frauenmantel (Alchemilla speciosa) und der Silber-Frauenmantel (Alchemilla hoppeana) Verwendung.
Frauenmantel – Mögliche Krankheiten und Schädlinge
Alchemilla ist relativ schädlingsresistent. Allerdings können Pflegefehler schnell zu Pflanzenkrankheiten führen. Gefürchtet sind diesbezüglich vor allem Wurzelfäule, Mehltau und ein Befall durch Rostpilze. Fast immer ist hierfür Staunässe oder die Pflanze schwächender Nährstoffmangel verantwortlich. Bei Wurzelfäule sollte die Pflanze darum rasch in trockenes Substrat umgetopft werden. Mehltau kommt man am besten mit einem Milch-Knoblauch-Sud bei. Pilzerkrankungen wie der Rostpilz machen dagegen eine umgehende Entsorgung der Pflanze im Hausmüll unausweichlich, um Nachbarpflanzen im Beet vor einer Ansteckung zu bewahren.
Fazit
Als Frauenheilkraut ist der Frauenmantel unabdingbar. Dabei ist er mit Blick auf seinen Standort äußerst anspruchslos. Allerdings muss eine gewissenhafte Pflege gewährleistet sein, um Alchemilla vor Krankheiten zu bewahren. Wer das Heilkraut aber ausreichend bewässert und eine gute Nährstoffversorgung sichert, der wird mit der kleinen Alchemistin viel Freude und einen nützlichen Gesundheitshelfer haben.
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