Die Familie der Geißblattgewächse (Caprifliaceae) ist eine äußerst vielfältige. Einerseits kommen in ihr sowohl krautige Stauden als auch großwüchsige Gehölze vor. Andererseits finden sich hier neben Heilkräutern und Gemüsepflanzen auch kultige Zierpflanzen wie die Weigelie, Kolkwitzie oder Abelie und ausgesprochen giftige Gewächse.
Trotz dieser Artenvielfalt ist die Pflanzenfamilie mit gerade einmal 39 Gattungen doch recht klein. Unterscheiden lässt sich hier in sechs Unterfamilien:
- Unterfamilie der Caprifolioideae
umfasst 5 Gattungen der Caprifoliaceae
- Unterfamilie der Diervilloideae
umfasst 2 Gattungen der Caprifoliaceae
- Unterfamilie der Linnaeoideae
umfasst 7 Gattungen der Caprifoliaceae
- Unterfamilie der Morinoideae
umfasst 3 Gattungen der Caprifoliaceae
- Unterfamilie der Dipsacoideae
umfasst 14 Gattungen der Caprifoliaceae
- Unterfamilie der Valerianoideae
umfasst 8 Gattungen der Caprifoliaceae
Inhaltsverzeichnis
ToggleBesonderheiten der Geißblattgewächse
Geißblattgewächse sind in jedweder Hinsicht ungewöhnlich. Das beginnt schon bei ihrer Zusammenfassung zu einer großen Pflanzenfamilie. Denn die Unterfamilien der Caprifoliaceae wurden noch bis 1998 größtenteils als eigenständige Pflanzenfamilien angesehen.
Das gilt insbesondere für die Baldriangewächse (Valerianoideae) und Kardengewächse (Dipsacoideae). Sie als eigenständige Familien zu betrachten, fällt mit Blick auf die sehr unterschiedlichen Wuchsformen ihrer Gattungen auch nicht besonders schwer. Überhaupt lassen sich Gemeinsamkeiten der Geißblattgewächse bis lang hauptsächlich auf molekularer Ebene festhalten, nicht aber, wenn es um das Erscheinungsbild der Pflanzen geht.
Geißblattgewächse der Caprifolioideae
Der Name der Geißblattgewächse leitet sich von der Stammgattung Geißblatt, genauer gesagt vom Echten Geißblatt (Lonicera caprifolium) ab. Die Vorsilbe „capri-“ ist dem lateinischen Wort capra für „Ziege“ entlehnt und nimmt Bezug auf die Vorliebe von Ziegen für die Blätter der Pflanze. Dabei nannte man Geißblattarten früher auch schlichtweg nur Caprifolium.
Heute ist das Geißblatt auch als Heckenkirsche bekannt. Die paarig wachsenden, orangen bis roten Beeren wurden im Altertum noch als sekretfördernde Heilkräuter genutzt. Heute weiß man aber um die giftigen Inhaltsstoffe des Geißblatts, das schon bei geringer Überdosierung zu Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen, im schlimmsten Fall sogar zu lebensbedrohlichen Funktionsstörungen der Organe führen kann. Als wertvolles Vogelschutzgehölz spielt die Heckenkirsche aber nach wie vor eine wichtige Rolle im Garten.
Eng verwandt ist das Geißblatt mit der Schneebeere. Diese wird, wie verholzende Arten der Lonicera, gerne als Zierstrauch kultiviert und ist ebenfalls leicht giftig. Allerdings scheinen die Saponine bei ausreichendem Erhitzen der Beeren unbedenklich zu sein. Nichtdestotrotz ist auch beim Verzehr von Früchten des berühmten Knallerbsenstrauchs Vorsicht geboten.
Gemeinsam ist Gattungen der Caprifolideae neben ihren teils giftigen Inhaltsstoffen vor allem die auffällige Färbung ihrer Früchte und Blüten. Häufig sind die Blüten zweifarbig und mit einer extravaganten Formgebung versehen. Dabei gehören zu den Caprifolideae insgesamt folgende Pflanzengattungen:
- Geißblatt / Heckenkirsche (Lonicera)
- Leycestrie (Leycestria)
- Schneebeere (Symphoricarpos)
- Sieben-Glocken-Strauch (Heptacodium)
- Fieberwurz (Triosteum)
Geißblattgewächse der Dipsacoideae
Die Stammgattung der als Kardengewächse bekannten Dipsacoideae ist die zu den Disteln gehörende Karde. Sie gibt auch die für Geißblattgewächse dieser Unterfamilie typischen körbchenförmigen Blütenstände vor.
Zu beobachten sind diese Körbchenblüten neben der Karde auch an Blütenkräutern wie der Skabiose. Ein faszinierendes Pflänzchen, das als Heilkraut, Salatpflanze und ziervolle Wildblume gleichermaßen eine gute Figur im Garten macht. Dabei kommt es immer wieder zu Verwechslungen zwischen Skabiose und anderen Kardengewächsen, sehen sich ihre kopfigen Korbblüten doch unwahrscheinlich ähnlich
Auffallend ist an Kardengewächsen weiterhin ihr unglaublich großes Verbreitungsgebiet. Mit Ausnahme von Amerika und Australien sind Dipsacoideae im Grunde weltweit verbreitet und kommen deshalb sowohl mit großer Trockenheit als auch mit eisigen Temperaturen zurecht. Zu den wichtigsten Kardengewächsen gehören dabei:
- Grasskabiose (Lomelosia)
- Scheinskabiose (Pseudoscabiosa)
- Schuppenkopf (Cephalaria)
- Skabiose (Scabiosa)
- Teufelsabbiss (Succisa)
- Witwenblume / Knautie (Knautia)
Geißblattgewächse der Valerianoideae
Weiter geht es mit den ziervollen bis nützlichen Vertretern der Caprifoliaceae in der Familie der Baldriangewächse. Unverkennbar benannt nach dem Baldrian, zeichnen sich diese Geißblattgewächse durch doldige Blütenstände aus.
Die Blüten der Baldriangewächse besitzen bisweilen sehr aromatische Inhaltsstoffe und auch die Blätter vieler Valerianoideae sind äußerst schmackhaft. Bestes Beispiel hierfür ist der Feldsalat, der als Salatdelikatesse in keinem Wildsalat fehlen darf.
Baldriangewächse sind ähnlich wie Kardengewächse in ganz Eurasien und Afrika, teilweise sogar in Amerika heimisch. Für eine Kultur im Garten sind sie dank ihrer Anpassungsfähigkeit an gemäßigtes Klima sehr gut geeignet. Fünf Valerianoideae erfreuen sich diesbezüglich bei Gärtnern besonderer Beliebtheit:
- Afrikanischer Baldrian (Fedia)
- Baldrian (Valeriana)
- Feldsalat (Valerianella)
- Goldbaldrian (Patrinia)
- Spornblume (Centranthus)
Fazit
Geißblattgewächse sind nicht zu unterschätzende Größen im Salat-, Kräuter- und Zierpflanzenbeet. Von dekorativen Ziersträuchern und Zierstauden wie dem namensgebenden Geißblatt, der Schneebeere oder Weigelie bis hin zu Gemüse- und Heilpflanzen wie dem Baldrian, der Skabiose oder dem Feldsalat gibt es hier eine Fülle interessanter Gartenpflanzen zu entdecken. Vorsicht geboten ist allerdings bei einigen giftigen Vertretern der Geißblattgewächse, die unter entsprechenden Schutzvorkehrungen kultiviert werden sollten.
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