Der Schiefe Schillerporling (Inonotus obliquus) ist heutzutage eher unter seiner asiatischen Bezeichnung Chaga Pilz bekannt. Dies hat einen einfachen Grund, denn in Asien ist der Pilz seit Jahrhunderten Bestandteil der traditionellen Volksmedizin. Vor allem als Stärkungsmittel und zur Verbesserung der Immunabwehr wird Inonotus obliquus in fernöstlichen Ländern immer wieder gerne genutzt. Allerdings stecken noch ganz andere heilsame Eigenschaften in dem König der Vitalpilze. Lesen Sie hier mehr dazu.
Inhaltsverzeichnis
ToggleEine Empfehlung des Kräuterkaisers
Eigentlich ist der Chaga Pilz nicht nur in Asien, sondern auch in Europa heimisch. Der zur Familie der Borstenscheiblingsverwandten (Hymenochaetaceae) gehörende Baumpilz wächst mit Vorliebe an Birken sowie an Erlen, Buchen und Eichen. Er manifestiert sich hier an der Rinde der Laubbäume und bildet dort einen geröllsteinartigen Auswuchs.
Was für die Nährstoffversorgung der Bäume zu einem ernsten Problem werden kann (Der Chaga Pilz führt an befallenen Bäumen oftmals zur sogenannten Weißfäule), ist für den Menschen nicht nur ungefährlich, sondern auch gesund. Denn Inonotus obliquus besitzt eine einmalige Heilwirkung, die schon vom legendären Urvater der Traditionellen Chinesischen Medizin, dem Kräuterkaiser Shennong erkannt wurde.
Shennong, dessen Herrschaft Legenden zu Folge sowohl die chinesische Kräuterkunde, als auch die landeseigene Kaiserdynastie begründet haben soll, berichtete schon vor tausenden von Jahren über die wertvolle Heilkraft des Vitalpilzes. Sein Wissen ist in dem ältesten Kräuterbuch der TCM, dem Shennong Bencaojing (神農本草經, zu deutsch: Heilkräuterklassiker nach Shennong) festgehalten.
Es handelt sich bei dem Chaga Pilz also um einen Vertreter der klassischen TCM-Kräuter. Und auch dem indischen Ayurveda ist Inonotus obliquus schon lange bekannt. In beiden Disziplinen gilt der Pilz als Jungbrunnen und auch in Europa hat man die außergewöhnlichen Vorzüge des Chaga Pilzes längst erkannt.
Inhaltsstoffe und Wirkung von Chaga Pilz
Kaiser Shennong empfahl den Chaga Pilz als Garant für ein gesundes Chi und ein langes Leben. Die ayurvedische Medizin pflichtete dieser Aussage bei und verwendet den Vitalpilz seit jeher als lebensverlängerndes Stärkungsmittel.
Die nachgesagte Heilwirkung von Inonotus obliquus ist damit aber noch längst nicht vollständig umrissen. Denn 1967 hielt der berühmte russische Schriftsteller Alexander Solschenizyn in seinem Buch „Krebsstation“ den Chaga Pilz zudem als einziges Heilmittel fest, das ihm bei der Behandlung seines Tumorleidens geholfen habe.
Seit dieser Zeit erlangte der Chaga Pilz auch in der europäischen Volksmedizin immer mehr Aufmerksamkeit. Insgesamt findet er heute bei folgenden Gesundheitsbeschwerden Anwendung:
- Autoimmunerkrankungen (z.B. Schuppenflechte)
- geschwächtes Immunsystem
- Magen-Darm-Erkrankungen
- Lebererkrankungen
- Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
- Diabetes
- Rheuma
- Krebserkrankungen
- Entzündungskrankheiten
Verantwortlich für die vielseitige Heilwirkung des Chaga Pilzes sind an die 200 verschiedenen Wirkstoffe, welche von der Wissenschaft bislang noch nicht umfassend erforscht werden konnten. Nachstehend jedoch ein paar der wichtigsten bekannten Inhaltsstoffe im Überblick:
Antioxidantien
Dass antioxidative Wirkstoffe sowohl Entzündungen vorbeugen als auch dem Stoffwechsel zu Gute kommen, ist kein Geheimnis. Im Chaga Pilz stecken diesbezüglich hohe Mengen an Superoxiddismutase (SOD) und Melanin. Beide Antioxidantien kommen in Heilkräutern relativ selten vor, sind für den Körper jedoch sehr wertvoll, da sie
- entzündungshemmend wirken,
- das Immunsystem stärken,
- den Stoffwechsel verbessern,
- das Herz-Kreislauf-System stärken
- und Zellschäden vorbeugen.
Dank ihrer multiplen Effekte auf den Körper sind die genannten Antioxidantien gegen eine Vielzahl von Krankheitsbeschwerden hilfreich. So beugt der Stärkungseffekt auf das Herz-Kreislauf-System beispielsweise Erkrankungen wie Arteriosklerose oder der Koronaren Herzkrankheit vor.
Die belebende Wirkung der Antioxidantien von Chaga auf den Stoffwechsel ist wiederum wertvoll in der Behandlung von Diabetes sowie der Beseitigung von Schlacken und Körpergiften. Chronische Entzündungskrankheiten wie die Magen-Darm-Erkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa dagegen, sprechen gut auf die entzündungshemmende Wirkung der pilzeigenen Antioxidantien an.
Am interessantesten ist allerdings der zellschützende Effekt von Chaga Pilz, welcher zum einen Dermalkrankheiten wie Schuppenfleche oder Neurodermitis lindert und zum anderen sogar als krebshemmend gilt.
beta-Glucane
Zu den sogenannten Mehrfachzuckern oder Polysacchariden gehören die ß-Glucane im Chaga Pilz. Sie aktivieren im Körper die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), welche als Antikörper ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems sind. Insgesamt unterstützen die Mehrfachzucker im Vitalpilz folgende Heilwirkungen:
- Stärkung des Immunsystems
- Verbesserung des Zellschutzes
- entzündungshemmende Wirkung
- vitalisierende Eigenschaften
Dank der Wirkung seiner ß-Glucane in Kombination mit den wertvollen Antioxidantien gehört der Schiefe Schillerporling auch zur Wirkstoffgruppe der Adaptogene. Darunter versteht man natürliche Substanzen, welche dem Körper dabei helfen, alltägliche Stresssituationen zu meistern.
Betulinsäure
Einen besonderen Wirkstoff hat der Chaga Pilz einem ganz besonderen Wuchsgrund zu verdanken. Betulinsäure bildet sich in ihm nämlich nur dann aus, wenn er auf Birkenrinde wächst. Die findet schon seit längerem Einsatz in der Krebstherapie, da sie entartete Zellen an deren verändertem pH-Wertes zu erkennen und in ihnen den Zelltod (Apoptose) auszulösen vermag.
Kurzum, Betulinsäure ist der Grund für die krebshemmenden Eigenschaften des Chaga Pilzes. Einzelheiten hierzu erfahren Sie wie immer im Abschnitt zu aktuellen Studienergebnissen.
Chaga Pilz sammeln
Chaga Pilze findet man zumeist als getrocknete Teekräuter. Einige sammeln die Pilze auch selbst im Wald. Hierzu eignen sich jedoch nur Laubwälder, in denen Birken, Buchen, Eichen und Erlen fernab Verkehrs- und Industriegebieten und ohne Schadstoffbelastung in der Luft gedeihen.
Auch sollte man über das nötige Expertenwissen verfügen, um die Pilze zweifelsfrei von Artgenossen unterscheiden zu können. Ein guter Tipp ist es, fachkundige Pilzsammler als Waldführer mitzunehmen.
Gesammelt werden Chaga Pilze durch Abtrennung von der Baumrinde mit einem Messer oder kleinem Hammer. Nach der Ernte werden die Pilze luftgetrocknet, bis sie ausgehärtet sind und sich problemlos zerbröckeln lassen. Man kann die Pilze dann entweder zerbrechen oder mit Mörser und Stößel zermahlen.
Anwendung und Dosierung
Für die Herstellung von Tee aus Chaga Pilz verwendet man üblicher Weise 2 TL des getrockneten Pilzes oder dieselbe Menge an Chaga Pulver. Eine Frühstückstasse Tee kann dann ohne Bedenken täglich getrunken werden. Empfehlenswert ist es, den Tee mit aromatischen Teekräutern oder Zusätzen wie Ahornsirup, Honig, Pfefferminze oder Zitrone zu kombinieren.
Alternativ zur Nutzung als Teekraut gibt es auch Kapseln aus Chaga Pilz zu kaufen. Diese werden vor allem bei chronischen Erkrankungen gerne als angewendet. Die Dosierung beträgt maximal 3 x 1 Kapsel täglich, die nach den Mahlzeiten einzunehmen sind.
Die stoffwechselstimulierende Funktion von Chaga Pilz kann eine erhöhte Blutungsneigung und einen kurzfristigen Abfall des Blutzuckerspiegels verursachen. Patienten, die an Unterzucker leiden oder eine Medikation mit gerinnungshemmenden Medikamenten aufweisen, sollten deshalb von der Anwendung des Vitalpilzes absehen. Auch die kombinierte Einnahme mit Aspirin ist diesbezüglich nicht ratsam, da auch dieses Arzneimittel die Blutungsneigung erhöht.
Studien zum Chaga Pilz
Gerade die Bedeutung von Chaga Pilz für die Krebsbehandlung machte ihn in den letzten Jahren immer wieder zu einem beliebten Forschungsobjekt. Tatsächlich gibt es hier inzwischen auch sehr interessante Forschungsergebnisse. Gleiches gilt für seine anderen heilsamen Eigenschaften. Hierzu abschließend ein kleiner Überblick:
Chaga Pilz in der Krebstherapie
Die Betulinsäure im Chaga Pilz zählt zu den sogenannten Terpenen bzw. Triterpenen. Diese haben als antibiotische bzw. desinfizierende Wirkstoffe schon seit geraumer Zeit eine besondere Bedeutung für die Medizin. Dass speziell die Triterpene im Chaga Pilz auch krebshemmende Eigenschaften besitzen wurde 2014 in einer chinesischen Studie belegt.
Geht es um die Heilwirkung des Pilzes bei Hautkrankheiten, so konnten Untersuchungen einen positiven Effekt von Chaga Pilz gegen Hautkrebs ermitteln. Die Mehrfachzucker des Heilpilzes unterbinden demnach eine Ausbreitung metastasierender Melanome.
Chaga besitzt antivirales Potential
Neben ihrem hemmenden Effekt auf Krebszellen besitzt die Betulinsäure im Chaga Pilz aber noch andere Qualitäten. So fanden Forscher aus Japan zum Beispiel heraus, dass die Säure auch einer der wenigen Wirkstoffe ist, der etwas gegen AIDS und HIV auszurichten vermag. Mit Blick auf den Chaga Pilz legt dies eine antivirale Wirkung des Pilzkönigs nahe.
Überhaupt lässt sich die immunstärkende Wirkung von Chaga Pilz nur schwer von der Hand weisen. Neben Betulinsäure ist diesbezüglich auch die Wirkung der pilzeigenen Polysaccharide gut belegt. Im Übrigen entdeckten die zuständigen Forscher aus China diesbezüglich auch eine krebshemmende Wirkung der Mehrfachzucker im Chaga Pilz, was dessen Wert für die Krebstherapie weiter erhöht.
Chaga Pilz hemmt nachweislich Entzündungen
Die Wirkung von Inonotus obliquus auf die Immunfunktionalität ist sehr vielseitig. Neben infektions- und krebshemmenden Eigenschaften reduziert der Pilz laut Studienergebnissen auch das Entzündungsrisiko. In Verbindung mit Studien zum Potential des Pilzes als Krebsmittel entdeckten Wissenschaftler hier auch entzündungshemmende Eigenschaften und legten eine Verwendung von Chaga Pilzen in Spezialnahrung und Medikamenten bei Entzündungskrankheiten nahe.
Fazit
Wenn sich ein Pilz als medizinisches Allroundtalent rühmen kann, dann ist dies gewiss der Chaga Pilz. Von Wissenschaftlern mittlerweile schon als Medizinpilz gehandelt, bestätigt dieser Waldbewohner, dass sich das alte Wissen der Traditionellen Chinesischen Medizin im Zweifelsfall auch im Labor bewahrheitet.
Von Immunbeschwerden über Stoffwechselkrankheiten bis hin zu Krebserkrankungen kann Inonotus obliquus bei vielen Gesundheitsbeschwerden helfen. Gelegentlich nach diesem Baumrindenbewohner Ausschau zu halten, kann also lohnen.
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