Es ist schon verwunderlich, dass manche Pflanze je nach Art- und Sortenwahl entweder als wertvolle Nutzpflanze oder verächtliches Teufelskraut verschrien ist. Ein Gewächs, an dem sich hier die Geister scheiden, ist Cannabis.
Während zahlreiche Hobby-Botaniker seit jüngster gesetzlicher Änderung nun auch legal eifrig Cannabis anbauen, tun sich andere schwer mit der Akzeptanz einer Pflanze. Immerhin war diese bis dato nur als Nutzhanf legal.
Das Grüne Archiv versteht sich in diesem Punkt als Informationsplattform und sieht sich deshalb gerade mit Blick auf die im April 2024 durchgesetzte Legalisierung von Konsumcannabis dazu veranlasst, doch mal einen ausführlichen Ratgeber zum Thema bereitzustellen. Dies aber mit der nötigen Sorgfalt und Hinweisen zu wichtigen gesetzlichen Bestimmungen.
Inhaltsverzeichnis
ToggleWas ist Cannabis?
Der Begriff Cannabis leitet sich vom altgriechischen Wort kánnabis für „Hanf“ ab und ist demgemäß die wissenschaftliche Bezeichnung der Gattung Hanf. Sie ist die Stammgattung der Hanfgewächse, zu der im Übrigen auch der Hopfen gehört.
Nun gibt es aber noch zahlreiche andere Beinamen für Cannabis, die jedoch nicht immer synonym füreinander gebraucht werden können. Während einige davon durchaus die gesamte Pflanze beschreiben, sind andere umgangssprachliche Bezeichnungen für bestimmte Pflanzenteile.
Eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt
Wie erwähnt, ist Cannabis eng verwandt mit dem Hopfen, von dem sich die Hanfgattung vor schätzungsweise 27,8 Millionen Jahren abspaltete. Die Ursprünge der Pflanze liegen laut aktuellen archäologischen Kenntnissen im Gebiet des heutigen Ningxia in China, das an Tibet grenzt.
Von seiner Heimat in Zentralasien aus gelangte die Pflanze vor etwa 32.000 Jahren über südostasiatische Länder wie Indien zunächst auf die Arabische Halbinsel und dann in den Mittelmeerraum. Das maßgeblich aufgrund gezielten Anbaus durch den Menschen.
Die Anwendungs- und Anbaugeschichte von Hanf reicht also höchstwahrscheinlich ähnlich weit zurück wie die von Getreide, das seit etwa 10.000 bis 23.000 Jahren vom Menschen angebaut wird. Heute ist Hanf weltweit sowohl in gemäßigten als auch in tropischen Regionen heimisch.
Etymologie des Wortes „Cannabis“
Das altgriechsiche kánnabis Cannabis lässt sich auf die indogermanische Wortwurzel kanaB- bzw. kanaP- zurückführen. Sie spielt in der etymologischen Entstehung der teils bis heute gebräuchlichen Beinamen für Cannabis eine bedeutende Rolle. Dies insbesondere, wenn man die Entstehungsgeschichte der Pflanze selbst etwas genauer betrachtet.
Es lässt sich hier ein relativ chronologischer Verlauf der Wortentstehung nachzeichnen, der den historischen Verbreitungsweg der Hanfpflanze wiedergibt. Gängige Theorien dazu orientieren sich meist an folgender Wortchronologie:
- Bhanga / Gañjya (sanskrit)
- Ganzigunnu (sumerisch)
- Bang (persisch)
- Qunnappa (syriakisch)
- Kunnab (arabisch)
- Qannabbôs / Qaneh (hebräisch)
- Kánnabis (altgriechisch)
- Hanapiz (germanisch)
- Konopí (tschechisch)
Eine der ältesten Bezeichnungen für Cannabis ist demnach das aus dem Sanskrit stammende Gañjya (heute: Ganja). Es soll sich direkt vom sanskrit Namen des heiligen indischen Flusses Ganges, Ganga, ableiten. An seinen Ufern wächst wilder Cannabis nämlich schon seit Jahrtausenden, weshalb der Fluss als Inspirationsquelle bei der Namensgebung Pate stand.
Aus dem ehemaligen „g“ in Gañjya bzw. „b“ in Bhanga wurde im Laufe der Zeit zunächst ein „q“ bzw. „k“. Gemäß dem Grimmschen Gesetz der Ersten Lautverschiebung wandelte sich das gesprochene „k“ dann in ein „h“.
Modernere Wortvarianten wie das altgriechische kánnabis und auch das germanische hanapiz verdeutlichen diesen sprachlichen Wandel. Außerdem stehen sie ergänzend mit den finnougrischen Worten kéne für „Hanf“ und piš für „Brennnessel“ bzw. „Nessel“ in Verbindung.
Speziell aus hanapiz entwickelten sich in Folge auch heute gebräuchliche Bezeichnungen wie das deutsche „Hanf“, das skandinavische „Hampa“, das niederländische „Hennep“ und das englische „Hemp“.
Unterschied zwischen Cannabis und Marihuana
Marihuana, Mary Jane, Weed, Pot, Hasch – es gibt zahlreiche umgangssprachliche Namen für Hanf, die allerdings signifikante Unterschiede zum Begriff Cannabis aufweisen. Während letzterer nämlich die gesamte Hanfpflanze bezeichnet, beschreiben Marihuana und Co. in der Regel nur bestimmte Pflanzenteile der weiblichen Hanfpflanze bzw. deren Erzeugnisse.
Per Definition handelt es sich bei Marihuana um die cannabinoidhaltigen Blüten der weiblichen Hanfpflanze. Hasch oder Haschisch (vom arabischen ḥašīš für „Gras“) bezeichnet wiederum den Harzextrakt der Marihuana-Blüten. Zur Wortentstehung von Marihuana gibt es dabei zahlreiche Theorien.
Insbesondere in Assoziation mit dem Beinamen Mary Jane lässt sich die spirituelle Funktion von Hanf als Ritual- und Zauberpflanze erkennen. Denn Mary Jane ist eine Referenz zur Jungfrau Maria. Ihrer spirituellen Führung werden die Visionen und magische Einsicht versprechenden, psychoaktiven Blüten der Hanfpflanze in vielen Kulturkreisen gleichgesetzt.
Die Doktrin der Santa Maria, eine Religionsgemeinschaft aus Brasilien, nutzt Cannabis noch heute zu rituellen Zwecken, um die heilige Mutter Gottes zu ehren und anzurufen.
Deutlich wissenschaftlicher ist die Theorie, dass sich das Wort Marihuana von dem chinesischen Ma Hua für „Hanfblüten“ ableitet. Allerdings kommt man auch hier nicht um Assoziationen zum Namen Maria herum.
Einige Sprachwissenschaftler vermuten nämlich, dass das chinesische Ma (von „Mrj“ stammend) der semitischen Wortwurzel mrr geschuldet ist. Und auf diese geht neben dem Wort Myrrhe auch die aramäische Urform von Maria, Mirjam zurück.
Sowohl Myrrhe als auch Mirjam bedeuten übersetzt so viel wie „herb“, „bitter“ oder „bittere See“. Das lateinische maris für „Meer“ leitet sich hiervon ab. Und auch die Verbindung zu dem Duft von Marihuanablüten liegt nahe, denn diese riechen intensiv süßlich-würzig-herb bis säuerlich-bitter.
Cannabis in der Küche und Medizin
Wer bei Cannabis zu aller erst an den psychoaktiven Wirkstoff THC denkt, sollte umdenken. In der Pflanze sind nämlich noch ganz andere Inhaltsstoffe aktiv.
Das mit teils äußerst gesundheitsfördernder Wirkung und medizinischer Relevanz für einige der schwersten Krankheitsbilder der Welt. Es handelt sich bei Hanf also nicht zuletzt auch um eine Heilpflanze, die bei Weitem besser ist als ihr Ruf.
Inhaltsstoffe und Wirkung von Cannabis
Laut einer österreichischen Studie des Instituts für Angewandte Synthesechemie enthält Cannabis über 300 verschiedene Wirkstoffe, die für die Medizin aus vielfältigen Gründen relevant sind.1Aitor Sainz Martinez, Olga Lanaridi, Kristof Stagel, Heidi Halbwirth, Michael Schnürch, Katharina Bica-Schröder: Extraction techniques for bioactive compounds of cannabis; in: Natural Product Reports, Volume 40, Issue 3, 2023; PMID: 36625451 Royal Society of Chemistry Dabei spielen neben Cannabinoiden, zu denen auch THC gehört, noch ganz andere Inhaltsstoffe eine wichtige Rolle. Insgesamt lassen sich hier folgende Inhaltsstoffe und Wirkstoffgruppen festhalten:
- Cannabinoide
- Flavonoide
- Mineralstoffe
- Phenole
- Phytosterole
- Proteine
- Provitamin A
- Terpene
- Vitamin E
Die Verteilung der bioaktiven Substanzen in den jeweiligen Pflanzenteilen gestaltet sich sehr individuell. In den Blüten, Blättern und Samen von Cannabis stecken vor allem Cannabinoide wie CBD und THC. In den Wurzeln sind Terpene, Terpenoide und Phytosterole dominant.
Die größte Vielfalt an Inhaltsstoffen bieten allerdings Cannabis-Samen. Neben Terpenen und Phytosterolen sind sie auch reich an Phenolen, Proteinen, Mineralstoffen, Provitamin A (Carotinoide) und Vitamin E.
CBD-Cannabinoid gegen Nervenerkrankungen
In Cannabis stecken rund 125 verschiedene Cannabinoide. Das psychoaktive Tetrahydrocannabinol (THC) ist nur einer davon. Andere Cannabinoide zeichnen sich durch eine angstlösende, antidepressive, appetitanregende, beruhigende, krampflösende, schlaffördernde und schmerzlindernde Wirkung ohne berauschenden Nebeneffekt aus.
Das gilt allen voran für Cannabidiol (CBD). Es ist in der medizinischen Anwendung von Cannabis bedeutsam, da es sowohl gegen Schmerzkrankheiten wie Multiple Sklerose als auch psychische, seelische und geistige Beschwerden wie ADHS, Alzheimer, Depressionen, Epilepsie und Parkinson sehr effizient wirkt.
Der Wirkmechanismus lässt sich anhand von Nervenrezeptoren im menschlichen Körper erklären, die sogar nach den Cannabinoiden benannt sind. Gemeint sind die Cannabinoid-Rezeptoren des Zentralnervensystems. Sie werden insbesondere bei neuronalen Verletzungen und Irritationen, also Nervenschäden und Nervenentzündungen, aber auch bei entzündlichen Virusinfektionen aktiviert.
Die Aktivierung sorgt laut einer spanischen Studie des Fundación Hospital Alcorcón in Madrid für eine Linderung von neuronalen Entzündungsprozessen und kann so das Krankheitsbild entzündlicher Nervenerkrankungen signifikant lindern.2C Benito, R M Tolón, M R Pazos, E Núñez, A I Castillo, J Romero: Cannabinoid CB2 receptors in human brain inflammation; in: British Journal of Pharmacology, Volume 153, Issue 2, 2008; PMID: 17934510 British Pharmacological Society Darüber hinaus stimulieren sie die Nervenregeneration.
Die Konzentration von medizinisch wertvollen Cannabinoiden ist in den auch als Marihuana bekannten Blüten der weiblichen Hanfpflanze besonders hoch. Dementsprechend werden in der Therapie entweder die unverarbeiteten Blüten oder CBD-Öl verwendet.
Für die Herstellung eines Ölauszugs werden die getrockneten Blüten zerkleinert und dann in einem hochwertigen Basisöl extrahiert. Ein im Handel erhältlicher Hanfextrakt mit CBD-Öl ist Nabiximol.
CBD-Öl in der Naturkosmetik
Abgesehen von seiner Anwendung in der Medizin kommt CBD-Öl auch in der Naturkosmetik zum Einsatz. Da das Öl eine beruhigende und reizlindernde Wirkung hat, hilft es gegen Hautirritationen und Hautentzündungen. Auch chronisch entzündliche Hauterkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis) und Neurodermitis (atopisches Ekzem) sollen gut auf eine Anwendung reagieren.
Enthalten ist CBD-Öl in Naturkosmetik zur Hautpflege zum Beispiel in Hautöl, Hautcreme, aber auch in medizinischen Salben. Ebenso gibt es medizinische Shampoos zur Haarpflege, die auf das Öl setzen. Hier kann es Kopfhautentzündungen entgegenwirken.
Flavonoide, Phenole und Phytosterole für Herz- und Gefäßgesundheit
Flavonoide sind in Hanf etwa 34 enthalten. Dabei handelt es sich um Pflanzenfarbstoffe mit antioxidativer Wirkung. Sie stärken die Herz- und Gefäßgesundheit, indem sie freie Radikale im Körper einfangen. Auf diese Weise beugen sie Herz- und Gefäßerkrankungen wie Bluthochdruck, Cholesterin und Arteriosklerose vor.
Gleiches gilt auch für die antioxidativen und entzündungshemmenden Phenole in Hanfsamen. Von ihnen wurden in Studien etwa 42 entdeckt. Hinzu kommen etwa 11 Phytosterole in Cannabis, von denen Sitosterol und Campesterol gewiss die wichtigsten sind. Sie sind für ihre cholesterinsenkende Wirkung bekannt.
Diesbezüglich sei erwähnt, dass gerade der Gehalt an Phytosterolen in Hanfsamen sehr stark von der gewählten Sorte abhängig ist. Er kann deshalb laut einer polnischen Studie variieren.3Andrzej Kwaśnica, Mirosława Teleszko, Damian Marcinkowski, Dominik Kmiecik, Anna Grygier, Wojciech Golimowski: Analysis of Changes in the Amount of Phytosterols after the Bleaching Process of Hemp Oils; in: Molecules, Volume 27, Issue 21, 2022; PMID: 36364027 MDPI
Hanföl und Hanfprotein in der Ernährung
Proteine finden sich vor allem in Cannabis-Samen. Dieses auch als Hanfprotein bekannte pflanzliche Protein ist vor allem für Veganer interessant.
Eiweiß kommt in pflanzlichen Lebensmitteln üblicherweise eher selten vor. Neben Reisprotein und Protein aus Hülsenfrüchten wie Soja, Linsen, Erbsen und Lupinen ist das Protein aus Hanfsamen hier eine der wichtigsten Eiweißquellen in der veganen Ernährung.
Darüber hinaus gibt es auch Pulver aus Hanfprotein zum gezielten Muskelaufbau. In der Fitnessbranche hat sich das pflanzliche Protein längst etabliert und findet unter anderem als Zutat für vegane Proteinriegel und Proteinshakes Verwendung.
Das Gute daran: Hanfprotein ist frei von Gluten, Fructose und Lactose. Für Menschen mit Glutenunverträglichkeit, Fructose- oder Laktoseintoleranz ist die pflanzliche Alternative zu tierischem Protein also wie geschaffen.
Neben Hanfprotein ist auch das aus den Samen der Hanfpflanze gewonnene Hanföl in der Küche gebräuchlich. Es fällt unter den Speiseölen durch seine markant grüne Farbe auf.
Nutzen kann man Hanföl sowohl zum Verfeinern von Kaltspeisen wie Salaten als auch zum Kochen. Unterscheiden muss man Hanföl als Speiseöl aber von dem medizinisch und kosmetisch genutzten CBD-Öl.
Terpene und Terpenoide zur Beruhigung und Immunstärkung
In Studien konnten für Cannabis bis zu 120 Terpene und Terpenoide nachgewiesen werden. Sie besitzen eine antimikrobielle, beruhigende, entzündungshemmende, immunstärkende und muskelentspannende Wirkung.
Somit helfen sie einerseits bei Infektionen und Entzündungen, andererseits gegen Muskelschmerzen, Schlafstörungen und innere Unruhe. Zu den wichtigsten Terpenen und Terpenoiden gehören dabei:
- α-Pinen
- β-Caryophyllen
- β-Myrcen
- Caryophyllenoxid
- Limonen
- Linalool
- Nerolidol
- Phytol
Arten und Sorten von Cannabis
Je nach Autor umfasst die Gattung Cannabis 1 bis 3 verschiedene Arten. Geht man von drei Arten aus, so ist zwischen folgenden Varianten zu unterscheiden:
- Gewöhnlicher Hanf (Cannabis sativa)
- Kultur-Hanf (Cannabis sativa var. sativa)
- Wild-Hanf (Cannabis sativa var. spontanea Vav.)
- Indischer Hanf (Cannabis indica)
- Ruderal-Hanf (Cannabis ruderalis)
Einige Autoren nennen den Indischen und Ruderal-Hanf als Unterart des Gewöhnlichen Hanfs. Allerdings sind morphologische Untersuchungen hier äußerst variabel und lassen aktuell noch keine abschließende taxonomische Zuordnung zu.
Nutzhanf und Kultur-Hanf
Bezeichnungen wie Nutzhanf oder Kultur-Hanf sorgen häufig für Verwirrng. Viele sind der Meinung, dass es sich bei Nutzhanf um eine spezielle Kulturvariante zur Gewinnung von Hanffasern oder Hanflebensmitteln wie Hanfsamen, Hanfprotein und Hanföl handelt. Dies ist jedoch nicht der Fall.
Grundsätzlich versteht man als Nutzhanf oder Industriehanf alle Cannabis-Sorten, die als Nutzpflanzen (auch zur Gewinnung von Hanfblüten) kultiviert werden. Eine klare Abgrenzung besteht hier fast ausschließlich bei medizinisch genutztem Hanf.
Medizinische und Nicht-Medizinische Sorten
Für die Anwendung in der Medizin wird hauptsächlich medizinisches Cannabis mit vergleichsweise hohem CBD-, aber geringem THC-Gehalt verwendet. Der CBD-Gehalt kann je nach Sorte zwischen 1 und 12 Prozent liegen. Der THC-Gehalt variiert zwischen weniger als 1 bis 24 Prozent. Es sei jedoch erwähnt, dass auch medizinische Sorten meist aus nicht-medizinischen Sorten gezüchtet werden.
Den medizinischen Sorten gegenüber stehen Cannabis-Sorten mit hohem THC-Gehalt. Sie werden speziell zur Gewinnung von Marihuana-Blüten kultiviert, wobei man sich gerne die besonderen Wirkungsmechanismen verschiedener Arten zu Nutze macht.
Die Unterscheidung in Indica- und Sativa-Sorten ist hier eine Orientierungshilfe für die jeweilige psychoaktive Wirkung. Hinzu kommen einige Hybrid-Sorten, bei denen Indica- und Sativa-Eigenschaften in einem bestimmten Mischverhältnis auftreten.
Gelegentlich werden Hybride auch mit besonderen Wuchseigenschaften ausgestattet. So kreuzt man Ruderal-Hanf zum Beispiel gerne mit ein, um beim Autoflowering eine schnelle Blüte herbeizuführen.
Diese Tritt bei entsprechenden Hybridkreuzungen dann schon nach etwa vier Wochen ein, auch wenn dadurch der Wirkstoffgehalt etwas leidet. Hier ein Überblick zu den wichtigsten Sorten-Eigenschaften:
- Indica-Sorten: Zeichnen sich durch ein tief entspannendes Gefühl aus, das mit dem charakteristischen „Stoned-Gefühl“, dem körperlichen High einhergeht. Ihr THC-Gehalt ist für gewöhnlich recht hoch. Beliebt sind Indica-Sorten zur Beruhigung, Schlafeinleitung und Entspannung.
- Sativa-Sorten: Sind für ihre zerebrale Wirkung bekannt, die mit einem hohen Maß an Euphorie, geistiger Klarheit und Inspiration verbunden ist. Der THC-Gehalt ist geringer als bei Indicas. Beliebt sind Sativa-Sorten mitunter bei Kreativen und Künstlern sehr beliebt, aber auch zur Anwendung bei Depressionen.
- Hybrid-Sorten: Während es sich im Grunde bei den meisten Cannabis-Sorten um Kreuzungen handelt, wird der Begriff „Hybride“ bei dieser Pflanze speziell für Kreuzungen aus je einer Indica- und einer Sativa-Sorte verwendet. Bei diesen Hybriden lässt sich die Wirkung von Indicas und Sativas in gewünschtem Maße kombinieren. Es gibt Hybride, die leicht entspannend und höchst euphorisch wirken oder umgekehrt.
Medizinisches Cannabis
Medizinische Strains werden in der Regel von eingetragenen Herstellern wie 420 Pharma, Aurora, Bedrocan, Cannamedical, Drapalin, Klenk, Natural Pharma oder Tweed angeboten. Viele davon sind Strains beliebter Sorten wie ‚Hindu Kush‘, ‚Jack Herer‘, ‚Skunk Haze‘, ‚Sweet Skunk‘ oder ‚White Widow‘.
Bei einem Großteil der medizinischen Cannabis-Sorten handelt es sich um indica-dominante Sorten. Es gibt vereinzelt aber auch gute sativa-dominante Sorten oder Hybride mit gleichwertigen Anteilen. Hier ein Überblick zu den beliebtesten, in der Apotheke erhältlichen Sorten:
Sorte | CBD-Gehalt | THC-Gehalt | Genetik |
---|---|---|---|
Argyle | 7 % | 5,4 % | Indica |
Bedrocan | 1 % | 22 % | Sativa |
Cannatonic | 12 % | 1 % | 50 / 50 |
Demecan 22:01 Florestura | 1 % | 22 % | Sativa |
Demecan Typ 1 | 1 % | 22 % | Indica |
Green No 3 | 11,7 % | 8,1 % | Hybrid |
OG Kush CBD | 10 % | 10 % | Indica |
Spectrum Cannabis 8/7 (Penelope) | 7 % | 8 % | 50 / 50 |
Tilray THC22 Spotlight Porto Galaxy Walker OG | 1 % | 22 % | Indica |
Cannabis-Indica-Sorten
Frühe Indica-Sorten stammen ursprünglich aus dem Hindukush in Zentralasien. Dementsprechend sind Kush-Varianten in dieser Sorten-Kategorie sehr weit verbreitet. Daneben finden sich auch zahlreiche Skunk-Abkömmlinge.
Das Klima der Hindukush-Region ist äußerst rau, weshalb die hier wachsenden Hanfpflanzen mit einer dicken Schutzschicht aus Harz bedeckt sind. Folglich werden Indica-Sorten auch gerne zur Gewinnung von Hasch verwendet.
Charakteristisch für Indicas ist außerdem ein eher gedrungener, buschiger Wuchs. Ihre Blütezeit ist vergleichsweise kurz, wobei sie bevorzugt zur Indoor-Kultur genutzt werden. Ihr THC-Gehalt ist für gewöhnlich recht hoch. Hier die beliebtesten Sorten:
- ‚Afghani‘
- ‚Big Bud‘
- ‚Blue Cheese‘
- ‚Granddaddy Purple‘
- ‚Hindu Kush‘
- ‚Northern Lights‘
- ‚OG Kush‘
- ‚Purple Kush‘
- ‚Super Skunk‘
- ‚Shiva Skunk‘
- ‚White Widow‘
Cannabis-Sativa-Sorten
Wie Indica- stammen auch Sativa-Sorten ursprünglich aus Asien. Allerdings sind sie eher in Südostasien heimisch, wo sie traditionellerweise als Nutzpflanzen zur Gewinnung von Hanffaser angebaut wurden.
Sativa-Sorten besitzen im Vergleich zu Indica-Sorten einen äußerst schlanken und hohen Wuchs von bis zu 4 m. ihre Buds sind äußerst klebrig und haben einen eher süßlich-herben Duft. Im Gegensatz zu Indicas eignen sich Sativas hervorragend für die Outdoor-Kultur.
Zu den Sativa-Sorten gehören einige der legendärsten Cannabis-Sorten. Das gilt unter anderem für ‚Orange Bud‘ und ‚Purple Haze‘. Letztere Stammt vom berühmten ‚Original Haze‘ ab. Die Originalsorte entstand wohl in den 1960er bis 1970er Jahren als Kreuzung von mexikanischen und asiatischen Sorten. Als Elternteil zahlreicher Sativa-Kreuzungen verlieh sie auch diesen ihren Namen: Zu den beliebtesten Sativas gehören dabei:
- ‚Amnesia Haze‘
- ‚Early Pearl‘
- ‚Green Haze‘
- ‚Jamaican Pearl‘
- ‚Kali Mist‘
- ‚Lemon Haze‘
- ‚Mexican Sativa‘
- ‚Orange Bud‘
- ‚Original Haze‘
- ‚Panama Haze‘
- ‚Purple Haze‘
- ‚Silver Haze‘
- ‚Skunk Haze‘
- ‚Tijuana‘
Fazit
Man kann Cannabis verteufeln, wenn man das möchte. Für die Aufklärung und den Fortschritt in der medizinischen Behandlung schwerer Krankheiten ist das allerdings nicht förderlich.
Darüber hinaus ist Hanf auch fernab von Wirkstoffen und psychedelischen Effekten schon seit Jahrtausenden eine kostbare Nutzpflanze. Als Artverwandter des Hopfens müssen sich zudem gerade Bier-Liebhaber die Frage gefallen lassen, warum der Rausch durch ein Hanfgewächs legaler sein soll als der andere.
Der Gesetzgeber hat hierauf 2024 eine Antwort gefunden und beschlossen, dass Hopfen und Hanf gleichermaßen legale Genussmittel sein dürfen. Und mit dieser Entscheidung müssen sich nun Fans und Gegner der Hanfpflanze gleichermaßen arrangieren.
Studienbelege:
- 1Aitor Sainz Martinez, Olga Lanaridi, Kristof Stagel, Heidi Halbwirth, Michael Schnürch, Katharina Bica-Schröder: Extraction techniques for bioactive compounds of cannabis; in: Natural Product Reports, Volume 40, Issue 3, 2023; PMID: 36625451 Royal Society of Chemistry
- 2C Benito, R M Tolón, M R Pazos, E Núñez, A I Castillo, J Romero: Cannabinoid CB2 receptors in human brain inflammation; in: British Journal of Pharmacology, Volume 153, Issue 2, 2008; PMID: 17934510 British Pharmacological Society
- 3Andrzej Kwaśnica, Mirosława Teleszko, Damian Marcinkowski, Dominik Kmiecik, Anna Grygier, Wojciech Golimowski: Analysis of Changes in the Amount of Phytosterols after the Bleaching Process of Hemp Oils; in: Molecules, Volume 27, Issue 21, 2022; PMID: 36364027 MDPI
Ähnliche Beiträge
Entdecke mehr von Das Grüne Archiv
Subscribe to get the latest posts sent to your email.