Wer einen Heidegarten besitzt, dem dürften die Heidekrautgewächse (Ericaceae) wohl ein Begriff sein. Doch auch in anderen Gartenkonzepten wächst gerne so manches Heidekrautgewächs, ohne als solches erkannt zu werden. Bestes Beispiel hierfür sind Prachtglocken, Heidelbeeren, Rhododendren und Azaleen. Und auch Heidekräuter, die den Heidekrautgewächsen ihren Namen verliehen, sind in zahlreichen Gärten Dauergäste.
Dabei zählen die Ericaceae nicht nur zu den wichtigsten, sondern auch zu den größten Pflanzenfamilien, wenn es um Gehölze für den Garten geht. Insgesamt lassen sich zur Familie der Ericaceae rund 126 Gattungen und etwa 4000 Arten zählen, die meist als Sträucher oder kleine Bäume, gelegentlich auch als Lianen oder Kletterpflanzen wachsen. Zur besseren Übersicht werden die Heidekrautgewächse dabei in acht Unterfamilien eingeteilt:
- Arbutoideae
umfasst 1 Tribus mit etwa 6 Gattungen der Ericaceae
- Cassiopoideae
enthält 1 Tribus mit Gattung der Schuppenheiden
- Enkianthoideae
enthält 1 Tribus mit Gattung der Prachtglocken
- Ericoideae
enthält 5 Tribus mit etwa 20 Gattungen der Ericaceae
- Harrimanelloideae
enthält 1 Tribus mit Gattung der Harrimanella
- Monotropoideae
enthält 3 Tribus mit etwa 14 Gattungen der Ericaceae
- Styphelioideae
enthält 7 Tribus mit etwa 35 Gattungen der Ericaceae
- Vaccinioideae
enthält 5 Tribus mit etwa 48 Gattungen der Ericaceae
Inhaltsverzeichnis
ToggleBesonderheiten der Heidekrautgewächse
Das Erscheinungsbild von Heidekrautgewächsen ist äußerst vielseitig, was eine Zuordnung zur Pflanzenfamilie gelegentlich erschwert. Beispielsweise gibt es unter den Ericaceae sowohl Gattungen mit schmalen und kleinen als auch mit großen und breiten Blattformen.
Die Blütenformen variieren innerhalb der Pflanzenfamilie ebenfalls von zwittrig über eingeschlechtig bis hin zu getrenntgeschlechtig, wobei die Gewächse entweder radiärsymmetrische oder zygomorphe Blütenblätter besitzen. Als Früchte werden je nach Gattung entweder Kapselfrüchte, Steinfrüchte, Nussfrüchte oder Beerenfrüchte ausgebildet.
Gemeinsam ist den Heidekrautgewächsen aber, dass ihre Blüten meist in traubigen, ährigen oder rispigen Blütenverbänden wachsen. Darüber hinaus handelt es sich bei den Ericaceae mit Ausnahme der Monotropoideae in der Regel um Sträucher oder Halbsträucher.
Heidekrautgewächse als Heilkräuter
Heidekräuter sind aufgrund ihrer üppigen Blüten reich an Nektar und deshalb beliebte Bienenweiden, aus denen der kostbare Heideblütenhonig gewonnen wird. Dem Honig wird eine besondere Heilwirkung nachgesagt, deretwegen manches Gewächs aus der Familie der Ericaceae auch als Heilpflanze genutzt wird.
Die Blüten, Blätter und Früchte enthalten häufig größere Mengen an desinfizierenden sowie entzündungshemmenden Gerbstoffen und Flavonoiden. Ihretwegen werden Pflanzen wie das Heidekraut oder die Besenheide in der Volksmedizin unter anderem gegen Infektionskrankheiten (z.B. Erkältung und Harnwegsinfekte) und rheumatische Erkrankungen genutzt.
Doch Vorsicht: Es gibt auch äußerst giftige Heidekrautgewächse wie den Rhododendron oder die Azalee, die wegen seinem hohen Gehalt an Rhododendrin hochtoxisch ist. Obgleich es sich bei den Gehölzen um Ziersträucher mit Kultstatus handelt, sollte man im Umgang mit ihnen also vorsichtig sein.
Der richtige Standort für Ericaceae
Viele Ericaceae gehören zu jenen Pflanzen, die als Standortsubstrat saure Böden bevorzugen. Damit ähneln sie stark den Koniferen und auch das Erscheinungsbild einiger Heidekrautgewächse lässt zunächst an ein Nadelgehölz denken.
Gerade das namensgebende Heidekraut besitzt nämlich nadelartige Blattspreiten, deretwegen der Strauch oft fälschlicherweise für eine Konifere gehalten wird.
Ebenfalls interessant ist, dass Heidekrautgewächse zur Nährstoffgewinnung vielfach eine Symbiose mit Bodenpilzen (sog. Endomykorrhiza) eingehen. Nährstoff- bzw. mineralstoffarme Substrate machen ihnen daher wenig aus und werden in den meisten Fällen sogar bevorzugt.
Eine wichtige Bepflanzung stellen Heidekrautgewächse natürlich für den Heidegarten dar. Inspiriert durch Naturlandschaften wie die Lüneburger Heide dominiert hier das Ambiente der sogenannten Geestlandschaft mit ihren kargen aber üppig von Sträuchern bevölkerten, sandigen Hügellandschaften.
Die karge Schönheit der Pflanzen verleiht dem Gartenkonzept seinen Charme und erinnert mit einer Vielfalt an kleinwüchsigen Sträuchern oft an die mediterrane Macchie, in der viele Mediterranrkäuter heimisch sind. Doch auch in anderen Gartenformen machen sich manche Ericaceae unwahrscheinlich gut.
Heidekrautgewächse der Unterfamilie Monotropoideae
Für Natur- und Waldgärten dürften Heidekrautgewächse dieser Unterfamilie besonders interessant sein. Monotropoideae wachsen in ihrer Wildform nämlich am liebsten in Waldgebieten der Nordhalbkugel. Auch unterscheiden sie sich von anderen Ericaceae durch ihren krautigen Wuchs. Sie verholzen demnach nicht und bilden je nach Tribus gelegentlich nicht einmal Blattgrün aus.
Ebenfalls in Abhängigkeit vom jeweiligen Tribus handelt es sich bei Monotropoideae um autothrophe (Selbsternährung) oder mykoheterotrophe (Fremdernährung durch Pilze) Pflanzen. Letztere siedeln sich in Wäldern vorzugsweise an Bäumen oder Gehölzen mit entsprechender Nährstoffgrundlage an.
Namensgebend für Monotropoideae ist der sogenannte Fichtenspargel (Monotropa). Er erinnert an eine Mischung aus Spargel- und Pilzgewächs, womit er innerhalb seiner Unterfamilie nicht alleine ist. Herkunftsbedingt sind Monotropoideae an lichtarme Standorte gewöhnt.
Im Gegensatz zu vielen anderen Heidekrautgewächsen, die überwiegend sonnige Lagen bevorzugen. Des Weiteren hält sich die Wuchshöhe der krautigen Pflanzen weitestgehend in Grenzen, was Monotropoideae ebenfalls von ihren Artgenossen unterscheidet. Interessant dürften dabei vor allem folgende Pflanzen sein.
- Birngrün (Orthilia)
- Fichtenspargel (Monotropa)
- Monotropastrum (Monotropastrum)
- Monotropsis (Monotropsis)
- Petrospora (Petrospora)
- Pleuricospora (Pleuricospora)
- Winterlieb (Chimaphila)
- Wintergrün (Pyrola)
Heidekrautgewächse der Unterfamilie Ericoideae
In der Unterfamilie der Ericoideae tummelt sich mehr als nur ein namhaftes Heidekrautgewächs. Von Rhododendron und Azalee über Besenheide bis hin zum Namenspatron der Heidekrautgewächse, dem Heidekraut, sind hier viele beliebte Gartenpflanzen zu finden. Gemeinsam ist ihnen eine spiralförmige Blüte, die bisweilen sehr individuelle Erscheinungsformen annehmen kann.
Auch sind Ericoideae wie schon die Monotropoideae als Epiphyten bekannt, das heißt, sie wachsen gerne auf oder an anderen Pflanzen, vorzugsweise Bäumen. Einige Ericoideae besitzen darüber hinaus wechselständige, nadelartige Blätter und geben in Kombination mit ihren schmuckvollen Blüten interessante Strauchbepflanzungen ab.
Andere Pflanzen dieser Unterfamilie, wie etwa die Alpen- bzw. Gämsheide, wachsen eher niederlegend. Sie eignen sich neben dem Heidegarten daher auch wunderbar als Bodendecker im Steingarten.
Verbreitet sind Ericoideae heute auf der Nord- und Südhalbkugel gleichermaßen. Jedoch stammen etwa 95 % ihrer Arten ursprünglich aus dem südlichen Afrika, sodass nur vereinzelt eurasische und amerikanische Varianten existieren. Eine Ausnahme bilden hier vor allem Rhododendren, die nicht in Afrika, sondern hauptsächlich in Asien und Nordamerika heimisch sind.
Mit Blick auf europäische Arten bieten vor allem die Gattungen der Heidekräuter und Besenheiden eine besondere Vielfalt. Ungeachtet ihrer Herkunft fühlen sich die meisten Ericoideae aber auch in mitteleuropäischen Gärten sehr wohl. Hier bevorzugen sie nicht selten feuchte und lichtreiche Standorte. Ein paar besondere Empfehlungen für die Bepflanzung sind:
- Alpenheide / Gämsheide (Loiseleuria)
- Azaleen (Azalea)
- Besenheide (Calluna)
- Heidekraut (Erica)
- Irische Heide (Daboecia)
- Krähenbeere (Empetrum)
- Lorbeerrose (Kalmia)
- Maiblume (Epigaea)
- Rhododendron (Rhododendron)
- Zwerg-Alpenrose (Rhodotamnus)
Heidekrautgewächse der Unterfamilie Styphelioideae
Styphelioideae bildeten einst eine eigenständige Pflanzenfamilie namens Epacridaceae. Sie unterscheiden sich von Ericoideae vor allem durch ihre Blätter, die zwar ebenfalls wechselständig, jedoch nicht nadelartig sind. Darüber hinaus sind die Blüten der Styphelioideae für gewöhnlich kleiner als jene ihrer berühmten Artgenossen und bringen nach der Blütezeit gerne auffällig leuchtende Steinfrüchte hervor.
Beheimatet sind Styphelioideae ausschließlich auf der Südhalbkugel. Als Hauptverbreitungsgebiet gilt Australien, weshalb die Unterfamilie auch den Beinahmen Australheidegewächse trägt. Es erklärt sich damit von selbst, dass viele Styphelioideae trockene Sandböden sowie warme, sonnige Standorte bevorzugen. Zu den in Australien heimischen Arten zählen hier:
- Andersonia (Andersonia)
- Archeria (Archeria)
- Astroloma (Astroloma)
- Brachyloma (Brachyloma)
- Cosmelia (Cosmelia)
- Croinia (Croinia)
- Dracophyllum (Dracophyllum)
- Epacris (Epacris)
- Leucopogon (Leucopogon)
- Lissanthe (Lissanthe)
- Lysinema (Lysinema)
- Melichrus (Melichrus)
- Oligarrhena (Oligarrhena)
- Pentachondra (Pentachondra)
- Sprengelia (Sprengelia)
- Styphelia (Styphelia)
- Woollsia (Woollsia)
Heidekrautgewächse der Unterfamilie Vaccinioideae
Vaccinioideae sind den beliebten Ericoideae deutlich ähnlicher als Styphelioideae. So lassen sich ihre Gattungen auch in Europa finden und ihre Blätter sind ähnlich wie die von Heidekraut nadelförmig ausgeprägt.
Neben originellen, becher- bis urnenförmigen Blüten bringen Vaccinioideae auch schmuckvolle Steinfrüchte oder Beeren hervor, die im Falle der Heidelbeere sogar essbar sind.
Das Heidekrautgewächs stand mit seinem fachbotanischen Namen Vaccinium im Übrigen auch Pate für die Bezeichnung der Vaccinioideae. Darüber hinaus gehören zur Heidelbeergattung auch solch namhafte Vetreter wie die Blaubeere, Cranberry und Preiselbeere. Ein äußerst vielseitiges Heidelbeergewächs also, dessen Früchte ein hohes Gesundheitspotential besitzen.
Anders als Styphelioideae bevorzugen Vaccinioideae bisweilen feuchte bis frisch-feuchte Böden. Sonnig sollte der Standort aber dennoch sein, insbesondere dann, wenn Sträucher dieser Unterfamilie wie die Lavendelheide, Rosmarinheide oder Traubenheide als Zier- oder Nutzstrauch gepflanzt werden.
Des Weiteren bevorzugen die meisten Vaccinioideae ein saures bis neutrales Bodensubstrat. Ihre Winterhärte kann variieren, wird für gewöhnlich aber als gut bis sehr gut beschrieben. Für eine Pflanzung in mitteleuropäischen Grünanlagen eignen sich dabei vor allem folgende Vaccinioideae:
- Agaristen (Agarista)
- Heidelbeere (Vaccinium)
- Japanische Traubenheide (Eubotryoides)
- Lavendelheide (Pieris)
- Rosmarinheide (Andromeda)
- Sauerbaum (Oxydendrum)
- Scheinbeeren (Gaultheria)
- Traubenheide (Leucothoe)
- Zwerglorbeer (Lyonia)
- Zenobie (Zenobia)
Fazit
Mit Ausnahme der krautig und pilz- bis spargelartig wachsenden Monotropoideae gedeihen Ericaceae als Sträucher oder Kleinbäume. Ericoideae und Vaccinioideae fallen dabei oft durch nadelartige und wechselständige Blätter auf. Die Blattform der Styphelioideae weicht hier entschieden von jenen ihrer Artgenossen ab. Zudem ist besagte Unterfamilie fast ausschließlich in Australien anzutreffen und in unserem mitteleuropäischen Klima kaum zu kultivieren.
Als Heidekrautgewächs im Garten eignen sich darum vor allem Pflanzen aus den erstgenannten Unterfamilien. Ericoideae und Vaccinioideae stellen nämlich einige der wenigen Heidekrautgewächse, die auch in unseren Breitengraden heimisch sind.
Hierzu zählen neben den wohlbekannten Rhododendren, Azaleen, Heidelbeeren und Heidekräutern vor allem die Besenheide, Traubenheide, Lavendelheide und Rosmarinheide. Sie alle stehen gerne in saurem bis neutralem Boden und bevorzugen lichtreiche Standorte.
Die Winterhärte dieser Heidekrautgewächse ist trotz ihrer Sonnenliebe gemeinhin gut und macht sie bei richtiger Pflege zu langjährigen und schmuckvollen Akzenten im Garten. Dabei profitieren vor allem Stein-, Wild-, Wald- und Heidegärten von den wunderschönen Gehölzen, deren Blüten eine besondere Farb- und Formvielfalt aufweisen.
FAQ – Häufige Fragen zu Heidekrautgewächsen
Wie unterscheiden sich verschiedene Arten von Heidekrautgewächsen?
Heidekrautgewächse umfassen eine Vielzahl von Arten, darunter die bekannte Besenheide (Calluna vulgaris) und die Erika (Erica). Die Unterschiede liegen oft in der Blütezeit, der Blütenfarbe und den Standortansprüchen. Während die Besenheide bevorzugt auf sauren, sandigen Böden wächst und im Spätsommer blüht, gedeihen Erikasorten gut in feuchten, sauren Böden und blühen im Frühling oder Winter. Je nach Art können diese Gewächse auch unterschiedlich hoch wachsen, was sie für verschiedene Gartengestaltungen interessant macht.
Welche Bodenbedingungen benötigen Ericaceae?
Heidekrautgewächse gedeihen am besten in sauren Böden mit einem pH-Wert von 4,5 bis 6. Ein humusreicher, gut durchlässiger Boden ist ideal. Bei kalkhaltigem Boden sollte eine spezielle Rhododendronerde hinzugefügt werden, um die Bodensäure zu erhöhen. Gute Drainage ist entscheidend, da Heidekrautgewächse keine Staunässe vertragen und ihre Wurzeln empfindlich auf anhaltende Feuchtigkeit reagieren.
Wie pflege ich Heidekrautgewächse im Winter?
Die meisten Heidekrautgewächse sind winterhart, profitieren aber von einem zusätzlichen Schutz in besonders kalten Regionen. Eine Mulchschicht aus Laub oder Rindenmulch schützt die Wurzeln vor Frost und verhindert das Austrocknen des Bodens. Winterblühende Erikasorten sollten zudem an frostfreien Tagen gegossen werden, da sie auch in der kalten Jahreszeit Feuchtigkeit benötigen, um nicht zu vertrocknen.
Welche Heidekrautarten sind besonders bienenfreundlich?
Heidekrautgewächse wie die Besenheide (Calluna vulgaris) und die Schneeheide (Erica carnea) sind beliebte Nahrungsquellen für Bienen. Ihre Blüten bieten reichlich Nektar und Pollen, besonders in den späten Sommer- und Herbstmonaten, wenn andere Pflanzen bereits verblüht sind. Diese Arten sind ideal für naturnahe Gärten, die Bienen und andere Bestäuber unterstützen sollen.
Wie kann ich Heidekrautgewächse in die Gartengestaltung integrieren?
Heidekrautgewächse eignen sich hervorragend für Heide- und Steingärten, lassen sich aber auch gut in Beete und Rabatten integrieren. Ihre verschiedenen Blütenfarben und Blütezeiten ermöglichen eine vielseitige Gestaltung. In Kombination mit Gräsern, Zwergkoniferen oder Rhododendren lassen sich abwechslungsreiche Pflanzungen schaffen, die das ganze Jahr über attraktiv bleiben. Die niedrigen, teppichbildenden Sorten eignen sich auch gut als Bodendecker.
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