Der Name der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) lässt fälschlicher Weise glauben, dass die Gewächse dieser Pflanzenfamilie nur für Hunde giftig seien. Tatsächlich können Apocynaceae aber auch bei Pferden, Katzen und Menschen schwere Vergiftungserscheinungen hervorrufen.
Tragisch, denn wie für viele Giftpflanzen üblich, tummeln sich unter den giftigsten Gewächsen oftmals auch die Ziervollsten. Im Falle der Hundsgiftgewächse wären dies unter anderem Immergrün, Oleander, Wachsblumen und Wüstenrosen.
Die Gewächse sind als Zier- und Zimmerpflanzen unglaublich beliebt und stehen stellvertretend für die Vielfalt schmuckvoller Blütenpflanzen unter den über 370 Gattungen der Apocynaceae. Diese lassen sich in folgende Unterfamilien einteilen:
- Unterfamilie der Apocynoideae
umfasst 80 Gattungen der Apocynaceae
- Unterfamilie der Asclepiadoideae
umfasst 172 Gattungen der Apocynaceae
- Unterfamilie der Rauvolfioideae
umfasst 79 Gattungen der Apocynaceae
- Unterfamilie der Periplocoideae
umfasst etwa 33 Gattungen der Apocynaceae
- Unterfamilie der Secamonoideae
umfasst etwa 8 Gattungen der Apocynaceae
Inhaltsverzeichnis
ToggleBesonderheiten der Apocynaceae
Hundsgiftgewächse führen einen meist klaren und giftigen Milchsaft, der teils heilsame, teils giftige Inhaltsstoffe besitzt. Vor allem die Alkaloide der Apocynaceae sind nicht immer zweifelsfrei als Gift- oder Heilwirkstoff zu definieren.
Denn die Giftwirkung kommt bei Hundsgiftgewächsen in vielen Fällen durch eine Überdosierung der eigentlich medizinisch wertvollen Inhaltsstoffe zustande. Zu den üblichen Vergiftungserscheinungen zählen hier
- Haut- und Schleimhautreizungen
- Erbrechen
- Durchfall
- Lähmungserscheinungen
- Atemstörungen
Achtung: Pflanzen Sie Hundsgiftgewächse immer außer Reichweite von Kindern und Haustieren. Bei Arbeiten an den Giftpflanzen sollten Sie zudem immer Handschuhe tragen. Von privaten Experimenten mit vermeintlichen Heilwirkungen raten wir an dieser Stelle ausdrücklich ab!
Hoher Zierwert trotz Giftgehalt
Sieht man von der Giftwirkung der Apocynaceae ab, so wartet die Pflanzenfamilie mit einer besonderen Vielfalt auf. Von krautigen Stauden über Lianen und sukkulenten bis hin zu Gehölzen findet man unter den Hundsgiftgewächsen so gut wie jede Wuchsform.
Auch die Blütenpracht der beliebten Zierpflanzen ist unwahrscheinlich vielseitig. Bei der Farbwahl bleiben hier kaum Wünsche übrig und die radiärsymmetrischen Blütenformen der Pflanzen machen einem Betrachter beim direkten Vergleich schnell klar, dass Radblüte nicht gleich Radblüte ist.
Es ist daher nur allzu verständlich, dass Apocynaceae immer wieder gerne im Garten oder Haus kultiviert werden, auch wenn es sich bei den schönen Ziergewächsen um Giftpflanzen handelt.
Hundsgiftgewächse der Rauvolfioideae
Die namensgebende Gattung der Rauvolfioideae ist die Schlangenwurz. Der deutsche Name geht hierbei auf das gewundene Gehölz der Rauvolfia zurück, die artabhängig entweder als immergrüner Strauch oder kleiner Baum wächst.
Als Ziergehölz zu faszinieren weiß die Schlangenwurz insbesondere durch ihre tief gestielten Blütenkelche, welche sich nach oben hin zu einer schmalen Radblüte öffnen. Oft besitzen die Blüten der Schlangenwurz einen zweifarbigen Farbverlauf, der entweder in weiß-grün, weiß-gelb, weiß-rosa oder weiß-violett erstrahlt. Oleander und Frangipani verströmen als beliebte Duftgehölze der Unterfamilie Rauvolfioideae sogar einen lieblichen Duft.
Auch das Immergrün gehört zu den Rauvolfioideae. Seine breiten, geschwungenen und meist blauviolett bis rosa gefärbten Radblüten unterscheiden sich jedoch stark von denen der Schlangenwurz und erinnern an ein Windrad. Traumhaft schön wirkt Immergrün dank seines Kriech- bzw. Kletterwuchses an Gartenbögen, Zäunen oder als Bodendecker im Blumenbeet.
Nicht verwechseln sollte man das „echte“ Immergrün dabei mit dem Madagaskar-Immergrün. Dessen Gattung der Zimmerimmergrüne zählt zwar ebenfalls zu den Rauvolfioideae, ist im Gegensatz um heimischen Immergrün aber nur tropisches Klima gewohnt und kann deshalb nicht im Garten überwintern.
Immergrün ist nicht immer grün: Auch, wenn es der Name anders vermuten lässt, so gibt es einige Arten des Immergrüns, die im Winter ihr Laub verlieren. Hierzu zählt zum Beispiel das krautige Immergrün (Vinca herbacea). Arten des Zimmerimmergrüns wie Catharanthus roseus besitzen dagegen tatsächlich immergrüne Laubblätter.
Nachstehend noch einmal ein paar der schönsten Empfehlungen von Rauvolfioideae für Garten und Haus im Überblick:
- Dschungelglocken (Allamanda)
- Immergrün (Vinca)
- Kopsie (Kopsia)
- Schlangenwurz (Rouvolfia)
- Tempelbaum / Fragipani (Plumeria)
- Thevetia (Thevetia)
- Wachsbaum (Carissa)
- Zerberusbaum (Cerbera)
- Zimmerimmergrün (Catharanthus)
Hundsgiftgewächse der Apocynoideae
In der Unterfamilie Apocynoideae tummeln sich besonders viele Kletterpflanzen und Sukkulenten. Tropisches Klima ist auch für die Ursprungsgebiete dieser Giftpflanzen häufig üblich, weshalb sie bei uns hauptsächlich als Zimmerpflanzen gehalten werden. Bei richtiger Pflege zaubern sie dann die außergewöhnlichsten Blütenakzente in die eigenen vier Wände.
Ein gutes Beispiel ist diesbezüglich der Sternjasmin. Seine windradförmigen Blüten sind an den Enden leicht gezähnt, was einen eindrucksvollen Ziereffekt erzielt. Da Sternjasmin einen lianenartigen Wuchs besitzt, lässt es sich mit der Zierpflanze im Haus auch sehr vielseitig dekorieren.
Der wohl berühmteste Zierstrauch aus den Reihen der Apocynoideae ist ganz gewiss der Oleander. Er ist die einzige Art in der Gattung Nerium und mimt mit seinen breit geschwungenen Radblüten den großen Bruder des Immergrüns.
Einen Zierwert ganz anderer Art besitzt dagegen der Dickfuß. Sein unwirklicher Stammwuchs scheint nicht von dieser Welt und erinnert dank der dornenbesetzten Rinde an eine Kreuzung aus Palme und Kaktee. Einige Kakteenliebhaber schätzen den Dickfuß darum als originellen Blickfang im sommerlichen Trockengarten. Insgesamt sind unter den Apocynoideae folgende Zimmerpflanzen zu empfehlen:
- Dickfuß (Pachypodium)
- Mandevilla (Mandevilla)
- Odontadenia (Odontadenia)
- Oleander (Nerium oleander)
- Pentalinon (Pentalinon)
- Sternjasmin (Trachelospermum)
- Strophanthus (Strophanthus)
- Temnadenia (Temnadenia)
- Callaris (Vallaris)
- Wrightia (Wrightia)
- Wüstenrose (Adenium)
Hundsgiftgewächse der Asclepiadoideae
Die dritte große Unterfamilie der Apocynaceae sind die als Seidenpflanzengewächse bekannten Asclepiadoideae. Die zu ihnen gehörenden Giftpflanzen setzen der blüteneigenen Extravaganz kräftig eins oben drauf.
Wie wäre es zum Beispiel mit der Namenspatin der Unterfamilie Asclepiadoideae, der Seidenpflanze? Die meist orangen bis orange-roten Radblüten dieser Pflanze sind weit zurückgeschlagen und offenbaren eine überdimensionale und kräftig gelb gefärbte Kopfblüte, wie sie nur bei Seidenpflanzengewächsen zu finden ist.
Die Giftpflanzen Edithcolea und Ordensstern versetzen einen Betrachter ebenfalls in Staunen, oder besser gesagt, in Hypnose. Viele ihrer Arten fallen durch ein psychedelisches, grüngelblich bis purpurbraun geflecktes Blütenmuster auf, das man so in der gesamten Flora kein zweites Mal findet.
Beäugt man weiter die Blüten der Wachsblume, könnte man zunächst an eine in feinster Handarbeit gefertigte Blütenstickerei denken. Die rosa-weiß oder gelb-braun gefärbten Stern-Radblüten des zierlichen Halbstrauchs könnten nämlich ebenso gut als Ornamente in kostspieligen Täfelungen durchgehen.
Als Zimmerschmuck sind Asclepiadoideae also wie geschaffen. Einige dieser Giftpflanzen passen sich im Nachhinein sogar gut an mitteleuropäische Klimaverhältnisse an und könnten sich unter vorsichtiger Eingewöhnung zu einem Geheimtipp für den Garten mausern. Zur Übersicht hier die ziervollsten Seidenpflanzengewächse auf einen Blick:
- Araujia (Araujia)
- Boucerosia (Boucerosia)
- Duvalie (Duvalia)
- Edithcolea (Edithcolea)
- Funastrum (Funastrum)
- Hoodia (Hoodia)
- Huernia (Huernia)
- Kronenblume (Calotropis)
- Leuchterblume (Ceropegia)
- Ordensstern (Orbea)
- Oxystelma (Oxystelma)
- Schwalbenwurz (Vincetoxicum)
- Seidenpflanze (Asclepias)
- Indianer-Seidenpflanze (Asclepias curassavica)
- Stapelie (Stapelia)
- Urnenpflanze (Dischidia)
- Wachsblume (Hoya)
- Zwerggirlande (Brachystelma)
Vorsicht, Aaasblume! Die Seidenpflanzengewächse Duvalia, Hoodia, Hernia, Orbea und Stapelia gehören zu den sogenannten Aasblumen. Diese Blumen verströmen während der Blütezeit einen intensiven Aasgeruch, um Aasfliegen zur Blütenbestäubung anzulocken. So einmalig die Blüten dieser Giftpflanzen auch sind, ist es daher besser, die Aasblumen während ihrer Blütezeit im Sommer auf den Balkon oder an andere luftige Freilandstandorte zu verfrachten!
Fazit
Hundsgiftgewächse sind zwar allesamt Giftpflanzen, wenn man sie aber unter den nötigen Sicherheitsvorkehrungen kultiviert, spenden sie Haus und Garten einmalige Blütenakzente. Wie vielfältig die Welt der Radblüten ist, beweisen hier nicht nur Klassiker wie Immergrün und Oleander.
Auch originelle Blütenpflanzen wie die Seidenpflanze oder der Sternjasmin machen dem hohen Zierwert, der den Apocynaceae im Allgemeinen nachgesagt wird, alle Ehre. Dabei handelt es sich bei so manchem Hundsgiftgewächs um ein tropisches Pflänzchen, das unsere kalten Winter im Freiland nicht überlebt und deshalb besser als Zimmerpflanze gehalten wird.
Es gibt aber auch anpassungsfähige sowie bei uns heimische Hundsgiftgewächse, die problemlos ganzjährig im Garten stehen können. Im Zweifelsfall sollte hier die persönliche Vorliebe für verschiedene Blütenformen und -farben entscheiden, denn Die Familie der Apocynaceae ist wie geschaffen für Liebhaber origineller Blütenpflanzen, die gerne nach Lust und Laune stöbern.
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