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Fuchsschwanz, Fuchsschwanzgewächse, Amaranth, Amaranthaceae

Familien der Pflanzenwelt: Fuchsschwanzgewächse

7 Minuten Lesezeit

Die Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae) ist eine ganz besondere. In ihr tummeln sich nämlich nicht nur diverse Gemüsepflanzen, sondern auch so manche Zier- und Färberpflanze.

Darüber hinaus werden einige Arten als Getreideersatz sowie zur Gewinnung bestimmter Pflanzensalze genutzt. Insgesamt umfasst die Pflanzenfamilie dabei etwa 170 Gattungen, die sich auf 11 Unterfamilien aufteilen:

  • Unterfamilie der Amaranthoideae
    enthält etwa 57 Gattungen
  • Unterfamilie der Camphorosmoideae
    enthält etwa 20 Gattungen
  • Unterfamilie der Chenopodioideae
    enthält etwa 26 Gattungen
  • Unterfamilie der Corispermoideae
    enthält etwa 3 Gattungen
  • Unterfamilie der Betoideae
    enthält etwa 6 Gattungen
  • Unterfamilie der Gomphrenoideae
    enthält etwa 13 Gattungen
  • Unterfamilie der Polycnemoideae
    enthält etwa 3 Gattungen
  • Unterfamilie der Salicornoideae
    enthält etwa 11 Gattungen
  • Unterfamilie der Salsoloideae
    enthält etwa 35 Gattungen
  • Unterfamilie der Suaedoideae
    enthält etwa 2 Gattungen

Besonderheiten der Amaranthaceae

Amaranthaceae zeichnen sich allen voran durch ihre rispigen bis traubigen Blütenstände aus. Diese erscheinen oft in eindrucksvollen Farben, wobei gerade ein kräftiges Rot bis Rotviolett erstaunlich oft unter den Blütenfarben anzutreffen ist.

Gleiches gilt im Übrigen auch für die Blätter und teils auch die Wurzeln vieler Fuchsschwanzgewächse, die oft ähnlich farbenfroh in verschiedenen Rottönen anzutreffen sind. Insgesamt wachsen Amaranthaceae dabei überwiegend als Stauden oder Sträucher, seltener als Bäume, Lianen und Kletterpflanzen.

Auch wenn der Fuchsschwanz alias Amaranth vielen als namensgebende Stammgattung der Fuchsschwanzgewächse wohl als Erstes in den Sinn kommt, ist er doch nicht das einzige bekannte Gewächs innerhalb der Pflanzenfamilie.

 

Fuchsschwanz, Fuchsschwanzgewächse, Amaranth, Amaranthaceae
Die charakteristischen, roten Blütenrispen von Fuchsschwanz | © Das Grüne Archiv

Von Pseudogetreide, Kraut und Rüben

Gerade Kraut- und Rübengemüse kommt bei den Amaranthaceae ganz groß raus. Da wäre zum Beispiel kultiges Blattgemüse wie der Spinat, Mangold oder die Melde. Im Bereich Wurzelgemüse sind vor allem Rübenarten wie die Rote Beete namhafte Vertreter der Pflanzenfamilie.

Speziell die Melde stellt gemeinsam mit Amaranth und Quinoa auch wichtigen Getreideersatz, der insbesondere von Menschen mit Glutenunverträglichkeit gerne als Alternative zu herkömmliche Getreidearten genutzt wird.

Unkonventionelle Zierpflanzen und Färberkräuter

Wer die Färbeeigenschaften der Roten Rübe kennt, weiß, dass rote bis rotviolette Farbstoffe unter den Fuchsschwanzgewächsen nicht zu knapp vorkommen. Es handelt sich hier in der Regel um Anthocyane und Betalaine, die auch der Roten Gartenmelde und den Blüten des Garten-Fuchsschwanzes ihre markante rote Färbung verleihen.

Alle drei Färberpflanzen werden traditionell zum Einfärben von Textilien und auch Lebensmitteln verwendet. Darüber hinaus macht sich gerade der Fuchsschwanz auch wunderbar als Zierpflanze im Garten. Weitere bekannte Zierpflanzen aus der Familie der Amaranthaceae sind außerdem der Brandschopf und die Iresine.

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Lässt sich schon anhand der kräftig roten Farbe als Verwandte des ähnlich rot blühenden Fuchsschwanzes erkennen: die Rote Beete | © Das Grüne Archiv

Fuchsschwanzgewächse der Amaranthoideae

Die Amaranthoideae stellen mit Abstand die größte Unterfamilie der Fuchsschwanzgewächse dar. Ein Unterschied zu anderen Unterfamilien der Amaranthaceae besteht primär im Aufbau der pflanzeneigenen Staubbeutel. Diese besitzen in der Regel zwei Theken und vier Pollensäcke.

Zu finden sind Amaranthoideae insbesondere in Amerika sowie in Afrika und Asien. Eine Ausnahme bildet der namensgebende Amaranth alias Fuchsschwanz, von dem zumindest zwei Arten auch in Europa heimisch sind.

Gemeinsam mit dem Brandschopf stellt Amaranth auch so ziemlich die einzigen, gut erforschten Gattungen der Amaranthoideae dar. Viele andere Gattungen innerhalb der Unterfamilie sind hingegen nur wenig bis kaum dokumentiert.

Allerdings zeigt gerade der Fuchsschwanz, dass eine einzige Pflanzengattung bereits unwahrscheinlich vielseitig sein kann. Die Arten aus dieser Stammgattung der Fuchsschwanzgewächse werden sowohl als Zierpflanzen als auch Gemüse, Färberpflanzen und glutenfreier Getreideersatz genutzt.

 

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Wird nur allzu gerne mit dem Fuchsschwanz verwechselt: der Brandschopf | © Das Grüne Archiv

Fuchsschwanzgewächse der Betoideae

Die Betoideae sind mit nur fünf Gattungen verhältnismäßig klein, wobei abermals der Namenspatron Beta, auch bekannt als Gattung der Rüben, von Bedeutung ist. Zu dieser Gattung zählen neben Roter Beete und Mangold auch die Futter- und Zuckerrübe.

Ein Stelldichein der Gemüsestauden also. In diesem Zusammenhang sei aber erwähnt, dass auch die Gattung Patellifolia für die Kultur von Rübenarten relevant ist.

Sie weist eine spezifische Ähnlichkeit zur Gattung Beta auf und entstand vermutlich vor rund 25 Millionen Jahren, als sie sich zusammen mit der Rübe von einer gemeinsamen Elterngattung abspaltete. Dabei besticht Patellifolia durch außergewöhnliche Schadbildresistenz gegenüber Pflanzenkrankheiten wie Mehltau und Rübennematoden.

Aus diesem Grund wird die Pflanze in der Rübenkultur gerne als Elternpflanze zur Züchtung resistenter Sorten verwendet. Man spricht hier auch von einem sogenannten Crop Wild Relative (CWR).

Betoideae sind deutlich öfter in gemäßigten Breitengraden der Alten Welt anzutreffen als etwa Amaranthoideae. Allen voran sind es Rüben, die in ganz Europa und auch in Asien heimisch sind und hier schon früh als Gemüsepflanzen kultiviert wurden.

Dementsprechend vertragen sie kühlere Standorte deutlich besser als etwa Amaranth. Eine wichtige Rolle spielen Rüben-Arten wie die Rote Beete deshalb vor allem in Osteuropa und Skandinavien.

 

Stielmangold, Mangold, Beta vulgaris subsp. vulgaris, Krautstiel
Auch der Mangold gehört als Blattgemüse der Roten Rübe zu den Amaranthaceae | © Das Grüne Archiv

Fuchsschwanzgewächse der Chenopodioideae

Weiter geht es mit legendärem Traditionsgemüse in dieser eurasischen Unterfamilie. Zu den Chenopodioideae gehören neben dem namensgebenden Gänsefuß alias Chenopodium nämlich auch der Spinat und die Melde.

Alle drei Fuchsschwanzgewächse werden als Gemüse und Heilpflanzen gleichermaßen verwendet. Zudem stammt aus der Gattung des Gänsefußes auch ein wichtiger Getreideersatz, der inzwischen weltberühmt ist.

Die Rede ist von Quinoa, auch bekannt als Reismelde. Als Getreideersatz genutzt werden hier die kleinen Nussfrüchte der Pflanze, die durch ihre rotvioletten Rispenblüten sehr stark an den Fuchsschwanz erinnert.

Wissenswertes: Quinoa wird inzwischen als Lebensmittel der Zukunft gehandelt. Die Pflanze ist unglaublich widerstandsfähig gegen Wetterextreme und lässt sich selbst in Hochlandregionen noch wunderbar kultivieren.

An der Reismelde wird bereits ersichtlich, dass das Wort „Melde“ nicht nur in der Melden-Hauptgattung der Chenopodioideae vorkommt. Tatsächlich gibt es in dieser Unterfamilie diverse Melden-Gattungen. Ähnlich sieht es mit dem Begriff „Gänsefuß“ aus.

Der Umstand erklärt sich dadurch, dass viele Arten früher entweder zur Hauptgattung der Melde oder des Gänsefußes gezählt wurden, bevor man sie auf Basis genetischer Untersuchungen taxonomisch neuen Gattungen zuwies. Ein Überblick zu den wichtigsten Vertretern:

  • Drüsengänsefuß (Dysphania)
  • Erdbeerspinat (Blitum)
  • Gänsefuß (Chenopodium)
  • Hornmelde (Krascheninnikovia)
  • Keilmelde (Halimione)
  • Melde (Atriplex)
  • Schein-Gänsefuß (Chenopodiastrum)
  • Spinat (Spinacia)
  • Spinat-Gänsefuß (Oxybasis)

 

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Das rote Farbspiel der Fuchsschwanzgewächse setzt sich auch beim Roten Meier, einer Variation der Gartenmelde fort.

Fuchsschwanzgewächse der Salsoloideae

Wer auf der Suche nach dem Ursprung von Soda ist, wird in dieser Unterfamilie fündig. Die Salsoloideae verdanken ihren Namen nämlich dem Salzkraut. In dessen wissenschaftlicher Name Salsola lässt sich mit „kleinem Salz“ oder „Salzsole“ übersetzen.

Die Bezeichnung kommt nicht von ungefähr, denn gerade das Strand-Salzkraut alias Kali-Salzkraut (Salsola kali) ist reich an Alkalisalzen wie Natrium- und Kaliumsalz. Aus diesem Grund fand das Salzkraut früher zur Gewinnung von Pottasche und Waschsoda Verwendung.

Zu diesem Zweck wurde das Kraut zunächst getrocknet, anschließend verbrannt, die daraus gewonnene Salzlauge aufgefangen und unter anderem für die Herstellung von Seife genutzt. Gleiches gilt im Übrigen für die eigentliche Gattung Soda innerhalb dieser Unterfamilie.

Unnötig zu erwähnen, dass die Extrakte von Salzkraut und Soda neben Waschmittel einst den Grundstein für die Herstellung von Backpulver und kohlensäurehaltigen Getränken legten.

FAQ – Häufige Fragen zu Fuchsschwanzgewächsen

Welche Bedeutung haben Fuchsschwanzgewächse in der Ernährung?

Fuchsschwanzgewächse wie Amaranth spielen eine wichtige Rolle als Nahrungsmittel. Amaranth zählt zu den sogenannten Pseudogetreiden und ist besonders reich an Proteinen, Ballaststoffen und Mineralien. Es wird weltweit wegen seiner Nährstoffdichte geschätzt und eignet sich hervorragend für glutenfreie Ernährung. Zudem sind viele Pflanzen der Familie auch reich an Vitaminen und Spurenelementen.

Welche Pflanzen zählen zu den Fuchsschwanzgewächsen?

Neben Amaranth gehören auch Gartenpflanzen wie Spinat, Mangold und Rote Bete zu den Fuchsschwanzgewächsen. Diese Vielfalt reicht von Zierpflanzen wie dem Fuchsschwanz (Amaranthus caudatus) bis hin zu essbaren Gemüsesorten. Ihre Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Klimazonen und Böden macht sie zu wichtigen Pflanzen in Landwirtschaft und Gartenbau.

Sind Fuchsschwanzgewächse anspruchsvoll im Anbau?

Viele Arten der Amaranthaceae-Familie gelten als unkompliziert im Anbau. Sie sind robust und können sich an verschiedene Böden und Klimazonen anpassen. In trockenen und nährstoffarmen Regionen gedeihen viele dieser Pflanzen gut, was sie zu einer idealen Wahl für Gärtner macht, die pflegeleichte Arten suchen. Regelmäßiges Gießen und gelegentliche Nährstoffgaben fördern das Wachstum.

Sind Fuchsschwanzgewächse für Allergiker problematisch?

Obwohl Fuchsschwanzgewächse keine typischen Auslöser für Pollenallergien sind, können einzelne Arten bei empfindlichen Personen Hautirritationen hervorrufen. Der Konsum von Amaranth ist für die meisten Menschen gut verträglich, allerdings sollten Personen mit speziellen Lebensmittelallergien oder Unverträglichkeiten auf eine Reaktion achten und gegebenenfalls den Verzehr reduzieren oder vermeiden.

Welchen ökologischen Nutzen bieten Fuchsschwanzgewächse?

Pflanzen der Amaranthaceae-Familie tragen wesentlich zur Bodenverbesserung bei. Einige Arten können Stickstoff im Boden fixieren, während andere Nährstoffe speichern. Sie dienen als Futterpflanzen für Bestäuber und bieten durch ihre Blüten und Samen eine wertvolle Nahrungsquelle für Insekten und Vögel. Zudem eignen sie sich gut für die Bepflanzung von kargen Böden.

Wie lassen sich Fuchsschwanzgewächse vermehren?

Die Vermehrung von Fuchsschwanzgewächsen erfolgt meist durch Aussaat. Die Samen werden entweder direkt im Freiland oder in Anzuchtschalen gesät. Sie benötigen ausreichend Licht und eine gleichmäßige Feuchtigkeit, um gut zu keimen. Eine Voranzucht kann den Pflanzen einen Wachstumsvorsprung verschaffen. Auch die Vermehrung durch Stecklinge ist bei einigen Arten möglich.

Sind Fuchsschwanzgewächse winterhart?

Viele Fuchsschwanzgewächse sind nicht winterhart und vertragen keine anhaltenden Frostperioden. Vor allem Arten wie Amaranth sind frostempfindlich und werden in gemäßigten Zonen meist als einjährige Pflanzen kultiviert. Zierarten wie der hängende Fuchsschwanz können über den Sommer prächtig gedeihen, sollten aber in den Herbstmonaten ins Haus geholt oder durch neue Aussaat ersetzt werden.


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