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Brennnessel, Brennnesselsud, Brennnesseljauche

Brennnesselsud und Brennnesseljauche selber machen

4 Minuten Lesezeit

Die Brennnessel ist nicht nur zu kulinarischen und medizinischen Zwecken geeignet. Dank Brennnesselsud und Brennnesseljauche stehen Gärtnern darüber hinaus auch zwei der besten natürlichen Bio-Pestizide bzw. Naturdüngemittel zur Verfügung. Dafür kann man den gewöhnungsbedürftigen Geruch von gärendem Brennnesselextrakt schon mal in Kauf nehmen. Hier eine Kurzanleitung für beide Naturmittel.

 

Warum stinkt Brennnesseljauche?

Für die Funktion von Brennnesselextrakten als Pflanzenschutz- und Düngemittel spielen zwei Inhaltsstoffe der Kräuterpflanze eine essenzielle Rolle: Histamin und Stickstoff. Bei Brennnesselsud als Pflanzenschutzmittel kommt diesbezüglich das Histamin zum Tragen. Es lässt sich durch Einlegen der Brennnesselkräuter in Wasser bei kurzer Extraktionszeit gewinnen. Die Betonung liegt auf kurz, zerfällt das Histamin bei längerer Extraktionsdauer doch recht schnell.

Anders sieht es hingegen bei Brennnesseljauche aus. Als Naturdünger spendet sie zahlreichen Gartenpflanzen den so dringend für das Pflanzenwachstum benötigten Stickstoff. Allerdings lässt sich dieser nur im Rahmen längerer Extraktionszeiten aus der Brennnessel gewinnen.

Im Gegensatz zum brennnesseleigenen Histamin, das in den äußeren Brennhaaren des Krautes sitzt, müssen zur Stickstoffgewinnung die Pflanzenfasern der Brennnessel aufgebrochen und fast vollständig zersetzt werden. Der hierfür notwendige Gärungsprozess setzt neben Stickstoff allerdings auch geruchsstarke Inhaltsstoffe wie Schwefel frei, derentwegen die Jauche so unerträglich stinkt. Leider ist die Brennnesseljauche aber auch erst wirklich fertig wenn der Gestank nach mehreren Wochen seinen Zenit erreicht…

 

Brennnessel, Brennnesselsud, Brennnesseljauche
Sieht schrecklich aus und riecht noch schrecklicher: Ansatz für Brennnesseljauche

Herstellung von Brennnesselsud

Die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten der Brennnessel im Garten bestätigen, dass sie völlig zu Unrecht als Unkraut abgetan wird. An stickstoffreichen Standorten dient sie als Zeigerpflanze und verrät Gärtnern so, wie sie nährstoffreichen Boden für stickstoffhungrige Pflanzen finden. Als Zutat für heilpflanzliche Rezepturen und Gemüsegerichte wie Salate oder Suppen zeichnen sich Brennnesseln außerdem als hervorragende Nutzpflanzen aus.

Noch mehr Nutzen hat die Brennnessel für die Gartenarbeit. Mit Brennnesselsud lassen sich nämlich Schädlinge wie Blattläuse und Spinnmilben wunderbar bekämpfen. Denn das im Brennsaft der Brennnesselhaare enthaltene Histamin sorgt nicht nur beim Menschen für lästigen Juckreiz und brennende Quaddeln. Auch Insekten und andere Wildtiere reagieren buchstäblich allergisch auf diese Überdosis Histamin.

Durch das Einlegen der Brennnesselblätter und -stängel in Wasser wird der histaminhaltige Brennsaft aus den Brennhaaren der Pflanze gelöst und kann danach unkompliziert auf von Schadbefall gefährdete Gartenpflanzen gesprüht werden. Zur Herstellung des Brennesselsuds braucht man dabei nicht viel.

 

Zutaten:

  • 500 g Brennnesseln
  • 5 l Wasser
  • 1 großen Eimer
  • 1 Sprühflasche

Herstellung:

Geben Sie Blätter und Stängel der Brennnessel in einen Eimer voll Wasser und lassen Sie das Kräuterwasser 12 bis 48 Stunden lang stehen. Länger sollte der Sud nicht durchziehen, da Histamin sehr flüchtig ist und sich ansonsten zersetzt. Nach der Ziehzeit filtern Sie die Brennnesselkräuter ab und geben das Brennnesselwasser ein eine Sprühflasche.
Brennnessel, Brennnesselsud, Brennnesseljauche
Tipp: Was nach der Extraktion der Jauche von der Brennnessel übrig bleibt, kann im Wurzelbereich von Gartenpflanzen verteilt werden und bietet neben Brennnesselsud ebenfalls einen hervorragenden Schutz gegen Schädlinge

Herstellung von Brennnesseljauche

Als Dünger werden Brennnesseln in Form von Brennnesseljauche verwendet. Es handelt sich hierbei um ein sehr stickstoffhaltiges Düngemittel, daher sollten Sie vorab sicherstellen, dass zu düngende Pflanzen auch wirklich einen entsprechenden Stickstoffbedarf haben. Das gilt unter anderem für Gemüsepflanzen und diverse Zierpflanzen, aber auch für Rasenflächen.

Ergänzend zum natürlichen Stickstoffgehalt der Brennnessel kann man der Brennnesseljauche auch noch andere Nährstoffgaben wie zum Beispiel Hornmehl zusetzen. Da es sich bei der Jauche um ein stark konzentriertes Nährstoffextrakt handelt, ist es außerdem wichtig, sie vor dem Ausbringen in den Gartenbeeten ausreichend mit Wasser zu verdünnen.

 

Zutaten:

  • 1 kg Brennnesseln (ohne Blüten)
  • 10 l Wasser
  • 500 g Hornmehl
  • 1 großer Eimer

 

Herstellung:

Vor der Herstellung der Brennnesseljauche ist es wichtig, die Blüten der Pflanzen zu entfernen. Auf diese Weise verhindern Sie, dass Samen der Pflanze mit in die Jauche gelangen, die dann bei der Ausbringung für eine wahre Brennnessel-Epidemie im Garten sorgen könnten. Nach der Entfernung der Brennnesselblüten geben Sie die Pflanzenteile in einen Eimer mit Wasser. Anschließend fügen sie das Hornmehl hinzu und lassen die Jauche etwa 14 Tage lang stehen.

Als Düngemittel können die Brennnesselkräuter getrost länger im Wasser verbleiben, da es nicht um die Gewinnung von Histamin, sondern den in den Pflanzen gebundenen Stickstoff geht. Sobald sich Stickstoffbläschen auf der Jauche bilden, ist sie fertig und die Kräuterreste können abgesiebt werden. Die Jauche wird nun in kleinen Mengen mit ins Gießwasser für Ihre Pflanzen gegeben. Das optimale Mischverhältnis zwischen Brennnesseljauche und Wasser beträgt 1:10 bei ausgewachsenen Pflanzen und 1:20 bei Jungpflanzen.


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